Kolumne: Das spazierende Spiel

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Xanija
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von Xanija »

Jancsi0082 hat geschrieben:Würde dieser Text nur nur eine Kritik der momentanen Spielewelt darstellen, würde ich sagen: Ok, absolut korrekt, aber gibt es in der heutigen Zeit nicht Themen, die zu kritisieren deutlich wichtiger wären, als sich über die Entwicklung der Spieleindustrie den Kopf zu zerbrechen...?
Ja, aber dafür geht man nicht unbedingt auf eine Website, die sich nun mal mit Spielen beschäftigt. Für wichtere Themen, wie z.B. die Problematik der Endlagersuche für Atommüll, gibt es schon reichlich andere Seiten :)
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gollum_krumen
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von gollum_krumen »

Sehr guter Kommentar. Die Sprache ist mir teilweise etwas zu bunt, aber die Analyse stimmt. Leider bin ich nicht ganz so optimistisch, was die Zukunft, insbesondere die Verquickung von Indie- mit Budgetmarkt betrifft. Jörg schreibt, dass die Marktlücke langsam entdeckt wird, aber AAA-Publisher werden sie nicht vollends ausfüllen. Es ist wie in der Politik: Das, was die CDU rechts geqwinnen würde, würde sie wieder konservativer, würde sie in der Mitte dreimal verlieren. Das prinzipielle Phänomen ist die Durchdringung der Branche mit Marktmechanismen, die nunmal auf Mainstream drängen. Aber auch ich bin kein vollständiger Pessimist. Sicherlich wird die Indiebranche, auch durch neue Finanzierungsmodelle, zunehmend stärker und selbstbewusster, sie wird einen eigenen Markt aufbauen, vergleichbar mit der Begegnung Cannes vs Oscar.
C64-Phenom 2-1982-2011
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von C64-Phenom 2-1982-2011 »

Ich bin da ebenso optimistisch was die "Rückkehr" von wertigen Spielen angeht.
Mein erstes Videogame war Pong (ja, ich bin schon so´n alter Sack!) und seitdem fühle ich mich als Teil dieser Kultur. Sie hat mein Leben über dreißig Jahre lang bereichert. Aber was ich seit einiger Zeit sehe gefällt mir nicht mehr. Jörg hat schon Recht damit. Der Anspruch ist irgendwo zwischen den vielen AK-47 und den selbst-levelnden Casual RPG´s auf der Strecke geblieben. Vielleicht hätte ich auch mein Hobby schon aufgegeben, wenn da nicht ein Dark Souls wäre. Oder mein alter Kumpel S.T.A.L.K.E.R. ! Muss es denn immer diese Fließband-Action sein?
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Guts
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von Guts »

Diese Metaphern und Wortschöpfungen sind unterhaltsam zu lesen und erfüllen seit jeher einen wichtigen Zweck: Schutz vor (politischer) Verfolgung.

Des Weiteren ist eine koherente Nutzung von Metaphern sinnvoll, um den Leser abseits bekannter Wortpfade eine Situation bzw. einen Zusammenhang neu nachvollziehen zu lassen. Beim Lesen und Erfassen der eigentlich bekannten Zusammenhänge werden so im Gehirn des Lesers sachverhaltfremde Neuronen aktiviert, was ein unverbrauchtes Erleben ermöglicht.
Das erreichen neuer Erkenntnisse und Blickwinkel wird somit begünstigt, jedoch besteht auch die Gefahr falscher Schussfolgerungen, wenn z.B. die metaphorische Bedeutungsebene zur Analogie werden soll und im weiteren Verlauf des Gedankengangs die beschriebenen Funktionen tatsächlich nicht oder nicht mehr parallel verlaufen.
Außerdem ist es in diesem Fall plausibel auf solch kreativ-blumige Art zu schreiben, da er auch inhaltlich Kreativität propagiert.

Bei dieser Kolumne handelt es sich nämlich tatsächlich um Gesellschaftskritik bzw. Kritik am Kapitalismus.
Der geistige Schwerpunkt und Ursprung dieser Kritik liegt hier im Bereich einer spezifischen Gattung der modernen Reiztechnologie, der Videospielbranche, da die Auswirkungen des Kapitalismus dort aufgrund des Metiers des Autors intensiv und regelmäßig erfahren werden.

