4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

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CritsJumper
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von CritsJumper »

Usul hat geschrieben: 11.06.2020 13:52
4P|T@xtchef hat geschrieben: 11.06.2020 09:56Wir mussten uns in der Schule in dem Alter übrigens "Christiane F" ansehen. Heute schmunzle ich drüber, aber damals hat mich das komplett fertig gemacht - bis hin zu Alpträumen. Ich hätte dem Lehrer für seine saublöde Frage danach, wie wir uns denn fühlen, eine reinhauen können.
Wir "durften" den Film schauen. Aber ich gebe zu, ich war einfach zu jung dafür, als das anstand. So 13 oder so. Da habe ich mich eher an der rauh-realistischen Inszenierung erfreut und der Inhalt prallte größtenteils an mir ab. Was natürlich schade ist.
Ihr Glücklichen! Bei mir war es Trainspotting. Ich werde nie die Szene mit dem Baby vergessen... -_-
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Herschfeldt
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von Herschfeldt »

Ging es um Filme? Ich fand die geschichtliche Aufarbeitung gut die der Talk schön nachgezeichnet hat. Leider haben es Carmaggedon und Soldiers of Fortune nicht in den Talk geschafft. Aber auch X-Men Origins: Wolverine hätte gepasst.
So, jetzt geht´s weiter mit God of War und meinem Kumpel Kratos. Wir müssen uns den Walküren widmen.
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4P|Alice
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von 4P|Alice »

mafuba hat geschrieben: 11.06.2020 13:02
4P|Alice hat geschrieben: 11.06.2020 11:22 Der Upload hat gestern stundenlang gedauert, so dass das Video erst sehr spät auf YT hochgeladen war. Generell timen wir einige der Videos seit Jahren auf YT anders, das dürfte mittlerweile bekannt sein ;)
Die Talks sind bisher fast immer zeitgleich erschienen, ich möchte aber daran erinnern, dass wir unter Corona-Umständen mit Home Office Internet arbeiten ;)
Danke für die Aufklärung Alice und vor allem für den wunderbaren Talk.

Sorry das meine Posts wahrscheinlich etwas genervt rüberkamen - schaue die Videos lieber über YT an, da ich Sie da auch mal abspeichern kann und später dort weiterschauen kann, wo ich aufgehört habe.

Keep up the good work and stay safe :D
Kein Ding, dank dir.
Genießt die Furcht! https://youtube.com/horrorzeit
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Jörg Luibl
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von Jörg Luibl »

Noch eine Empfehlung zum Thema, weil wir im Talk nicht so ausführlich auf einzelne Spiele eingegangen sind - die einige auch vermisst haben. Matthias hat ein sehr schönes Special im Angebot, das euch durch 50 Jahre digitale Gewalt in Videospielen führt. Richtig gutes Zeug:

Als Text: https://www.4players.de/4players.php/di ... ultur.html

Als Video: https://www.4players.de/4players.php/tv ... ielen.html
Zuletzt geändert von Jörg Luibl am 11.06.2020 15:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Bachstail
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von Bachstail »

Drukhi hat geschrieben: 10.06.2020 21:53Beruflich habe ich in dieser Woche 18 Jugendliche im Alter von 14 bis 15 in Game-Design unterrichtet. Und ich habe arge Bauchschmerzen wenn nicht wenige von ihnen sich auf TLoU2 freuen. ... ... ...
Eigentlich muss man das nicht haben, denn auch wenn es stimmt, dass Jugendliche sich dadurch Schaden KÖNNEN, muss das mitnichten der Fall sein.

Es ist eine Frage der Erziehung, Eltern können Kindern in sehr frühem Alter nahezu alles beibringen, wenn sie das mit der nötigen Sorgfalt und und dem nötigen Fingerspitzengefühl tun.

Ich habe damals den Film "Poltergeist" geschaut, als ich sechs Jahre alt war und bis auf ein paar Albträume für ein, zwei Tage trug ich keinerlei Schäden davon und meinen ersten Shooter dürfte ich so mit acht oder neun gespielt haben und auch hier blieb nie irgendetwas Negatives hängen, im Gegenteil, ich verabscheue reale Gewalt jeglicher Art und in Videospielen möchte ich zumindest, dass Gewalt Mittel zum Zweck ist und nicht einfach nur ob des Schockfaktors mit eingebaut wird.

