Ideologie & Kritik

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Howdie
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Beitrag von Howdie »

Zu meiner Zeit waren alle total kirre nach Sexgames auf dem C64... und? Wir sind nicht alle kaputte sexuell frustrierte Puffgänger geworden. Ich zumindest nicht. ;)

Ich glaube nicht, dass nach Gothic alle Spieler nachts in Häuser geschlichen sind und Kisten ausgeräumt haben. Oder dass Defender of the Crown-Spieler mit Katapulten auf ihre Nachbarn schießen... jaja... ich weiß. Aber es sollte nur ein Beispiel dafür sein, dass Kinder töten in einem Spiel (so moralisch verwerflich es sein mag) auch nicht eher in die Realität übertragen wird als Ritterspiele.

Die einzig reale Gefahr von Videospielen sehe ich persönlich in Rennspielen. Denn ich kann mir schon vorstellen, dass ein 18jähriger, der auf einmal Papis 300PS-Mercedes unterm Hintern hat, bestimmt gerne den King of the Street raushängen lassen möchte. Allerdings gibt es dazu keine Untersuchungen. Die Spielehersteller versehen ihre Spiele schon mit den abenteuerlichsten Warnhinweisen, dass man selbst diese Gefahr weitgehend ausschließen kann. Und sollte man deshalb Rennspiele verbieten? Wohl kaum... ;)

Ich möchte einfach nur sagen, dass man nicht aus Angst vor dem was sein könnte, direkt mit Skepsis und übertriebener Vorsicht an vielleicht fragwürdige Titel herangeht. Denn diese Vorsicht ist weitaus gefährlicher als die Gefahr selbst.

So wird (im Kampf gegen der Terrorismus, laut Schäuble) in diesem Staat die persönliche Freiheit des Menschen, zum Schutz der Freiheit des Menschen, schlimmer eingeschränkt als durch die reale Bedrohung selbst. Ein Phänomen, dass sich auch auf Videospiele übertragen lässt. Viel zu schnell wird von Politikern nach Zensur und Verbot geschrien, bevor man die Konsequenzen überdenkt und irgendjemand "Berlin, Bücherverbrennung!" schreien kann... Der Umgang mit Videospielen ist in diesem Land geprägt von Vorurteilen, Panik und Unwissenheit.

Dieser Post ist übrigens nicht auf dich bezogen Vandyre, sondern es lag mir grade so auf der Zunge... ähh... den Fingern.
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Elric von Melnibonê
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Beitrag von Elric von Melnibonê »

Howdie hat geschrieben:Zu meiner Zeit waren alle total kirre nach Sexgames auf dem C64...
!!

!!!!

(e)
Six Vixens from outer space?

Oder war das für DOS? Hmmm......
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musican73
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Beitrag von musican73 »

Vandyre hat geschrieben:
musican73 hat geschrieben:
Vandyre hat geschrieben: Dabei geht es um das Rollenspiel Fable. In einem Interview soll Peter Molyneux geschildert haben, dass (soweit ich das noch im Kopf habe in der Beta, obs in der Vollversion ging/geht, weiß ich nicht, habs nicht gespielt) es aufgrund der absoluten spielerischen Freiheit im Spiel möglich gewesen sein soll, Kinder, Frauen und andere hilflose Polygonfiguren ohne ersichtlichen Grund "kaltblütig" zu ermorden. Und die Entwickler haben festgestellt, dass sich einige Betatester stundenlang an dieser Tätigkeit ausgelassen haben sollen.
Hey, ich liebe dieses Game. Wie Du richtig bemerkt hast, handelt es sich hierbei um Polygonen, welche weder Leben, noch sonstige Werte in sich tragen. Siehe Dir das Spiel doch einfach mal an, bevor Du Zirkelschlüsse herbei zu führen suchst. Freue mich schon sehr auf Fable 2! :D
Ich seh schon, Du hast nicht ganz verstanden worauf ich hinaus wollte. :wink: Es geht mir in dem Beispiel nicht um das Spiel, sondern um das Verhalten der Spieler. Das sollte als Beispiel dienen, dass man keine "Sadistenpädophilgewaltjudensexgames", wie Jörg es so schön nennt, um verachtenswerte Tätigkeiten auszuführen.
Es gibt eine europäische Regelung für "gewaltverherrlichende" Games, wie sie in DE bezeichnet werden. M.E. bin ich dafür, dass die USK abgeschafft wird und solche gezeichneten Titel auch nicht exportiert werden. Deutschland soll seinen USK Schrott behalten. Das Thema ist lange und ich habe bereits mehrfach hierzu Stellung bezogen. Eine solche "gewaltverherrlichende" Tätigkeit, steht im Widerspruch mit der Realität der Freigabe von Splatterfilmen u.ä. Man müsste Tagesblätter abschaffen, aber keine Kulturgüter, welche nicht zu "gewaltverherrlichenden" Zwecken dienen, sondern in den Bereich einer erwachsenen Kultur fallen, welche eben Erwachsene bedient und keine Kids.
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Vandyre
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Beitrag von Vandyre »

