Studium Wirtschaftsinformatik

Hier gehört alles rein, was nichts mit dem Thema Spiele zu tun hat.

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Courage Wolf
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Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von Courage Wolf »

Hallöchen,

das wichtigste zuerst, gibt es hier Wirtschaftsinformatiker? Falls ja würde ich mich über Erfahrungsberichte freuen.

Nachdem es Jobmäßig gerade nicht so rund läuft bzw. ich aufgrund meiner Ausbildung für Jobs prädestiniert bin die mir gar nicht liegen und ich immer nur ein paar Monate bei einem Unternehmen bleibe bis ich dann die Nase voll hab, überlege ich mir ernsthaft mich für ein Studium der Wirtschaftsinformatik zu bewerben.

Von der Ausbildung her, ist in Österreich, habe ich die Matura (DE: Abitur) an einer Handelsakademie gemacht. Ich denke der Vorteil hierbei wäre, dass ich bereits an dieser Schule Wirtschaftsinformatik hatte, wenn auch in sehr komprimierter Form. Außerdem waren ja Rechnungswesen und BWL sowieso Hauptfächer.
Aber Wirtschaftsinformatik war eigentlich das einzige Fach welches mich wirklich interessiert hat. Ich war eigentlich auch der Einzige, der hier nie Probleme hatte, anders als der Rest der Klasse :mrgreen:

Das Studium würde ich an einer Fachhochschule machen und ich hab zwar die Befürchtung, dass es sehr hart wird, aber mit Dedication wird das schon denke ich und die Jobaussichten für Wirtschaftsinformatiker sind ja echt gut. Könnte es mir jedenfalls gut vorstellen als SAP Consultant tätig zu sein oder in großen IT Projekten mitzuarbeiten.

Hoffe es sind hier ein paar Winfler. unterwegs :D
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machbetmu
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Re: Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von machbetmu »

Ich bin zwar kein Wirtschaftsinformatiker sondern studiere eine Ingenieurswissenschaft, allerdings kenne ich jemanden. Du musst dir auf jeden Fall bewusst sein, dass du für Informatik sehr sehr viel Mathematik benötigst. Das wird die ersten paar Semester deine Hauptbeschäftigung sein, also sollte ein Grundinteresse daran auf jeden Fall vorhanden sein. Gibt einige die toll zb toll programmieren können aber an der Mathematik scheitern.
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Courage Wolf
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Re: Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von Courage Wolf »

Aber ich denke gerade das ist einer der wesentlichen Unterschiede, dass es mehr Mathe in Informatik als Wirtschaftsinformatik gibt und Programmierung eher in Informatik gemacht wird?

Weil in Wirtschaftsinformatik geht es ja eher darum zwischen der IT und den Unternehmen zu vermitteln :?:
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Maulwurf2005
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Re: Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von Maulwurf2005 »

Also ich bin fast fertig mit Wirtschaftsmathe, kann aber, da wir sehr eng mit den Wirtschaftsinformatikern zusammenleben, einiges berichten:
1. Mögliche Vorteile aus der Schule nützen dir nahezu NIX (Ausnahme: Programmierkentnisse): Nach spätestens 3 Wochen an der Uni sind alle auf dem gleichen Stand und du auch nicht mehr schlauer als deine Kommilitonen.
2. Programmierkenntnisse sind ein echter Vorteil, aber auch nur wenn sie fundiert sind. Da ersparst du dir sehr viel Arbeit, aber wenn du es nur marginal kannst ("Hello World in verschiedenen Farben ausgeben"), brauchst du dir auch darauf nix einbilden.
3. Mathe wirst du definitiv haben, aber nicht soo viel. Erkundige dich am besten, mit wem du Mathe hören musst. An manchen Unis hörst du Mathe mit den Wirtschaftsmathematikern und den reinen Mathematikern zusammen, was dann natürlich schwerer ist als wenn es extra Kurse für Wifos gibt. Aber um Analysis 1, Linare Algebra und Numerik wirst du wohl nicht rumkommen.
4. Bei uns war das Bachelor-Studium etwa 40% Informatik, 30% BWL, 15% Mathe, 10% "Wirtschaftsinformatik (eigene Fächer)", 5% VWL
5. Berufsfeld: Die Wirtschaftsinformatiker rühmen sich damit, dass sie die BWLer teilweise unnütz machen - denn für alles, wofür man BWL und ein bisschen Computerkenntnisse braucht, werden mittlerweile am liebsten WiFos eingesetzt - ob Unternehmensberatung, Systemimplementierung, etc.. Was du als WiFo hingehen eher nicht machst (oder nur die wenigsten machen das) sind ganz neue, große Programme schreiben - die meisten WiFos arbeiten halt eher "praktischer".