Es kommt also immer auf die Erziehung und auch auf das Kind/den Jugendlichen an sich an, ein pauschales Ablehnen der Konsumierung von Gewalt in Medien für Kinder und Jugendliche halte ich für falsch.
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bohni
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von bohni »

Das in dem anderen Thread wohl nix los ist, mein Post von da:

Ich sehe nicht so einen großen Unterschied zwischen "Räuber und Gendarm", "Cowboy und Indianer" zu den meisten Videospielen. In meiner Kindheit hat man u.a. auch mit Star-Wars Figuren, Plastiksolden etc. gespielt, d.h. gespielte "Gewalt" gab es schon lange vor irgendwelchen Computerspielen.
Bei der Darstellung von Gewalt ist sicher mit einem Computer viel mehr möglich, allerdings ist die Darstellung oft sehr ähnlich wie in Filmen ... und genauso gibt es auch da Produzenten, die es übertreiben.

In der Regel finde ich eine Tagesschausendung deutlich gruseliger .. als Mortal Kombat oder dergleichen.
Immerhin kommen in einem "Killerspiel" ja keine echten Menschen zu Schaden.

TLOU ist mir zu heftig, aber jedem das seine.
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bohni
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von bohni »

Bachstail hat geschrieben: 11.06.2020 15:46 Eigentlich muss man das nicht haben, denn auch wenn es stimmt, dass Jugendliche sich dadurch Schaden KÖNNEN, muss das mitnichten der Fall sein.
Richtig, Studien gibt es in alle Richtungen dazu.
Vor allem denke ich nicht, das Spiele gefährlicher sind als andere Medien.
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IxAxUx
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von IxAxUx »

Ich finde, sowohl im Talk als auch in vielen Kommentaren hier im Forum oder auch woanders, liegt der Fokus der Debatte zu sehr darauf, ob und ab wann Gewaltdarstellungen in Spielen emotionale oder psychische Schäden bei Kindern verursachen können und warum manche Menschen für sich ganz persönlich realistische Gewaltdarstellungen eher (nicht) ertragen können als übertriebene Gewaltdarstellungen.

Ich finde, darin sollte sich die Debatte aber nicht erschöpfen. Denn meiner Ansicht nach ist es nicht damit getan zu sagen, alles ist erlaubt und jede Spielerin und jeder Spieler muss für sich entscheiden, ob sie/er das Spiel spielt oder nicht. Was mir fehlt ist - vor allem auf Seiten der Entwickler - eine ernsthafte Auseinandersetzung mit ethisch-moralisch Fragen. Das fängt schon bei der Frage an, warum ich ein Spiel entwickel (oder selbst spiele), in dem massenhaft fiktive Menschen getötet werden müssen und welche Sinnhaftigkeit das Töten haben soll. Warum soll das Töten Spaß machen und über viele Stunden unterhalten? Wäre es nicht möglich, die gleiche Story und bei den Spielerinnen und Spielern den gleichen Spielspaß zu wecken, ohne dass ein fiktiver Charakter getötet werden muss? Es gibt ja durchaus Spiele, die auch ohne Gewaltdarstellungen auskommen.
Das Unterhaltungsmedium Videospiel verlangt meiner Ansicht nach, dass sich Entwickler als auch Konsumenten mehr als in anderen Medien grundlegende ethisch-moralische Fragen stellen. Alice zitierte im Talk, dass sowohl Videospiele als auch Filme "Schutzräume" bieten, damit einem die Gewaltdarstellungen nicht zu nahe gehen oder man sich notfalls gegen sie wehren kann (z.B. dadurch, dass man den TV ausschaltet, bei brutalen Szenen wegguckt, oder bei Videospielen den Controller weglegt oder bei Entscheidungsmöglichkeiten die "gute" Seite wählt). Doch bei diesen "Schutzräumen" geht es erneut nur um die Frage: "Wann ist mir die Gewalt zu heftig." Es geht wieder nur ums ganz persönliche Empfinden.
Aber jenseits des ganz persönlichen Geschmacks und Empfindens gibt es doch den wesentlichen ethisch-qualitativen Unterschied, dass ich bei Filmen Zuschauerin oder Zuschauer bin. Bei Videospielen aber bin ich die Person, die die Gewalt ausführt. Das ist jenseits der Frage, ob man persönlich Gewaltdarstellungen in diesem oder jenem Medium und auch jenseits der Frage, ob man innerhalb eines Mediums diese oder jene Form von Gewaltdarstellung eher emotional/psychisch verkraftet oder sogar unterhaltsam findet, ethisch völlig anders zu bewerten - zumindest gehen damit völlig andere Fragen und Antworten einher.