musican73 hat geschrieben: Es gibt eine europäische Regelung für "gewaltverherrlichende" Games, wie sie in DE bezeichnet werden. M.E. bin ich dafür, dass die USK abgeschafft wird und solche gezeichneten Titel auch nicht exportiert werden. Deutschland soll seinen USK Schrott behalten. Das Thema ist lange und ich habe bereits mehrfach hierzu Stellung bezogen. Eine solche "gewaltverherrlichende" Tätigkeit, steht im Widerspruch mit der Realität der Freigabe von Splatterfilmen u.ä. Man müsste Tagesblätter abschaffen, aber keine Kulturgüter, welche nicht zu "gewaltverherrlichenden" Zwecken dienen, sondern in den Bereich einer erwachsenen Kultur fallen, welche eben Erwachsene bedient und keine Kids.
Immer noch nicht getroffen, sorry. :wink:

Ich setze also nochmal an:
Ein tolles Feature bei Fable war/ist die absolute Handlungsfreiheit. Die ging (in der Beta, wie mein Kumpel meinte) soweit, dass es möglich war, den im Spiel herumlaufenden Polygonkindern und -frauen gewalt anzutun. In der (ich glaube er sagte US-Beta) haben sich einige Spieler einen Spaß daraus gemacht, dieser Tätigkeit stundenlang nachzugehen und die Kinder und Frauen "abzuschlachten".

Fable ist sicher nicht gewaltverherrlichend. Das war auch nie meine Behauptung. Das Beispiel (sofern es stimmt, hab leider keine Quelle) soll ein Beispiel sein, dass es eben kein "gewaltverherrlichendes" Spiel braucht, um solche Greueltaten durchzuführen.

Damit wollte ich auch nicht das Spiel angreifen, sondern die Spieler, die sich auf ein solches Niveau herablassen. Virtuell hin oder her, aber wenn man sich daran ergötzen kann, ist irgendwas nicht richtig gelaufen.

Ich hoffe das ist jetzt klar geworden. Ansonsten weiß ich auch nicht mehr weiter.
TWiesengrund
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Beitrag von TWiesengrund »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Ich bleibe bei meinem Verständnis von ideologiefreier Kritik [...]
... und stellst Dich damit nicht der Debatte über Kritik im Allgemeinen. Du machst Dich kritikimmun, indem Du die angebrachten Schwächen und Ungereimtheiten Deiner Thesen vollkommen außer acht lässt. Es ist wirklich schade, ich hatte mir eine solche Mühe gegeben, die Rechtfertigung zeitgenössischer Kunstkritik verständlich aufzubereiten. Natürlich lagen dem auch Prämissen zugrunde, über die man hätte sprechen müssen, was ich im Text jedoch bereits angab. Ich glaube, dass hier die Entwicklungen in Ästhetik und Kritik um mindestens zweihundert Jahre verschlafen werden. Gut Ding will wohl Weile haben, vielleicht sollte ich im Jahre 2207 noch einmal vorbeischauen :wink: ...
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musican73
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Beitrag von musican73 »

Ich setze also nochmal an:
Ein tolles Feature bei Fable war/ist die absolute Handlungsfreiheit. Die ging (in der Beta, wie mein Kumpel meinte) soweit, dass es möglich war, den im Spiel herumlaufenden Polygonkindern und -frauen gewalt anzutun. In der (ich glaube er sagte US-Beta) haben sich einige Spieler einen Spaß daraus gemacht, dieser Tätigkeit stundenlang nachzugehen und die Kinder und Frauen "abzuschlachten".
Es gibt kein Spiel, wo man eine "absolute" Handlungsfreiheit besitzt. Jede Handlung hat ihre Grenzen. Virtuelle Handlungen sind zudem nonlinear, daher kann man auch keine direkt proportionalen Erkenntnisse von solchen Handlungen ableiten (, welche sich analog an Anstößigkeiten zu bedienen suchen). Bei Super Mario schiesst man bspw. Schildkröten ab. Tritt deshalb der Tierschutz auf den Plan? Nein!
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musican73
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Beitrag von musican73 »

