Beksinski hat geschrieben: ↑21.04.2021 14:49
Wie kommst du denn drauf, dass das bloße vorhanden sein von Vampiren die Wertung negativ beeinflussen wird?
Es ist doch umgekehrt völlig legitim dass er schreibt, dass er keine mag. Es würde sich vermutlich auch niemand über mangelnde Objektivität beschweren, würde er schreiben, dass er Vampire total klasse findet, oder?
Wenn das ein Redakteur sagt, welcher höchstwahrscheinlich genau dieses Spiel testet, trägt eine (womöglich) relativ niedrige Wertung den Makel einer möglichen Befangenheit - und genau das sollte ein Redakteur besser vermeiden. Selbstverständlich steht es ihm frei, das zu äußern, nur dann muss er den Rahmen beachten: In einer Kommentarspalte sehr gerne, in einer Kritik rsp. Vorschau jedoch ist das ungünstig. Man muss trennen können zwischen dem, was man ganz persönlich mag oder nicht mag (= Subjektivität), und dem, was qualitativ abgeliefert worden ist (= Objektivität). Beides ist nicht dasselbe und kann sich diametral entgegenstehen. Hierbei fair zu bleiben, das ist die große Kunst.
treib0r hat geschrieben: ↑21.04.2021 08:38
Qualität impliziert nicht, dass etwas außerordentlich gut ist. Für die Bewertung einer Qualität werden bestimmte Kriterien herangezogen. Diese sind nicht universell gültig. Insbesondere nicht bei Spieletests, da jede Redaktion andere, teilweise ähnliche, Kriterien verwendet und anders gewichtet.
Dies gilt genauso für die Grafik. Nur weil ein Spiel die neueste Engine X verwendet, muss das Spiel nicht grafisch überragend sein. Gerade hier ist der Stil sehr entscheidend. So muss man heute nicht vehement behaupten, Zelda: Breath of the Wild sei im Vergleich zu Immortals: Fenyx Rising grafisch total übel, weil es älter ist.
Bezogen auf die Engine würde man auf die technischen Möglichkeiten eingehen und diese bewerten. Derer Umsetzung ist etwas ganz anderes.
Wer hat denn davon gesprochen, dass der Begriff "Qualität" automatisch mit außerordentlicher Güte korreliert? Ich jedenfalls nicht. Natürlich gibt es auch mediokre oder inferiore Qualität. Doch wie du schon sagst, muss man diese erkennen und differenzieren können.
So ist eine hakelige Animation unnatürlich und objektiv mittelmäßig bis eventuell sogar schlecht, kann jedoch im Gesamtkontext des allgemeinen Grafikstils und/oder infolge der künstlerischen Vision vollauf intendiert sein. Das wiederum muss man auch berücksichtigen. Sich also nur auf ein einziges Kriterium zu stürzen, widerspricht dem Gedanken, objektiver Beurteilung. Das war auch das, was ich meinte, als ich schrieb, dass es passen muss. Und das sagst du ja selbst auch. Aber einen Widerspruch zu einer objektiven Beurteilung erkenne ich da nicht, weil man eben alles berücksichtigt.
treib0r hat geschrieben: ↑21.04.2021 08:38
So wie der Schopenhauer. In einem Diskurs mit ihm hätte ich mir auch mehr Schlagfertigkeit erhofft, als dieses Wadenbeißerniveau
Ich bitte, künftig von solchen Provokationen abzusehen.
Civarello hat geschrieben: ↑21.04.2021 02:38
Wie will man denn die Qualität in punkto Vampir-Artdesign objektiv beurteilen ? Ist ein Dracula (also eher klassisch angehaucht) vom Design her objektiv besser als zb. das Design der Vampire in From Dusk ´til Dawn ? Ist das Design der Vampirlady in RE: Village objektiv gut oder schlecht ?
Die Frage, ob das Art Design oder die Gegnertypen passen, lässt sich am ehesten damit beantworten, in welchem Szenario sie verortet sind. Ist das Spiel eher modern geprägt, würde ein klassischer Graf Dracula anachronistisch anmuten, in der Sonne glitzernde Vampire aber lächerlich. Ein anderes Kriterium ist gewiss die Story, auf der die Geschehnisse basieren. Das lässt sich also am Beispiel von
Resident Evil VIII schwer sagen. Aber klar sollte sein, dass eine objektive Beurteilung stets polyfaktoriell erfolgt, da man sonst komplexere Motive ausblendet und eine Simplifikation droht.
Civarello hat geschrieben: ↑21.04.2021 02:38
Es gibt Dinge, die man in Spielen objektiv bewerten kann. Zb. ob die Bildrate konstant ist. Grafik generell aber würde ich widersprechen. Manche mögen Motion Blur oder Chromatic Aberration, andere (wie ich) schalten das sofort ab. Das Design spielt bei der Grafik eine zu große Rolle um sie nur nach Qualität der Schattendarstellung, Texturschärfe, wie gut macht das Anti Aliasing seinen Job etc. zu beurteilen.
Wenn das Motion Blur technisch exzellent umgesetzt wurde, ist es objektiv gut. Dass du es nicht magst, ist einfach ein Thema für sich. Siehe meine Antwort auf Beksinski. Eine andere Frage indes lautet: Gibt es eine künstlerische Intention hinter dem Einsatz des Motion Blurs oder ist es lediglich selbstzweckhaftes Grafikgeprotze?
Werfen wir doch mal einen Blick auf
Amnesia: The Dark Descent. In diesem Spiel manifestieren sich die körperlichen Symptome der Angst des Protagonisten für den Spieler in Gestalt mannigfaltiger audiovisueller Effekte. Diese sind einem ganz bestimmten Zweck untergeordnet, nämlich die Angst und Panik des Protagonisten für den Spieler zumindest audiovisuell greifbar zu machen. Das ist zweifellos objektiv gut, da in diesem Fall sinnvoll.
Als anderes Beispiel audiovisueller Brillanz erlaube ich mir
Hellblade: Senua's Sacrifice anzuführen. Hier erleben wir, wie eine junge Frau den Kampf gegen ihre Depressionen und Psychosen aufnimmt. Dies wurde fantastisch umgesetzt, vor allem weil sich die Entwickler beispiellose Mühe gegeben haben, die Halluzinationen der Protagonistin so realistisch wie mit kontemporären Mitteln nur irgend möglich umzusetzen. Hierfür ließen sie psychisch Kranke gewisse Abschnitte aus dem Spiel spielen, um sicherzugehen, dass es auch dem Krankheitsbild gerecht wird. Das ist objektiv gut, daran gibt es nichts zu rütteln.
Und nun kommt jemand, der mal kurz in beide Spiele reinschnuppert und schnoddrig bemerkt: "Ne, zu viel Motion Blur, das ist Mist, mag ich nicht!" Erkläre mir bitte, inwiefern diese denkbar superfizielle reine Meinungsäußerung den Spielen in ihrer jeweiligen (Gesamt-)Qualität sowie künstlerischen Intention auch nur annähernd Rechnung trägt.
Merke: Nur weil man etwas nicht mag rsp. einem etwas nicht gefällt, bedeutet das nicht zwangsläufig. dass es nicht gut ist.