Es handelt sich also um eine Gesellschaftskritik verschleiert durch die konsequente inhaltliche Beschränkung auf eine spezifische, aus der Gesellschaftsform resultierende Thematik bzw. Problematik, welche wiederum rhetorisch durch Metaphern verschleiert ist.
Ein abschließender verklärter Ausblick in die Zukunft inklusive.

Man könnte in Frage stellen, ob der Zweck der Verschleierung wirklich nur werkimmanent, also rein stilistischer Natur ist, oder, ob der Autor eine Verfolgung befürchtet.
:twisted:



Euer
Marcel Reich-Ranicki

P.S.: Möglicherweise nicht ganz ernst gemeint... und schwer zu lesen...
Als kleine Entschuldigung und Aufheiterung ein fröhlicher Papaschlumpf und ein Hase, je nach Vorliebe:
:Vaterschlumpf: :Häschen:
Hardcore XXL
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Kommentar

Beitrag von Hardcore XXL »

Jörg hat es sehr gut beschrieben und spricht mir auch aus der Seele. Das Problem heutzutage ist (und damit meine ich überall auf der Welt), das sich alles nur noch um das liebe Geld geht. Egal ob der Endkunde zufrieden ist oder nicht, hauptsache genug Stückzahlen an den Markt bringen. Ich spiele jetzt schon seit geschätzen 20 Jahren. Erstmals auf einem 386er glaub ich, dann kam Nintendo, Playstation, XBOX etc. . Ich habe somit unter anderem auch diese große Spielentwicklung mitgemacht. Früher war es so, da einem die Spiele irgendwie mehr fasziniert haben. Auch wenn die Grafik schlechter war, aber der Charakter war vorhanden. Heutzutage meinen viele Hersteller, mit der Action am Laufband, riesige Explosionen etc. die Fans glücklich zu machen. Aber das macht noch kein Spiel aus. Sieht vielleicht ganz spektakulär aus, doch was bringt mir das fürs Gameplay? Im Endeffekt haben es die Spieler selbst in der Hand. Man bräucht sich nur mal kein Spiel kaufen und dann würden die Hersteller warscheinlich sofort umdenken. Aber man lässt sich zu sehr auf die Versprechungen der Produzenten ein und glaubt diese, weil man selbst solche Sehnsucht nach wieder richtig guten Spielen hat. Is fast schon wie in der Politik. Erst große Versprechungen machen und dann wenn das Game gekauft ist, stellt man plötzlich eine große Ernüchterung fest, im negativen Sinne. Und das ist meiner Meinung nach nicht im Sinne der Gamer und Fans. Wir wollen wieder richtig gute Games, die einen Monatelang an den Monitor fesseln, bei denen wir im Schlaf drüber nachdenken und bei dennen man so dermaßen in die Spielwelt eintauchen könnte, als wäre man selbst "mitendrin statt nur dabei"! Ich hoffe, das wir irgendwann wieder dort anknüpfen wo sich die Spielewelt vor Jahren schon verlaufen hat, nämlich an den Wurzeln und den Charakterzügen eines Spiel, mit welchem es sich identifizieren kann. Und dann auf diesem Charakter aufbauen und im bei jedem neuen Ableger eine neue Würze dazugeben. Denn was machte damals (bei manchen Spielen auch heute noch) die Klassiker, Platinumgames und wahren Spielehits aus? Richtig, ihr Charakter, mit dem sie bei dem Spieler zu bezaubern wussten. Mir kommt es so vor, als hätte der Anfang von diesem Schlamassel damalös begonnen, als die guten alten Point und Klick Adventures so ziemlich von der Bildfläche verschwunden