Kajetan hat geschrieben: ↑23.07.2017 19:10
Müssen wir halt weiter auf eine Maischberger-Sondersendung warten, wo sich die Runden-Teilnehmer nur aus Extrempositionen zusammensetzen und der eine oder andere schon mal seinen echauffierten Abgang übt
Fand ja den Moment sehr lustig, in dem Mathias von seiner früheren, leicht Woody-Allen-mäßigen Angewohnheit berichtet, immer die letzten zwei Seiten eines Buches zuerst zu lesen - herrlich, wie verdattert die beiden anderen darauf reagieren. An dieser Stelle hätte Jörg mit etwas mehr Mut durchaus den Bosbach machen können.
Darüber hinaus hast Du natürlich vollkommen Recht damit, dass das Video, als redaktionelle Positionierung betrachtet, gut funktioniert. Es hat bei 4players ja gute Tradition, eine eigene Redaktionslinie transparent an den Leser zu kommunizieren, was selbstredend super ist. Wenn man aber das besagte, (voll analytische!) Maischberger-Spoilerspecial haben möchte, muss man da thematisch tiefer graben, als hier geschehen.
Mein Senf: Ich würde hier einen dreigeteilten Blick vorschlagen, einerseits auf die Fankultur, andererseits aber auch auf das Unterhaltungsmedium selbst sowie drittens auf die redaktionelle Berichterstattung dazu. Für meine Begriffe leisten diese nämliche
allesamt große Beiträge zu dem Phänomen, das dann letztlich als "Spoilerhysterie" bei uns Beobachtern ankommt. Denn redaktionelle Medien leisten sich in der Tat zuhauf Spoiler der Kategorie, die auch hier im Video als unnötig gescholten werden, was sich dann in Überschriften äußert nach dem Strickmuster "Wen wird der Walking Dead-Bösewicht wohl nächste Folge töten?" oder "Alle Infos zur Schlacht auf Scarif" - welche wohlgemerkt das spektakuläre Finale von Rogue One darstellte, in gewissen Medien aber, wie viele andere Lore- und Storydetails auch, munter noch vor Veröffentlichung des Films in allen Details durchspekuliert wurde. Eine Kritik, von der ich 4players übrigens ganz ausdrücklich ausnehmen möchte; derartige Fanköder sind mir hier bislang kaum aufgefallen, was ich gleichermaßen als seriös und fanfreundlich empfinde. Bitte weiter so. Wer das krasse Gegenbeispiel sehen möchte, kann ja mal bei der GameStar "Rogue One" oder "Game of Thrones" in die Suchfunktion eingeben und sich an reichem Anschauungsmaterial im Grenzbereich zwischen Clickbait und Spoiler ergötzen.
Nun machen diese Medien das natürlich nicht, um ihre Leser zu ärgern, sondern vielmehr, weil es bei denen offenbar gut ankommt - ich würde niemals anzweifeln, dass es eine große Nachfrage für spoilernde Artikel gibt, die folglich auch bedient wird. Daher kann sich die Fankultur diesbezüglich durchaus an die eigene Nase fassen. Wer auf einen Artikel klickt, dessen Überschrift bereits impliziert, dass dort gespoilert werden könnte (frei erfunden: "Dragon Age 4: Der Feind ist ein alter Bekannter"), der braucht sich hinterher nun wirklich nicht zu beschweren, selbst wenn keine explizite Spoilerwarnung erfolgte. Umso ärgerlicher, wenn, wie in meinem fiktiven Dragon Age-Beispiel, selbst die Überschrift schon stark spoilerbelastet daherkommt, da man diese ja auch liest, wenn man den Artikel nicht anklickt. Dennoch: Solange Fans sowas nachfragen, wird natürlich so geschrieben und auch getitelt.
Zu guter Letzt kommt auch die Nachfrage nach Spoilern seitens der Fans nicht aus dem Nichts. Das flächendeckende Aufkommen unzähliger Serien, die komplexe, folgen- oder sogar staffelübergreifende Handlungsbögen erzählen, ist ja noch ein relativ junges Phänomen. Diese Erzählweise zielt ganz bewusst darauf ab, die Zuschauer in den Zustand ständigen "Gespannt-Seins" zu versetzen, die dann in diesem seltsam ambivalenten Verhältnis resultiert zwischen einerseits der Gier nach jeglichen Informationen über die geliebte Fiktion und andererseits der Angst vor Spoilern. Im Grunde widersprüchlich, aber es funktioniert.