TWiesengrund hat geschrieben:
4P|T@xtchef hat geschrieben:Ich bleibe bei meinem Verständnis von ideologiefreier Kritik [...]
... und stellst Dich damit nicht der Debatte über Kritik im Allgemeinen. Du machst Dich kritikimmun, indem Du die angebrachten Schwächen und Ungereimtheiten Deiner Thesen vollkommen außer acht lässt. Es ist wirklich schade, ich hatte mir eine solche Mühe gegeben, die Rechtfertigung zeitgenössischer Kunstkritik verständlich aufzubereiten. Natürlich lagen dem auch Prämissen zugrunde, über die man hätte sprechen müssen, was ich im Text jedoch bereits angab. Ich glaube, dass hier die Entwicklungen in Ästhetik und Kritik um mindestens zweihundert Jahre verschlafen werden. Gut Ding will wohl Weile haben, vielleicht sollte ich im Jahre 2207 noch einmal vorbeischauen :wink: ...
Man sagt, jeder Künstler ist sich selbst sein bester Kritiker. Daher wäre es wohl auch angebracht, den Hebel nicht bei den Kritikern anzusetzen, welche diese Spiele ja nicht machen, sondern bloß zu kritisieren versuchen. Mögen die Mittel unlauter sein oder nicht, sei aufgrund der Beliebigkeit der Werturteile dahingestellt. Die Wirtschaft will solche Spiele und daher werden sie produziert. Wieso startet man dann nicht einfach mal eine Petition in Richtung Publisher, welche insofern einen Einfluß auf die Richtung eines Spiels ausüben können? Die Ideologie kommt durch den Mainstream, nicht durch Kunst.
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Jörg Luibl
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Beitrag von Jörg Luibl »

TWiesengrund hat geschrieben:Ich glaube, dass hier die Entwicklungen in Ästhetik und Kritik um mindestens zweihundert Jahre verschlafen werden.
Ich finde es klasse, dass du diesen großen Haufen kulturhistorischer Erkenntnis verdauen kannst und mit allen teilen wolltest. Vielleicht hätte es geholfen, den gemeinen Leser mit etwas weniger intellektueller Artistik und dafür etwas mehr Verständlichkeit zu den Kornkammern deines Wissens zu führen - schließlich haben wir ganze 200 Jahre aufzuholen.

Ich bitte um Verständnis: Wir sind keine Akademie des Wissens, ich bin kein Gelehrter, sondern ein zockender Redakteur, der sich ein paar Gedanken macht. Die schreibe ich dann so auf, dass man sie lesen kann. Ich habe mich hier ausführlich über mehrere Seiten der Debatte gestellt, aber diese Seite scheint deinen Ansprüchen einfach nicht gewachsen zu sein. Am Ende habe ich aber doch etwas gelernt: Die akademisch abgesegnete und über Jahrhunderte gewachsene Kulturkritik hat scheinbar ein anderes Kritikverständnis als ein Spielemagazin im Jahr 2007 - das ist doch was!

Ich muss mich jetzt mit einem blutigen Gemetzel beschäftigen.

Ästhetisch fragwürdig, spielerisch scheiße.

Kengo Zero ruft.
MrMetapher
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Beitrag von MrMetapher »

Schade, dass jetzt die Amokläufer-Debatte ihren Weg auch in diesen Thread gefunden hat. Die ganze Diskussion ist nämlich von vorneherein daneben, der Begriff "Killerspiele" eines der Unwörter der letzten Jahre für mich, weil ich nichtmal weiss, was es eigentlich bedeuten soll, sondern nur die mit ihm implizierte Wertung sehe.
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musican73
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Beitrag von musican73 »

