musican73 hat geschrieben:
Es gibt kein Spiel, wo man eine "absolute" Handlungsfreiheit besitzt. Jede Handlung hat ihre Grenzen. Virtuelle Handlungen sind zudem nonlinear, daher kann man auch keine direkt proportionalen Erkenntnisse von solchen Handlungen ableiten (, welche sich analog an Anstößigkeiten zu bedienen suchen). Bei Super Mario schiesst man bspw. Schildkröten ab. Tritt deshalb der Tierschutz auf den Plan? Nein!
Du hast natürlich recht, absolute Handlungsfreiheit gibt es nicht, nichtmal in der Realität. War mein Fehler in der Beschreibung.
Damit wollte ich ausdrücken, dass Fable eine höchstmögliche Handlungsfreiheit bieten wollte. (Ich hoffe, diese Formulierung stimmt...kenne das Spiel ja nicht).
Ich habe auch endlich etwas gefunden, was mein oben erwähntes Interview stützt. Ist zwar auch nicht eine wirklich vorweisbare Quelle, aber ich zitiere den Kommentar von dem User Joshua auf
http://www.spielerzwei.de/index.php5?su ... 1184075082
Irgendwann lief mal ein Bericht über Peter Molyneux im Fernsehen, in einem Interview erwähnte er, dass in der Beta Phase von Fable einer der Tester sämtliche Kinder in einem Dorf niedergemetzelt hat. Molyneux war davon so entsetzt, dass er die Kinder aus Fable entfernt hat.
Einen Kommentar von Molyneux aus einem Spiegelkommentar poste ich auch mal dazu:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,15 ... -2,00.html
Die Freiheit ist es, die die Faszination ausmacht. Wenn Sie nach so einem Spiel sagen können: "Ich konnte das einfach nicht tun, ich konnte einfach nicht so böse sein." Manche haben das nach meinen Spiel "Fable" gesagt. Wir führen sie in Versuchung, und die Leute sind einfach nicht böse! Das ist das Beruhigende an der Sache: Wenn wir uns die Leute ansehen, die "Black and White" oder "Fable" gespielt haben - die große Mehrheit der Leute will tatsächlich gut sein. 75 Prozent der Leute, die diese Spiele spielen, sind letztendlich wahrhaft nobel und gut, wie man sich das wünschen würde. Die anderen 25 Prozent sind böse, manche von ihnen unaussprechlich, furchtbar böse - aber die meisten wollen gut sein!
Deinen Satz mit der Nonlinearität in virtuellen Handlungen musst Du mir aber nochmal genauer erklären. Wenn ich den so verstehe, wie ich ihn verstehe, dann muss man sich über Handlungen in Computerspielen keine sorgen machen, ist ja nur ein Spiel. Dann frag ich mich jedoch, warum es (nicht nur in der Politik) genug Leute gibt, die manche Handlungen in Spielen nicht nur nicht gutheißen, sondern auch dagegen protestieren.
Nehmen wir Dein Beispiel mit den Schildkröten in den Super Mario-Spielen (Meine Kenntnisse beschränken sich auf Super Mario Brothers auf dem Nintendo, also bitte nicht wundern.

) : Deine These stimmt soweit, dass es keine Tierschützer auf den Plan ruft, weil keine wirklich existierenden Tiere zu Schaden kommen. Doch wie Dir sicher aufgefallen sein sollte, geht es mir nicht um einen (eventuell) entstandenden Schaden, sondern um das Verhalten der Spieler.
Bleiben wir weiterhin bei Deinem Beispiel.
Punkt 1: Natürlich kann man abstrahierend sagen, dass, wenn ich einen hüpfenden Feuerball auf eine Schildkröte schmeiße oder auf sie draufspringe (ob eine Schildkröte so etwas im realen Leben überleben würde, weiß ich auch nicht. Hab a) nie daran gedacht es zu probieren und b) hatte ich nie eine Schildkröte) die Schildkröte stirbt. Nun muss man aber auch erstmal in der Lage sein, diese Abstraktion nachzuvollziehen. Ich denke, auf die Idee werden nicht allzu viele Leute kommen. Die quietschbunte Grafik, das Design der Spielfiguren etc. tragen sicher nicht zur Abstraktionsleistung bei. Außerdem glaube ich, die Sache Läge schon wieder anders, wenn man die Schildkröten zum Beispiel mit einem Speer aufspießen sollte.
