HanFred hat geschrieben:
Dir ja. Aber viele Deutsche messen Titeln eine überproportional grosse Bedeutung zu. Das fällt im Ausland auf.
Vielleicht weil Deutschland im Gegensatz zu Frankreich nie richtig mit dem Adel abgerechnet hat, wer weiss. Diese Idee ist übrigens nicht von mir, sondern kommt auch aus der Regenbogenpresse.
da bin ich neugierig geworden, weil mir nicht ganz ersichtlich ist ob du titel im allgemeinen (doktorwürde und dergleichen eingeschlossen) oder die adelstitel im speziellen meintest.
wie dem auch sei: solche feststellungen sind mir noch von ausufernden diskussionen über deutsche studenten an schweizer fakultäten im gedächtnis geblieben, nur in wesentlich rabiaterem wortfall. da war plötzlich von "deutscher titelgeilheit" die rede und wurde noch weiter auf die spitze getrieben, bis mans kaum noch ernst nehmen konnte. die idee, die du eingebracht hast find ich aber recht interessant, auch wenn ich dem deutschen teil meiner verwandschaft aus eigener erfahrung wenig sympathie dem adel gegenüber einräumen würde
Ich meine Titel im Allgemeinen. Viele Länder zelebrieren in den Medien nach wie vor ihre Adligen, Deutschland scheint allerdings sehr viele davon zu haben. Die Titel mögen nur noch Namenszusätze sein, anscheinend geht mit dem Titel aber trotzdem noch ein gesellschaftlicher Status einher. Anders kann ich mir z.B. diese Adoptionsgeschichten mit gekauften Titeln nicht erklären. Das Andere ist, dass nach meinem Eindruck deutsche Doktoren und Professoren öfter auf der Nennung ihres Titels bestehen als z.B. ihre schweizer Kollegen. Zugegebenermassen habe ich neben meinen Landsleuten mehr mit Deutschen zu tun als mit Bürgern anderer Nationen und konsumiere etwas mehr deutsch- als fremdsprachige Medien, mein Horizont ist diesbezüglich also begrenzt. Aber dass andere (nicht alle) Länder radikaler mit ihrem Adel abgerechnet haben, ist ja offensichtlich eine Tatsache. Dort ist Adel eigentlich überhaupt kein Thema mehr und man hört und liest auch keine Namen mit Adelstiteln, weil die halt komplett gestrichen wurden.
Die Diskussion über die Studenten wird dieses Jahr möglicherweise leider noch dreckiger, die SVP könnte sie als Wahlkampfthema aufgreifen. Der wachsende Fremdenhass bereitet mir Sorgen und ich kann ihn nicht wirklich verstehen, die Schweiz war doch schon immer ein Zuwanderungsland. Die Ängste verstehe ich teilweise, finde es aber tragisch, wie viele Wähler sich immer wieder von (v.a. SVP-)Demagogen instrumentalisieren lassen. Angst, Neid und Hass bringen meine Heimat sicher nicht weiter.
Mh. Ich denk in Sachen Dok und Prof hängt das einfach damit zusammen, dass man den "deutschen" Titeln in Deutschland besondere Qualität zuspricht und dementsprechend eben doch gewisser Stolz da ist Brauchst ja nur mal fragen, was man von russischen Doktoren hält
In Sachen Adel...also kp. England? Schweden? Dänemark? Niederlande? Spanien? etcetc. Das da doch alles viel ausgeprägter. Bei uns spielen doch allerhöchstens diejenigen 'ne Rolle, die iwen verprügeln oder halt tatsächlich in Politik- oder Wirtschaft iwas im öffentlichen Fokus tun; das wär jedenfalls mein Eindruck - aber muss auch zugeben, dass das nicht gerade mein #1 Fachgebiet is' ^^
Naja, man hat immer noch gewisse "preußische Werte" im kollektiven Gedächtnis, dies projiziert man eben dann auf Personen aus "gutem Hause" wie Guttenberg. Adel hat in anderen Ländern ja ebenfalls eine Art Vorbildfunktion oder dient zumindest als Projektionsfläche für bestimmte Sachen.