Oder anders gesagt: Nur, weil es Kindern oder Erwachsenen nicht psychisch-emotional schadet, einen Weltkriegsshooter zu spielen oder in wenigen Tagen TLoU2 zu spielen, steht meiner Ansicht nach innerhalb der Gamingcommunity die ernsthafte Debatte aus, wo der ethische Wert darin liegen soll, Kinder und/oder Erwachsene in (mittlerweile visuell imposanten) Videospielen dazu zu bringen (oder vor die Entscheidung zu stellen) aktiv fiktive Menschen zu töten. Oder um es ganz kurz runterzubrechen: Nicht alles, was Spaß macht und nicht alles, was einem selbst oder anderen nicht schadet, sollte unkritisch und unreflektiert hingenommen werden oder durchgewunken werden. Irgendwie fehlt mir also die Wertediskussion - und dabei geht es mir tatsächlich um die Diskussion als solche und nicht darum, "Wertestandards" haben zu wollen.

Vielleicht ist das jetzt ein anderes Thema:
Nach dem Talk habe ich gedacht: Vielleicht steckt hinter der "Killerspiel"-Debatte (die ich übrigens für völlig absdurd, ungerechtfertigt und überzogen halte) und der Befürchtung, "Killerspieler" wären gewaltätiger oder zumindest psychisch "auffällig" , ein klitzekleiner wahrer Kern. Zwar sind Videospielerinnen und -spieler im echten Leben nicht zwangsläufig gewaltätiger als Nicht-Gamer, aber mir ging nach dem Talk durch den Kopf, dass man als Videospielerin und -spieler sich "videospiel-kulturell" und schleichend daran gewöhnt haben könnte, fiktive Menschen zu töten oder zu verletzen.
Zuletzt geändert von IxAxUx am 11.06.2020 17:22, insgesamt 1-mal geändert.
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bohni
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von bohni »

IxAxUx hat geschrieben: 11.06.2020 17:12 ... eine ernsthafte Auseinandersetzung mit ethisch-moralisch Fragen auseinandersetzt. Das fängt schon bei der Frage an, warum ich ein Spiel entwickel (oder selbst spiele), in dem massenhaft fiktive Menschen getötet werden müssen und welche Sinnhaftigkeit das Töten haben soll. Warum soll das Töten Spaß machen und über viele Stunden unterhalten?
Das hast du in allen Medien, warum willst du gerade bei Spiele was anderes machen?

Schon in den ältesten Mythen der Menschen, die wir noch kennen, geht es um Sex und Gewalt / Macht, weil der Mensch halt ein Raubtier ist. Das glaubst du nicht? Sieh dir die Nachrichten an ... schlimmer als jedes Spiel.
Die Medien wie Bücher, Filme und Spiele spiegeln am Ende nur die Welt in der wir leben, sicherlich idealisiert und überspitzt - aber SO sind wir halt.
Zuletzt geändert von bohni am 11.06.2020 17:20, insgesamt 1-mal geändert.
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bohni
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von bohni »

IxAxUx hat geschrieben: 11.06.2020 17:12 ... und der Befürchtung, "Killerspieler" wären gewaltätiger oder zumindest psychisch "auffällig" , ein klitzekleiner wahrer Kern. Zwar sind Videospielerinnen und -spieler im echten Leben nicht zwangsläufig gewaltätiger als Nicht-Gamer, aber mir ging nach dem Talk durch den Kopf, dass man als Videospielerin und -spieler sich "videospiel-kulturell" und schleichend daran gewöhnt haben könnte, fiktive Menschen zu töten oder zu verletzen.
Und bei "Killerbüchern", "Killerfilmen" oder "Killercomics" wäre das anders?
Weil?

Ich denke mit "Killer*irgendwas*" will man vor allem eines, von den realen Problemen hinter einer Tat ablenken.
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IxAxUx
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von IxAxUx »

@ bohni:

Ich stimme dir zu, aber dennoch löst es keines der von mir genannten "Probleme".
Ich gebe deine Antwort jetzt ganz bewusst überspitzt wieder und will dir damit nicht unterstellen, dass du diese Position vertrittst, sondern will meine Position deutlich machen: Nur, weil es in anderen gesellschaftlichen Bereichen und in anderen Unterhaltungsmedien keine ethisch-moralischen Diskussionen gibt, kann die Schlussfogerung doch nicht sein: "Dann machen wir es auch nicht."

