The Last Of Us Part 2 - Test

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Usul
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Usul »

Bachstail hat geschrieben: 25.11.2020 15:35Hokurn hat nicht unrecht, wenn er schreibt, dass man diese Situation bei so ziemlich jedem Spiel oder Film hat, es wird immer Leute geben, die die transportierte Botschaft so nicht aufnehmen, etwas schwieriger wird es dann aber, wenn der ein oder andere das genaue Gegenteil von dem auffasst, was hätte transportiert werden sollen und dafür mache in gewisser Weise den Widerspruch zwischen Gameplay und Story verantwortlich.
Aber das kommt doch immer auf denjenigen an, der das Werk konsumiert. Es gibt auch viele, die z.B. Saving Private Ryan für einen formidablen Kriegsfilm halten. Oder The Thin Red Line für einen abgedrehten Schwachsinn, der nun gar nix mit dem Krieg zu tun hat. Oder Full Metal Jacket für einen coolen Psychotrip. Oder Trainspotting für Drogen-Werbung. Oder oder oder...

Die Aussage, daß keinerlei Spielraum bei solchen Messages gelassen werden soll, ist meines Erachtens bei einem "Unterhaltungswerk" nicht möglich. Nur wenn da eindeutig geschrieben steht "Gewalt ist keine Lösung", könnte man das vllt. so vermitteln. Aber in dem Moment, indem das nicht so eindeutig dargestellt wird, ist schon Interpretationsspielraum vorhanden. Und wenn man dann auch noch selbst Hand anlegt, indem man spielt, umso mehr.

Aber, am Ende ist es halt doch ein Action-Adventure. Es bedient sich der üblichen Action-Elemente - und so gesehen kann man natürlich nur bis zu einem gewissen Grade die negative Seite von Gewalt zeigen, wenn man gleichzeitig, qua Gameplay, selbst ständig Gewalt ausübt.
Allerdings will ich mir erst gar nicht vorstellen, was manche Fans für ein Theater abgezogen hätten, wenn diese Action-Einlagen nicht vorhanden wären.
johndoe1464771
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von johndoe1464771 »

Nach 51 Stunden Spielzeit ist für mich ohne jeden Zweifel klar: The Last of Us Part 2 ist das fordernste Spiel, das ich je gespielt habe!


Ich bin nicht ganz unglücklich, daß vor wenigen Minuten endlich der Abspann über den Bildschirm lief. Ich habe in gut 50 Stunden alles durchlebt: ich habe gestaunt & bestaunt, ich habe kaltnasse Hände geschwitzt, habe Gänsehaut über die gesamten Beine von mich geschüttelt. Ich habe mich beruhigen müssen, Kaffee getrunken, und Pausen eingelegt. Viele davon, sowohl Tassen als auch Pausen. Ich habe sie einlegen müssen. Und den Controller gemieden. Einmal sogar einen Tag lang. Ich habe es tausendfach verflucht, mich für den Schwierigkeitsgrad "Schwer" entschieden zu haben.

Ich habe Ellie und Joel binnen weniger Sekunden sofort wieder ins Herz geschlossen als ich sie sah. Auch nach all den Jahren, nachdem der Abspann des ersten Teils noch über meinen Bildschirm lief.

Ich habe eine tiefe Abneigung Abby gegenüber entwickelt. Aber auch zunehmend Joel und Ellie kritischer gesehen. Obwohl Joel für mich, erst recht durch Part 2, zu einem noch größeren Held herangewachsen ist. Einem letzten Endes tragischen dazu. Ehe ich mich aber versah, durchlebte ich jedoch auch mit Abby denselben apokalyptischen Albtraum, den Joel und Ellie tagein, tagaus überlebten, und lernte auch ihre Welt, ihr Leben und ihre Schicksale kennen. Am Ende wollte ich auch Abby nicht mehr hergeben. Etwas, dass ich in den ersten 10 bis 20 Stunden des Spiels nicht für möglich gehalten hätte.

Ich habe mitgelitten, mitgelächelt und mich mitgefreut. Auch mir ist an einer bestimmten Stelle sogar 'ne Träne geflossen. Ich habe ungläubig zugeschaut, als es grässlich wurde. So richtig grässlich wurde. So verdammtnochmal grässlich und hässlich, daß nicht einmal die allerschönste Sequenz oder Cutscene davor sicher war, innerhalb der nächsten Sekunde per Kopfschuss oder Axt im Schädel vom omnipräsenten Horror abgelöst zu werden - völlig ahnungslos und ohne Vorbereitung.

