Die Kritik & der Fan

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Rabidgames
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Beitrag von Rabidgames »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Kritik bedeutet Kompromisslosigkeit.

Die Spielepresse (und wir gehören dazu) ist noch viel zu harmlos und betreibt manchmal eher Subgenre-Artenschutz als konsequente Einschätzung.

Man darf vor allem keine Rücksicht auf weiche Massenargumente wie "Aber wir haben doch alle Spaß" oder "Es gibt Leute, die da durchaus Spaß dran..." nehmen.

Wir haben noch viel zu tun.

Nun, da hast du sicherlich nicht ganz Unrecht - andererseits: Wenn du keine Rücksicht auf Mehrheitsargumente nimmst, warum erhebst du dann Minderheitsargumente wie "ich habe keinen Spaß" zur kritischen Norm?

Außerdem - sollte anspruchsvolle Kritik nicht auch um Objektivität bemüht sein?
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Jörg Luibl
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Beitrag von Jörg Luibl »

Kannst du akzeptieren, dass wir als 4Players bewusst nicht den Anspruch der Objektivität ansetzen? Unser Weg ist der der subjektiven Kritik.
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Rabidgames
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Beitrag von Rabidgames »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Kannst du akzeptieren, dass wir als 4Players bewusst nicht den Anspruch der Objektivität ansetzen? Unser Weg ist der der subjektiven Kritik.
Das ist dann aber keine Kritik mehr, sondern nur noch eine Meinungsäußerung. Ich kann ja auch 5 Seiten lang Dead Island loben oder verdammen, aber verdient das dann den Namen Kritik?

Wenn das euer Weg ist, dann lasst doch bitte die Wertungen und die +/-Dinge weg, denn diese suggerieren doch Objektivität und Vergleichbarkeit.
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Jörg Luibl
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Beitrag von Jörg Luibl »

Doch, das ist eine und zwar unsere Form der Kritik. Es gibt keine Königskritik, keine richtige Kritik, keine So-und-nicht-anders-Kritik.

Und gegen die Wertung am Ende gibt es zwar sehr gute intellektuelle Gründe (übrigens kannst du sie abschalten, in deinen Profiloptionen!), aber der Wettbewerb schreit danach. Trotzdem werden wir die Schulnoten bald noch markanter in den Vordergrund stellen, um wenigstens optisch etwas zu dämpfen.

Aber erstens will die Mehrheit der Leser sie (nur knappe 2-3% schalten sie ab!), zweitens wollen wir als Redaktion sie - denn letztlich verliert ein Magazin ohne die Wertungszahl an Relevanz und Schlagkraft.

Das hört sich alles genau so martialisch und prozentdümmlich an, wie es auch ist, aber aktuell würden wir 4Players ohne Wertungen voll ins Abseits fahren.

Außerdem würden zu viele Publisher besser schlafen. :wink:
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Skyclad hat geschrieben:

Nun, da hast du sicherlich nicht ganz Unrecht - andererseits: Wenn du keine Rücksicht auf Mehrheitsargumente nimmst, warum erhebst du dann Minderheitsargumente wie "ich habe keinen Spaß" zur kritischen Norm?

Außerdem - sollte anspruchsvolle Kritik nicht auch um Objektivität bemüht sein?
Zwei Denkanstöße:

- Kritik und der Kritikier sind subjektiv und damit nicht objektiv. Ein Kritiker ist einzig seinem Geschmack und Verständnis von Qualität innerhalb seines Fachgebietes verpflichtet - nicht der Meinung des Publikums. Dieses Urteil kann er sich auf Grundlage seinen Wissens, seines breiten Erfahrungsschatzes und seines Renommés erlauben.

- Auch wenn das in seiner Endkonsequenz kaltherzig und neoliberal ist: Die allgemein zugemessene Aussagekraft einer Kritikermeinung richtet sich nach der Größe des Publikums, das er mit dieser zu erreichen in der Lage ist. Deswegen gibt es so etwas wie Kritikerbiografien, die den Karrieren von Sportlern usw. ähneln.

