Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

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Brakiri
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Brakiri »

Jörg kritisiert ja auch nicht die Kritik an sich, sondern die Form.
Wenn der Mob seine Entlassung fordert, meint er sein inkompetent etc, nur weil sie nicht die Wertung hier lesen, von der sie glauben, dass ME3 diese haben müsste.

Gegen die Leute die hier ins Forum kommen und schreiben, warum sie die Meinung des Tester nicht teilen, ohne ihn zu beleidigen, oder seine Meinung als unwichtig und inkompetent abzulehnen, richtet sich die Kolumne nicht.

Wer sich mit Forenmob und Brüllaffe angesprochen fühlt, der muss das mit sich selber ausmachen.
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FuerstderSchatten
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von FuerstderSchatten »

Brakiri hat geschrieben:Jörg kritisiert ja auch nicht die Kritik an sich, sondern die Form.
Wenn der Mob seine Entlassung fordert, meint er sein inkompetent etc, nur weil sie nicht die Wertung hier lesen, von der sie glauben, dass ME3 diese haben müsste.

Gegen die Leute die hier ins Forum kommen und schreiben, warum sie die Meinung des Tester nicht teilen, ohne ihn zu beleidigen, oder seine Meinung als unwichtig und inkompetent abzulehnen, richtet sich die Kolumne nicht.

Wer sich mit Forenmob und Brüllaffe angesprochen fühlt, der muss das mit sich selber ausmachen.
Ist ja eigentlich keine Frage, dass das gesittet ablaufen sollte.
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Jörg Luibl
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Jörg Luibl »

Spike_V1 hat geschrieben:mal ne ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Diskrepanz zwischen der Usermeinung und der des Testers
Diese Diskrepanz ist wertvoll.

Wenn ich andere Reviews lese, die Shepards Abenteuer eine viel höhere Wertung geben, dann denke ich nicht "Wie kann das sein? Wie komisch ist der denn?" - mich interessiert der formulierte Standpunkt des Autoren. Den kann man entweder nachvollziehen oder nicht. Es geht in unserem Job darum, ob man argumentieren kann, warum ein Spiel richtig Laune macht. Oder eben nicht. Oder nur halb.

Gerade das Abweichen von einer vorherrschenden Meinung ist manchmal die Erkenntnis, die Bereicherung. Es wird auf ewig vorkommen, in jedem Magazin, dass User und Kritiker, User und User, Kritiker und Kritiker, dasselbe Spiel ganz anders einordnen. Natürlich gibt es auch mal Harmonie oder Konsens, aber das kann angesichts der Fülle von Spielerlebnissen nie von Dauer sein. Deshalb versuchen wir erst gar nicht, irgendeiner Lesezielgruppe zu entsprechen.

Als ich früher PowerPlay, ASM, Joker & Co abonniert hatte, habe ich mich immer gefreut, wenn es unterschiedliche Sichtweisen auf ein Spiel gab. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, mich über einen Verriss oder gar ein "gut" zu beschweren. Man wusste in etwa, welche Redakteure ähnlich ticken und welche etwas anders - so war selbst irgendein 60- oder 70%-Test für Myth kein Grund, dieses coole Fantasy-Strategiespiel nicht zu bestellen. Oder gar einen protestierenden Leserbrief zu schreiben.

Ich habe das Gefühl, dass in den letzten Jahren die Toleranz gegenüber Wertungen bei vielen Spielern gesunken und die persönliche Bindung an Marken so gestiegen ist, dass manche eine Kritik daran als persönlichen Angriff auf ihr Spielerlebnis empfinden. Angesichts der Fülle an verfügbaren Meinungen über Spiele könnte man denken, dass es gar keinen Grund mehr für Aufregung gibt - jeder müsste theoretisch auf ein, zwei Klicks eine Meinung finden, die seine z.B. verstärkt, wenn er sich dann besser fühlt. Es wundert mich daher immer wieder, mit welcher Penetranz, ja mit welchem Hass abweichende Meinungen teilweise in Foren bekämpft werden - soetwas kannte man in den 80ern nur zwischen Glatzen und Punks, Heavys und Poppern, die immerhin für ihre Weltanschauung gekämpft haben. Oder wenigstens für ihre Mode. Oder gegen Lehrer. Aber gegen eine von zig optionalen Meinungen über ein Spiel?

