Todesstrafe Schuldfrage

Hier gehört alles rein, was nichts mit dem Thema Spiele zu tun hat.

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machbetmu
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Beitrag von machbetmu »

Howdie hat geschrieben: Die Ausrede, dass Richter sich nur an Gesetze halten lasse ich nicht gelten, denn sie führen die Gesetze aus. Tatenlos zusehen ist eine Sache, aber aktive Beihilfe eine andere. Diese Ausrede haben schon zu viele Kriegsverbecher genutzt, als das man sie ernst nehmen könnte. ;)
Das ist ja wohl schwachsinn. Ein Richter muss sich nunmal an die Gesetze halten und ist nicht vergleichbar mit Diktatoren oder Kriegsverbrechern, die Gesetze ignorieren oder neu machen, damit sie Leute töten können.
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DMC999
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Beitrag von DMC999 »

die richter müssen aber auch daran glauben, was sie zu ihrem Beruf gemacht haben. Sie treffen die entscheidungen und stehen auch dazu, es ist ja nicht so, dass sie marionetten der gesetze sind.

Howdies äußerung als schwachsinn zu bezeichnen, ist schlichtweg falsch
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

Pyoro-2 hat geschrieben:²Howdie
Naja, die Richter Sache muss jeder für sich entscheiden - gäb es niemand, der dazu bereit wäre, Leute professionell zu töten (...hört sich nach Auftragskiller an...) wäre eine Todesstrafe garnicht möglich. Genauso natürlich wenn sich keiner finden würde, die Leute zu verurteilen. Oder die Gesetze zu verabschieden. Oder diese Gesetze medial zu verteidigen. Und schlussendlich natürlich die zu wählen, die dann diese Gesetze verabschieden ;) Also wo fängst da an und hörst auf und warum sollte ein Glied der Kette da mehr in der Verantwortung stehen als andere? ;)
Das ist ja genau das Dilemma, aber wie ich sagte ist für mich persönlich ein großer Unterschied ziwschen aktiv und passiv.

@Machbetmu: Das ist leider kein Schwachsinn. Hätte Hitler den Krieg gewonnen, wären alle Kriegsverbrechen der SS-Führung legitim und damit nichts anderes als Richtersprüche. Du darfst bitte nicht alle Gesetze dieser Welt mit unserer Verfassung vergleichen.

In manchen Staaten sind Richter nichts anderes als korrupte Staatsdiener im Auftrag einer Diktatur.

Und selbst wenn nicht. Nehmen wir an du bist Richter in den USA. Du musst die Todesstrafe gegen jemanden verhängen, obwohl du selbst dagegen bist, dass Menschen hingerichtet werden. Spricht es dich frei, dass du dich an die Gesetze hälst, wenn du ihn verurteilst? Wohl kaum. Bevor du dich schuldig machen würdest, würdest du wohl dein Richteramt niederlegen, oder? Jeder hat sich selbst gegenüber die Verantwortung, nicht nur dem Gesetz und deswegen haben Richter und Henker für mich auch eine Teilschuld, denn sie sind aktiv an der Tötung eines Menschen beteiligt. Sie machen es freiwillig...
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Pyoro-2
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Beitrag von Pyoro-2 »

Naja, aber es zeigt sich doch, dass Karriere/Geld/self > Moral/Werte/pp ;) "Wenn ich's nicht tu, tut's jemand anderes"

Seh ich aber trotzdem noch etwas differenziert, ich meine, in Singapur gibt's ja bestimmte Tatbestände auf die die Todesstrafe stehen muss, da ist also "nur" eine Feststellung dieser Tatsache der Job des Richters. Das würde ich anders einschätzen als wenn der Richter zw. verschiedenen Strafmaßen zu wählen hat :?
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

Pyoro-2 hat geschrieben:Naja, aber es zeigt sich doch, dass Karriere/Geld/self > Moral/Werte/pp ;) "Wenn ich's nicht tu, tut's jemand anderes"

Seh ich aber trotzdem noch etwas differenziert, ich meine, in Singapur gibt's ja bestimmte Tatbestände auf die die Todesstrafe stehen muss, da ist also "nur" eine Feststellung dieser Tatsache der Job des Richters. Das würde ich anders einschätzen als wenn der Richter zw. verschiedenen Strafmaßen zu wählen hat :?
Allerdings zwingt den Richter in Singapur niemand Richter zu sein. Es wurde auch niemand gezwungen Aufseher in einem KZ zu werden... für mich ist das tatsächlich recht ähnlich.

Man kann sich einem System entweder unterwerfen, versuchen es zu ändern oder sogar mit und für das System arbeiten. Wofür man sich entscheidet ist einem oft (beileibe nicht immer) doch selbst überlassen. Daher ist für mich die Schuldfrage recht klar.

Natürlich kann ein Richter in Singapur eine Todesstrafe für moralisch einwandfrei und legitim halten, aber ich kann nur aus meiner Erfahrung aus und aus meinem Kulturverständnis urteilen. Deswegen steht mir auch kein Urteil über die Menschen zu, die so etwas verantworten, aber schuldig sind sie in meinen Augen schon. Was diese Schuld für den Einzelnen bedeutet ist jedem selbst überlassen.