Auch sehe ich - wie ich versucht habe deutlich zu machen - einen wesentlichen qualitativen Unterschied zwischen TV-Serien, Kinofilmen, TV-Nachrichten, oder meinenwegen "den ältesten Mythen der Menschen". Denn anders als bei den anderen Formaten, konsumiere ich nicht mehr nur, sondern muss selbst aktiv handeln. ICH töte im Videospiel - und schaue nicht mehr nur passiv in die Röhre und gucke zu, wie andere Menschen töten.

Zudem halte ich es für wenig überzeugend zu sagen "so sind wir halt". Ich würde aus zweierlei Sicht dagegenhalten (und weiß, dass das keine harten, unschlagbaren Argumente sind, sondern eher Werthaltungen und Weltanschauungen): Erstens gibt es kein "so sind wir halt", weil sich der Mensch gesellschaftlich und kulturell seit jeher (mitunter stark) verändert. Zweitens finde ich, dass wir uns zumindest bemühen könnten, uns zu verändern (bzw. unseren Videospielkonsum zu ändern). Was spricht dagegen? Du Welt ist brutal und voller Gewalt? Klar, da stimme ich dir zu! Aber muss all das deswegen auch in ein Unterhaltungsmedium gepackt werden und mich amüsieren? Nein. Mythen, Sagen etc. hatten immer eine sinnstiftende Funktion, die Gesellschaften aufklären, zusammenhalten und vllt. in ihren Entscheidungen anleiten sollten. Was dagegen soll der Wert von Videospielen sein? Genau das ist ja die ethisch-moralische Frage, die völlig unbeantwortet bleibt. Und die Frage geht weit über die Frage nach "welche individuellen psychischen Folgen hat der Konsum von gewalttätigen Videospielen?" hinaus.
Zuletzt geändert von IxAxUx am 11.06.2020 17:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Usul
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von Usul »

@IxAxUx:
Ich finde, du hast absolut recht. :thumbsup:
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IxAxUx
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von IxAxUx »

@ Usul:

Mich deprimiert nur, dass ich selbst keine Antworten auf all diese Fragen habe und stattdessen selbst in Videospielen wild um mich herum baller.

Ich bin wegen Jörgs Berichten und Äußerungen jedenfalls schon sehr gespannt auf TLoU2.
CritsJumper
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von CritsJumper »

IxAxUx hat geschrieben: 11.06.2020 17:12Oder anders gesagt: Nur, weil es Kindern oder Erwachsenen nicht psychisch-emotional nicht schadet, einen Weltkriegsshooter zu spielen oder in wenigen Tagen TLoU2 zu spielen, steht meiner Ansicht nach innerhalb der Gamingcommunity die ernsthafte Debatte aus, wo der ethische Wert darin liegen soll, Kinder und/oder Erwachsene in (mittlerweile visuell imposanten) Videospielen dazu zu bringen (oder vor die Entscheidung zu stellen) aktiv fiktive Menschen zu töten. Oder um es ganz kurz runterzubrechen: Nicht alles, was Spaß macht und nicht alles, was einem selbst oder andere nicht schadet, sollte unkritisch und unreflektiert hingenommen werden oder durchgewunken werden. Irgendwie fehlt mir also die Wertediskussion - und dabei geht es mir tatsächlich um die Diskussion als solche als darum, "Wertestandards" haben zu wollen.

Vielleicht ist das jetzt ein anderes Thema:
Nach dem Talk habe ich gedacht: Vielleicht steckt hinter der "Killerspiel"-Debatte (die ich übrigens für völlig absdurd, ungerechtfertigt und überzogen halte) und der Befürchtung, "Killerspieler" wären gewaltätiger oder zumindest psychisch "auffällig" , ein klitzekleiner wahrer Kern. Zwar sind Videospielerinnen und -spieler im echten Leben nicht zwangsläufig gewaltätiger als Nicht-Gamer, aber mir ging nach dem Talk durch den Kopf, dass man als Videospielerin und -spieler sich "videospiel-kulturell" und schleichend daran gewöhnt haben könnte, fiktive Menschen zu töten oder zu verletzen.
Also ich finde man kann es nicht so gut analysieren wenn man die subjektive Wirkung auf sich selbst da versucht außen vor zu lassen. Weil es sich ja immer um diese individuelle Perspektive dreht. So eine allgemeine Wertediskussion ist da schwierig.
Für mich liegt eben der Reiz darin wie man selber darauf reagiert. So ist es ja auch bei Sexualität oder Ausübung eines Kampfsports der Fall. Davon geht dann auch die individuelle Perspektive aus und vor allem auch der Reiz.