sind. Denn in diesen Games war meiner Meinung nach die Neugierde, was kommt als nächstes, "vielleicht probier ich dies mal mit dem" Prinzip noch am weitesten verbreitet. Gut, ich möchte mich jetzt nicht auf Point and Click Adventures festlegen, aber das ist ein gutes Beispiel. Auch wenn man dann im Spiel vieles nicht machen konnte, was man sich in Gedanken ausgemalt hatte, so lud auf jeden Fall die Atmosphäre dazu ein, bzw. man hatte das Gefühl dazu. Und das war auch jenes Gefühl, das einem sagte, das Spiel ist geil! Wo sich aus der Atmosphäre heraus das Game im Kopf weiterverwoben hat. Call of Duty z.B ist in meinen Augen kein gutes Spiel, weil es Hauptsächlich im Multiplayer auf einen, wie soll ich sagen, Suchtfaktor auslagert und somit der Spieler vom Gefühl her abhängig gemacht wurde, obwohl man nur immer das selbe macht. Spiele sollten wieder so sein, das man hineintauchen kann, diese für einen jetzt bis dato unbekannten Welt, um zu erforschen und zu entdecken. Durch diese vorhin genannten Gedankenspiele haben die Produzenten auch eine gewisse Hilfestellung von den Fans erhalten, weil sich das Game auch in Bezug bis zum nächsten Teil, (vorausgesetzt der vorherige war gut), auch in den Köpfen der Gamer weiterentwickelt hat. Somit konnte man auch leicht auf die Bedürfnisse der Fangemeinde eingehen. Klar, man kann damit nicht alle zufriedenstellen. Doch dafür gibt es ja auch verschiedene Genres in dieser Branche. Und vor allem finde ich, das man auf Dauer besser fährt, wenn man sich auf gewisse Sachen speziallisiert und nicht von jedem etwas mit reinpackt. Den dan wird aus dem "großen Ganzen", schnell eine noch größere Enttäuschung. Man siehe Assassins Creed, man ist dem Grundkonzept im Kern bisher immer treu geblieben, hat aber die Fassade aussenrum immer weiter ausgebaut. So sollte es auch wieder sein. Man muss auch nicht zuviel auf einmal reinpacken, denn sonst kehrt ziemlich schnell beim Nachfolger eine Langeweile ein, weil man schon alle gesehen hat. (z.B Call of Duty, man kann es sicherlich noch ausbauen, aber somit muss man fast schon wieder zu sehr auf einen Genreumschwung abdriften, weil im Endeffekt alles schon mal da war und sich das komplette Gerüst ständig wiederholt, lediglich das Leveldesign ist anders.) Und das macht mir auf Dauer keinen Spaß. Ich will mich wieder Spielen widmen, die mich mit ihrem Charakter und ihrer eigenen Mystik vor dem Bildschirm fesseln und nicht so 08/15 hingehaute Titel. Man muss sich auch keinem anderem Spiel messen. Das kann man vielleicht beim Start einer neuen Reihe machen, wobei man fast nie ans Original rankommt, aber was z.B aktuell Capcom mit Resident Evil macht, grenzt an Kastration. Warum nicht eigenständig bleiben? Selber springt man doch auch nicht von der Brücke wie ein Lemming, wenn das der andere tut, oder? In diesem Sinne, lasst uns wieder auf bessere Zeiten hoffen. Den ehrlich gesagt, wenn das so weitergeht, werde ich mit dem Gedanken spielen, meine guten alten Konsolen und die dazugehörigen Games wieder auszupacken. Denn da war noch alles in bester Ordnung. Euer Hardcore XXL
Sys64738
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von Sys64738 »

