Es ist weder an mir, die Forenpolitik von 4Players zu loben, noch sie zu kritisieren, handelt es sich doch um ihr ganz eigenes Baby. Doch als langjähriger Moderator in verschiedenen Foren und Chats maße ich mir zu einigen angesprochenen Punkten ein Urteil an:
Vorweg ein Wort an den geschätzten Threaderöffner: Niemand mag Petzen! Dieses Denunziantentum ist abstoßend, vor allen Dingen dann, wenn man Forenteilnehmer explizit anspricht oder bei übergeordneter Stelle ankreidet oder aber Forenteilnehmer als Untermalung der eigenen These bemüht, die das Forum bereits verlassen haben. Verbesserungsvorschläge: Ja. Persönliche Abneigungen gegen andere User zum Ausdruck bringen: Nein.
Löse deine Konflikte selbst oder nutze den Ignore-Button!
Grundsätzlich lebt und atmet ein Forum, wenn drei Komponenten gegeben sind:
- 1. Eine ausreichende Themenvielfalt
2. Kontrovers diskutierte Themenkomplexe
3. Moderates Klima
Als Betreiber eines Forums ist man naturgemäß stets bemüht, ein so breites Spektrum wie irgend möglich anzusprechen: Man möchte einerseits die Elite-User haben, die ihre Beiträge auf Textdokumenten aufsetzen und schon mal Parallelen zwischen Kategorischem Imperativ und
Gears of War ziehen, um dem Forum etwas Glanz zu verleihen. Andererseits möchte man auch nicht die breite Masse dadurch verschrecken, die zwar weitgehend dumm wie Brot ist, andererseits aber lauffreudig und äußerst rege in ihrer Art. Man will den Frauenanteil hoch halten, um politisch korrekt zu bleiben, und Stammuser behalten, die erfahrungsgemäß einer jeden Neuerung skeptisch gegenüberstehen. Nein, niemand hat behauptet, es wäre leicht.
Als Moderator (gar als Betreiber) ist es ohne Frage schwierig, die Dinge in Balance zu halten.
Eines der meist besuchtesten Konsolen-Foren im Netz ist die Gamespot-Unterabteilung "System Wars". Daraus würde Holmes nunmehr zweierlei schließen: Zum einen, daß sich Menschen gerne über ihre Lieblingsthemen zoffen, weil der Mensch ein Miststück ist (frei nach
Thomas Hobbes), zum anderen, daß Kräftemessen mit Gleichgesinnten, Gleichaltrigen und ähnlich Denkenden mittelfristig eine gewisse Identifikation mit einem Forum mit sich bringt.
Was sollte nun der gemeine Moderator tun? Jeden Scheiß zensieren und die Leute nach Liste bannen oder hingegen alles laufen lassen, als gäbe es ihn gar nicht?
Wiederum gibt es hier einige Aspekte, die bedacht werden möchten (wir lernen: Es gibt durchaus Schattierungen, selbst bei
Toulouse Lautrec). Hätte ich persönlich die Wahl zwischen einem gemäßigten aber langweiligem Forum und einem offensiven, in welchem der Bär steppt, würde ich mich blind für Letzteres entscheiden. Aus meiner Erfahrung kann ich allein jedem Moderator raten, die Dinge laufen zu lassen, bis die Schmerzgrenze nicht mehr zu sehen ist oder man selbst das Gefühl hat, ein User wird ungewöhnlich hart rangenommen. Das sorgt für kochendes Blut, und kochendes Blut sorgt dafür, daß jemand wiederkehrt.
Was jedoch sollte der gemeine Betreiber tun? Das Tempo rausnehmen und riskieren, ein Forum zum Gähnen zu haben, oder sich seinem bereits erprobtem Publikum anbiedern, in der Hoffnung, es halten zu können?
Hier fällt die Antwort wesentlich leichter: Ein Forum ist nun einmal gewissen Fluktuationen unterworfen. Forenteilnehmer kommen, werden zu Stammchattern, gehen, kehren wieder. Darauf zu bauen, altehrwürdige Strukturen halten zu können, ist ebenso naiv wie illusionär, genau wie die Annahme, es jedem recht machen zu können. Hierbei gilt tatsächlich: Das größte Glück der größten Zahl.
Das gewünschte Publikum eines jeden Forums (25-30, gutaussehend, erfolgreich, geistreich) ist - mit Ausnahme von mir - nur im Traum zu gewinnen, schon gar nicht zu halten - denn Spieler dieser Art kaufen Spiele nach Launen und spielen sie, anstatt darüber zu diskutieren. Jeder Betreiber eines Forums sollte sich ab und an von der Realität einholen lassen und vergegenwärtigen, was seine Zielgruppe ist, sämtlichen demographischen Verschiebungen im Konsolenmarkt zum Trotz.
Ja, dieses Forum ist verbesserungswürdig. Doch eine derartige Veränderung kann nicht dadurch erfolgen, indem man die Hunde von der Kette lässt. Es ist vielmehr ein Strukturproblem.
- Möchte man erwachsene Chatter, gibt man ihnen einen Bereich, in dem sie sich nicht mit Kiddies herumschlagen müssen.
Möchte man Stammchatter, gibt man ihnen einen abgegrenzten Bereich, inklusive Mindest-Posting-Zahl oder Invite-Only.
Möchte man Frauen, stellt man besser eine Pole-Dancing-Stange auf.
Zugegeben, Letztes war ein Scherz. Doch ihr seht das Prinzip? Natürlich könnte jemand an dieser Stelle argumentieren, daß künstlich gezogene Grenzen dem Gemeinschaftsgefühl abträglich wären. Vermutlich. Doch zum einen kann man eben nicht alles haben, zum anderen wäre diese Denkweise höchstens dazu geeignet, in Schullandheimen Poesiealben auszutauschen.
Klare Grenzen bedeuten nicht, daß ein jeder User, der dort schreibt, sein Wissen nicht auch in anderen Räumen zum Besten geben wird. Forenteilnehmer sind ein geschwätziges Völkchen, schon vergessen..?
Das Hauptproblem dieses Forums sehe ich an anderer Stelle, nämlich in der sprichwörtlichen Aktualität. Nur Erdmännchen und Matrosen loggen auf große Seiten ein, wenn sie sich über den neusten Tratsch und Klatsch, das neuste Video ihres Lieblingsspiels oder die letzte Sony-/MS-/Ninty-Pressemitteilung informieren möchten. Die meisten bevorzugen ein Zentralorgan, denn auch Faulheit liegt in gewisser Weise in menschlicher Natur.
Ich erachte den 4P-News-Bot als die größte Errungenschaft dieser Seite, wäre er nur ein wenig mehr am Puls der Zeit; doch niemand wird je derart schnell mit Neuigkeiten sein, als ein verblendeter Fanboy...wenn man ihn nur lässt...