KING_BAZONG hat geschrieben:
Und nicht jede Art Kultur ist erstrebenswert und/oder kompatibel zu der hier vorherrschenden. Multikulti muss nicht heißen, dass ich jeden abscheulichen Ritus aus dem entferntesten Winkel der Welt für gut oder gar "bereichernd" befinde
Das heißt Multikulturalismus auch nicht, das ist ein gern verbreiteter Irrtum. "Multikulturalismus" ist kein festumrissenes Programm mit einer nachzulesenden Agenda. Er ist zunächst mal eine Zustandsbeschreibung einer sich globalisierenden, kapitalistisch orientierten Welt zu deren Grundlagen es gehört, Leute zu entwurzeln und beweglich zu machen (was individuell auch durchaus als biografischer/sozialer Fortschritt empfunden werden kann) und damit "Kulturen" in Nachbarschaften zu bringen, die das bisher nicht waren. Es gibt nun eher positiv in die Welt blickende Menschen, die davon ausgehen, dass dieser Prozess zivilisatorisch von Nutzen für alle und ein Fortschritt sein
kann. Was von allen Beteiligten viel Arbeit erfordert. Und es gibt Leute, die das Ganze rigoros ablehnen. Ich halte die zweite Position für falsch - weil sie so tut, als wäre der Prozess aufzuhalten. Ist er aber nicht. Jedenfalls nicht innerhalb unserer derzeitigen Gesellschaftsform.
Im übrigen definieren auch hier im Land Gesetze die Grenzen dessen, was ich "kulturell" durch meinen Nachbarn zu ertragen habe. Für die Überwachung der Einhaltung dieser Grenzen gibt es Gerichte und die Bullerei. Sind selbige nicht ausreichend ausgestattet und einsatzfähig, ist das ein politisch zu lösendes Problem. "Rechtsfreier Raum" geht nämlich nicht nur Richtung "Scharia-Polizei". Er gilt genauso beim "NSU". Oder im Fall dieser beiden Leute aus Hoyerswerda-Neustadt:
http://www.spiegel.de/panorama/neonazi- ... 68131.html
Ein Linker, der für das staatliche Gewaltmonopol plädiert? Kannste mal sehen.
KING_BAZONG hat geschrieben:
Die Politik hat die Verantwortung nicht nur der eigenen Gesellschaft gegenüber, sondern auch den zu uns kommenden Asylbewerbern, sie entsprechend würdig unterzubringen und das muss notfalls auch heißen, eine Grenze zu definieren, die so bemessen sein muss, dass das im Einzelfall gewährleistet ist.
So wie es momentan abläuft, Leute in Zeltstädten zu "parken", das kann nicht die Lösung sein.
...
Parkplatz...Steinbruch.....als Unterbringungsmöglichkeiten. Und so sieht es ÜBERALL aus ! Das kann doch nicht der Weg sein !
Sorry, an der Stelle musste ich kurz lachen. Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass die deutschen Innenministerien zahlloser Bundesländer hinsichtlich der Kommunikation ihrer Flüchtlingspolitik ein jämmerliches Bild abgeben. Und sicherlich ist man stellenweise auch einfach überfordert. Aber wann immer in den letzten Monaten hier drüben auch nur die Ankündigung einer Unterbringung von Flüchtlingen erfolgt, erhebt sich hysterisches Geschrei und die lokale NPD stampft eine "Bürgerinitiative" aus dem Boden. Hier, so sahen gestern Abend die "besorgten Bürger" in Dresden vor der Zeltstadt aus:
Mit so was muss ich mir kulturell hier auch "mein Land" teilen. Angeblich stehen die mir sogar "nahe", weil sind biodeutsch und in deiner Diktion wohl aus der gleichen "Kultur". Natürlich ist eine Unterbringung von Flüchtlingen in Zelten auf einer Industriebrache im Grunde indiskutabel. Aber im
seit Jahren leerstehenden Neubaublock/Gutshof/
Gewerbepark/Kasernengelände/Schulgebäude will man sie ja in Sachsen auch nicht haben. Da dann auf "die Politik" zu schimpfen ist ein bisschen "Haltet den Dieb".
Und wir reden hier von Dresden. Nicht mal 2 Prozent "Ausländeranteil". Wie generell sachsenweit. Görlitz hat stadtteilübergreifend eine Leerstandsquote von ca. 40 Prozent (
http://brotlos.weebly.com/goumlrlitz.html mit ein paar Fotos die auch zeigen, was so etwas nach zwei Jahrzehnten mit einer Stadt macht). Die Syrer, die jetzt in Dresden in die Zelte sollen, vor denen sich nun wieder der Mob trifft, könnte man ganz locker über den sachsenweit massiven Wohnungsleerstand verteilen. Wer soll die Nester denn je wieder voll machen, wenn nicht neue Menschen von anderswo?
Ist natürlich die periphere Perspektive aus den ländlichen deutschen Schrumpfzonen. Aber die gibt es ja auch im Westen.