So nach den zwei Statements unserer professionellen Redakteure von GBase bzw. GamePro bin ich doch nochmal geneigt, dem etwas entgegenzusetzen.
@Thomas Richter:
Nicht jedem liegt Jörgs zynische Anspielungen und Übertreibungen. Und scheinbar kann auch nicht jeder damit umgehen. Denn eigentlich sollte die Thematik einem Redakteur aus der Spielepresse doch sehr wohl ansprechen und ich persönlich kann nicht ganz nachvollziehen, warum für Sie ab der Hälfte des Artikels Schluss mit Ihrem Interesse war. Geht Sie das Thema ganz sicher nichts an? Was haben Sie gegen eine überspitzte Darstellung der Problematik? Die Anzahl der Leser, die es NICHT für nötig halten, dass endlich mal jemand aus Ihren Kreisen den ersten Schritt und auf die momentane Situation aufmerksam macht hält sich arg in Grenzen. Die Leser und Spieler sind froh, dass endlich mal jemand das ausspricht, was mittlerweile so viele denken. Es wird keinem Magazin unterstellt profilierungssüchtig zu sein, es wird vielmehr ein Umstand in den Raum gestellt, der auf die Missstände hinweist. Sie schreiben, dass Sie (und Sie nehmen sich den Anspruch, für die gesamte Branche zu sprechen) keinen Lone Soldier brauchen. Er müsste kein Lone Soldier sein, würde er von mehr Kollegen wie Ihnen unterstützt werden. Einer muss den Anfang machen und die breite Zustimmung gibt ihm Recht, diesen Schritt getan zu haben.
Ich verstehe insbesondere nicht, warum Sie sich so vehement gegen das Engagement des 4Players-Chefredakteurs stellen, wo Sie doch in Ihrem Kommentar schreiben, dass Sie...
...nicht in allen Punkten, aber irgendwo mit seiner Argumentation übereinstimmen...
...zugeben, dass die Magazine den Pressekodex nicht Ernst nehmen...
...Presseparties nicht gut heißen, da Sie einen bestechlichen Charakter haben und Absprachen vereinbart werden.
Es freut mich wirklich, dass Sie so ein harter und widerstandsfähiger Spielejournalist sind, nichtsdestotrotz finde ich es wagemutig davon auszugehen, dass sämtliche Kollegen ebenso dem Bestechungswahn der Publisher widerstehen können. Das mag sein, muss es aber nicht. Und darin liegt die Krux: Die Möglichkeit der Bestechung wird also bewusst ausgenutzt.
Ich möchte noch etwas zu Ihrer Kritik gegenüber den zu vielen Onlineportalen sagen. Wer sich im gleichen Becken wie alle Anderen befindet und aus diesem herausstechen und abgrenzen will, sollte dies am Besten mit Qualität tun. Ein seriöses Onlineportal, dass "Angst" vor "schäbigen Plattformen" hat, das von Schülern geleitet wird und sich durch diese in ihrer Arbeit gestört fühlt? Ich bitte Sie, wie lächerlich ist das denn?! Mit der Aussage haben Sie ihre Plattform automatisch disqualifiziert.
Es ist zudem keineswegs der Fall, dass hier versucht wird, die gesamte Branche in den Dreck zu ziehen, wie viele ständig versuchen klar zumachen. Bei dieser "Kampagne" soll keiner (von beiden Seiten) in den Dreck gezogen und verunglimpft werden, deshalb werden auch keine Namen veröffentlicht, was ich sehr gut finde. Es geht darum, der Branche den Spiegel vorzuhalten und die Leser über die Hintergründe aufzuklären. Und da Sie selbst schon Missstände bestätigt haben, war das auch gut so. Es soll eine sachliche Diskussion angeregt werden wodurch als letzte logische Konsequenz verschiedene Lösungsansätze herausgearbeitet werden sollten. Ansonsten versickert und erstickt die Spielebranche in ihrer eigenen Lethargie und die Dummen sind letztendlich diejenigen, die aus dem riesigen Pool der großen und kleinen Magazine keine seriösen Angebote mehr herauslesen können, da man hinter jedem Blatt Beeinflussungen vermuten könnte. Und jene sind es eben, die Geld für die Spiele löhnen sollen/wollen.
Noch ein paar Sätze zu Ihren Anschuldigungen, Jörg würde Schwarzmalen, dazu neigen zu übertreiben und im Text würde Größenwahn mitschwingen. Vielleicht wäre es bei der Aufarbeitung von Jörgs Text ganz gut gewesen, zwischen einem (wie Sie schreiben) "Artikel" und einer Kolumne zu unterscheiden. In letzterer sind oben genannte Stilmittel recht häufig anzutreffen, und trotzdem ist es beileibe nicht so, dass Jörg mit seiner Meinung auf weiter Flur alleine steht. Außerdem bleibt bei kategorischer Nichtbeachtung von Übertreibungen am Ende dennoch ein wahrer Kern übrig, finden Sie nicht?!