Es besteht daher ein Unterschied zwischen einem "Kritiker" und einem "Tester". "Kritik" und "Test" sind unterschiedliche Genre.

Daher wird hier ja von vielen Leuten, mir eingeschlossen, schon länger dafür plädiert, bei 4p auf die Bezeichnung "Test" gänzlich zu verzichten.
Kószdy kozow swoju brodu chwali.
[sorbisch] Jeder Ziegenbock lobt seinen Bart.

Meine Texte und Fotos http://brotlos.weebly.com

Malachi80
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Beitrag von Malachi80 »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Es gibt keine Königskritik, keine richtige Kritik, keine So-und-nicht-anders-Kritik.
Natürlich gibt es eine "Königskritik", nämlich die, die quasi-wissenschaftlich sine ira et studio verfasst wird. Ansonsten schreibt man nämlich keine Kritiken, sondern Kolumnen. Aus dem selben Grund fordere ich, wie früher in vielen Magazinen üblich, das Fazit von mindestens 2 Testern. Schon früher zeigte sich schon, dass persönliche Geschmäcker unterschiedlich sind. Der damalige Test von DN3D in der PC Player passt da schön als Beispiel, nachdem die Testerin das Spiel wegen frauenfeindlicher Szenen ablehnte, während die beiden männlichen Tester aus dem Häuschen waren.

Was es in der Tat nicht gibt, ist das "Königsergebnis". Jede Wertung ist erlaubt, sofern sie objektiv begründbar ist. Wenn ich objektive Argumente anbringen kann, darf man auch dem tollsten Spiel aller Zeiten eine schlechte Wertung verpassen.
4P|T@xtchef hat geschrieben:Außerdem würden zu viele Publisher besser schlafen.
Das ist doch jetzt wirklich nicht eure Aufgabe, oder? Ja, ich weiß, war - dem Smiley entnehmbar - nicht ganz ernst gemeint...
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Scorcher24_
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Beitrag von Scorcher24_ »

Malachi80 hat geschrieben: Was es in der Tat nicht gibt, ist das "Königsergebnis". Jede Wertung ist erlaubt, sofern sie objektiv begründbar ist. Wenn ich objektive Argumente anbringen kann, darf man auch dem tollsten Spiel aller Zeiten eine schlechte Wertung verpassen.
4P|T@xtchef hat geschrieben:Kannst du akzeptieren, dass wir als 4Players bewusst nicht den Anspruch der Objektivität ansetzen? Unser Weg ist der der subjektiven Kritik.
Du solltest alles lesen :).
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Jörg Luibl
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Beitrag von Jörg Luibl »

mr archer hat geschrieben: Daher wird hier ja von vielen Leuten, mir eingeschlossen, schon länger dafür plädiert, bei 4p auf die Bezeichnung "Test" gänzlich zu verzichten.
Kann ich verstehen. Vielleicht tun wir das auch mal, müssten aber die Wertung beibehalten; ich weiß, das schmerzt dann noch richtig, doch wir würden uns komplett ins Abseits ohne sie stellen.

Nur: Eine Änderung des literarischen Gattungsbegriffs, der höchstens Germanisten und Feuilletonisten interessiert, wird nichts an der grundsätzlichen Problematik ändern.

Letztlich könnte man auch sagen: Sowohl Test als auch Rezension als auch Kritik sind journalistische Darstellungsformen, sind wertendende Artikel, sind Berichte mit einer Art Urteil. Sie haben auch einiges gemeinsam. :wink:
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

4P|T@xtchef hat geschrieben:
mr archer hat geschrieben: Daher wird hier ja von vielen Leuten, mir eingeschlossen, schon länger dafür plädiert, bei 4p auf die Bezeichnung "Test" gänzlich zu verzichten.
Kann ich verstehen. Vielleicht tun wir das auch mal, müssten aber die Wertung beibehalten; ich weiß, das schmerzt dann noch richtig, doch wir würden uns komplett ins Abseits ohne sie stellen.
So ein Wandel braucht ja auch seine Zeit. Video-Spielebesprechungen haben im deutschsprachigen Raum eine bestimmte Genese, die sich nicht so einfach von Heute auf Morgen über Bord schmeißen lässt. Das braucht seine Zeit und den einen oder anderen Zwischenschritt - auch, damit 4p noch im Konzert der Konkurenz mitspielen kann. Ist klar, dass Ihr Euch da nicht freiwillig ins völlige Abseits stellen wollt.