Wie gesagt, mir geht es nur um die Schuldfrage, nicht um eine moralische oder ethische Einordnung der Todesstrafe in den jeweiligen Ländern. Das sehe ich nämlich ebenfalls etwas differenzierter.
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Billie?
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Beitrag von Billie? »

Schuld dadran hat das System in dem der Verurteilte lebt. Der Staat kann nicht das Recht haben, zu bestimmen, ob seine Bürger leben oder sterben sollen.
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machbetmu
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Beitrag von machbetmu »

Howdie hat geschrieben: @Machbetmu: Das ist leider kein Schwachsinn. Hätte Hitler den Krieg gewonnen, wären alle Kriegsverbrechen der SS-Führung legitim und damit nichts anderes als Richtersprüche. Du darfst bitte nicht alle Gesetze dieser Welt mit unserer Verfassung vergleichen.

In manchen Staaten sind Richter nichts anderes als korrupte Staatsdiener im Auftrag einer Diktatur.
Ja, Staatsdiener! Und sie agieren im Sinne des Systems, was auch immer es für ein System ist. Damit sind sie nicht schuldiger als die Menschen, die den Abzug drücken oder die Spritze setzen.

Und wenn sich Nazideutschland durchgesetzt hätte, wären jegliche Verbrechen innerhalb dieses Systems keine Verbrechen. Das System hat diese Verbrechen ermöglicht, die zahlreichen Richter oder KZ-Aufseher sind Werkzeuge des Systems. Deshalb trifft sie meiner Meinung nach nicht die Hauptschuld. Die Hauptschuld an dem Tod von Menschen durch die Justiz hat das System, und damit eigentlich alle Menschen die in dem System leben und nichts dagegen tun.

Natürlich kann man sich weigern, als Richter oder Vollstrecker. Aber im Normalfall hilft das nicht viel, denn es passiert trotzdem.
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Jhena
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Beitrag von Jhena »

eben wir sind die schuldigen dass wir sowas zulassen^^
nix hier mit system is schuld. wir sind das system.
pflanzt die saat der liebe leute xD
liebt euch und ihr werdet "die anderen" auch lieben.
bewusstsein is bewusstsein. den unterschied macht das ego und das sind wir hoffe ich mal nich.
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

machbetmu hat geschrieben: Die Hauptschuld an dem Tod von Menschen durch die Justiz hat das System, und damit eigentlich alle Menschen die in dem System leben und nichts dagegen tun.

Natürlich kann man sich weigern, als Richter oder Vollstrecker. Aber im Normalfall hilft das nicht viel, denn es passiert trotzdem.
Deswegen habe ich ja auch explizit von Teilschuld gesprochen. Und ganz ehrlich. Wenn ich es nicht mache, macht es jemand anders spricht einen nun wirklich nicht von Schuld frei, sogar im Gegenteil. Wenn du an einem Verunglückten vorbeifährst und denkst, da hält schon einer an ist das auch unterlassene Hilfeleistung. ;)

Und Richter und Henker sind übrigens ein Teil der Justiz. Wie ich gesagt habe, ich kann sowas nur nach meinem eigenen Moralverständnis einordnen...
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JesusOfCool
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Beitrag von JesusOfCool »

System, Justiz, Richter, Henker, blablabla....

Wer ist Schuld wenn jemand stirbt, egal auf welche Art und Weise? Die Natur, denn sie hat das Sterben und Töten erfunden. Tiere töten Tiere, Menschen töten Tiere, Menschen töten Menschen.

Und nur um das nicht falsch zu verstehen: Ich bin eindeutig gegen die Todesstrafe!
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

JesusOfCool hat geschrieben:System, Justiz, Richter, Henker, blablabla....

Wer ist Schuld wenn jemand stirbt, egal auf welche Art und Weise? Die Natur, denn sie hat das Sterben und Töten erfunden. Tiere töten Tiere, Menschen töten Tiere, Menschen töten Menschen.

Und nur um das nicht falsch zu verstehen: Ich bin eindeutig gegen die Todesstrafe!
Ja, aber der Thread-Ersteller hat ja erklärt, warum er den Thread aufgemacht hat. Da finde ich die Diskussion völlig ok und eigentlich auch ganz interessant.

Und die Natur als Grund zu nennen ist doch bitte nicht dein Ernst. Soll ich dich etwa abstechen dürfen und dann freikommen, weil die Natur es so vorgesehen hat?^^

Tiere töten Tiere ist übrigens was anderes als Menschen töten Tier/Menschen. Das würde ich doch streng trennen, denn bei Tieren gibt es keine Schuldfrage. Aber das wird wohö zu OT. ;)
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JesusOfCool
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Beitrag von JesusOfCool »

Howdie hat geschrieben:
JesusOfCool hat geschrieben:System, Justiz, Richter, Henker, blablabla....

Wer ist Schuld wenn jemand stirbt, egal auf welche Art und Weise? Die Natur, denn sie hat das Sterben und Töten erfunden. Tiere töten Tiere, Menschen töten Tiere, Menschen töten Menschen.