Dass Hersteller die Kritik an der Kritik über gezielte Forenunterwanderung teilweise professionell lancieren, ist nur eine Seite der modernen Medaille: Marketingleute wissen ganz einfach, dass viele Käufer die persönliche ungefilterte Meinung eines Users suchen - und wenn die Street Credibility für ein Spiel in Gefahr ist, werden Community-Schleicher immer da beschönigend aktiv, wo es brennt, indem sie z.B. die Glaubwürdigkeit einer Wertung untergraben.

Die soziologisch interessantere Seite der Medaille ist, dass sich die Mentalitäten in der Spielwelt verändert haben - sie hat sich teilweise politisiert. Und das nicht unbedingt in eine Richtung, die die freie Meinung umarmt, sondern die attackiert und Gegenmeinungen organisiert. Auch das ist okay. Das Internet ist allerdings eher ein Sklave der Zahl als ein Quell der Erkenntnis, denn es geht immer um die meisten Hits, User, Views, Comments oder Follower. Plötzlich zählt das, was ein anonymes Kollektiv irgendwo am liebsten oder am meisten sucht oder in kurzen Sätzen von sich gibt, für einige mehr als eine wertvolle Empfehlung oder eine formulierte Meinung.

Man muss den Ball natürlich flach halten: Es kommt immer darauf an, wie man das Internet nutzt und über welche Communities man spricht. Die Spieleforenwelt ist nur ein Phänomen unter vielen. Und das, was sich da teilweise so emotional liest oder fanatisch wirkt, entsteht mal schnell aus der Anonymität heraus. Was an Protest so "groß" aussieht, weil die Zahl der Kommentare in die hunderte oder tausende geht, ist bei genauerem Hinsehen meist nicht mehr als ein Sturm im Wasserglas. Wenn ich auf Spielemessen mit Lesern spreche, die ihren Nickname nennen und erwähnen, im Forum angesichts von Wertung X oder Y polemisiert zu haben, dann entsteht meist ein angenehmes Gespräch und am Ende wünscht man sich alles Gute.

Was ich eigentlich sagen wollte: Der Widerspruch gehört zum Wesen der Kritik. Und in jeder Kritik steckt letztlich der Wunsch nach besseren Spielen. Also muss niemand bei einem "gut" aus den Latschen kippen. :wink:
hagra
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von hagra »

Hab die Kolumne gelesen, und mich direkt mal hier angemeldet. Welchen Sturm der Entrüstung eine simple Spielewertung heute auslösen kann, ist schon bemerkenswert. Ich wäre als Teen damals nie auf die Idee gekommen, eine Wertung, z.B. in der Video Games, als persönlichen Angriff zu sehen.
Vielleicht liegt das aber an der Internet Kultur an sich, die es damals in den 90ern noch nicht gab. Ein oder zwei Zeitschriften, aus denen man seine Infos zu den Spielen bezog, ansonsten tauschte man sich mit Freunden darüber aus, und bildete sich letzten Endes seine eigene Meinung. Das Netz ist heute die vorherrschende Informationsplattform, in der man wegen des Überangebots von Meinungen seinen kleinen Standpunkt bis aufs Blut verteidigen will. Gut, dass nicht jeder so verbissen ist.

Wie auch immer, sehr guter Artikel.
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SpikeX1
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von SpikeX1 »

Das kann man soweit (vielleicht abgesehen von den Forenunterwanderern, die es sicher gibt, die bei der Menge an Usern mit unterschiedlichen Meinungen aber auch nicht viel Einfluss nehmen können, wenn sie es überhaupt tun) recht gut stehen lassen.

Der Testbericht von ME3 selber ist ja auch sehr ausführlich und logisch geschrieben, so dass man die Wertung am Ende als neutraler Beobachter, der sich an die Bewertungen von 4playwers gewöhnt hat, auch nachvollziehen kann. Nur sollte man den wenigen "Brüllaffen" vielleicht nicht die große Bedeutung beimessen und ihnen zum wiederholten Mal die Kolumne widmen. Dafür sind die Menschen die hier sachlich diskutieren und argumentieren einfach zu zahlreich, während die, die den Kopf des Autors fordern doch fast an einer Hand abzählbar sind. Soll heißen: Die Kolumne, die ja sicher nicht nur einzelnen Lesern sondern im Optimalfall allen Usern was sagen soll, mag zwar auf einen kleinen Teil der Leser zutreffen, wird der Leserschaft im Allgemeinen meiner Meinung nach aber nicht gerecht.
Got a problem? Salt and burn it.