Worüber Ihr aber vielleicht nachdenken könntet, wäre ein Verzicht auf das Hunderter-System, das sich für mich noch sehr mit der zwischenzeitlich doch schon sehr angestaubten Test-Philosophie verbindet. Was spricht gegen eine Abstufung von "unbrauchbar" bis "herausragend"? Ohne, dass hier innerhalb dieser Wertungen noch weiter diversifiziert würde? Und auch der Wertungskasten ist im Grunde verzichtbar. Wer das Fazit und die Schlußeinschätzung verstehen will, soll gefälligst den Text der Besprechung lesen.
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Jörg Luibl
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Beitrag von Jörg Luibl »

Sagen wir mal so: Wir werden bald dazu beitragen, dass die Schulnote noch stärker und die Prozentzahl (wenigstens auf den ersten Blick) weniger stark wahrgenommen wird.

Vielleicht ist das Prozentfazit in ein paar Jahren ja nur noch ein typologisches Rudiment, ein rein optisches Relikt.
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SoulBlazer
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Beitrag von SoulBlazer »

Es ist schon ein wenig lustig zu sehen, wie sehr eine Bewertung Menschen derart auf die Palme bringen kann ^^ Alle Menschen bewerten nun mal immer subjektiv und da Geschmäcker nun mal verschieden sind, kann es sein das ein Spiel den Nerv des Testers voll trifft... oder eben nicht :D
Man könnte auch 100 Leute testen lassen und sich dann auf eine Durchschnittswertung einigen ^^ Oder aber man akzeptiert die Meinung des Testers über ein Spiel, spielt es selbst und bildet sich dann seine eigene Meinung xD Auch wenn hier etwas schlecht bewertet ist, so kann es für einen selbst immer noch ein fantastisches Spiel sein, wenn es einem gefällt
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Rabidgames
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Beitrag von Rabidgames »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Doch, das ist eine und zwar unsere Form der Kritik. Es gibt keine Königskritik, keine richtige Kritik, keine So-und-nicht-anders-Kritik.

Und gegen die Wertung am Ende gibt es zwar sehr gute intellektuelle Gründe (übrigens kannst du sie abschalten, in deinen Profiloptionen!), aber der Wettbewerb schreit danach. Trotzdem werden wir die Schulnoten bald noch markanter in den Vordergrund stellen, um wenigstens optisch etwas zu dämpfen.

Aber erstens will die Mehrheit der Leser sie (nur knappe 2-3% schalten sie ab!), zweitens wollen wir als Redaktion sie - denn letztlich verliert ein Magazin ohne die Wertungszahl an Relevanz und Schlagkraft.

Das hört sich alles genau so martialisch und prozentdümmlich an, wie es auch ist, aber aktuell würden wir 4Players ohne Wertungen voll ins Abseits fahren.

Außerdem würden zu viele Publisher besser schlafen. :wink:

Mein Problem an deiner Kritik zu Dead Island ist, dass ich sie in einigen Punkten schlicht nicht nachvollziehen kann (Einzelheiten können wir ja gerne im DI-Thread diskutieren, die gehören hier nicht hin). Das ist für mich der Unterschied zwischen einer Kritik und einer simplen Meinungsäußerung - eine Kritik soll immer so sein, dass die einzelnen Punkte und das Gesamtwerk nachvollziehbar sind, auch wenn ich sie überprüfe.