MrMetapher hat geschrieben:Schade, dass jetzt die Amokläufer-Debatte ihren Weg auch in diesen Thread gefunden hat. Die ganze Diskussion ist nämlich von vorneherein daneben, der Begriff "Killerspiele" eines der Unwörter der letzten Jahre für mich, weil ich nichtmal weiss, was es eigentlich bedeuten soll, sondern nur die mit ihm implizierte Wertung sehe.
Das hast Du gesagt. Das Wort ist doch recht einfach zu verstehen. Wenn die Katze die Maus jagt und sie quält bis zum Ende, mit ihr spielt, dann ist das ein Killerspiel. Ein Unwort, welches eigentlich menschenunwürdig ist.
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

musican73 hat geschrieben:
MrMetapher hat geschrieben:Schade, dass jetzt die Amokläufer-Debatte ihren Weg auch in diesen Thread gefunden hat. Die ganze Diskussion ist nämlich von vorneherein daneben, der Begriff "Killerspiele" eines der Unwörter der letzten Jahre für mich, weil ich nichtmal weiss, was es eigentlich bedeuten soll, sondern nur die mit ihm implizierte Wertung sehe.
Das hast Du gesagt. Das Wort ist doch recht einfach zu verstehen. Wenn die Katze die Maus jagt und sie quält bis zum Ende, mit ihr spielt, dann ist das ein Killerspiel. Ein Unwort, welches eigentlich menschenunwürdig ist.
Nein... das nennt man Stauungsspiel und hat nichts mit Menschenwürde zu tun...
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musican73
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Beitrag von musican73 »

Howdie hat geschrieben:
musican73 hat geschrieben:
MrMetapher hat geschrieben:Schade, dass jetzt die Amokläufer-Debatte ihren Weg auch in diesen Thread gefunden hat. Die ganze Diskussion ist nämlich von vorneherein daneben, der Begriff "Killerspiele" eines der Unwörter der letzten Jahre für mich, weil ich nichtmal weiss, was es eigentlich bedeuten soll, sondern nur die mit ihm implizierte Wertung sehe.
Das hast Du gesagt. Das Wort ist doch recht einfach zu verstehen. Wenn die Katze die Maus jagt und sie quält bis zum Ende, mit ihr spielt, dann ist das ein Killerspiel. Ein Unwort, welches eigentlich menschenunwürdig ist.
Nein... das nennt man Stauungsspiel und hat nichts mit Menschenwürde zu tun...
Stütze Dich doch am Begriff, ich meinte das Wort ist ein Unding, welches abartig ist. Das Stauungsspiel beschreibt einen Killer bei seinem Spiel. Darum ist es grausam und das hat nichts mit "Menschenwürde" zu tun.
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Vandyre
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Beitrag von Vandyre »

musican73 hat geschrieben: Es gibt kein Spiel, wo man eine "absolute" Handlungsfreiheit besitzt. Jede Handlung hat ihre Grenzen. Virtuelle Handlungen sind zudem nonlinear, daher kann man auch keine direkt proportionalen Erkenntnisse von solchen Handlungen ableiten (, welche sich analog an Anstößigkeiten zu bedienen suchen). Bei Super Mario schiesst man bspw. Schildkröten ab. Tritt deshalb der Tierschutz auf den Plan? Nein!
Du hast natürlich recht, absolute Handlungsfreiheit gibt es nicht, nichtmal in der Realität. War mein Fehler in der Beschreibung.

Damit wollte ich ausdrücken, dass Fable eine höchstmögliche Handlungsfreiheit bieten wollte. (Ich hoffe, diese Formulierung stimmt...kenne das Spiel ja nicht).

Ich habe auch endlich etwas gefunden, was mein oben erwähntes Interview stützt. Ist zwar auch nicht eine wirklich vorweisbare Quelle, aber ich zitiere den Kommentar von dem User Joshua auf http://www.spielerzwei.de/index.php5?su ... 1184075082

Irgendwann lief mal ein Bericht über Peter Molyneux im Fernsehen, in einem Interview erwähnte er, dass in der Beta Phase von Fable einer der Tester sämtliche Kinder in einem Dorf niedergemetzelt hat. Molyneux war davon so entsetzt, dass er die Kinder aus Fable entfernt hat.