History repeats itself.

Ich stimme Jörg zu, dennoch vergisst er dabei eines: Alles, was er über neue Spiele sagt und so sehr er die Vergangenheit zelebriert: Genau das passierte, als der (insert random Trend here) aufkam. Die Argumente der älteren Generation waren die gleichen. Eigentlich kann man das in jeder Generation erleben, weil es immer neue Richtungen und Trends gibt, die den "Alten" nicht gefallen.

Geschmäcker sind unterschiedlich aber die Verkaufszahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Leute WOLLEN CoD. Konnte man auch gut an der Wii beobachten. Fast jeder wusste was Schlechtes über die Konsole zu sagen, dennoch hat sie sich besser verkauft als PS3 oder Xbox. Über die Softwareverkäufe rede ich garnicht, da siehts ähnlich aus.

Irgendwie erinnert mich Jörg an meinen Großvater: Damals war alles anders, damals war alles besser.

Get over it.

PS: Mein erster Handheld war der MicroVision von MB 1978. Und ich wette 99% müssen den jetzt erstmal googeln. Scheisse bin ich alt.

@Jörg: Ich begrüße deinen Wunsch zur Rückkehr zu alten Werten. Wenn du andere dafür begeistern willst solltest du deine Position dafür nutzen und auf 4p öfter Beiträge zu aktuellen Kickstarter Projekten veröffentlichen. Da gibt es einige Old School Projekte, die ihr unterstützen solltet und wenn es nur durch einen Artikel geschieht, der den Leser aufmerksam macht.

Achja...mich wundert auch deine offene Ablehnung gegenüber den Action Titeln...räumen sie doch immer gute Wertungen bei euch ab. Wenn du jetzt argumentierst, dass das die Meinung anderer Redakteure ist degradierst du dich zu einem Abbild von Statler und Waldorf.
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Skabus
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von Skabus »

The Incredible Hojo hat geschrieben:Ach, Genre in Spielen kommen, bleiben, gehen. Das ist mit Musik nur schwer zu vergleichen, weil da Genre, auch Subkulturen, beständiger sind.
Ja aber darum ging es doch. Die Beständigkeit von Genres, selbst 100 Jahre alten Genres, wie der klassischen Musik wird heute noch von neuen Generationen weitergeführt.

Spielegenre werden in einem so rasanten Tempo geboren und sterben, dass man als Spieler der ersten Stunden damit nicht so einfach klarkommt. Schrecklich nervtötend ist es auch, dass die die diese ersten Stunden nicht miterlebt haben sich oft großkotzig hinstellen und behaupten, "das wäre halt der Zahn der Zeit und man soll sich ein anderes Hobby suchen, wenn das einem nicht passt" -.- Da krieg ich immer einen Rage. Ohne mich und die anderen alten Hasen gäbe es gar keine Spielebranche wie wir sie heute kennen, also denkt mal drüber nach, bevor ihr uns so leichtfertig, als wären wir alte Opas, aufs Abstellglei verfrachtet ;)

The Incredible Hojo hat geschrieben: Schwere Flugsimulationen Marke Jane's aus den 90ern? Vorbei, weil keiner mehr eine dreifache Tastaturbelegung möchte. So what.
Von "keiner" kann nicht die Rede sein. "Zu wenig" für den Massenmarkt passt da schon eher.
The Incredible Hojo hat geschrieben: Ich finde die Kolumne etwas zu pauschal und die Schlussfolgerung falsch.
Eine Kolumne ist eine Meinung einer Person, die er vor allem über Printmedien verbreitet. Daran kann also nichts "falsch" sein. Du kannst höchstens anderer Meinung sein. Aber "falsch" ist an der Kolumne nix. Das wäre höchstens so wenn es sich um eine wissenschaftliche Analyse handeln würden, dann würde ich dir zustimmen. So aber nicht.
The Incredible Hojo hat geschrieben: Ebenso, dass die Käufer, die alle Ableger eines standardisierten Action-Titels zocken, die Branche kaputt machen, im Gegenteil, sie machen sie zu einem erfolgreichen Milliardenmarkt.
Du hast den Kern der Aussage nicht ganz so interpretiert wie er gemeint war, scheint mir. Denn es geht doch genau darum. Die Branche geht ja nicht umsatztechnisch kaputt sondern INHALTLICH.

Natürlich ist die Branche gerade durch den Massenmarkt zu eines der erfolgreichsten Wirtschaftszweige der Welt geworden. Das bestreitet Jörg ja in der Kolumne auch nicht. Er meint ja schließlich nicht, dass die Kreuzfahrtschiffe des Massenmarktes kaputt und kurz vom sinken sind, nur dass sie eben nur auf dem Einheitskurs fahren und nur was ihre Fassade angeht schön anzusehen sind. Sieht man genauer hin bröckelt die kunterbunte Fassade sehr schnell und über das Innere brauchen wir an dieser Stelle gar nicht erst zu sprechen.

Ich frage mich z.B. schon seit Jahren wie es Gamern nicht auf den Sack geht, dass haufenweise Spiele immer die selben langweiligen Standardstorys rauskloppt.

90% aller RPGs haben diesen "Rette die Welt vor einem bösen Obermacker"-Prinzip

99% aller Egoshooter sind entweder Geschichten über einfallende Aliens die der Held im alleingang platt macht, oder es geht um irgendein Kriegsszenario in dem fast immer die Amis die Helden sind und Russen, Deutsche, Asiaten oder eben beliebige andere Nicht-Amerikanische Völker sind die Bösen.