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Obstdieb
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Obstdieb »

FuerstderSchatten hat geschrieben:
Obstdieb hat geschrieben:
Genauso unverständlich ist meiner Meinung nach ,die Tatsache ,dass sich hier wieder die halbe Welt über eine 75er Wertung von Mass Effect 3 aufregt. Ist doch n Top Wert für ein Spiel , dass offensichtliche Fehler hat und nun auch schon der dritte Teil seiner Generation ist .
Was sind denn die offensichtlichen Fehler, hat es Bugs? Ich verstehe wirklich nicht, warum du den anderen vorschreiben willst sich nicht über eine Wertung aufzuregen, wenn sie sie eben nicht für gerechtfertigt halten, auch dafür ist ein Forum da.
Ich schreibe niemanden was vor , mir gings darum das es unverständlich ist wieviele sich über eine Empfehlung , mehr ist die Wertug nicht ,aufregen ! Klar ist das Forum zum diskutieren da aber dann sollte es schon konstruktive Kritik sein und nicht " MassEffect3 ist genial und Luibls Wertung scheisse"
Wie soll man damit denn umgehen ? Da steckt nix drin und am Ende bringts auch nix zu diskutieren .

Zu MassEffect3 kann ich nur sagen schlechte Dialoge und überzogene Tragik , steht aber auch schon im ersten Text :wink:
4P|T@xtchef hat geschrieben:
Spike_V1 hat geschrieben:mal ne ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Diskrepanz zwischen der Usermeinung und der des Testers
Es geht in unserem Job darum, ob man argumentieren kann, warum ein Spiel richtig Laune macht. Oder eben nicht. Oder nur halb.
Nicht nur in deinem Job sondern darüber müsste eigentlich jeder diskutieren und nachdenken. Habs schonmal gesagt , man kann Spiele auch mögen oder damit Spaß haben wenn sie nicht perfekt oder fehlerlos sind . Nur weil MassEffect3 von dir jetzt 75 % bekommen hat , heißt das ja noch nicht das es ein schlechtes Spiel ist .
Dein Test zu Dead Island fand ich klasse , die Wertung am Ende konnte ich dann aber nicht verstehen . Hab trotz der Fehler die das Spiel hat ,einen riesen Spaß und bei Metacritic hats gerade mal 80 und hier kann ich mich nicht mehr erinnern , glaube 52 oder so ?
Spielt aber auch keine Rolle .
Ich denke das viele einfach nicht die sache mit dem Spaß verstehen und mit solchen Leuten kann man dann halt auch nicht argumentieren da dies garnicht begreifen wollen .

Als Redakteur muss man sich natürlich auch ein bisschen schützen , immerhin ist hier keiner der 4players Leute verpflichtet was im Forum zu schreiben . Im Grunde ,könnten sie auch alles still mitlesen und sich über den "Krieg" im Forum kaputt lachen . Find das schon große klasse wie hier so mit gemacht wird :Daumenrechts:
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Brakiri
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Brakiri »

Das Problem ist eher bei Tests gegeben, wo man an einen Tester gerät, der nicht das als erwähnenswert wahrnimmt, was einen selber stören könnte.

Ein gutes Beispiel für einen Test, wo ich völlig unvorbereitet auf die Nase gefallen bin, war Dragon Age.
Normalerweise lobe ich die Tests von Jörg und Bodo, weil sie mir die Infos geben die ich benötige, um eine Kaufentscheidung zu treffen.

Bei DA:O war dies leider nicht der Fall.

Wenn ich mich noch richtig entsinne, wurden weder die Logiklücken, noch der überbordende Kampfanteil, noch die Uralt-Story erwähnt. Über die Welt darf man ja unterschiedlicher Meinung sein, aber dass das Game zu so einen grossen Teil aus Gekloppe besteht, wäre schön zu wissen gewesen. Auch die Uralt-Story die nach 3h bekannt ist, hätte man erwähnen können.

DA:O war für mich der Anstoss auch solche Games vorher auf andere Art und Weise anzuschauen, bevor ich Geld ausgebe, denn perfekt und allumfassend kann ein Test leider nie sein.