Beziehen wir das nun auf andere Computerspiele, vorzugsweise Shooter (Bevor das Geschrei eventuell wieder groß ist, Shooter hab ich hier als Beispiel genommen, weil es hier am eindeutigsten ist. Natürlich lässt sich das auch auf andere Genres übertragen, wo keine Menschen, sondern andere Wesen drin vorkommen). Da tauchen häufiger mal Polygonwesen auf, die ihren Realen Vorbildern (Menschen) immer ähnlicher sehen, und in einem mehr oder weniger realnachempfundenden Kontext (z.B. Krieg, oder kriegsähnliche Handlungen, die mal so oder so ähnlich stattgefunden haben, die so stattfinden könnten und natürlich auch auf fiktive Welten übertragbar sind. Wie geschrieben, es geht um die Nennung eines Beispiels) eingebunden sind. Richtig, damit spreche ich hauptsächlich Spiele an, wo (virtueller) Mensch gegen (virtuelle (computergesteuerte)) Menschen antritt. Ich habs extra in Klammern gesetzt, weil es durch das Medium Computer und das Medium Spiel mehrere Ebenen gibt. Hier, wirst Du mir eventuell zugestehen, dass der Abstraktionsgrad nicht so groß ist wie bei Super Mario.
Punkt 2. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es eine Motivation dahinter, die Schildkröten zu (wie immer man es jetzt nennen will) "töten". Einerseits gibt es dafür Punkte (klärt mich auf wenn ich falsch liege). Zweitens wollen sie mir ans Leder, also will ich mich selbst schützen, um das Spieleziel zu erreichen und drittens kann ich sie noch als "Waffe" einsetzen. Tierschützer wählen vielleicht die Option, den Schildkröten auszuweichen. Das war, soweit ich mich erinnern kann, auch meistens möglich. :wink:
Nun kommen wir zu dem Punkt, dass es (normalerwiese) keine vom Spiel intendierte Motivation gibt, unschuldigen Wesen den Gar auszumachen. Hier kommen wir wieder zu meinem Fable-Beispiel (siehe Zitat oben). Nun stelle ich mir die Frage, warum manche Leute das machen. Neugier? Dann mache ich es vielleicht einmal, vielleicht auch noch ein zweites Mal. Aber danach sollte die Neugier doch verschwunden sein.
Wer sich darüber keine Sorgen macht, nur weil es ein Spiel ist, dann weiß ich auch nicht weiter. Vielleicht ist er ein lieber netter Mensch, und vielleicht lebt er seine Fantasien nur virtuell aus, und vielleicht wird er nie etwas gesetzwidriges tun. Aber wer sich an sowas erfreuen kann, der hat ein Problem. Ob es sich nun irgendwann/irgendwie äußert, ändert nichts daran.
Ein weiterer Punkt, der darauf aufbaut, ist die Tatsache, dass das Internet schwer bis gar nicht kontrollierbar ist, was manche dazu verleitet, es als gesetzfreien Raum zu interpretieren. Damit meine ich auch, sich nicht mehr moralisch zu verhalten. Wer es zum Beispiel in einem Onlinespiel in Kauf nimmt, einen wissentlich schwächeren, über einen längeren Zeitraum mit der Demonstration seiner Stärke und Macht zu penetrieren, kann mir das nicht mehr mit Spielspaß erläutern. Er hat Spaß seine Macht zu demonstrieren und/oder jemand anderem den Spielspaß zu versauen. Und spätestens hier geht es über das virtuelle hinaus.
Nochmal: Mir geht es nicht um Spiele, die in irgendeiner Form Gewalt zum Thema haben. Mir geht es nichtmal um gewaltverherrlichende Spiele (Bsp. Manhunt). Das wäre eine andere, kontroverse Diskussion (denk ich

)Mir ging/geht es um das Verhalten der Spieler, die virtuell fernab jeder moralischer Vorstellung handeln.
Des weiteren (und deswegen) bleibe ich dabei, Spiele sind nicht nur Spiele.
