Allgemeiner Politikthread

[machbetmu]

Das wahrste, was ich bis jetzt zu Grass' Gedicht gelesen hab:

Auch ich finde das Grass-Gedicht nicht besonders wichtig. Wenn ich Ratgeber des Premiers wäre, hätte ich vorgeschlagen, gar nicht darauf zu reagieren. Wen kümmert es schon, was Grass zu Israel und Iran denkt?

Auszug aus einem SpON Interview mit Tom Segev. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 35,00.html

Mit diesem Einreiseverbot machen sie sich wirklich lächerlich. Das offenbart ja unglaubliche Dünnhäutigkeit und Schwäche, wenn man so gereizt auf irgendeinen Intelektuellen im tausende Kilometer entfernten Deutschland reagiert.

[Aurellian]

Ja, der Segev scheint angenehm vernünftig zu sein. Kam auch schon in seinem ersten Spon-Interview am 5. so rüber.

[Suppression]

"Immer wieder das alte Spiel"
ein altes Spiel der Antisemiten ist es, sowas als Anlass zu nehmen und sich damit so "reinzuwaschen", - ihnen werde ja bei Kritik auch immer gleich Antisemitismus vorgeworfen, heißt es dann
solltest daher nicht so argumentieren, könntest dadurch in Verdacht geraten

Ahja.

Und diese Gruppierung gerät dann nach deiner Argumentation auch in Verdacht, eine antisemitische Einstellung zu vertreten, ja?

http://www.juedische-stimme.de/?p=687

Wir verteidigen das Recht aller deutscher Bürger und Bürgerinnen die menschenverachtende Politik des Staates Israel zu kritisieren, ohne als Antisemiten diffamiert zu werden. Diese Taktik dient nur dazu, jegliche Kritik an der israelischen Politik abzuwürgen, wie auch vom real existierenden Antisemitismus abzulenken.

[Wulgaru]

Es bleibt einfach so, dass die Kritik an Grass die ins persönliche abdriftet und ihm Antisemitismus, oft ja auch mit Rückbezug auf seine Jugend (und mit dem gleichzeitigem Vorwurf das ER polemisch sei), vorwirft Off-Topic ist. Auch das Gedicht antisemitisch zu nennen ist im Grunde Off-Topic, denn es geht nicht um Juden und es geht auch nicht um den Staat Israel selbst.

Es geht um die Iran-Frage. Haben sie Atomwaffen, planen sie welche zu bauen, wer dort genau, wie weit sind sie, ist das alles nur Panikmache, stimmt überhaupt was? Daraus ergibt sich: Wie reagiert man darauf. Israel hat da genau wie jedes andere Land eine Vorstellung und die kritisiert Grass. Es gibt viele Wege ihn zu kontern, zum Beispiel ihn einseitig zu nennen oder die Gefahr oder das Ausmaß eines solchen Krieges aufzublähen...aber in die Richtung geht die Kritik so gut wie nie. Sie ist wie gesagt Off-Topic.

Auf Spiegel-Online äußert sich die S.P.O.N.-Truppe ja sehr differenziert zu Grass. Einen Beitrag finde ich besonders interessant

Es muss uns nämlich endlich einer aus dem Schatten der Worte Angela Merkels holen, die sie im Jahr 2008 in Jerusalem gesprochen hat. Sie sagte damals, die Sicherheit Israels gehöre zur deutschen "Staatsräson". Und damit es keine Missverständnisse gebe, fügte sie hinzu: "Wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben."

Helmut Schmidt hat dazu gesagt, für Israels Sicherheit mitverantwortlich zu sein, sei eine "gefühlsmäßig verständliche, aber törichte Auffassung, die sehr ernsthafte Konsequenzen haben könnte." Wenn es zum Krieg zwischen Israel und Iran käme, "dann hätten nach dieser Auffassung die deutschen Soldaten mitzukämpfen". Die Israelis halten Deutschland seitdem neben den USA für das einzige Land, auf das sie sich verlassen können.

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 63,00.html

Wie steht man zu diesem möglichen Krieg? Das ist für mich die interessanteste Frage. Gerade wenn man eventuell für sich persönlich berücksichtigt wie man zu Kosovo, Afghanistan, Irak und Libyen gestanden hat.