Es herrscht eine solche Vielfaltlosigkeit, dass ich das Kotzen kriege wenn ich SCHONWIEDER der "Auserwählte" bin oder SCHONWIEDER die Erde vor den Aliens retten musste.

Leute in den 90igern gabs auch schon solche Storys und bloß weil diese nicht mit Wackelkameras und explodierenden Helekoptern inszeniert wurde, heißt das nicht, dass aus der uralten Alieninvasions-Story plötzlich die Innovation des Jahrhunderts wird, nur weil es plötzlich Wackelkamera und explodierende Helikopter gibt(naja streng gennommen gabs letzteres auch schon in Half-Life1).

Wie man sich angesichts allen des Storyeinheitsbreis nicht bereits langweilt ist mir ein Rästel...
The Incredible Hojo hat geschrieben: Und das mir der riesige Markt an Spielen für jede Situation das passende bietet, das ist der Fortschritt der Spielebranche.
Du akzeptierst aber schon, dass eine nicht zu vernachlässigende Masse das nicht so sieht? Die aktuelle Branche bietet eben NICHT für jeden Geschmack und jeden Anspruch etwas. Das kommt jetzt erst langsam durch den Erfolg der Indie-Branche und Kickstarter wieder, dass man die Möglichkeit hat wieder Dinge abseits des Massenmarktes zu produzieren. Sonst hieß es doch immer "Philosophische Inhalte? Ne, nicht massentauglich!" "Spezielle Genres und Spiele die Nischenmärkte ansprechen? Ne zu kleines Publikum für Millionen-Bugets!" etc.

Und ich kann mich nur wiederholen: Früher war sicher nicht alles besser, aber in den 90igern gab es eben mehr Vielfalt. Das lässt sich auch ganz einfach beweisen, man muss sich nur mal anschauen, was da rauskam. Und es war ja nicht so als ob es nicht schon damals einfache Ballerkost wie Duke Nukem, Wolfenstein3D, Serious Sam und Co. gegeben hat.

Nur konnte man damals einfach die Spiele raussuchen die einem gefallen haben und hat den Rest, der einem nicht gefallen hat, ignoriert.

Aber heute ist doch das Problem, dass man CoD und Co. nicht mehr ignorieren kann, weil sie bereits alle Generes infiltiert haben und diese nach dem Prinzip der Massentauglichkeit gestrickt werden. Das sieht man doch immer in Magazinen wie Gamestar, dass alles was nicht dem aktuellen Standard entspricht immer gleich als "old school" oder als "altbacken" betitelt wird, nicht weil es tatsächlich falsche Game Design-Entscheidungen sind, sondern weil man heute so an diesem Massenstandard gewöhnt ist, dass alles was davon abweicht sofort als "schlecht" oder "falsch" angesehen wird.

Beispiel Demon Souls: Der ungeduldige Gamer von heute würde DS nicht spielen, weil man halt kein Autosave, kein Quicksave, spärliche Checkpoints, zu starke Gegner und ein schweres Kampfsystem gebaut hat. Wie du schon sagst: Wer den Tag über gefordert wurde, der hat keine Lust Strategien gegen übermächtige Monster zu entwickeln, Abschnitte 10-20 Mal zu spielen bis man sie perfekt beherrscht und 10 Mal am Endboss verrecken, eh man den Dreh raushat.

Das macht ein Spiel aber nicht schlecht. Im Gegenteil. Ich fühl mich endlich mal wieder gefordert und nicht gelangweilt.

Was heute als "Schwer" präsentiert wird, ist für mich gerade mal "Leicht". Ich hab Kane&Lynch in 5 Stunden durchgespielt, trotzt höchstem Schwierigkeitsgrad. Und ich würd mich eher als "durchschnittlich begabter Spieler" bezeichnen. Profi oder Pro bin ich sicher nicht.

