Mafuba hat geschrieben: ↑18.12.2023 01:46
Ich fand das Kampfsystem und das Spiel an sich ziemlich gut. Bin mal gespannt, was du für ein Fazit ziehst.
(Für den Kontext, ging um Tales of Arise...)
Gestern Abend lief nun der Abspann und ein Loblied singe ich nach wie vor nicht

Als jemand, der nicht so viele JRPGs konsumiert wie manch Andere hier, sind für mich an solch einem Spiel v.a. vier Punkte wichtig: Story/Charakterriege, Gameplay/Kampfsystem, Customization, Role-Playing Elemente. Vielleicht bin ich an das Spiel mit falschen Erwartungen herangetreten, dem geschuldet, dass es mein erstes Tales-of-Spiel ist, aber ich habe an allen vier Punkten was auszusetzen.
Zunächst mal muss ich mein Urteil des ersten Abends revidieren, letzten Endes fand ich die Charakterriege sehr gut. Sie repräsentieren zwar alle irgendwo klassische Anime Tropes, aber als Jemand, der - wie gesagt - nicht so wahnsinnig viel Content in dem Genre konsumiert, bin ich dem noch nicht so überdrüssig, wie vllt. manch Anderer. Im Gegensatz zu Jemand, der darüber erst kürzlich im DLC-Test-Thread geschrieben hat (Name vergessen & zu faul, um nachzukucken, wer von euch das war), kann ich da auch durchaus feine Nuancen und eine gewisse Entwicklung über den Lauf der Geschichte wahrnehmen.
Die Story fand ich eigentlich *sehr* interessant und hat mich bei der Stange gehalten, das ein oder andere Plothole mal außen vor gelassen - haben andere Spiele auch, störte mich hier nicht wirklich. Ich fand aber, und das ist mein erstes großes Aber, die Ausführung / generelle Spielstruktur ließ entweder handwerklich sehr zu wünschen übrig, oder - was ich beinahe befürchte - ist absichtlich so ausgelegt. Was ich generell in Spielen überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn der Entwickler seine Spieler für dumm hält und den Eindruck hatte ich hier teilweise ganz stark.
Es war teilweise schwer auszuhalten, wie oft etwas - gerade schon Besprochenes!! - nochmals wiederholt wird, rekapituliert wird, sich zum 20. mal die gegenseitige Unterstützung zugesichert wird, zur 30. epischen Ansprache (Musik holt in solchen Momenten natürlich wieder voll aus) angesetzt wird...
Dann von der Spielstruktur - ganz schlimm, da hätte ich dann wirklich beinahe das Handtuch geworfen - so zu Anfang des letzten Viertels kommt eine Stelle, da mutiert das Spiel über 5, 6, 7 Stunden (!!) hinweg beinahe zu einem Walking Simulator bzw. Visual Novel, da kommt dann die ganze Zeit über Cutscene, 3-4 Skits, 5m laufen, Cutscene, Cutscene, nochmal Skits, Ortswechsel, neue Cutscene, 5m laufen, Cutscene... die ganze Zeit!! Das "Was" vermittelt wurde fand ich interessant, aber das "Wie" es erzählt wurde fand ich teilweise echt schlimm...
Zum Kampfsystem. Ich kann mich da inzwischen eher deiner Meinung anschließen, fand es jetzt gegen Ende auch gut, das hat aber wirklich gedauert... Vielleicht weckt das Spiel hier auch aufgrund seines Anspruchs, ein AAA JRPG sein zu wollen und demzufolge ein gewisses Appeasement der breiten Masse gegenüber betreiben muss, eine falsche Erwartungshaltung, aber es sieht aus wie ein Action-Kampfsystem, spielt sich aber nicht so. Mir fehlte da die ganze Zeit über das Gefühl der Direktheit, des Feedbacks auf meine Eingaben, die Rückmeldung. Ich kam mir seltsam disconnected zu meinem Alter Ego vor. Wenig hilfreich in dem Zusammenhang fand ich dann auch, dass man anfangs ziemlich viele Mechanismen vor der Füsse geworfen bekommt, mit denen man - wenn man schon mit den absoluten Basics wie einfachen Combos aufgrund des fehlenden Feedbacks Probleme hat - dann erst recht nicht wirklich viel anfangen kann. Also ich fand es wirklich schwierig, da reinzufinden und demzufolge blieben die Kämpfe für mich lange Zeit unbefriedigend.
Sehr geholfen hat es mir dann, als ich meinen Main Char von Alphen zu Rinwell gewechselt habe, was aufgrund ihrer Natur als DD/Caster/Fernkämpferin einen mehr "laid back" Ansatz ermöglichte, mich dort aufgrund der Casting Time die fehlenden Direktheit nicht so gestört hat und mir aus der Ferne einen besseren Überblick und ein taktischeres Vorgehen ermöglichte.
Irgendwann so in der zweiten Hälfte hat es dann aber geklickt und ab da war ich in der Lage, wirklich planvoll vorzugehen, Kämpfe zu dominieren und es hat sich ein schönes Powergefühl entwickelt. Insgesamt hat es für mein Empfinden aber ungewöhnlich lang - zu lang - gedauert, bis da mal alle Puzzleteile an ihren Platz gefallen sind.
Was die Customization / RP-Aspekte angeht, fand ich die Möglichkeiten, die einem das Spiel an die Hand gibt, sich zu spezialisieren über die Skills und die Accessoires sehr befriedigend. Hier ist definitiv eine Menge möglich, an dem Punkt habe ich nichts auszusetzen.
Allerdings fand ich es sehr schade, dass es so wenig Kostüme gibt, für jeden Char vllt. 3-4 wirklich unterschiedliche und dann davon nochmals ein paar verschiedene Farben. Schön wäre es gewesen, hätte man jedes neue Ausrüstungsteil auch wirklich am Char gesehen. Aber hey - gibt Haufenweise DLC, da verstecken sich also die ganzen Skins...
Zwei Sätze zur Technik, das Spiel sieht größtenteils für mein Empfinden wirklich top aus, in der Gesamtansicht bieten sich einem tolle Panoramen & viele unterschiedliche Biome. Zu genau darf man sich die Texturen aus der Nähe aber nicht ansehen. Den Stil an sich fand ich aber prima und für ein Spiel in dem Genre völlig okay. Die Skits sind wunderschön gezeichnet und auch die 3, 4 eingestreuten Animefilme fand ich handwerklich gut gemacht.
Alles in allem würde ich das Spiel maximal bei einer 7/10 einordnen aber trotzdem jederzeit einem FF16 vorziehen, wobei das vllt ein unpassender Vergleich ist, denn dem Titel würde ich eigentlich das "RP" in JRPG ansprechen, das ist nur ein JG
(Edit für Typoes/Grammatik)