Mag sein, dass ich gerade einfach zu sehr auf einem Hypetrain bin, aber ich denke,
dass
Hardspace: Shipbreaker durchaus als meditatives Spiel durchgehen kann.
Man arbeitet so gesehen in einem orbitalen Trockendock. Das Gameplay ist insofern auch an die Aufgaben eines Werftarbeiters angelegt:
- Man zerlegt Raumschiffe unterschiedlicher Größe, Form und Ausstattung mithilfe eines vielseitigen Laserschneiders (und anderen Hilfsmitteln ) in verwertbare Teile, die anschließend gesondert und/oder gesichert werden müssen.
- Der Kern des Gameplays ist wie ein invertiertes Puzzle: eine Vorgabe für das effiziente Auseinandernehmen gibt es nicht. Der "Shipbreaker" muss nach eigenem Ermessen ausprobieren und späterhin sogar planen, welchen Teil des Schiffes er wann abschneiden kann, denn...
- ... die Raumschiffe besitzen eine physikalisch realistische Hüllenstruktur und dynamisch interagierende Elemente: Einzelräume, Korridore, Frachträume und Luftschleusen sind durch Verbindungsstücke und unterschiedlich schwere Ummantelungen verbunden. Je größer das Schiff, desto komplexer die Struktur und desto "reaktiver" auch die Innenausstattung.
- Stromgeneratoren, Treibstoffleitungen, radioaktive Kerne etc. sind nicht nur hochwertige Teile, die beim Einsammeln/Verarbeiten viel Geld einbringen, sondern sie sind vor allem auch gefährlich. Kommt man ihnen mit dem Schneider zu nahe oder prallt man mit ihnen gegen andere Teile, kann einem schon mal das halbe Schiff um die Ohren fliegen. Vergisst man, vor einem Trennschnitt die Luft aus einem anliegenden Raum entweichen zu lassen, kann der Luftdruck die Innenausstattung mitsamt zuvor abgetrennten Teilen entgegenkatapultieren.
- Sterben ist lustig, weil chaotisch und meist einfach aufgrund eigener Dummheit verschuldet. Egal, ob man nun das erneute Auffüllen des Sauerstofftanks verpasst, sich durch Überhitzen des eigenen Handwerkzeugs selbst in Brand steckt oder Opfer einer unaufhaltsamen, katastrophalen Kettenreaktion wird. Der größte Feind ist meist die eigene Ungeduld und und fehlende Vorsicht.
Inwiefern ist dies ein Wohlfühlspiel?
Ich konnte es bisher noch nicht sehr lange auf der Xbox Series X spielen (erscheint nur auf Next-Gen-Konsolen), doch allein die Stimmung ist einfach nur lässig, entspannend, aber auch nicht einlullend. Das seichte Treiben in der Schwerelosigkeit gemischt mit coolen "acoustic folk" Tracks im Helmradio tragen zu einem wohligen Cowboy-Ambiente im Weltall bei.
Eigentlich ist das Spiel in einem recht düsteren, schwarzhumorigen Setting eingebettet: Man heuert bei einem, gelinde gesagt, profitgeilen, intergalaktischen Konzern an, deren Firmenpolitik selbst Jeff Bezos erschaudern lassen würde. Doch das entschleunigte Gameplay, die gelegentlichen Funkspruchgespräche mit den Arbeitskollegen, der Soundtrack sowie die frei "begehbare" Einzimmerwohnung wecken in mir bspw. Erinnerungen an die Anfangsszene des Animationsfilms "Titan A.E.". Das leicht dystopische Setting macht es an sich schwer, das Spiel als "wholesome" zu klassifizieren und vielleicht habe ich in dieser Hinsicht auch einfach einen Dachschaden, aber irgendwie empfinde ich diese nach Isolation schreiende Umgebung der Orbitalstation, den einsamen Spieler, allein mit dem Raumschiff, den Fuksprüchen und dem Ausblick auf die Erde sowie den umliegenden Stationen als äußerst entspannend. Es existiert natürlich keine Außenwelt, mit der man interagieren kann, aber dennoch wird einem ein Universum suggeriert, von der man ein Teil ist, jedoch nur ein austauschbares, unbedeutendes Zahnrad darstellt.
Ich hoffe, ich konnte einige für das Spiel begeistern