Fankman hat geschrieben:hmm, die guten alten Zeiten
Irgendwie haben wir die Spiele früher intensiver erlebt als heute und schliessen daraus, dass die Spiele heute schlechter sind als damals.
Ist das wirklich so?
Wir wurden einfach älter, haben schon hunderte von Games durchgezockt und mehr oder weniger alles gesehen, was es zu sehen gibt (naja, hoffentlich nicht wirklich).
Ich habe dazu einen interessanten Bericht aus der Psychologie gelesen. In einer Forschungsprojekt haben Psychologen versucht zu ergründen, warum die Zeit in zunehmenden Alter immer schneller zu vergehen scheint. Wie lang kamen uns doch früher die Sommer vor, man spielte draussen mit Kollegen, ging jeden Abend nach der Schule ins Freibad und die Winter schienen unendlich lange zu dauern. Die Zeit von Weihnachten bis Weihnachten schien unendlich zu sei, nein sogar die 24 Tage im Dezember waren die Hölle und wollten nicht vergehen.
Und jetzt?
Die Sommer rasen so schnell an mir vorbei, dass ich es kaum glauben kann. Ich schaffe es nicht einmal alles in einem Jahr zu erledigen was ich eigentlich vor hatte.
Laut Wissenschaftler ist der Grund dafür, dass wir als Kinder ständig vor neuen Situationen und Erlebnissen standen. Dadurch erlebten wir alles um ein Vielfaches Intensiver und die Zeit schien stehen zu bleiben.
Ich finde, das ist wie mit den Games.
Damals erlebte man auch alles viel intensiver, weil fast jedes Game wieder etwas neues war. Und heute fragen wir uns, warum wir dieses Gefühl nicht wieder finden können. Die Games sind grossartig gestaltet, bieten unglaubliche Möglichkeiten und lassen durch das Internet die Welt klein erscheinen. Und doch finden wir nicht die gleiche Befriedigung wie damals, mit
Maniac Mansion, vor dem C64.
Wir haben einfach schon zuviel gesehen
Ich frage mich nun, ob die Teenies heute das gleiche Spielgefühl haben wie wir damals?
Das ist vielleicht auch ein Grund weshalb ich immer wieder uralte Games zocke. Noch heute spiele ich gerne Transport Tycoon (OpenTTD). Oder natürlich Colonization, welches meiner Meinung nach immer noch einer der grössten Strategie-Titel aller Zeiten ist.
Aber wahrscheinlich hat jeder seine eigenen Titel die ihm nie mehr aus dem Kopf gehen, unabhängig von der Wertung welches das Game damals bekam. Einfach weil wir damit eine schöne Zeit assozieren, lange Sommerabende und das Erkunden von unbekannten Welten.
Schade, dass niemand mehr diesen sehr interessanten Gedankengang aufgegriffen hat. Kannst du mir die Fundstelle für den Bericht geben, oder gar den Bericht selbst?
Freu ich mich tatsächlich über fortgeführte Traditionen oder über grandiose Innovationen? Können wir überhaupt noch wirklich bei der Masse an heutigen Spielen entscheiden, was uns wirklich wichtig ist?
Es ist schwierig ein Publikum zu bedienen, dass mit den Anfängen des Mediums Videospiel großgeworden ist. Damals zwang die Technik die Entwickler dazu kreativ zu sein (so bspw. auch Miyamoto über die Entstehung von Mario), heutzutage ist die Entwicklung soweit, dass wirkliche Innovationen schon gar nicht mehr realisierbar sind: nicht weil die Technik dazu nicht da wäre - es wurde alles schonmal gedacht.
Man freut sich über Aufgüsse von Spielen wie Zelda und Mario, weil man mit diesen "Pionieren ihrer Zeit" einfach Innovation verbindet. Das der Anspruch dadurch ins unermäßliche wächst, versteht sich fast von selbst.
Ich glaube was den heutigen Spieleentwicklern fehlt ist die Zeit um die Liebe zum Detail zu realisieren. Viele Spiele sind heutzutage einfach Schnellschussspiele (verbuggt, dlcs, etc.) Wenn ich mir aber ein Spiel wie Okami anschaue, dann mag es vielleicht im Kern ein Zeldaklon sein, aber die Liebe zum Detail hat mich wieder an meine Spieleanfänge zurückversetzt gefühlt - die Zeit verging tatsächlich langsamer und intensiver.
Als ich jetzt gehört habe, dass an dem kommenden Zelda für die Wii mehr als 5 1/2 Jahre gearbeitet worden ist, dass man einen komplett neuen Entwicklungsansatz angegangen ist, so eine Nachricht lässt mich das gleiche Kribbeln verspüren, weshalb ich über fünf Jahre jeden Schnipsel zu Ocarina of Time gesammelt habe. Das mag vielleicht auch an den Namen Zelda liegen - wobei mich TP sehr enttäuscht hat - aber ist es nicht vielmehr das, dass man hier sehr gute Entwickler am Werk hat, die ohne wirklichen Zeitdruck ihren Gedanken freien Lauf lassen können?
Um nochmal auf das obrige Zitat zurückzukommen. Ein wirkliches gutes Spiel ist für mich ein Spiel, was mir das Gefühl der Vorfreude und des Genusses dann beim Spielen gibt, dass wirklich alles um mich herum für die nächste Zeit (fast) egal sein kann.