ChrisJumper hat geschrieben: ↑16.06.2021 03:11VaniKa, ich empfinde dies nicht mal so. Wenn einen die Spiele langweilen muss man sich nur mehr Zeit nehmen genauer hin zu schauen und mehr Details zu entdecken.
Ich bezeichne es bei mir immer so, dass ich wohl mehr Saft aus der gleichen Zitrone presse als viele anderen. Ich merke das ja an meiner Spielzeit. Meist ist sie doppelt oder sogar dreimal so hoch wie die Completionist-Zeit auf howlongtobeat.com, obwohl ich es nicht mal drauf anlege, besondere Ziele wie alle Achievements zu erreichen. In Subnautica: Below Zero habe ich knapp 90 Stunden verbracht. Die Completionist-Zeit beträgt 31,5 Stunden auf howlongtobeat.com.
Ich weiß echt nicht, wie andere spielen. Aber ich stelle mir vor, sie rennen an allem vorbei und nur irgendeinem Ziel hinterher. Ich schaue mir halt alles an und lasse ein Spiel vor allem auch auf mich wirken. Das Feeling in einem Spiel ist für mich auch ein wichtiger Spielspaß-Faktor und da punkten gerade Spiele bei mir, in denen es möglich ist, sich einfach nur glaubwürdig als Person in einer Welt aufzuhalten, die die eigene Fantasie beflügelt. Ich gehe auch gerne auf Foto-Safari und mache in Spielen, die ich besonders schön finde, auch ständig Screenshots (ich liebe Foto-Modi).
Ich frage mich dabei auch: Was habe ich denn davon, wenn ich eine Mahlzeit (ein Spiel) einfach nur hastig herunter schlingen würde? Man hat doch viel mehr davon, wenn man es langsam und in Ruhe genießt und Aromen sich entfalten lässt. Das passiert bei Spielen auch in Form von Kopfkino, indem man sich Gedanken über die Welt macht, Lore und Environmental Storytelling wahrnimmt. Das ist, was für mich auch ein Dark Souls so "ergiebig" macht. Das Schaffen der Bosse ist für mich eher lästig und ich nehme jede Hilfe dankbar an. Ich freue mich auf Elden Ring vor allem wegen des Spielgefühls. Allein in einer düsteren verfallenen Welt, mit vielen Geheimnissen, die darauf warten, entschlüsselt zu werden. Der Schwierigkeitsgrad sorgt für ein Gefühl von ständiger Gefahr.
Ich habe das Gefühl, manche Spieler sehen ein Spiel rein mechanisch. Da frage ich mich manchmal, wozu man sich überhaupt die Mühe macht, eine schöne Welt auszuarbeiten, wenn es doch offenbar nur um die schnelle Erledigung einer Challenge geht. "Boss-Killer", das neue Soulslike ohne Lore, Story und Texturen. Nur grobe Polygone, aber dafür ein Boss nach dem anderen. Wäre bestimmt ein neuer Indie-Hit, wenn Kampfsystem und Boss-Design (im Sinne der Angriffsmuster, usw.) stimmen würde. Ich würde das komplett links liegen lassen, weil es für mich nichts bieten würde. Weil es eben kein "Feeling" erzeugt und meine Neugier nicht weckt.
Aber offenbar gibt es ja auch verschiedene Gamer-Typen und ich würde sogar eher annehmen, dass ich einer Minderheit angehöre, während eine Menge Leute Spiele viel mehr als Fast-Food konsumiert, während ich eben ein Drei-Gänge-Menü daraus mache (ja, das ist ein aktiver Prozess von mir). Es ist nur immer schade, wenn sich dann Leute beschweren, wo ich doch wirklich genug finde, was ein Spiel zu bieten hat. Wirklich in Verzückung bringen mich dann so kleine Dinge, wenn mir auffällt, wie gut aufs Detail geachtet wurde und wie viel an alles gedacht wurde. Umgekehrt mag ich keine Spiele, bei denen ich merke, dass die Mechaniken schlecht zusammen passen und es einfach schlonzig zusammengebastelt wirkt. Man merkt einfach, wenn ein Spiel in letzter Minute fertig werden musste und dabei noch Funktionen gestrichen werden mussten und andere nicht zu Ende entwickelt wurden. Das fühlt sich einfach seltsam an, wenn ich das merke. Das habe ich z.B. extrem bei Cyberpunk 2077, weshalb das für mich zum Launch auch kein gutes Spiel war und ich es nun erst ein Jahr später weiter spielen werde. Da warte ich lieber freiwillig ein Jahr auf einen GOTY-Patch oder eine Enhanced-Edition als mir dieses eigentlich als Jahrhundert-Erlebnis gedachte Spiel in so einem schlappen Zustand einfach reinzudrücken. Die Erwartungen waren nicht zu hoch. Sie konnten bloß nicht liefern, weil sie unfertig releasen mussten. Klar, mit etwas Salz kann das auch schmecken, aber ich finde, dass man sich damit keinen Gefallen tut.