Ich sag ja "Old school" und "New school" sind beides Ansätze die man verfolgen kann. Nur machen viele heute den Fehler und glauben, dass man alle Spiele nur noch auf "new school" auslegen muss, weil alles andere "rückständig" wäre. Das sie damit eigtl. genau das Gegenteil erreichen merkt man in Ermangelung von Alternativen nicht. Ich glaub kaum, dass viele von der heutigen Gamer-Generation Demon Souls gespielt hat. Wäre auch schlecht, denn dann müssten sich viele eingestehen, dass sie keine Pro-Gamer sind sondern,dass das was sie sonst spielen eher was für Noobs ist :D

(Wer Ironie oder überzogene Aussagen findet darf sie behalten ;))

MfG Ska
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the curie-ous
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von the curie-ous »

Skabus hat geschrieben: Und ich kann mich nur wiederholen: Früher war sicher nicht alles besser, aber in den 90igern gab es eben mehr Vielfalt. Das lässt sich auch ganz einfach beweisen, man muss sich nur mal anschauen, was da rauskam. Und es war ja nicht so als ob es nicht schon damals einfache Ballerkost wie Duke Nukem, Wolfenstein3D, Serious Sam und Co. gegeben hat.

MfG Ska
Vielfalt?
Nur weil so gut wie jeder Scheiß veröffentlicht wurde und kaum jemand genau wußte was der Spielergemeinde Spaß gemacht hat. Es gab bisher keine Marktanalyse, als Spieler man konnte sehr sehr eingeschränkt dem Entwickler vermitteln was gut und was schlecht ist. Denn die verlässlichste Information über eine erfolgreiches Spiel war die Verkaufszahl und die Mundpropaganda.
Zumal auch in der Vergangenheit etablierte Trends fortgeführt und in andere Spiele übernommen wurden. Macht man heute noch genauso.
Als später die ersten Gamesmagazine erschienen, hat man als eher unerfahrener Spieler sich ein Rotzgame nach dem anderen zugelegt.
Meine ersten Kritikpunkte an ein Spiel:
- geiles Cover
- geile Ingamefotos
- geiler Text auf der Rückseite
und schon war das Spiel gekauft (oder geschenkt oder geliehen oder was auch immer).
Die Überraschung kam dann zuhause beim zocken und da man sowieso ungern zugibt Scheiße erworben zu haben, belügt man sich selbst und findet das Spiel irgendwie gut, nur man ist selbst zu schlecht für das Spiel.

Hör bitte auf die alten Shittygames der letzten Jahrzehnte mit Spielen aus wenigen vergangenen Jahren zu vergleichen. Das ist genauso nervig wie die Behauptung:
Skabus hat geschrieben: "das wäre halt der Zahn der Zeit und man soll sich ein anderes Hobby suchen, wenn das einem nicht passt"
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Deuterium
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von Deuterium »

Skabus hat geschrieben:... Da krieg ich immer einen Rage. Ohne mich und die anderen alten Hasen gäbe es gar keine Spielebranche wie wir sie heute kennen,...
Verdammt sollt ihr sein! :D
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Skabus
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von Skabus »

the curie-ous hat geschrieben:Vielfalt?
Nur weil so gut wie jeder Scheiß veröffentlicht wurde und kaum jemand genau wußte was der Spielergemeinde Spaß gemacht hat.
Und? Das ist Vielfalt. Es geht nur darum, dass es halt viele gute(aber auch viele völlig bekloppte) Ideen gab. Heute gibts größtenteils immer gleichen Einheitsbrei.

Jeder soll das ja für sich bewerten wie er will, aber mach mich deswegen bitte nicht blöd von der Seite an^^
the curie-ous hat geschrieben: Es gab bisher keine Marktanalyse,
Das war ein Segen in meinen Augen. Diese wirtschaftsorientierten Marktanalysten machen den Ideenreichtum der Designer kaputt. Das sage nicht ich, das sagen die Designer selber...
the curie-ous hat geschrieben: Die Überraschung kam dann zuhause beim zocken und da man sowieso ungern zugibt Scheiße erworben zu haben, belügt man sich selbst und findet das Spiel irgendwie gut, nur man ist selbst zu schlecht für das Spiel.
Is imo Blödsinn. Ich ärgere mich heute noch grün und blau über den Mist der in meinen Regalen verstaubt. SimIsle z.B. oder SimFarm oder Monkey Island 4, etc. ich hab haufenweise Nippes als Kind gekauft, den ich absolut scheiße finde. Ich seh keinen grund das nostalgisch verklären. Aber Müll gibts in jeder Generation.