Einen Kommentar von Molyneux aus einem Spiegelkommentar poste ich auch mal dazu:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,15 ... -2,00.html

Die Freiheit ist es, die die Faszination ausmacht. Wenn Sie nach so einem Spiel sagen können: "Ich konnte das einfach nicht tun, ich konnte einfach nicht so böse sein." Manche haben das nach meinen Spiel "Fable" gesagt. Wir führen sie in Versuchung, und die Leute sind einfach nicht böse! Das ist das Beruhigende an der Sache: Wenn wir uns die Leute ansehen, die "Black and White" oder "Fable" gespielt haben - die große Mehrheit der Leute will tatsächlich gut sein. 75 Prozent der Leute, die diese Spiele spielen, sind letztendlich wahrhaft nobel und gut, wie man sich das wünschen würde. Die anderen 25 Prozent sind böse, manche von ihnen unaussprechlich, furchtbar böse - aber die meisten wollen gut sein!

Deinen Satz mit der Nonlinearität in virtuellen Handlungen musst Du mir aber nochmal genauer erklären. Wenn ich den so verstehe, wie ich ihn verstehe, dann muss man sich über Handlungen in Computerspielen keine sorgen machen, ist ja nur ein Spiel. Dann frag ich mich jedoch, warum es (nicht nur in der Politik) genug Leute gibt, die manche Handlungen in Spielen nicht nur nicht gutheißen, sondern auch dagegen protestieren.

Nehmen wir Dein Beispiel mit den Schildkröten in den Super Mario-Spielen (Meine Kenntnisse beschränken sich auf Super Mario Brothers auf dem Nintendo, also bitte nicht wundern. 8) ) : Deine These stimmt soweit, dass es keine Tierschützer auf den Plan ruft, weil keine wirklich existierenden Tiere zu Schaden kommen. Doch wie Dir sicher aufgefallen sein sollte, geht es mir nicht um einen (eventuell) entstandenden Schaden, sondern um das Verhalten der Spieler.

Bleiben wir weiterhin bei Deinem Beispiel.
Punkt 1: Natürlich kann man abstrahierend sagen, dass, wenn ich einen hüpfenden Feuerball auf eine Schildkröte schmeiße oder auf sie draufspringe (ob eine Schildkröte so etwas im realen Leben überleben würde, weiß ich auch nicht. Hab a) nie daran gedacht es zu probieren und b) hatte ich nie eine Schildkröte) die Schildkröte stirbt. Nun muss man aber auch erstmal in der Lage sein, diese Abstraktion nachzuvollziehen. Ich denke, auf die Idee werden nicht allzu viele Leute kommen. Die quietschbunte Grafik, das Design der Spielfiguren etc. tragen sicher nicht zur Abstraktionsleistung bei. Außerdem glaube ich, die Sache Läge schon wieder anders, wenn man die Schildkröten zum Beispiel mit einem Speer aufspießen sollte.

Beziehen wir das nun auf andere Computerspiele, vorzugsweise Shooter (Bevor das Geschrei eventuell wieder groß ist, Shooter hab ich hier als Beispiel genommen, weil es hier am eindeutigsten ist. Natürlich lässt sich das auch auf andere Genres übertragen, wo keine Menschen, sondern andere Wesen drin vorkommen). Da tauchen häufiger mal Polygonwesen auf, die ihren Realen Vorbildern (Menschen) immer ähnlicher sehen, und in einem mehr oder weniger realnachempfundenden Kontext (z.B. Krieg, oder kriegsähnliche Handlungen, die mal so oder so ähnlich stattgefunden haben, die so stattfinden könnten und natürlich auch auf fiktive Welten übertragbar sind. Wie geschrieben, es geht um die Nennung eines Beispiels) eingebunden sind. Richtig, damit spreche ich hauptsächlich Spiele an, wo (virtueller) Mensch gegen (virtuelle (computergesteuerte)) Menschen antritt. Ich habs extra in Klammern gesetzt, weil es durch das Medium Computer und das Medium Spiel mehrere Ebenen gibt. Hier, wirst Du mir eventuell zugestehen, dass der Abstraktionsgrad nicht so groß ist wie bei Super Mario.