Ein gelungenes Beispiel ist da z. B. deine L.A. Noire-Kritik. Ich stimme dir nicht überall zu, kann aber verstehen, wie du zu deiner Wertung und zu deiner Meinung kommst. Es ist nachvollziehbar.
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Jörg Luibl
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Beitrag von Jörg Luibl »

Um das Thema Dead Island in diesem Thread abzuschließen: Du kannst aufgrund der Argumentation des Fließtextes wirklich nicht nachvollziehen, dass es mich gelangweilt hat? Oder meinst du, du kannst nicht nachvollziehen, dass ich überhaupt gelangweilt war? Ich denke, es geht eher um Letzteres. Und genau da scheiden sich immer die Geister, das muss man einfach akzeptieren - der eine schläft bei L.A. Noire ein, der andere schmeißt sich die Erdnüsse vor lauter Aufregung im Maschingewehrtakt rein.

Ich sage nicht, dass mein Test der "einzig wahre" ist. Aber er ist das Ehrlichste, was ich einem Leser dazu anbieten konnte. Er steckt voller Argumente und Eindrücke, die mein Spielerlebnis untermauern. Manche teilen das, andere nicht. Wird immer so sein. Der Dissenz gehört zur Kritik. Und er wird größer, je breiter sich die Zielgruppen streuen.

Ich wundere mich, dass man sich darüber immer wieder wundert. :wink:
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Rabidgames
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Beitrag von Rabidgames »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Um das Thema Dead Island in diesem Thread abzuschließen: Du kannst aufgrund der Argumentation des Fließtextes wirklich nicht nachvollziehen, dass es mich gelangweilt hat? Oder meinst du, du kannst nicht nachvollziehen, dass ich überhaupt gelangweilt war? Ich denke, es geht eher um Letzteres. Und genau da scheiden sich immer die Geister, das muss man einfach akzeptieren - der eine schläft bei L.A. Noire ein, der andere schmeißt sich die Erdnüsse vor lauter Aufregung im Maschingewehrtakt rein.

Ich sage nicht, dass mein Test der "einzig wahre" ist. Aber er ist das Ehrlichste, was ich einem Leser dazu anbieten konnte. Er steckt voller Argumente und Eindrücke, die mein Spielerlebnis untermauern. Manche teilen das, andere nicht. Wird immer so sein. Der Dissenz gehört zur Kritik. Und er wird größer, je breiter sich die Zielgruppen streuen.

Ich wundere mich, dass man sich darüber immer wieder wundert. :wink:

Nur weil ich Dead Island mag, muss das nicht bedeuten, dass ich es nicht verstehe, wenn es andere langweilt. Ich kann die Faszination an Heavy Rain oder CoD auch verstehen, teile sie aber nicht im Geringsten.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich gelangweilt hast, weil du ein Spiel der Marke DR oder L4D erwartet hast (die mich persönlich beide langweilen), aber Dead Island dann wieder Erwarten in eine ganz andere Richtung (nämlich Borderlands) geht. Genau das kommt aber in deinem Test nicht zum Ausdruck, und eine Kritik aufgrund enttäuschter Erwartungen (ich meine nicht das tatsächliche Gameplay, sondern die Erwartung Zombiespiel = RE, DR, L4D) kann ich nicht nachvollziehen.
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Jörg Luibl
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Beitrag von Jörg Luibl »

Die Spielewelt ist zwangsläufig voller enttäuschter Erwartungen oder naiver Hoffnungen - manchmal werden Letztere ja auch erfüllt.

Es geht auch gar nicht anders, wenn ein Redakteur ein Spiel von seiner Geburt bis zum Wertungsgrab begleitet. Ein Spiel wird auf Events und Messen ständig irgendwo und irgendwie positioniert. Eine Erwartung entsteht schon ganz unbewusst beim ersten Bild. Wichtig ist nur, dass der Leser ungefähr weiß, mit welcher er es im Test zu tun hat.

In meiner Kritik an Dead Island wir meine Erwartung klar formuliert - schon auf der ersten Seite. Diesen Standpunkt muss man nicht teilen, aber man kennt ihn wenigstens und kann den Wert der Kritik für sich komplett relativieren, wenn man einen anderen hat.
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