Als kleinen Anstoss würde ich mich aber trotzdem freuen, wenn Jörg&Co in Zukunft vielleicht nochmals in sich gehen, die Eckpunkte eines Spieles betracht und sich überlegen, ob sich nicht hier und da ebenfalls die Geister scheiden könnten und eine Erwähnung nützlich und angezeigt wäre.

Vielleicht wäre da der eine oder andere Punkt noch gekommen, der mich vor dem Kauf bewahrt hätte.
Das heisst nicht, dass 4P meine einizige Quelle ist, aber bei RPGs habe ich bisher grossen Wert auf Bodos und Jörgs Meinung gegeben. Seit DA:O und NWN2 ist für mich persönlich nur noch Bodo als 100% shot and hit übrig geblieben.
Das bedeutet nicht, das ich Jörgs RPG-Meinung nicht weiterhin schätze, aber ich weiss nun, dass ich diesbezüglich noch eine ganze Ecke kritischer bin als Jörg.
Wenn da also noch ein Info-Improvement möglich wäre, würde mich das freuen.
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Jörg Luibl
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Jörg Luibl »

Man sollte immer kritischer sein als der Kritiker - ich werte im Nachhinein meist viel zu hoch!

Als ich früher ein Spiel pro Monat gekauft habe und mich damit wochenlang beschäftigen konnte, habe ich mich auch immer gefragt, warum in den Tests dies und das nicht erwähnt oder jenes nicht kritisiert wurde. Man hat als normaler Spieler einfach so viel mehr Zeit und heutzutage zig Quellen vom Bugthread in den Foren bis hin zu 100 Tests aus aller Welt. Den besten aka vollständigsten inhaltlichen Test schreibt man vermutlich ein Jahr nach dem Release, wenn die Community alle Steine umgedreht hat - wenns aus unserer Perspektive allerdings keinen mehr interessiert. Eine aktuelle Kritik kann gar nicht alle "Infos" oder Gewichtungen enthalten. Aber das muss sie auch nicht.

Ohne jetzt in die Details zu gehen, ganz kurz zu Dragon Age: Manchmal sind faktische Mängel nicht so relevant. Manchmal geht es auch um weiche Werte, um spielepolitische Würdigungen und Trends, die vielleicht nur zum Zeitpunkt der Kritik spürbar sind und ein, zwei Jahre später egal sind, weil es längst ganz andere Vergleichspunkte oder Tendenzen in einem Genre gibt. Dazu gehörte damals auch das Comeback eines längst verloren geglaubten Spielgefühls, das von Dragon Age symbolisiert wurde. Die Tradition von Baldur's Gate wurde endlich fortgeführt - wo übrigens auch endlos gekloppt wurde...aber die Büchse Rollenspiele sollten wir hier nicht weiter öffnen..:wink:
johndoe981765
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von johndoe981765 »

4P|T@xtchef hat geschrieben: Als ich früher PowerPlay, ASM, Joker & Co abonniert hatte, habe ich mich immer gefreut, wenn es unterschiedliche Sichtweisen auf ein Spiel gab. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, mich über einen Verriss oder gar ein "gut" zu beschweren. Man wusste in etwa, welche Redakteure ähnlich ticken und welche etwas anders - so war selbst irgendein 60- oder 70%-Test für Myth kein Grund, dieses coole Fantasy-Strategiespiel nicht zu bestellen. Oder gar einen protestierenden Leserbrief zu schreiben.
Wie wahr wie wahr.

Früher© hat man auch nicht mit Höchstwertungen um sich geworfen. Die waren nur wirklichen Ausnahmetiteln vorbehalten. Da gibts reihenweise Titel im 70-80er Bereich, die würden jeden aktuellen Titel spielerisch in die Tonne kloppen. Außer in der Grafik/Inszenierung hat sich ja in all den Jahren nicht viel getan. Aber das reicht ja, um Höchstwertungen inflationär zu vergeben.
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Brakiri
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Brakiri »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Man sollte immer kritischer sein als der Kritiker - ich werte im Nachhinein meist viel zu hoch!

Als ich früher ein Spiel pro Monat gekauft habe und mich damit wochenlang beschäftigen konnte, habe ich mich auch immer gefragt, warum in den Tests dies und das nicht erwähnt oder jenes nicht kritisiert wurde. Man hat als normaler Spieler einfach so viel mehr Zeit und heutzutage zig Quellen vom Bugthread in den Foren bis hin zu 100 Tests aus aller Welt. Den besten aka vollständigsten inhaltlichen Test schreibt man vermutlich ein Jahr nach dem Release, wenn die Community alle Steine umgedreht hat - wenns aus unserer Perspektive allerdings keinen mehr interessiert. Eine aktuelle Kritik kann gar nicht alle "Infos" oder Gewichtungen enthalten. Aber das muss sie auch nicht.