[GamepadPro]

@Suppression

Ich sehe da keinen Zusammenhang, keine Ahnung, wie du das meinst (?)

Wieso sollte man jemandem Feindlichkeit gegen das Volk vorwerfen, der das Schmarotzer-Regime eines Landes kritisiert?
Wenn ich hier (einen der beiden Parasiten) den Staat kritisiere, dann doch nur aus Liebe zum deutschen Volk. Wer würde mir schon deshalb Volksfeindlichkeit vorwerfen wollen, außer, der andere der beiden Schmarotzer, das Kapital, welches den Staat sooo liebt

Ich spucke auf den israelischen Nationalstaat und seine Bürokraten (man nennt dies internationale Solidarität)
und ich bedanke mich bei jedem Juden, der auch die deutschen Clowns...äh Politiker bespuckt

[Aurellian]

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 49,00.html

Ich glaub, jetzt hat die israelische Regierung endgültig nen Rad ab ...

[machbetmu]

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 49,00.html

Ich glaub, jetzt hat die israelische Regierung endgültig nen Rad ab ...

Ja, scheint schon so zu sein, dass da der eine oder andere Verrückte rumrennt. Irgendwie kein schöner Gedanke wenn man an Israels Militärmacht denkt. Hoffen wir mal dass sich mit der Kriegsfrage kompetentere Menschen als der Innenminister befassen.

[Aurellian]

Barak trau ich ja noch ansatzweise zu, vor nem Waffengang wenigstens einmal nachzudenken, aber bei Netanjahu und Lieberman bin ich da irgendwie skeptisch. Keine guten Aussichten

[GamepadPro]

Barak trau ich ja noch ansatzweise zu, vor nem Waffengang wenigstens einmal nachzudenken, aber bei Netanjahu und Lieberman bin ich da irgendwie skeptisch. Keine guten Aussichten

Barak? Welcher Barak? Der, der vom Kapital vor der Wahl als "Kommunist" bezeichnet wurde?
Klingt wie 'n kompliment, soll aber tatsächlich als Abwertung verstanden werden
Dieses Kompliment würde der Netanjahu nie zu Hören kriegen, das ist voll der Nichtdemokrat, ein Konservativer, ein Hardliner
da war Ariel Scharon früher echt ein Traum dagegen, ...den auszuhalten, meine ich

aber es ist ja wie immer, anstatt einen bestehenden Staat abzuschaffen und so für Freiheit erstmal sorgen, erschafft man einen Zweiten und nur Scheiße kommt dabei raus. Fünf Minuten in ein beschissenes Geschichtsbuch und man hätte es gewusst, aber gut, für nächstes Mal...

Und dieser Chomsky hatte von allem schon eine Ahnung? ich könnte kotzen, von dem hab ich doch schon mal was gehört

Es ist nicht das erste Mal, dass Israel Ausländern als "Strafe" für kritische Äußerungen die Einreise verbietet:
■Der jüdische Linguistik-Professor Noam Chomsky aus den USA etwa saß vor zwei Jahren an der Grenze in Jordanien fest.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 49,00.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Noam_Chomsky

Das Buch wollte ich mir mal von ihm holen, kam nicht dazu
klingt interessant, ist aber über die USA, also deren Regime, meine ich
http://www.amazon.de/Der-gescheiterte-S ... 933&sr=1-1

[Wulgaru]

aber es ist ja wie immer, anstatt einen bestehenden Staat abzuschaffen und so für Freiheit erstmal sorgen, erschafft man einen Zweiten und nur Scheiße kommt dabei raus. Fünf Minuten in ein beschissenes Geschichtsbuch und man hätte es gewusst, aber gut, für nächstes Mal...

Ich vermute fast mal das du von Israel redest und frage mich was du für interessante Geschichtsbücher besitzt. Vor allem was hier der "bestehende Staat" und wer "man" sein soll interessiert mich.