Man muss halt beobachten wie die Menschen im Umfeld und im Freundeskreis darauf reagieren und am besten offline und privat mit denen drüber sprechen.

Die Killerspiel-Debatte fand ich bisher immer nur lächerlich. Eben weil es so ein theoretisches Konstrukt ist, mit dem man eher auf Stimmenfang geht oder anderen etwas verbieten zu wollen. Klar wenn man es ganz weit auslegt könnte man hinterfragen ob es ein Verlangen nach Gewaltdarstellung erzeugt und dann Menschen eher dazu neigen einen Amoklauf in einer Schule zu machen. Doch das sind eher Randerscheinungen. Da liegt die größere Gefahr in der Selbstdarstellung und dem Streaming und Verbreiten von Videos, Fotos usw.. Weswegen ich ja meine diese vernetzte Kommunikation sollte man eher kritisch beobachten.

In Spielen kann man sich ja auch selber darstellen. Aber man macht das in der Regel, bis auf Multiplayer. Nur für sich und nicht für die anderen oder für ein weltweites Publikum.

Vernetzte Spiele wie Pokemon Go, finde ich da wesentlich bedenklicher als diese Gewaltdarstellung in Videospielen.

Man taucht ja immer in diese Videospiele ein eben auch weil sie bestimmte Emotionen wecken, ich denke es gibt mehr Verkehrstote wegen Raserei als Gewalttätige Menschen durch Videospiele. Klar kann ein guter Racer die Lust steigern den Fuß auf das Gaspedal zu setzen. Aber selbst das ist so eine Randerscheinung und ein Sportwagen, illegale Rennen oder das Gefühl bei hohen Geschwindigkeiten fördern es eher viel intensiver als die virtuelle Ausübung. Ja ich denke sogar wenn man in Videospielen merkt wie viele Versuche man braucht und wie oft man dann ja doch nicht gestorben ist wenn man eine Kurve versuchte in zu hoher Geschwindigkeit zu nehmen, erzeugt etwas wie Respekt. ein ähnlichen Respekt hat man wohl auch in einem Multiplayer Shooter und die meisten sind wohl so clever um 1 und 1 zusammen zu zählen, wie Riskant eine wirklich bedrohliche Situation in der Realität ist.

Ob es dann ein Risiko gibt wie bei einer Einstiegsdroge? Wahrscheinlich, aber die Grenzen sind so fließend das es auch keinen Unterschied macht und die meisten damit wohl kein Problem haben.
Nein. Mythen, Sagen etc. hatten immer eine sinnstiftende Funktion, die Gesellschaften aufklären, zusammenhalten und vllt. in ihren Entscheidungen anleiten sollten. Was dagegen soll der Wert von Videospielen sein? Genau das ist ja die ethisch-moralische Frage, die völlig unbeantwortet bleibt.
Für mich ist das beides das selbe, weil es halt auch ein kulturelles Medium ist. Bei Videospielen mache ich mir da weniger den Kopf, besonders bei Produkten wo sehr sehr sehr viele Menschen sehr sehr viel Geld hinein gesteckt haben. Da ist einfach das Risiko sehr klein das jemand mal etwas unmoralisches oder verwerfliches zusammen klickt.
Bei den Großen wird es wenn es mal dazu kommen sollte und es einen Shitstorm gab, entsprechend nach gepatched.

Bedenklicher sind da eher Kleinkunstwerke von sehr kleinen Gruppen, die gratis oder im Netz kursieren. Weil diese anonym und oft unerkannt etwas zusammen kleben. Das ist dann unter Umständen wirklich bedenklich. Aber da braucht man sich nicht so den Kopf zu machen finde ich. Wer sich nicht sicher ist, muss es halt zuerst durch spielen oder mit anderen Eltern drüber sprechen.
Zuletzt geändert von CritsJumper am 11.06.2020 18:17, insgesamt 1-mal geändert.
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IxAxUx
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Re: 4Players-Talk: Gewalt im Videospiel

Beitrag von IxAxUx »

ChrisJumper hat geschrieben: 11.06.2020 17:53
IxAxUx hat geschrieben: 11.06.2020 17:12 [...]
Also ich finde man kann es nicht so gut analysieren wenn man die subjektive Wirkung auf sich selbst da versucht außen vor zu lassen. Weil es sich ja immer um diese individuelle Perspektive dreht. So eine allgemeine Wertediskussion ist da schwierig.
Ich denke, eine "Wertediskussion" muss individuelle Spielerfahrungen gar nicht ausschließen - ganz im Gegenteil. Da sich Videospiele an Konsumenten richten, kommt man gar nicht herum, danach zu fragen, wie die Wirkung auf den Spieler oder die Spielerin ist.

