Worrelix hat geschrieben:Pius Quintus hat geschrieben:Die Inquisition (zumindest die in Spanien und Italien) war nicht grundsätzlich verwerflich
Die Verfolgung, Folterung, Verstümmelung und Verbrennung von Andersgläubigen findest du "nicht grundsätzlich verwerflich"?!
Aus unserer Sicht ist es natürlich indiskutabel, Menschen zu foltern. Aus damaliger Sicht aber gab es faktisch kein anderes Mittel, die Schuld zu erweisen, der Indizienprozess war noch nicht "erfunden". Dabei wurde in Inquisitionsverfahren aber die Folter wesentlich weniger häufig (und weniger brutal, wenn man das so nennen darf. Man achtete darauf, keine bleibenden Verletzungen zu hinterlassen) angewandt als vor weltlichen Gerichten. Außerdem war das Inquisitionsverfahren schon deswegen ein Fortschritt, weil die Gottesurteile abgeschafft wurden und ebenso das karolingische Recht, bei dem den Kläger die volle Strafe trifft, wenn der Angeklagte unschuldig sein sollte. Viele Historiker sehen in der Inquisition somit den Vorläufer unserer Staatsanwaltschaft.
Ferner halte ich es für falsch, eine ganze Epoche an Hand ihrer "Fehltritte" zu bewerten, denn dann sähe es z.B. auch für das 20. Jahrhundert gar nicht gut aus.
Wenn man nicht frei sagen kann, was man denkt, weil man sonst gefoltert, geächtet oder gar verbrannt wird, dann ist das schon ein recht einschneidender Verlust an Lebensqualität, der die Bezeichnung "finster" rechtfertigt.
1. Misst Du die gesamte Epoche an diesen Vorgängen, die es sicher gegeben hat, und 2. war die Inquisition niemals eine solche Geheimpolizei wie die Gestapo oder der KGB, zumal in Spanien nicht. Spanien konnte in der Blüte der Inquisition auch eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte erleben; der Heliozentrismus wurde in Salamanca schon frei gelehrt, als Galileo noch den Geozentrismus als unabänderliches Faktum vertrat! In einem Polizeistaat mit Gedankenkontrolle (die damals wie heute unmöglich war/ist) wäre das wohl kaum möglich gewesen.