Frag mal deine Eltern falls die wie mein Vater noch zur jungen C64-Generation gehören. Als ich jung war, war der C64 gerade am auslaufen, daher hab ich nicht mehr so viel mitbekommen. Aber es wurde zu Hauf riesige Massen Müll produziert, weils damals hat recht schnell gemacht war. Es gab da wohl überwiegend Müll, das meiste war Durchschnittsware, aber darum gehts nicht.

Selbst zur C64-Ära war es möglich den Müll zu ignorieren und sich das was man mochte rauszusuchen. Wenn man keine Textdaventure mochte, dann spielt man halt keine, sondern spielte TuricanII wenn man eher der Acade-Action-Fan war.Und wenn man rouge-likes nicht mochte, hat man eben "Attack of the Mutant Camel" gespielt :D

Das geht aber heute nicht mehr weil man an allen Ende von CoD und Co. genervt wird. Alles muss einfach, leichter, zugänglicher und flacher werden.

Wer komplexe Rollenspiele, mit eine nicht klischeehaften Story mag, kuckt heute doch überall in die Röhre. Anstelle von komplexen Dialogen darf ich heute per Knopfdruck rumfurzen(Fable). Da hatte der Furz aus Abes Exodus ja noch mehr Gameplay :roll:

MfG Ska
SWey90
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von SWey90 »

Zum den sinngemäßen Aussagen ~Es dreht sich alles nur noch um Profit~.

Das ist für mich nicht der Weisheit letzter Schluss. Zwei Punkte sind klar: Jeder möchte sich mit seinem Beruf finanziell absichern. Die großen Firmen, ob Entwicklicker oder Produzenten, müssen zum Monatsende die Gehälter und meistens auch Steuern bezahlen. Beziehungsweise quartalsweise gute Zahlen vorlegen.

Meiner Meinung nach ist es auch nicht kritikwürdig, wenn die Verantwortlichen einen Trend "mitnehmen".
Kritikwürdig ist es, wenn Serien, die gewisse Werte in sich tragen, für ´ne schnelle Mark zerstört werden.
Das ist auch wirtschaftlich nicht nachhaltig.

Dass das Spieleangebot insgesamt manche Genres nicht mehr berücksichtigt und andere dafür übersättigt sind, ist sicherlich für den einzelnen ärgerlich. War aber - das schreiben in diesen Thread ja viele Zocker/-innen - wohl schon immer so.

Meine "Sorge" ist vielmehr, dass sich das Free-to-Play in verstärkter Form (!) durchsetzt. In einer Art Mix mit DLC-Häufung. Nur noch Basic-Versionen zu erhalten, um sich dann wie beim Puzzle gewisse Teile nachzukaufen fänd ich nervig. Das würde die Atmosphäre völlig zerstören. Und davon brauchen Spiele in Zukunft mehr.
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the curie-ous
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von the curie-ous »

@ Skabus

Den ganzen Post hättest du dir auch sparen können. Am Ende stimmst du mir doch sowieso zu.
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Skabus
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von Skabus »

the curie-ous hat geschrieben:@ Skabus

Den ganzen Post hättest du dir auch sparen können. Am Ende stimmst du mir doch sowieso zu.
Na dann freut es mich, das wir uns einig sind :D


MfG Ska
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drfontaine92
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Beitrag von drfontaine92 »

"bitte schön easy und explosiv, mit einer Trophäe direkt nach Spielstart." :D zu gut!
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BetA
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Re: Kolumne: Das spazierende Spiel

Beitrag von BetA »

Ich bin ganz deiner Meinung, irgendwann ist auch der anspruchsloseste Mensch gelangweilt.
Was aber den Übergang in das "Erwachsen" sein des "Spiele"-mediums erschwert ist das Problem, dass es meist nicht wie Kunst verstanden und erschaffen wird.
Ich hoffe das ganze Entwickelt sich in die richtige Richtung.

Ich hab mir gestern im Internet sogar Hochschulen angeschaut um Game Design zu studieren.
Ich meine wenn kein anderes Unternehmen Weltweit in der Lage ist etwas ernsthaft gutes zu schaffen, warum sollte man es dann nicht selber versuchen?