Ohne jetzt in die Details zu gehen, ganz kurz zu Dragon Age: Manchmal sind faktische Mängel nicht so relevant. Manchmal geht es auch um weiche Werte, um spielepolitische Würdigungen und Trends, die vielleicht nur zum Zeitpunkt der Kritik spürbar sind und ein, zwei Jahre später egal sind, weil es längst ganz andere Vergleichspunkte oder Tendenzen in einem Genre gibt. Dazu gehörte damals auch das Comeback eines längst verloren geglaubten Spielgefühls, das von Dragon Age symbolisiert wurde. Die Tradition von Baldur's Gate wurde endlich fortgeführt - wo übrigens auch endlos gekloppt wurde...aber die Büchse Rollenspiele sollten wir hier nicht weiter öffnen..:wink:
Klar muss sie das nicht, aber wenn noch mehr Infos drinne wären, die zwar nicht mehr den hohen Wirkungsgrad der vorigen haben, aber trotzdem einige Leser interessieren könnten, könnte man diese noch erwähnen. Glaube das kostet kaum eine halbe Seite mehr und wer den 8-seitigen Test liesst, den stört auch eine weitere halbe Seite nicht ;)

Das mit dem "aktuell" mag ich ehrlich gesagt nicht so gelten lassen. Ich habe das Game gespielt ohne viele Tests gelesen zu haben, 30h weil ich Urlaub hatte und viele Mängel sind mir nach den ersten 15-20h direkt aufgefallen. Da war also kein Steine umdrehen etc nötig. Einfach gespielt und das Game hat mir die Kritikpunkte quasi ungesucht ins Gesicht geschlagen. Bei Kleinigkeiten stimme ich zu, aber Fantasyklischees am laufenden Meter, uralt-Story und hoher Kloppanteil sind ja nicht grade gut versteckt.
Kann man auch im DA:O-Thread nachlesen, dass ich da aktuell gepostet hatte (und ordentlich verdroschen worden bin).

Damals wurde auch viel gekloppt, soviel ist richtig. Meiner Ansicht nach wurde das aber wesentlich befriedigender in Szene gesetzt. Ein halbwegs vernünftiges Regelwerk vorrausgesetzt, kann Kampf ja auch Spass machen.

DA:O Regeldecke als dünn zu bezeichnen ist noch sehr milde ausgedrückt.
Als jemand, der Schwergewichte wie GURPS, D&D, Rolemaster aber auch Leichtathleten ala Call of Cthulhu, Warhammer FRP etc. gespielt hat, weiss ich wovon ich spreche.

Richtig spannende Kämpfe gab es eigendlich in DA:O so gut wie nie. Sogar der Drachen-Kampf war einfach nur Attrition, sonst nichts.

Ist ja auch egal. Wenn du es zumindest in Erwägung ziehen könntest, solche Dinge zu erwähnen, reicht mir das ja schon.
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Logeres
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Logeres »

Witziger und einsichtiger Kommentar über den Mangel an persönlicher Distanz, mit der die meisten Spieler and Videospiele rangehen. Ich denke, dass das letztendlich daher resultiert, dass die Mehrheit (oder vielleicht auch nur die laut schreiende Minderheit) Tests von Journalisten zu viel Wert beimessen. Ohne Jörg oder den anderen Spieletestern zu nahe treten zu wollen (aber aus dem Artikel und den Kommentaren folgere ich mal, dass das nicht der Fall ist), denke ich nicht, dass ihre Meinung mehr wert ist als die von absolut jeden anderen, der das fragliche Spiel gespielt hat. Der Unterschied zwischen professionellen Spieletestern und Otto Spielekonsument ist nicht die Validität ihrer Aussagen, sondern lediglich die Plattform, auf der sie ihre Meinung veröffentlichen, und die schreiberische Fähigkeit, ihre Meinung klarer strukturiert dazulegen, sowie in 2000 Worten auszudrücken, was andere mit einem "Meh" sagen können. :wink:

Um vom Hunderten ins Tausendste zu kommen, ist mir aufgefallen, dass die Spielekritik, besonders verglichen mit der Literatur- und Filmkritik, noch in ihren Kinderschuhen steckt. Zu viel Wert wird auf Zahlen und Checklisten gelegt, so sehr, dass ich manchmal das Gefühl habe, ich würde Supermarkt-Inventur durchgehen. Grafik - Check. Sound - Check. Story - Check. Ich will nicht wissen, ob die Grafik "gut" oder "schlecht" ist, ich will wissen, wie der Tester selbst sie empfunden hat. Spielekritiker versuchen viel zu oft, einen objektiven Standpunkt in einer Kunstform zu machen, die keine Objektivität kennt, in der uralte sprite-basierte Rollenspiele für manche besser aussehen als der neueste Shooter.
In dem Sinne begrüße ich Jörgs Schreibstil, wenn er Kleinigkeiten erwähnt, die für ihn das Spiel schädigen, statt immer nur das große Bild im Auge zu behalten - auch wenn er manchmal zu sehr das Spiel bewertet Das-Es-Sein-Sollte, statt das Spiel dass es tatsächlich ist.
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Jörg Luibl
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Jörg Luibl »

Wir werden in Zukunft weiter viele Formen der Kritik ausprobieren. Auch jene aus der Vogelperspektive, in der man kürzer, wertender und über Grashalme hinweg sehend ein Spiel einordnet - das erfordert Mut zur Lücke, Ignoranz gegenüber Details, den Blick für das Wesentliche. Da kann es sein, das nur ein Aspekt des Spiels oder das Erlebnis an sich thematisiert wird.
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Howdie
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Howdie »

Vielleicht sollte man bei Games auch mal den Schuldenschnitt machen und bei Null anfangen. Wenn schon Zahlenwertungen dann vielleicht wieder realistische wie schon zu den Anfangszeiten der Branche. Natürlich ist im Laufe der Jahre die technische Präsentation immer besser geworden und auch inhaltlich hat man ganz andere Möglichkeiten. Der technische Fortschritt und die steigenden Budgets machen da vieles möglich, was vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen wäre. So hat sich die Spirale immer weiter gedreht. Früher war ein Open-World-Spiel wie ELITE das absolute Nonplusultra, aber das ist eben fast 30 Jahre her.

Speziell wenn man sich Genres anschaut die stark präsentationsgebunden sind, wie Shooter, Sport- oder Rennspiele, fällt das besonders ins Gewicht. Von Doom hinzu Unreal, Quake, über Turok, Goldeneye, dann Halo, Time Splitters bis zur jetzigen Gen mit Gears oder Battlefield. Wie bewertet man diesen Fortschritt, außer mit immer höheren Wertungszahlen? Natürlich ist der Spielspaß entscheidend, aber man kann sich ja nicht davon lossagen, dass auch die Präsentation eine Rolle spielt. Am Anfang jeder neuen Gen herrscht die Euphorie über die neue Technik, dass es erst mal meist gute Wertungen gibt, dann die Ernüchterung und dann die wirklichen Blockbuster, die zwangsweise höher bewertet werden als die Launchspiele.

Es gibt nun mal nicht viele Spiele die wertungstechnisch einen ähnlichen Stand haben wie zu ihrem Release. Das sind (wie Jörg schon sagte) immer nur Momentaufnahmen. Daraus resultiert aber eben auch eine große Unsicherheit gegenüber der Wertung. Viele Spieler haben das alles schon xmal erlebt aber vor allem junge Spieler kennen das Phänomen noch nicht so richtig. Und ich würde auch Vergleiche ala "Wenn COD MW3 86% hat wie kann ME3 dann nur 75% bekommen?" nicht abtun. Da kommt immer "Zwei Genre, die sind nicht vergleichbar!", "Unterschiedliche Tester", "Wertungt egal, lies den Test" etc.