Punkt 2. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es eine Motivation dahinter, die Schildkröten zu (wie immer man es jetzt nennen will) "töten". Einerseits gibt es dafür Punkte (klärt mich auf wenn ich falsch liege). Zweitens wollen sie mir ans Leder, also will ich mich selbst schützen, um das Spieleziel zu erreichen und drittens kann ich sie noch als "Waffe" einsetzen. Tierschützer wählen vielleicht die Option, den Schildkröten auszuweichen. Das war, soweit ich mich erinnern kann, auch meistens möglich. :wink:
Nun kommen wir zu dem Punkt, dass es (normalerwiese) keine vom Spiel intendierte Motivation gibt, unschuldigen Wesen den Gar auszumachen. Hier kommen wir wieder zu meinem Fable-Beispiel (siehe Zitat oben). Nun stelle ich mir die Frage, warum manche Leute das machen. Neugier? Dann mache ich es vielleicht einmal, vielleicht auch noch ein zweites Mal. Aber danach sollte die Neugier doch verschwunden sein.
Wer sich darüber keine Sorgen macht, nur weil es ein Spiel ist, dann weiß ich auch nicht weiter. Vielleicht ist er ein lieber netter Mensch, und vielleicht lebt er seine Fantasien nur virtuell aus, und vielleicht wird er nie etwas gesetzwidriges tun. Aber wer sich an sowas erfreuen kann, der hat ein Problem. Ob es sich nun irgendwann/irgendwie äußert, ändert nichts daran.

Ein weiterer Punkt, der darauf aufbaut, ist die Tatsache, dass das Internet schwer bis gar nicht kontrollierbar ist, was manche dazu verleitet, es als gesetzfreien Raum zu interpretieren. Damit meine ich auch, sich nicht mehr moralisch zu verhalten. Wer es zum Beispiel in einem Onlinespiel in Kauf nimmt, einen wissentlich schwächeren, über einen längeren Zeitraum mit der Demonstration seiner Stärke und Macht zu penetrieren, kann mir das nicht mehr mit Spielspaß erläutern. Er hat Spaß seine Macht zu demonstrieren und/oder jemand anderem den Spielspaß zu versauen. Und spätestens hier geht es über das virtuelle hinaus.

Nochmal: Mir geht es nicht um Spiele, die in irgendeiner Form Gewalt zum Thema haben. Mir geht es nichtmal um gewaltverherrlichende Spiele (Bsp. Manhunt). Das wäre eine andere, kontroverse Diskussion (denk ich :D )Mir ging/geht es um das Verhalten der Spieler, die virtuell fernab jeder moralischer Vorstellung handeln.

Des weiteren (und deswegen) bleibe ich dabei, Spiele sind nicht nur Spiele. :P
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musican73
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Beitrag von musican73 »

Hi, Vandyre! Danke für Deinen Artikel. Habe ihn angelesen, doch bevor ich Dir darauf ausführlicher antworte, müsste ich vorab auch auf die Antworten von Lasse noch eingehen. Mir fehlt dazu leider ein Wenig die Zeit, aber bin bemüht das bald mal nachzuholen. Hoffe, Du kannst derweilen mal den Artikel lesen, welchen ich anfangs in diesem Thread von dem "Medienpädagogen Jürgen Fritz" hochgeladen habe. Darin sind Verweise auf Nikolaus von Kues inhaltlich hervorgehoben. Spiele sind in sich geschlossene Welten.

Das Schlimme ist die Einbildungskraft der Mediendemagogen. Gruss, djM
\"Willkommen im Zirkus der Werte!\" (Bioshock)
Vandyre
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Beitrag von Vandyre »

Du mutest mir vielleicht was zu, der Artikel ist ja nicht gerade kurz. Aber vor einer ausführlichen Antwort auf Deine demnächst erscheinende ausführliche Antwort versuche ich es einzurichten. :wink:

Mir ist Jürgen Fritz aber ein Begriff, da ich einer seiner entwickelten Modelle schonmal für eine Hausarbeit verwendet habe. Ich weiß nicht, ob Dir das "Transfermodell" von Jürgen Fritz ein Begriff ist. Leider ist seine Homepage im Moment nicht erreichbar. Aber einen recht guten Überblick scheint mir diese Arbeit hier zu liefern: http://philippkoch.com/soz-wiss/compute ... gewalt.pdf , pdf-Seite 11f. Leider habe ich nicht die Zeit, weitere Recherche im Internet zu betreiben. Die Beschreibung ist auch relativ kurz. :wink:

Ansonsten nehme ich Dir den Demagogen echt übel. :x
Zuletzt geändert von Vandyre am 23.11.2007 12:36, insgesamt 1-mal geändert.
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