Bargeld fungiert seit Jahrtausenden als nicht zu unterschätzender sozialer Faktor, dessen Verwendung eine direkte Kommunikation mit dem Gegenüber voraussetzt. Dadurch werden soziale Verbindungen geknüpft und das Individuum baut durch die physische Komponente des Geldes einen direkten Bezug zu dessen Wert auf. Bargeld erfüllt einen wichtigen rituellen Zweck und lässt Käufer und Verkäufer von Angesicht zu Angesicht miteinander Interagieren. Man geht einen Handel ein, mit all seinen sozialen Komponenten wie hallo, bitte, danke und auf Wiedersehen. Man gibt was und bekommt etwas. Keine Technologie wird das ersetzen können. Das soll sie aber auch gar nicht. Im Gegenteil, man will, dass die Technologie die soziale Komponente minimiert.Liesel Weppen hat geschrieben: ↑24.11.2020 22:33 Der überhaupt einzige Aspekt von Bargeld ist, das es sich anonym verwenden lässt. Abseits dessen hat Bargeld überhaupt keinen nutzen. Zumindest bei der heutigen technologisierung nicht mehr.
In einer kapitalistischen Welt will man möglichst schnell, möglichst viel Geld umsetzen. Dazu soll zur Transaktion die kleinstmögliche Hürde überschritten werden müssen. Am besten der Kunde kauft mit einem Mausklick oder winkt nur einmal mit seinem Smartphone. So wird die Hemmschwelle für viele Menschen rapide runtergesetzt, Geld auszugeben und sie verlieren am Ende den Überblick über ihre Finanzen. Das ist wiederum im Interesse der Banken, die gerade (dem gescheiterten amerikanischen Vorbild zum Trotz) Kredite raushauen wo sie können, um ihre Kunden auf Jahrzehnte mit ihren Zinsen zu binden. Und wenn die Kredite im großen Stil platzen sollten, springt ja ohnehin wieder der Staat ein um die Maschine am laufen zu halten.
Ist somit das abschaffen des Bargeldes im Sinne der Wirtschaft? Mit Sicherheit. Ist es aber im Sinne der Menschen? Ich glaube eher nicht. Da optimiert man in meinen Augen die falschen Dinge. Ich glaube nicht, dass unsere Welt langfristig von noch weniger sozialen Kontakten profitieren wird.