Aber natürlich sind 86% und 75% vergleichbar. Was denn sonst? Das sind mathematische Zahlen in einem Hundertersystem. Wenn Zahlen nicht vergleichbar sind, was ist es dann? Wie die zustande kommen ist da auch vollkommen egal, den am Ende steht nunmal eine absolute numerische Aussage. Und die kann man einfach nicht wegdiskutieren, wie es gerne versucht wird. Diese Zahl hat genau einen Zweck (abgesehen von der Erfüllung von Fanboyträumen): Das Spiel in einem neutralen System von 1 bis 100 einer Wertigkeit zuzuordnen. Warum das so gerne geleugnet wird kann ich persönlich nicht verstehen. Es ist doch wirklich offensichtlich. Eine 86 ist ein 86, ist ein 86. Und so weiter und so fort. Und diese Zahl ist genreübergreifend, da sie nichts aussagt, außer der genauen Position in diesem vermeintlich neutralen System. So funktionieren Zahlen nunmal. Es geht nicht um Blau oder Rot, oder was man lieber möchte, sondern um eine feste Größe, an der es nix zu deuteln gibt. Natürlich ist es Blödsinn sich daran aufzuhängen, aber das ist seit Beginn der Branche so. Ich habe mir auch schon Spiele gekauft aufgrund einer hohen Wertung (natürlich in Kombination mit dem Test) und war im Endeffekt enttäuscht. Und ich überlege auch jetzt momentan ob ich mir Yakuza Dead Souls nach den ganzen Tests noch holen soll. Ich spiele seit 30 Jahren, aber trotzdem bin ich mir bei diesem speziellen Spiel einfach unsicher. Manchmal braucht die eigene Meinung eben noch einen Schubs, ob man so viel Geld ausgeben möchte oder nicht. Ich gebe eigentlich nicht viel auf Wertungen, aber selbst nach noch so vielen Videos und Texten bin ich mir mit dem neuen Yakuza einfach unsicher... das geht wohl jedem hin und wieder mal so.

Ich halte die Wertung von ME3 mit dem Test auch für realistisch. Nur sind für mich eben auch Spiele wie Uncharted, Flower und was weiß ich auch deutlich zu hoch bewertet. Da fehlt mir persönlich die Relation. Ich kann das alles gut nachvollziehen was Jörg hier im Thread geschrieben hat (die Kolumne halte ich immer noch für schlecht, da sie einfach für mich zu plump und offensichtlich ist, aber das ist meine Meinung), aber es gibt auch immer noch eine Seite der Medaille und die wird durch diese Wertungszahlen befeuert.

Es ist immer leicht den Schreihälsen etwas vorzuwerfen, obwohl man die Brocken in Form einer Wertung ganz bewusst vor ihre Flinte schmeißt. ;) Daher fordere ich SCHULDENSCHNITT FÜR GAMES! Alles auf Null! Spätestens mit der nächsten Gen, dreht sich die Spirale sonst fröhlich weiter. Und die Diskussion natürlich auch.

Ja ich weiß, dass ich ein Spinner bin und die Forderung utopisch ist, aber lasst mich doch.^^
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dr_elbows
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von dr_elbows »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Wir werden in Zukunft weiter viele Formen der Kritik ausprobieren. Auch jene aus der Vogelperspektive, in der man kürzer, wertender und über Grashalme hinweg sehend ein Spiel einordnet - das erfordert Mut zur Lücke, Ignoranz gegenüber Details, den Blick für das Wesentliche. Da kann es sein, das nur ein Aspekt des Spiels oder das Erlebnis an sich thematisiert wird.
Bitte JA! Aber genausowenig wie vom Klappentext auf der DVD Hülle will ich vom Kritikerlager aus Forum und Presse gesagt bekommen, was das WESENTLICHE ist. Drum würde ich kleiner Unwicht mir zumindest im Testkörper das eine oder andere "unwichtige" Detail mehr wünschen. Da hat der Brakiri in Richtung DA:O schon recht. Ob ich dann noch kritischer sein will, oder naiv drüber wegsehen kann, überlasse ich mir selbst. Dann habe ich aber zumindest nicht das Gefühl ein oberflächlicher Trottel zu sein, nur weil mir z.B. ME3 gefällt. :Vaterschlumpf:
Isaac93
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Re: Rose Effect - Herr Patschunke kippt um

Beitrag von Isaac93 »

Ich feier Jörg Luibl echt nur noch ab. Er hat die Eier sich extrem unbeliebt zu machen um seine persönliche, derbe subjektive Meinung zu jedem Game rauszuhauen ! Finds immer wieder spaßig die Sachen zu lesen, ob ich jetzt zustimme oder nicht.

Ich glaube entweder man hasst ihn oder liebt ihn. Was dazwischen gibs nicht :D
Jörg Luibl hat immer Recht!
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