Im Übrigen: Wo stünde die Menschheit heute, wenn sie jegliche Diskussion nicht weitergeführt hätte, von denen Leute behaupteten, dass sie zu nichts führe und unendlich weitergeführt werden könnte? Diese Diskussion ist überfällig und wichtig und deshalb finde ich es nicht gut, dass Sie versuchen diese im Keim zu ersticken.
PS: Ihre widerlichen Axel Springer-Schleimereien hätten Sie uns wirklich ersparen können und dem gut informierten Gamer die ComputerBild Spiele als ernsthaftes Magazin verkaufen zu wollen halte ich zumindest für sehr mutig!
@Andre Horn:
Ich stimme Ihrer Aussage nicht zu, dass es gerade die Onlinemagazine sind, die um ihre Glaubwürdigkeit zu kämpfen haben. Sind es doch gerade sie, die erst dadurch so groß geworden sind, da sie ihre Unabhängigkeit von Anfang an als Basis hatten. Wie auch einst die Printmedien (und bei vielen auch sicherlich noch heute!). Aber gerade dadurch, dass die Printmedien von ihren Lesern Geld verlangen, stehen Sie in einer besonderen Verantwortung ihren Lesern gegenüber. Und in letzter Zeit zeigte sich einfach ein Trend ab, dass genau diese Glaubwürdigkeit und Objektivität durch vergangene Tests immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Da meine Vorredner Sie davon schon in Kenntnis gesetzt haben, was davon zu halten ist einen Kommentar abzugeben, wenn man den Text nur in Auszügen gelesen hat, erspare ich mir eine weitere Standpauke.
Im Übrigen wäre es kein sonderlich großer Aufwand gewesen sich fünf bis zehn Minuten Zeit zu nehmen. Die Romane die ich lese, sind bedeutend länger. Aber jedem das Seine.
Ich finde es da schon viel bedauerlicher, dass Sie ohne Klagen und Zagen den Druck, der auf allen Seiten lastet einfach so hinnehmen. Macht doch nichts, das muss man aushalten, wir leben schließlich in einer Ellbogengesellschaft, Survival of the fittest. Wenn Sie damit glücklich sind, bitte. Aber jemanden dafür in Frage zu stellen, der zumindest mal daran anknöpfen will diese Sichtweise etwas zu entspannen, finde ich sehr schade.
Es ist schön, dass Sie sich ihren Lesern verpflichtet fühlen. Es ist schön, dass Sie noch keine Wertung "verkauft" haben. Und es ist schön, dass Sie lieber durch Inhalte sprechen. Aber auch für Sie gilt: Es wird keineswegs BLIND die GESAMTE Branche an den Pranger gestellt. Aber es gibt überall schwarze Schafe, wie auch die 4Players-Redaktion schon erlebt hat. Schön wäre es gewesen, wenn Sie von ähnlichen Erlebnissen berichtet hätten um weitere Beispiele konkret aufzuführen. Auch ist es ziemlich kurzsichtig zu behaupten, hier würde man sich als weißen Ritter hinstellen und auf alle Anderen mit dem Finger zu zeigen. Hätten Sie sich informiert, wüssten Sie, dass die 4Players-Redaktion explizit auf Missstände in den eigenen Reihen in der Vergangenheit hingewiesen hat. Auch hier wurden Fehler gemacht. Aber manche lernen aus Fehlern und manche ignorieren sie um dennoch Profit daraus zu schlagen. Aber irgendeiner verliert immer. Und das sollte NICHT der Kunde, also der Leser von Magazinen wie dem Ihrigen sein! Von daher hoffe ich, dass Sie ihre "reine" Weste beibehalten können. Auch wenn ich bei Ihrem Beitrag wie meine Vorredner das Gefühl nicht loswerde, dass hier ein Kleinkind spricht, das sich gerade eine Ohrfeige eingefangen hat. Dafür dass Sie ein Printmedium repräsentieren fände ich ein etwas angepassteres Niveau schon angebracht. Denn eigentlich sitzen sie alle ja im selben Boot.
Ich würde es außerdem begrüßen, wenn Sie sich die Mühe machen würden, hier konkret auf die Sachlage einzugehen, anstatt ein Posting im hauseigenen Forum zu schreiben, dass dann sechs Stunden später hier eins zu eins im Forum erscheint und unter diesem Gesichtspunkt eher wie eine Rechtfertigung vor den eigenen Lesern erscheint. Ich hoffe wirklich das dem nicht so ist!
@all:
Wie arm muss es um die deutsche Spielepresse bestellt sein, wenn wir hier zwei solche Statements lesen müssen? Man kann nur hoffen, dass es auch noch anders denkende Redakteure gibt, ansonsten fürchte ich, dass Jörgs kleiner Aufruf am Widerstand des Großteils der Branche verpufft. Hoffen wir das Beste!
Grüße,
Brotkruemel