Netter Test, Michael. So richtig böse geschrieben

Teilw. einige redunktante Punkte in den Wertungskästchen, aber ansonsten deckt es sich mit meiner Erfahrung. Ich habe es mir gestern Abend ausgeliehen und nach etwas über 2 Dominations wieder zurück in die Hülle geschoben und mich danach per Afterburner an Ace Combat 6 versucht. Habe Most Wanted sehr gerne am PC und mal auf der PS2 gespielt. Carbon habe ich auf der 360 gerne mal eingelegt. Aber Pro Street ist wirklich ein ziemlich zwiespältiges Spiel. Auf der einen Seite will es ein "Need For Speed" sein, ein Arcade-Renner oberer Klasse. Auf der anderen Seite will es sich nun neu profilieren, mit realistischeren Rennen und gar einem neu eingefügtem Next-Gen Schadensmodell. Und beides wird nicht erreicht. Einzigst die Grafik ist IMHO vorrangetrieben worden. Doch auch in Zeiten von 6-8 Kernen und Pixelpipelines ohne Ende dürfen wir uns mit unoptimierter "Ich-kopier-Pixeln-bis-zum-Slowdown" Geruckel begnügen. Für eine realistische Simulation bietet es bei weitem nicht die Grundfeatures, die viele andere Konkurrenzprodukte vorweisen können. Und für einen Arcade-Racer hat es dafür viel zu viele weggestrichene Features, die den Vorgänger(n) einzigartig machten. DIESES NfS-Produkt muss sich nun an zu vielen Rennspielen messen lassen, und die haben spielerisch doch einiges besser machen können als die NfS-Designer. EA hatte zwar das High-Speed Gefühl im Sinn gehabt, aber wohl vergessen, dass es lieber unter einem anderen Namen verkauft werden solle. Man kann wohl kaum Burnout mit Gran Turismo kreuzen und erwarten, beide Lager höchst erfreut aufzufinden
Mich wundern nur die paar komischen Wertungen in den Kontra-Kästchen. Einerseits gibt es einen Minuspunkt für MS-Points Nutzung ("Alternative Bezahlung mit MS-Points") und kurz danach wurde nochmals MS-Points aufgegriffen und mit einer Meinung versehen ("Alternative Bezahlung mit MS-Points stinkt nach Abzocke"). Dies wirkt beim flüchtigem "Nach-Minuspunkte-zählen" eines Lesers gleich wie 2 Minuspunkte. Auch das es keine frei befahrbare Stadt und keine Cops zu finden sind, würde ich nicht als Negativpunkt zählen. Schließlich war es von vornerein klar, dass NfS:PS kein Most Wanted oder Underground werden würde. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass ein Tester von "Burnout: Paradise" sich über fehlende Minen, Raketen und Maschinengewehre beschwert, nur weil "Full Auto" dies dafür bietet.
Aber ansonsten ist alles genauso wie ich es erfahren habe. Das Spiel ist nicht schlecht. Es ist kein dahingeschustertes Klingelton-Spielchen aus der Kornflakes-Packung. Nein, es ist schon ein gewisses Budget reingeflossen. Nur wurden die Prioritäten etwas falsch gesetzt und an der falschen Schraube gedreht. Die Performance auf den Konsolen hätte stark optimiert werden können, die Renntypen sind altbekannt und hätten viel mehr Feinschliff bekommen können. Drifts sind nun ein Horror, das Schadensmodell dient nur zum wegfressen des gewonnenen Geldes und die immer wieder durchzuführenden Burnouts zwecks Aufwärmen der Räder wirkt wirklich nervig. Insbesondere, weil ich gestern ein Driftrennen vielleicht 5 oder 6 mal wiederholen musste, aber gefühlte 290 Burnouts durchführen musste. Mein rechter Trigger fängt schon an zu quietschen !
Besser wäre es gewesen, Burnouts sporadisch, so alle 2-3 Rennen, anzubieten. Dadurch hätte man einen kleinen Zufallsgenerator eingebracht, der den Spieler hier und da einen Bonuspunkt gegenüber der CPU schenken würde. So wird das ständige Reifenheizen nach einige dutzend male nur noch nervig.
Was die MS-Punkte angeht ist es wichtig zu wissen, ob die Features auch OHNE MS-Geld erreichbar sind. Dienen die Punkte nur dazu, Zeit einzusparen, dann ist das bezahlen in meinen Augen ohne Probleme mit meinem Gewissen vereinbar. Schließlich KANN man sich auch ein Lösungsbuch zu einem Adventure kaufen. Eine Schweinerei und wirklich Grund zum Aufregen wäre es, wenn einige wichtige Upgrades wirklich *nur* per MS-Points bezahlbar wären. Das wäre *echte* Abzocke und würde einen unfairen Wettbewerbsvorteil bedeuten. Kann ich aber nicht beurteilen, da ich die Games heute zurück bringe und mich wohl kaum wieder an Pro Street versuchen werde. Dafür war Ace Combat 6 eine wesentlich leckere Abendmalzeit
Man ist IMHO als Arcade-verwöhnter NfS-Spieler wirklich besser mit Most Wanted und Carbon bedient, als mit Pro Street. Für einen anspruchsvollen Hochgeschwindigkeitsflitzer ist es noch ziemlich unausgereift und schwach auf der Brust, verglichen mit der Konkurrenz wie Juice oder PGR oder gar Forza. Für eine Arcade Spielspaßgranate kommt es etwas zu spießig daher und will sich nicht wirklich einordnen. Die Belohnungen für den Spieler sind zu schwach bemessen und echte Neuerungen sucht man mit der Lupe.
Als Grafikupdate ja ganz Nett, aber als Vollpreisgame IMHO noch im Alpha-Stadium. Da ist noch Platz für kräftige Designänderungen!