[GamepadPro]

da hab ich "Bildung" von Schwanitz, hatte ne Menge Resonanz bekommen, ist aber nicht so objektiv geschrieben, und dazu noch ein älteres über Nationalismus und Kultur, von nem Typen, der Rocker mit Nachnamen heißt. Kennst du garantiert nicht
Über Israel bin ich aber nicht informiert, wie ich schon sagte, hab nur Grundwissen, Halbwissen, könnten es manche nennen
Wenn ich falsch liege, klär mich bitte auf

[Wulgaru]

Da ich nicht genau weiß was du mit dem Post über den "bestehenden Staat" gemeint hast, kann ich wohl kaum über irgendwas aufklären. Letztendlich ist das Gebiet Israel aber Britische Verwaltungszone gewesen. Die britische Rückzugsgeschichte ist übrigens sehr interessant, weil sie nicht unbedingt freiwillig geschah. Oft wird das ganze ja eher als eine Art "Schenkung" des Westens an die Juden verklärt. Wie auch immer...einen Staat gab es da auf jeden Fall vorher nicht.

Meinst du Rudolf Rocker? Den kenn ich zwar, aber das Buch habe ich nicht gelesen.

[GamepadPro]

da soll es keinen Staat gegeben haben? das kann doch nicht sein?
du sagst: britische Verwaltungszone? von was? eines palästinensischen Staates etwa? aber über wen?
doch über Juden und nicht Palästinenser (oder wie man die nennt)

Ja, Rudolf Rocker steht da drauf, ist aber uralt
hier mal ein Zitat daraus:

Mit welcher Willkür die Zugehörigkeit ganzer Völkergruppen zu einer Nation durch den
brutalen Zwang des Stärkeren bestimmt wird, darüber gibt uns die Geschichte jedes
Landes eine Menge Beispiele. So legten sich die Bewohner der heutigen französischen
Riviera eines Tages als Italiener schlafen und erwachten am anderen Tage, als
Franzosen, weil eine Handvoll Diplomaten es so bestimmt hatte.
Die Helgoländer waren ein Glied der britischen Nation und getreue Untertanen der
englischen Regierung, bis es dieser einfiel, die Insel an Deutschland zu veräußern,
Wodurch die nationale Zugehörigkeit ihrer Einwohner einem gründlichen Wechsel
unterworfen wurde. War es am Tage vor dieser Entscheidung ihr größtes Verdienst,
gute englische Patrioten zu sein, so wurde ihnen diese höchste Tugend nach der
Übergabe der Insel an Deutschland als größte Sünde gegen den "Geist der Nation"
angerechnet.
Solche Beispiele gibt es eine Menge; sie sind bezeichnend für die ganze
Gestaltungsgeschichte des modernen Staates. Man werfe einen Blick auf die geistlosen
und stümperhaften Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages, und man erhält ein
klassisches Beispiel, wie die Nationen künstlich fabriziert werden.

[crewmate]

http://www.israelovesiran.com/
https://www.facebook.com/IranlovesIsrael.OfficialPage

schon klar das die nicht Benjamin Netanjahu und Mahmud Ahmadinedschad representiert und das es bei dem Konflikt um mehr geht. Und wie aussagekräftig das die komplette Bevölkerung repräsentiert kann ich auch nicht sagen. Aber es hebt das einseitige Bild der bis aufs Blut verfeindeten Völker auf.

[Wulgaru]

da soll es keinen Staat gegeben haben? das kann doch nicht sein?
du sagst: britische Verwaltungszone? von was? eines palästinensischen Staates etwa? aber über wen?
doch über Juden und nicht Palästinenser (oder wie man die nennt)

Zwar gab es tatsächlich Interesse verstärkt jüdische Siedlung zu ermöglichen, aber die war auch schon vorher vorhanden. UK hatte eher Interesse an einer Zweistaatenlösung, einer der Gründe warum sie sich auch bis zu letzt gegen die Amerikaner gewehrt haben, die immer Interesse hatten die Verwaltung dort zu übernehmen. Dann wären die Interessen wesentlich eindeutiger verteilt gewesen. Wie gesagt sind aber auch die Briten gegangen worden. Es kann aber keine Rede davon sein das nicht sowohl Israelis als auch Palästinenser Anspruch auf einen Staat dort haben und immer hatten. Sowohl in historischer als auch kultureller Hinsicht.

Aber naja...das ist eh Vergangenheit. Solche Diskussionen sollten nur für Historiker interessant sein. Wer sie als Argumente in der Nah-Ost-Debatte anführt, sollte sich wirklich nicht wundern das er damit nicht auf Begeisterung von allen Seiten stößt. Was zählt ist heute und nicht gestern. Sonst müssten gerade wir deutschen uns alle sofort spontan selbst entzünden.