Grundsätzlich ist es so: Wenn du gerne programmierst (aber nicht dein Leben lang im "Keller" sitzen möchtest) und keine Angst vor BWL und Mathe hast, ist das denke ich ein sehr gutes Studium. Geld und Chancen stimmen mit dem Abschluss, es ist "rhytmisch ausgewogen" [das ist mE der größte Vorteil dieser Zwitterfächer: für BWL lernt man ab einen Monat vor den Klausuren, Mathe hat man wöchentlich meist unbenotete Abgaben, Informatik oft große Projekte - d.h. man arbeitet mittel bis viel kontinuierlich das ganze Semester über bis zu den Klausuren. Bei den reinen Fächern hast du entweder wöchentlich Totalstress und eine entspanntere Klausurenphase (reine Mathe) oder 2 Monate Pause und dann 1 Monat 24/7 lernen (BWL)] und alles ist weniger "nerdy" (d.h. es gibt auch Frauen ;) )
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Pennywise
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Re: Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von Pennywise »

Ach das ist alles weniger schlimm als teilweise hier dargestellt.
Mathe ist natürlich ein wichtiger teil der Informatik, aber das liegt in der Natur der Sache.

Bei uns an der FH hast du z.B. im ersten Semester die Pflichtkurse : Mathe für Wirtschaftsinformatiker,Grundlagen der BWL,Rechnungswesen,Wirtschaftsenglisch und Grundlagen der Informatik jeweils in Theorie und Praxis (Datenmodelierung und Programmieren mit Java).
Man wird relativ gut an die Hand genommen, selbst wenn man keine vorkentnisse hat.

Außerdem gibt es zu den meisten Fächern tutorien und du bekommst genug Hilfe wenn du mal irgendwo Probleme hast.

Der Kurs ist natürlich anspruchsvoller als manch anderer Studiengang aber solange du dich halbwegs bemühst hast du keine Probleme.
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Courage Wolf
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Re: Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von Courage Wolf »

Danke euch für die Informationen

Es scheint doch etwas ähnlich zu sein mit meiner vorigen Ausbildung was wohl gewisse Vorteile mit sich bringen würde, allerdings schreckt mich Rechnungswesen dann doch etwas ab, konnte es zwar immer aber ich hasse es
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Deuterium
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Re: Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von Deuterium »

Hass ist eine hervorragende Voraussetzung für eine funktionierende Ehe!
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Mythenmetz
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Re: Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von Mythenmetz »

Ave!

Direkte Erfahrungen mit dem Studiengang hab ich nicht, aber ich kann zumindest zur Mathematik ein bisschen was sagen, weil ich da auch durch muss. :wink:

Wir hören die Module "Höhere Mathematik 1", "Höhere Mathematik 2" und "Höhere Mathematik 3".

HöMa 1 ist im Grunde Schulstoff mit vertieftem Niveau. Einführung in die Mathematik, Geometrie, Lineare Algebra. Wirklich "neue" Themen sind bei uns nur die Komplexen Zahlen gewesen - Die können, je nach Studiengang, später noch ziemlich wichtig werden. So wie ich das mitbekomme rechnen die Elektrotechniker nurnoch damit. :wink:

HöMa 2 fängt an mit Grenzwerten, Unendlichen Reihen, Taylor-Reihen, geht dann über in die Kurvendiskussion und hört dann irgendwann bei den ersten Differentialgleichungen auf.

In HöMa 3 gehts dann eigentlich nurnoch um Differentialgleichungen.


Ich weiß nicht, welche Mathe-Module du in deinem Studiengang hast, aber ich kann dir versichern, dass das alles machbar ist, wenn man sich da wirklich ransetzt. Die Leute schieben oft Panik, wenns um Mathe geht, aber letztendlich muss man es einfach üben. Alle Übungsaufgaben rechnen, Tutorien besuchen, wenn man was nicht versteht einfach nochmal nachfragen, dann wirds auch mit der Mathematik. :wink:
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thoxx
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Re: Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von thoxx »

Also ich kann dir einen direkten Erfahrungsbericht geben. Ich habe Wirtschaftinformatik an einer FH studiert und vor ca. 3 Jahren fertig geworden und jetzt dementsprechend schon ein Weilchen im Beruf.

Natürlich unterscheiden sich die Studiengänge von Hochschule zu Hochschule (vorallem auch von Uni zu FH), aber hier mal meine Sicht:

Mathe war bei uns nicht so schlimm wie am Anfang vermutet. Wir hatten die ersten beiden Semester Wirtschaftsmathematik I+II und im zweiten und dritten Semester Statistik I+II. Da musste man sich irgendwie durchkämpfen, aber wer den Willen hat schafft das auch. Das war es aber auch schon an den harten Matheblöcken. Gibt dann natürlich noch Kostenleistungsrechnung, VWL, Rechnungswesen etc. wo auch immer wieder was gerechnet werden muss, aber da sind Fachverständnis und Zusammenhänge verstehen wesentlich wichtiger als Mathe-Skills, das hat man dann drauf.