Und nur um das nicht falsch zu verstehen: Ich bin eindeutig gegen die Todesstrafe!
Ja, aber der Thread-Ersteller hat ja erklärt, warum er den Thread aufgemacht hat. Da finde ich die Diskussion völlig ok und eigentlich auch ganz interessant.

Und die Natur als Grund zu nennen ist doch bitte nicht dein Ernst. Soll ich dich etwa abstechen dürfen und dann freikommen, weil die Natur es so vorgesehen hat?^^

Tiere töten Tiere ist übrigens was anderes als Menschen töten Tier/Menschen. Das würde ich doch streng trennen, denn bei Tieren gibt es keine Schuldfrage. Aber das wird wohö zu OT. ;)
Das mit der Natur ist eh nicht mein ernst. Aber die Natur sieht weder etwas vor, noch gibt es bei ihr Justiz, Gerechtigkeit, Moral oder sonstirgendwas.

Den Unterschied zwischen Tiere töten und Menschen töten musst mir jetzt aber erklären. Wenns dir zu OT wird kann man ja nen eigenen Thread dazu eröffnen.

Achja, der Grund für die Todesstrafe ist teilweise ein sehr wirtschaftlicher. Immerhin kosten Gefängnisinsassen einiges an Geld, und das ist nichtmal so wenig.
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HanFred
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Beitrag von HanFred »

JesusOfCool hat geschrieben: Achja, der Grund für die Todesstrafe ist teilweise ein sehr wirtschaftlicher. Immerhin kosten Gefängnisinsassen einiges an Geld, und das ist nichtmal so wenig.
das trifft auf einige länder zu, auf die USA aber natürlich nicht im geringsten. da sitzt man ja i.d.r. mindestens 15 jahre im hochsicherheitstrakt, bevor man hingerichtet wird.
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JesusOfCool
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Beitrag von JesusOfCool »

HanFred hat geschrieben:
JesusOfCool hat geschrieben: Achja, der Grund für die Todesstrafe ist teilweise ein sehr wirtschaftlicher. Immerhin kosten Gefängnisinsassen einiges an Geld, und das ist nichtmal so wenig.
das trifft auf einige länder zu, auf die USA aber natürlich nicht im geringsten. da sitzt man ja i.d.r. mindestens 15 jahre im hochsicherheitstrakt, bevor man hingerichtet wird.
ja, 15 jahre, aber das ist was anderes als 50 jahre oder mehr. wobei die 15 jahre auch die erlösung durch eine begnadigung bringen kann. und manchmal wird ja doch rausgefunden, dass jemand unschuldig ist. auch wenn das oft keine rolle spielt.
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

JesusOfCool hat geschrieben:
HanFred hat geschrieben:
JesusOfCool hat geschrieben: Achja, der Grund für die Todesstrafe ist teilweise ein sehr wirtschaftlicher. Immerhin kosten Gefängnisinsassen einiges an Geld, und das ist nichtmal so wenig.
das trifft auf einige länder zu, auf die USA aber natürlich nicht im geringsten. da sitzt man ja i.d.r. mindestens 15 jahre im hochsicherheitstrakt, bevor man hingerichtet wird.
ja, 15 jahre, aber das ist was anderes als 50 jahre oder mehr. wobei die 15 jahre auch die erlösung durch eine begnadigung bringen kann. und manchmal wird ja doch rausgefunden, dass jemand unschuldig ist. auch wenn das oft keine rolle spielt.
Der Hochsicherheitstrakt ist aber weit teuerer als die sehr überfüllten Massenzellen im normalen Trakt. Ich denke schon das HanFred da Recht hat. Kilngt zumindest vom Gefühl her sehr plausibel.

@Tiere und Menschen: Tiere töten aus Instinkt. Sie müssen töten um zu überleben. Tiere töten nur aus Überlebensinstinkt und niemals aus einem anderen Grund. Selbst bei Tierkindern ist das spielhafte Töten von kleineren Beutetieren zwingend für das Erlernen der Jagd. Und erwachsene Raubtiere würden niemals zum Spaß töten, da es auch für sie jedes mal ein immenses Risiko darstellt. Selbst ein Löwe kann von einer Antilope schwer verletzt werden. Das sollte man nicht unterschätzen.

Menschen töten hingegen nicht aus Instinkt sondern aus einem Motiv heraus. Also gezielt und bewusst. Zumindest wenn wir die Taten im Affekt mal außen vor lassen, die aber auch nicht aus Instinkt geschehen. Der Mensch tötet um sich einen Vorteil zu verschaffen. Er nennt es gerne "Gerechtigkeit" üben, oder sonstigen fadenscheinige Gründe. Aber im großen und ganzen geht es um den persönlichen oder staatlichen Vorteil.

Selbst die Zeiten in denen wir Tiere töten mussten um zu überleben sind lange vorbei. Das ist heute eher Bequemlichkeit und Gier...

Deswegen muss man klar differenzieren zwischen Menschen und Tieren. Tiere kennen keine Moral und keine Schuld. Da heißt es Survial Of The Fittest. Aber beim Menschen geschieht das Töten fast ausschließlich aus niederen Motive entgegen der Moral.