So etwas haben wir deutsche eben nicht, der Adel hat sich ja seinerzeit selbst demontiert...wir haben nur Fußball. :wink:
Wulgaru hat geschrieben:Ein CSUler im Innenminiterium? Na prächtig.....
Na ja, ist nicht gleich jeder ein verhinderter Beckstein, der da aus Bayern kommt.
Eben.
Und wenn man sich Schäubles Amtsführung im Vergleich zu seinem Nachfolger anschaut sieht man ziemlich deutlich, dass das Amt unterschiedlich auszufüllen ist.
Er ist bis jetzt schlicht und einfach ein unbeschriebenes Blatt was Innenpolitik angeht. Scheint eher Wirtschaftspolitiker zu ein. Maziere war ja ein Sonderfall. Er ist eher Merkels Soldat als Parteipolitiker...was man auch jetzt an dem Amtswechsel sieht, eigentlich ja ein Rückschritt...aber eben loyal.
Dadurch war er mal wieder ein vernünftiger Innenminister. Allgemein ist die Auslegung des Amtes seit 2001 viel zu weit nach rechts gerutscht. Mal gucken.
Also gegen Thomas de Maizière kann man nichts sagen, ich finde sogar er scheint für den Job sogar besser geeignet zu sein als KT selber.
Was ich von Friedrich halten soll weiß ich nicht, auch er ist für mich ein unbeschriebenes Blatt. Aber hoffentlich macht er seinen Job ordentlich, so ein Fiasko wie mit Schäuble will ich nicht nochmal erleben
Und traurigerweise vermutlich nichtmal ein Ausrutscher. ich will zwar nicht behaupten, dass das jetzt repräsentativ für Deutschland ist, aber ich fürchte doch, sie steht mit dieser Meinung, mit dieser "Sachkenntnis" und Argumentation nicht alleine dar.
Bedameister hat geschrieben:Also gegen Thomas de Maizière kann man nichts sagen, ich finde sogar er scheint für den Job sogar besser geeignet zu sein als KT selber.
Was ich von Friedrich halten soll weiß ich nicht, auch er ist für mich ein unbeschriebenes Blatt. Aber hoffentlich macht er seinen Job ordentlich, so ein Fiasko wie mit Schäuble will ich nicht nochmal erleben
Also das was ich so mitbekommen lässt ihn sehr fähig und intelligent erscheinen. Also es um die Stopschilder für's Netz und irgndwelche Serren und Löschungen ging hat er die unpopuläre Meinung vertreten das Sperren etc. nicht den Erfolg bringen den sich andere versprechen und man sollte differenzierter an die Thematik rangehen. Als letztes Jahr im Dezember erhöhte Terrorgefahr ausgegeben war hat er sich mit Panikmache zurückgehalten und meinte das man sich nicht in seinen Gewohnheiten einschränken sollte und die Gefahr nicht so extrem ist wie sie teilweise gemcht wurde. Zumindest hat er keinen platten Aktionismus zu bieten.
Boesor hat geschrieben:Und traurigerweise vermutlich nichtmal ein Ausrutscher. ich will zwar nicht behaupten, dass das jetzt repräsentativ für Deutschland ist, aber ich fürchte doch, sie steht mit dieser Meinung, mit dieser "Sachkenntnis" und Argumentation nicht alleine dar.
Find's gerade nicht mehr, aber am besten fand ich so'n comment ala "In Italien vögelt Berlusconi 'ne Minderjährige und bleibt im Amt und hier geht KT wegen Abschreiben. Typisch Deutsch!" - und das war natürlich pro-Guttenberg!
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Musste lachen. Deutschland, Land der Denker und Dichten