Anonsten hat bei uns C und C++ zum Grundstudium von der Programmierung gehört. Hier hatte man - wie auch schon erwähnt wurde - durchaus einen Vorteil, wenn man schon etwas Ahnung von Programmierung hat, aber man schaffts auch ohne Vorwissen. Ich hatte mir vor Beginn des Studiums ein C-Buch gekauft und mich schon mal etwas damit vertraut gemacht...aber da ist eher das allgemeine Sprachverständnis (Schleifen, If/Else, Speicherverwaltung, etc.) wichtig, als jetzt unbedingt eine Sprache zu kennen. Wer schon mal kleines bisschen programmiert hat, kommt da gut rein. Ansonsten so das Standardzeug... Unix/Linux, Datenbanken, Netzwerke/Rechnernetze was die Hard-Skills anging. Ansonsten so Standardwirtschaftszeug wie BWL etc.

Im Hauptstudium gab es dann keine Pflichtfächer mehr zum Programmieren, da konnte man dann selber bei den Wahlfächer sich raussuchen ob man eher mehr was Richtung Informatik macht (Java, C# .NET, Web, ...) oder ob man Fächer aus dem Wirtschaftsbereich nimmt (Marketing etc, aber da hab ich nix weiter gemacht :mrgreen:).
Zu den Pflichtfächern hat dann noch sowas wie Software-Engineering, Management-Skills, Steuerlehre, SAP (okay, da musste man noch ABAP programmieren), Simulation betrieblicher Prozesse, Geschäftsprozessmodellierung, Informationssicherheit, Informatikrecht usw. gehört.

Ich hab mich von den Wahlfächern her eher auf die Programmierung gestürzt und Java, C#, wissenschaftlich-technische Visualisierung und sowas gemacht.

So, jetzt vielleicht noch der interessanteste Teil...Arbeit. Ich kann dir hier natürlich nur aus dem Osten Deutschlands (konkret Dresden) erzählen:
Einen Job nach dem Studium zu bekommen war absolut kein Problem. Ich kenne auch keinen aus meinem Studiengang der nicht zeitnah einen Job bekommen hat. Beruflich wollte ich mich erst mal in der Entwicklungsschiene etwas austoben und habe nach dem Studium dann als Consultant für Softwareentwicklung angefangen, also primär Programmierung (nebenbei bisschen Kundenberatung). Ich fande es schon nicht schwer direkt vor Ort einen Job zu finden, wenn man da noch bisschen flexibel ist stehen einem viele Türen offen. Berater und Entwickler werden zur Zeit viele gesucht (Java eher mehr als Microsoft/.NET). SAP-Leute sind eh immer gefragt (man muss allerdings dann mit dem Hass der Leute leben können, die noch richtig entwickeln :P), wenn du da an der Hochschule Chancen hast Kurse zu belegen, solltest du danach auch problemlos was finden.
Ansonsten kenn ich bei uns auch Leute, die mit Programmierung gar nichts weiter zu tun haben wollte, die arbeiten jetzt als Wirtschaftsprüfer oder im Projektmanagement.

Nicht ganz unwichtig ist vielleicht neben dem Studium zu arbeiten. Als Wirtschaftsinformatiker hat man einen der wenigen Studiengänge, wo man schon sehr gut fachbezogen nebenbei arbeiten kann. Ich hab nach dem 3. Semester als Werkstudent bei einem IT-Dienstleister angefangen zu programmieren (40 Stunden im Monat), bei uns wurden in den Softwarebuden auch generell reichlich Werkstudenten gesucht. Das hat zwei große Vorteile:
1. Es macht sich gut im Lebenslauf, wenn man nebenbei schon in der Branche gearbeitet hat
2. Man hat später eventuell schon Connections. Ich hab nach meinem Studium nicht eine Bewerbung geschrieben. Da wo ich nebenbei gearbeitet habe, habe ich auch gleich meine Diplomarbeit geschrieben und die haben mich danach auch nahtlos übernommen.

So, das war jetzt mehr als ich schreiben wollte, aber vielleicht vermittelt dir das bisschen ein Bild.
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Courage Wolf
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Re: Studium Wirtschaftsinformatik

Beitrag von Courage Wolf »

Super Danke für den ausführlichen Bericht, hat mir ein ganz gutes Bild von dem vermittelt was mich erwarten könnte und es hört sich auch ganz gut an :D