Da meine erste Empfehlungsliste hier so gut angekommen ist, setze ich sie mal einfach fort, ohne auf irgendwelche Genrebeschränkungen Rücksicht zu nehmen. Als Einstieg ein sehr ungewöhnliches Adventure:
Façade ist kein Spiel im klassischen Sinne, sondern eher ein als Spiel getarntes KI-Experiment. Das Szenario ist simpel: Man ist als alter Freund zu einem geselligen Abend bei einem jungen Ehepaar, Trip und Grace, eingeladen. Relativ schnell stellt man fest, dass unter der Fassade die Ehe ziemlich am Ende ist.
Ungewöhnlich und einzigartig ist die Interaktion mit den Charakteren: Sie geschieht fast ausschließlich über einen (englischen) Textparser. Im Idealfall reagieren Trip und Grace mit Sprachausgabe auf die Eingaben, sind entweder angetan oder angewidert, versöhnen oder zerstreiten sich, je nachdem, wie man mit ihnen umgeht.
Man sollte sich nicht von der schlichten Grafik abschrecken lassen, hier geht es nur um die Spielmechanik. In ein paar Jahren können wir vielleicht mit Charakteren in Rollenspielen reden. Dieses Spiel testet eine solche Technologie. Da ein Textparser verwendet wird, sollte man recht schnell und fehlerfrei beim Tippen sein. Gutes Englisch ist leider Vorraussetzung, eine lokalisierte Version gibt es nicht.
Façade ist Freeware und kann
hier heruntergeladen werden.
Weiter geht es mit einem blutig-witzig-infernalistisch verrückten 2D-Shooter:
Jets'n'Guns ist ohne den gerinsten Zweifel der beste jemals veröffentlichte Sidecroll-Shooter! Die Grafik ist bunt und voller Details, die Levels sind raffiniert aufgebaut, das Schiff kann vielfältig aufgerüstet werden und als Sahnehäubchen gibt es eine wunderbar überdrehte, schwarzhumorige Story und einen schrammeligen Metal-Soundtrack. Die Demo kann
hier heruntergeladen werden.
Wir setzen unsere Indie-Tour fort mit einem Kleinod aus den Niederlanden:
De Blob ist ein knuffiges Farbexperiment von Spiel. Man steuert einen runden außerirdischen, ähh, Blob und färbt eine triste, graue Stadt Schritt für Schritt bunt ein. Das Spiel wurde ursprünglich von Utrechter Studenten entwickelt, später folgte dann eine Umsetzung für die Wii. Die ursprüngliche PC-Version ist aber Freeware und unter anderem
hier zu bekommen.
Weiter geht es mit einem feinen, kostenlosen Rennspiel:
Trackmania Nations Forever basiert auf der populären Trackmania Serie des französischen Entwicklers Nadeo. Wer die nicht kennt, hat wohl die letzten paar Jahre unter einem Stein verbracht...
Wie dem auch sei: Das Spiel bietet dutzende mitgelieferte Strecken, einen einmaligen Editor, eine gigantische Fangemeinde, einen umfangreichen Multiplayermodus und eine sehr gute Grafik. Download
hier.
Zurück zu kommerzieller orientierten Titeln:
Myst 4 Revelation ist meiner Meinung nach der mit großem Abstand beste Teil der Serie. Eigentlich stehe ich eher auf Action, Spannung und Nervenkitzel in Spielen, doch Myst 4 hat mir sofort gefallen. Das hat mehrere Gründe: Die Grafik ist schlicht die beste Rendergrafik, die es je in einem Spiel gegeben hat. Echte Schauspieler sind perfekt in die fantasievollen Szenen integriert. Die Schauplätze sind oft zum Niederknien schön, die Atmosphäre ist perfekt. Die traditionell abstrakten Rätsel sind gut zu verstehen und meist erstaunlich logisch. Wer nicht weiterkommt, freut sich über ein mehrstufiges Hilfesystem.
Dieser Titel bildet einen wunderbar entspannten Gegenpol zu der Hektik, die man in den meisten anderen Titeln findet. Die
Demo hat übrigens das Problem, dass sie leider den toll gemachten Anfang der Geschichte ausspart und den Spieler ratlos umherirren lässt.
Als glorreicher Abschluss dieser kleinen Empfehlungsliste folgt ein ungewöhnlicher Guitar Hero Klon:
Jamlegend wirkt auf den ersten Blick wie ein simples Flashgame. Doch dahinter verbirgt sich eine einmalige Kombination aus Geschicklichkeits- und Onlinegame, aus Social Network und Musikfundgrube.
Es gibt insgesamt drei Spielmodi mit je 3, bzw. vier Schwierigkeitsgraden. Neue Musikstücke werden zuallererst als "Beat Jam" eingestellt. Dies ist ein automatisch erstellter Rhytmustrack, bei dem man bloß im Takt die Zahlen 1 bis 5 anschlagen muss. Dieser Modus ist relativ neu und eher unpopulär, aber immerhin muss man bei neuen Songs nicht mehr warten, bis ein Guitar Track erstellt wurde (alle Songs mit einem solchen Track sind mit einem grünen "T" gekennzeichnet). Diesen gibt es in zwei Varianten: "Tap only" und "Tap and Strum". Die Tracks sind identisch, nur muss man bei der zweiten Variante zusätzlich zur Nummerntaste die Returntaste wie eine Saite anschlagen. Wenn man dabei Das Keyboard wie eine Gitarre hält, d. h. die Finger der linken Hand umgreifen die Tastatur von oben und erreichen die Nummern- oder F-Tasten, während mit der rechten Hand angeschlagen wird. Dieser Modus kommt, auch ohne Plastikgitarre, recht nahe an Guitar Hero und Co heran.
Alle Modi können auch im Multiplayer (hier "Showdown" genannt") gegen bis zu 11 Mitspieler gespielt werden. Zwischen den Songs gibt es einen Chat und es kann über das nächste Lied abgestimmt werden.
Die Songauswahl ist groß, allerdings liegt der Fokus klar auf meist jungen Independant-Bands, die Jamlegend nutzen, um bekannter zu werden. Ich habe über diese Seite einige wunderbare Bands, wie z. B. "Blue Judy" und "You Me and Iowa", entdeckt. Neben Rockmusik gibt es auch für Freunde des Metal reichlich Futter. Spaßeshalber kann man auch Melodien bekannter Videospiele nachspielen.
Man kann das Spiel spielen, ohne sich zu registrieren. Spieler, die sich registrieren können sich aber in Highscorelisten, die es für jeden Schwierigkeitsgrad und jeden Song gibt, verewigen und werden in Multiplayermatches wiedererkannt. Es gibt ein Levelsystem mit Erfahrungspunkten, Achievements, Freundeslisten, usw.
Das ganze Spiel ist vollkommen kostenlos und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Ich spiele es seit Anfang des Jahres mit Begeisterung und kann nur sagen, dass sich seitdem einiges getan hat.
Link:
www.jamlegend.com
Mein Profil:
http://www.jamlegend.com/user/DdCno1
So, das wär's für heute. Mal sehen, vielleicht mache ich das hier zu einer Art Dauereinrichtung und empfehle regelmäßig ein paar Spiele.
