Jaggo hat geschrieben:Auch wenn es vielleicht schon erwähnt wurde: Die Kritik von Alice an Anita Sarkeesians Projekt geht größtenteils in Leere. Das Problem ist, dass Anita nie den Anspruch hatte, der ihr von Kritiker/innen unterstellt wird. Es geht ihr nicht darum, die "Unterdrückung von Frauen" in bestimmten Videospielen darzustellen, sondern zu untersuchen, welche weiblichen Geschlechterklischees in Videospielen immer wieder auftauchen und diese zu kategorisieren. Der Kontext des jeweiligen Spiels ist bei dieser Fragestellung tatsächlich egal, sie sagt ja auch ausdrücklich, dass es ihr nicht darum geht, einzelne Spiele zu kritisieren und das man Kritik üben und trotzdem Spaß an einem Spiel haben kann.
Man kann Anita Sarkeesian vielleicht vorwerfen, dass dieser Ansatz zu kurz gegriffen ist, aber Fakt ist, dass sie nie mehr behauptet hat und dies auf ihrer Webseite, beim Kickstarter und in den Videos auch immer deutlich macht. Was der Kommentar hier (wie viele andere Kritiken auch) macht, ist größtenteils ein klassisches Strohmann-Argument, von 4players hätte ich mir da einen etwas fundierteren Kommentar gewünscht.
P.S.:
Positiv ist aber auf jeden Fall, dass die folgende Diskussion (soweit ich sie verfolgt habe) deutlich gesitteter war, als bei den Pro-Anita Artikeln an anderen Stellen

ist leider nicht ganz unwahr, sehe das tatsächlich ähnlich.
allerdings sind solche artikel hier natürlich wesentlich effizienter, wenn man ein bestimmtes ziel erreichen möchte. einerseits hat man das gefühl, es hier mit einer gamerin zu tun zu haben, andererseits ist die kritik handfester und greifbarer und man kann was damit anfangen.
anitas arbeit ist zum teil recht akademisch und setzt schon einen gewissen erfahrungshorizont voraus. das merkt man halt vor allem an dem extremen unverständnis, das ihr entgegen gebracht wird.
der kommentar hier ist aber für jeden verständlich und nachvollziehbar, die kritik geht nicht ins leere und provoziert nicht so einen shitstorm. und man versteht, dass es durchaus eine nachfrage nach gut geschriebenen weiblichen charakteren gibt.
denn am ende gibt es eine begrenzte anzahl an tropes, aus denen man sich mehr oder weniger immer wieder bedient. selbst die starken heldinnen bestehen oftmals ja nur aus klischees aus der mottenkiste. etwas mehr diversität würde da schon nicht schaden und wäre wünschenswert.
allerdings ist es da wenig hilfreich, einen roundhouse kick zu vollführen, wie es anita gemacht hat. denn sie damit beinahe die gesamte gaming gemeinde gegen sich aufgebracht und dafür gesorgt, dass videospiele in zeitungen wie spiegel und einigen berichten im tv endlich wieder diffamiert werden dürfen. gerade im spiegel hat man sich schnell wieder an die gute alte killerspiel diskussion erinnert. einfach, weil ihre beispiele dermaßen kontextbefreit sind, dass es für außenstehende, für nicht gamer, automatisch zu missverständnissen kommen muss.
da ist die spiele szene plötzlich wieder von mittelalterlichen geschlechtervorstellungen durchzogen, da gibt es wieder die pickeligen nerds, die nicht verstehen, dass frauen heute emanzipiert sind, da flüchten sich sozial erfolglose junge männer wieder in fantasiewelten, wo sie frauen unterwerfen können um sich bestätigung zu holen.
das alles kennt man schon, es war damals nicht wahr und es ist heute nicht wahr. es mag solche fälle geben, aber es ist ja auch nicht jeder kirchendiener ein kinderschänder. diese klischees mögen ihren ursprung in realen fällen haben, sollten aber niemals auf die mehrheit übertragen werden.
und auch wenn anita nichts davon explizit sagt, auch wenn ihre arbeit nicht mal so verkehrt ist, so geht sie aber dennoch größtenteils ins leere, weil ihr niemand wirklich zuhört und weil keine anständige diskussion zustande kommt. natürlich hat sie andererseits überhaupt erst für solche diskussionen wie diese hier gesorgt.