Ich finde, dein Kommentar regt an vielen Stellen schon an, welche ethisch-moralischen Fragen man sich stellen kann - die immer auch aufs Engste mit der individuellen Spielerfahrung verflochten sein kann. Ich denke es ist wichtig, dass du unterschiedliche Genres genannt hast - weil ich das gar nicht auf dem Schirm hatte bei meinem langen Roman, den ich verfasst habe. Natürlich erfordert jedes Genre andere ethisch-moralische Diskussionen. Und ich meine damit keinesfalls irgendetwas völlig abgehobenes und abstruses, sondern etwas relativ Konkretes.

All das, was Jörg zu TLoU2 berichtet, klingt für mich danach, dass das Spiel (vielleicht) versucht, über Gewalt aufzuklären. Den Spielerinnen und Spielern zu zeigen: Die Grenze zwischen Gut und Böse ist entweder sehr dünn ... oder gar nicht vorhanden.
Andere Spiele wie The Last Guardian (ich hoffe ich sage nichts Falsches, weil ich es nie gespielt habe) vermitteln den Spielerinnen und Spielern vielleicht, was Freundschaft und Aufopferung bedeuten.
Multiplayerspiele wiederum erfassen das Medium Videospiel auf eine völlig andere Art und Weise als Filme, indem man direkt mit Freunden Abendteuer erleben kann. Hier werden die Besonderheiten des Mediums hervorragend genutzt.

Das Potenzial ist also da! Indem die Gamingcommunity, jeder Entwickler, jedes Spiele-Genre, jeder Storywriter sich überlegt, was will ich mit dem Spiel bewirken, was soll es den Spielerinnen und Spielern vermitteln, werden Videospiele automatisch auf eine völlig andere - und ernsthaftere - Ebene gehoben und rezipiert. Dann bleiben hoffentlich auch dämliche Debatten wie die über "Killerspiele" aus, wenn man sagen kann: "Ey, du Nörgler, das Spiel ist zwar brutal, aber das hat diesen und jenen tieferleigenden Sinn und soll dem Spieler ..." Die ganze Killerspieldebatte ist doch gewissermaßen selbstverschuldet, indem sich weder Entwickler noch Spielerinnen und Spieler über Chancen der Wertevermittlung bzw. ethisch-moralischen Aspekte Gedanken gemacht haben. Denn "wir" müssen uns doch zurecht fragen: Warum ballern wir in gefühlt jedem Spiel wild auf Menschen? Ist das eigentlich nötig? Welchen wirklich notwendigen Sinn hat das Töten für die Story - macht das im Rahmen der Geschichte überhaupt Sinn oder könnte man das Spiel so gestalten, dass es trotzdem eine bspw. spannende Abenteuergeschichte ist, ohne dass ich 5.000 Gegner niederballern muss? Aufgrund meiner eigenen familiären Biographie frage ich mich bspw. jedes Mal: Warum spielt man Weltkriegsshooter? Haben die einen Wert, den sie vermitteln wollen? Was ist der Sinn des Spiels? Geht es nur um Spaß? Falls ja: Ist das jenseits eines naiven Hedonismus ethisch-moralisch vertretbar so ein Spiel zu spielen - stehen manche solcher Spiele wegen "Sinnlosigkeit" nicht zurecht in der Kritik?

Man merkt doch sehr schnell, ob sich ein Spieleentwickler über solche Sachen Gedanken gemacht hat. Ist ja nicht so, dass die Videowelt einzig und allein aus Counter-Strike und Co. besteht.

PS: Und das schöne an solchen ethische-moralischen Diskussionen über einzelne Videospiele ist doch, dass sie zeigen, dass man das Spiel und seine Handlung ernst nimmt. Und nur, weil sich ein Entwicklerteam über alle ethischen und weltanschaulichen usw. Aspekte Gedanken gemacht hat, heißt das ja nicht, dass man das Spiel "abnicken" muss. Insofern freue ich mich nochmal zusätzlich auf TLoU2, denn mit dem Spiel kann man sich schon jetzt hervorragend kritisch auseinandersetzen.
Zuletzt geändert von IxAxUx am 11.06.2020 18:34, insgesamt 2-mal geändert.
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