
Als einziges Argument habe ich noch einzubringen, dass es bei allem, was Deine "Endloskette an Arbeit" angeht, Rockmusikern keinesfalls anders geht, sondern noch so einiges oben drauf kommt.
Wie Du schon sagtest, muss man sich mit Veranstaltern rumschlagen, PA-Equipment organisieren/kaufen/mieten, bekommt bei Open-Mic-Nights, Amateurfestivals u.ä. zwischen 5 und 20 Min Zeit sich darzustellen und hat nie den Sound, den man haben möchte, weil es keinem Techniker wichtig genug ist oder einfach Equipment fehlt. Vom Transport der Verstärker, Instrumente und Percussions mal ganz zu schweigen. Kontake sind überall das A und O, deswegen führe ich das hier gar nicht mit an.
Man muss 4 - 6 Leute unter einen Hut bekommen, sich also wöchentlich mind. 1 Mal für mind. 4 Stunden konzentriert zum Proben treffen (2-3 Mal ist Pflicht wenn man es ernst meint), eine diplomatisch-soziale Basis beim Proben mit diesen Menschen aufrecht erhalten (die sich in keinem Punkt von realer Projektarbeit in Betrieben unterscheidet), autonom seinen Teil dazu beisteuern und ihn dann verselbstlosigen (?) sobald er übernommen wurde.
Man teilt den Ruhm, das Erfolgserlebnis und den Spaß grundsätzlich durch die Anzahl der Bandmitglieder und steht sogar, was die Geltung beim Publikum angeht, z.B. als Bassist oder Keyboarder ganz weit hinten und überlässt den Solisten und Frontleuten die Show.
Das alles schließt noch nicht das endlose, verbissene Üben des Materials und das Entwickeln der eigenen Fähigkeiten ein, die man Live unter Lampenfieber mit schwitzigen Händen und auf 10m² Bühnen mit 5 Personen zur Schau stellen muss, während einem die Musikpolizei der Szene kritisch auf die Finger starrt und sich mit einer Defamierung nach der anderen bei ihren Schnitten profiliert, weil sie selbst zu arrogant sind um in einer Band zu spielen (sie kommen nicht lange genug mit 4 anderen klar um was auf die Reihe zu kriegen). Saiten reißen, Amps rauchen ab, Bandmitglieder besaufen sich vor dem Konzert und kotzen auf die Monitorboxen, der Schlagzeuger vögelt die Freundin des Bassisten Backstage und wird mit dem Stick in die Fresse überrascht, all das ist das Musikerbiz. Tag ein Tag aus. Die Musik kommt immer zu kurz und man schafft nie das, was man eigentlich erreichen wollte.
Dem hab ich jetzt seit über einem Jahr den Rücken gekehrt, weil es mir zu blöd war. Ich hoffe, dass ich sobald ich mit meinem Studium durch bin eine erwachsene Band finde, mit der man anständig progressives Zeug machen kann, aber Metal ist mir jetzt zu blöd. Echt. Dafür liegt mir Musik zu sehr am Herzen. Ich war nebenbei immer Gitarrist (spiele aber alle genannten Instrumente).
Jetzt mal zu dem "etwas damit anfangen können" ->

Es kommt auf den Blickwinkel an


Zu Deinen Beispielen: Das erste fand ich ziemlich langweilig, obwohl mich die kleine Variation im Drumloop schon überrascht hat. Das zweite war ein sehr cooles Medley von Finger Lickin, als Werbetrommel gedacht und klappt super. Es macht Bock auf mehr und zeigt, dass sich dahinter Qualität verbirgt. Ich nehme aber auch an, dass die Einzeltracks mind. die gleiche Laufzeit wie das Medley haben und das ich mich dementsprechend zu Tode langweilen würde. Sorry

Dein Punkt mit dem "in Stimmung versetzen" ist gut und triftig. Allerdings ist das auch bei Live-Konzerten von vielen anderen Musikrichtungen der Fall. Da passiert häufig auch was Non-Stop-Mäßiges und lass uns mal lieber nicht von Emotion anfangen, denn da verliert House um Länger

Trotzdem vielen Dank für die Diskussion und beim Auflegen weiterhin viel Erfolg!
PS: An praktischer Erfahrung fehlt es mir ganz sicher nicht