Aktuelles Positivbeispiel: PSO2 New Genesis. Das ist ja nun eine Woche draußen und hat einige technische Probleme. Ich weiß aber, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die behoben sind. Kein Grund, jetzt in den Foren deswegen auszurasten, wie es viele tun. Was mich hingegen gleich eingefangen hat, war die Atmosphäre und die Verschlankung des Spielkonzepts. Wenn ich da durch die Welt laufe, dann wirkt das alles sehr durchdacht auf mich. Das bauchpinselt mich irgendwie. Und es macht mich irgendwie traurig, dass das von den meisten Spielern gar nicht wahrgenommen wird. Ich finde auch, das Kampfsystem (wenn es mal gerade nicht fürchterlich laggy ist) ist extrem gut gemacht, vor allem für ein MMO. Es ist einerseits simpel, aber fühlt sich anderseits auch einfach extrem rund an und bietet immer wieder sehr intensive Kampferlebnisse. Aber vor allem danke ich den Machern dafür, dass wirklich diese Essenz, was PSO2 an Feeling bei mir verursacht hat durch das Setting, in NGS wieder da ist. Offenbar ist es ja schon etwas, das man irgendwie bewusst erzeugen kann. Ich kann es gar nicht genau beschreiben, aber es fühlt sich auf eine komplexe Weise gut an, in der Spielwelt zu sein.
Als ich am Südufer angekommen war und aufs endlose Meer geschaut habe, war das einfach wie Urlaub auf einer fernen Insel im Pazifik, aber gleichzeitig noch weiter weg und trotzdem seltsam vertraut, weil man ja in Form der Spielfigur schon auch dort lebt und zuhause ist. Und natürlich ist meine Neugier auch wieder geweckt: Was ist das eigentlich für eine Welt? Man selbst ist dort ja gerade erst angekommen. Aber warum? Wie ist die Verbindung zum alten PSO2? Und ist das wirklich der Planet Naverius? Die Fauna würde es eigentlich andeuten mit den Grulfs und Garongos, die man dort antrifft. Aber wieso sieht man überall im Terrain und an Bäumen künstliche Elemente? Ist die Welt "echt"? Eine Theorie: Es handelt sich dabei um eine Art Arche, ähnlich wie bei ARK: Survival Evolved. Was ist nur in den 1000 Jahren seit PSO2 passiert? Bin daher sehr gespannt, ob und wie die Story das mit der Zeit alles aufdeckt.
Unterdes sehen wohl viele Spieler die Spielwelt nur als bloße Kulisse zum Mobs klatschen an. Hauptsache, die Loot stimmt und man hat im Rekordtempo das beste Gear, nur um sich dann zu langweilen und sich in den Foren über mangelnden Content zu beschweren.
Ich glaube auch, dadurch dass ich mich mental derart auf ein virtuelles Erlebnis einlassen kann, ersetzt das ein Stück weit wirklich eine reale Erfahrung. Die Screenshots sind quasi meine Urlaubsfotos. Mich würde nicht wundern, wenn Spiele bis zu einem gewissen Grad ähnliche psychische und physiologische Vorgänge auslösen können wie echte Erlebnisse. Aber dazu muss man eben auch wirklich eintauchen und ein Stück weit vergessen, dass man bloß Spieler vorm Bildschirm eines Computers ist. Das wird nicht allen gleichermaßen gelingen.