Die Momente der Erholung und Entspannung in Part 2 sind so rar, daß ich sie regelmäßig geradezu verschlungen und auf mehrere Minuten ausgedehnt habe. 51 Stunden Spielzeit sind nicht nur zusammengekommen, um möglichst alles zu durchsuchen und zu finden, auch wenn dafür ein Großteil daraufging. Die Stunden sammelten sich nämlich auch dadurch an, daß ich nach intensiven Gefechten oder Geschehnissen zwischen den Akteuren erst einmal In-Game-Ruhe brauchte. Und mich einfach fallen ließ, als ich versteckte Sehenswürdigkeiten oder fantastisch detaillierte Museen betrat und dort ausharrte. Viele der spielbaren Rückblenden weckten in mir beispielsweise das Gefühl von Sicherheit, das ich so lange beibehalten wollte, ehe ich für die Rückkehr in die gespielte Gegenwart wieder bereit war.

Die Gegenwart jedoch versprüht auch ihren wahnsinnig kräftigen Sog überall, wo sie nur kann. Trotz der Panik, die konstant bleibt, in der man sie durchlebt. Ich habe Briefe gelesen und bei Leichen verweilt. Habe deren Leid und Qual und deren meist zu Papier gebrachte tragische Geschichte ihrer letzten Momente in mich aufgesogen. Habe eine wahnsinnig in die Tiefe zerrende Chronologie des Grauens wahrgenommen, die Naughty Dog erzählerisch so großartig aufbaut, daß verwahrloste Wohnungen und Häuser, Geschäfte und Autos eine eigene Geschichte in meinem Kopf auslösten.

Wer das Auto wohl die letzten Meter noch fuhr? Wie viele Kinder in diesem Kinderzimmer wohl einst lebten? Wie viele Ehepartner sich wohl noch in dieser Welt das Leben nahmen, nachdem deren Frauen und Männer den Plünderern oder Infizierten grauenvoll zum Opfer gefallen waren? Auf eine Leiche zu stoßen, dessen Kleidung bereits zerfällt, über die letzten Momente ihres Schicksals vorher im Abschiedsbrief gelesen zu haben, während man dabei die Blutfontäne am Boden, an den Wänden vom selbst gerichteten und im Schädel erkennbaren Kopfschuss wahrnimmt: das ging mir echt nah!

The Last of Us Part 2 ist eine ganz, ganz düstere Welt. Sie ist voller Trauer, Wut und Tod. Hass und Gewalt. Aber andererseits auch voller Leben. Vergangenes Leben, das man, je nachdem, wie aktiv die eigenen Fantasie ist, sich an allen Ecken und Enden vorzustellen versucht und bildhaft machen kann. Die Welt ist voller Hoffnung. Und davon ganz viel. Und manchmal ist sie richtig nah. Ehe sie vor deinen Augen jedoch in Stücke zerfetzt wird. Buchstäblich!

Dabei glänzt die Welt in einer grafischen und akustischen Pracht, wie ich sie nach einem God of War oder Red Dead Redemption 2 kaum noch für möglich gehalten hätte. Naughty Dog schaffen es in meinen Augen, die Kollegen von Santa Monica und Rockstar gar um einige Nuancen zu übertrumpfen. Mal weniger deutlich hier, mal umso mehr dort. Ja, Naughty Dog bleibt eindrucksvoll der Olymp, an dem sich meiner Meinung nach jedes Studio da draußen messen lassen muss.

Es sind all die von Naughty Dog fantastisch ausgearbeiteten Details, die diese Welt so lebendig machen. Die Welt ist eigentlich wie leergefegt von menschlichem Treiben, doch das unglaubliche Gespür und Geschick Naughty Dogs, auch noch so jedes kleinste Zimmer mit liebevoll dekorierten und grafisch aufwendig modellierten Gegenständen auszustatten, hauchte jeder noch so unscheinbar wirkenden Ecke echtes Leben ein. Echtes früheres Leben, ehe das von Gestalten wie Runner, Stalker, Clicker oder Shambler in Stücke gerissen wurde. Oder von Menschen selbst, die eigentlich nur eins wollen: überleben!

Ob die Akustik von einschlagenden Fäusten und Kugeln in Fleisch oder Beton, ob das Knarren und Knarzen von Dielenböden, die Stimmen und lauten Schreie von Gegnern, Ellie, Joel oder Abby, das verdammt beängstigende Röcheln von Stalkern, die sich vor dir verstecken - es ist schier unglaublich, was Naughty Dog hier auffährt. Und die ausgewählte Musik, die die Story begleitet, passt so großartig.

Aber: so sehr mich das auch alles packte.

Ich bin durch mit dir, Part 2, so richtig durch mit diesem Spiel, und ich will es auch nicht mehr sehen, geschweige denn im neuen, freigeschalteteten Modus noch einmal spielen. Ihr habt sie doch nicht mehr alle, Naughty Dog! Vielleicht in fünf Jahren nochmal, mal schauen. Schon zum Next-Gen-Patch aber erst recht noch nicht.


Für mich persönlich ist The Last of Us Part 2 eine der prägendsten und fordernsten Videospielerfahrungen meiner Videospielgeschichte, die ich keineswegs missen, aber auch nicht mehr so schnell wiederholen möchte. Schon The Last of Us und nun auch Part 2 schafften es etwas in mir auszulösen, was bis heute eigentlich nur ganz, ganz wenige Spiele konnten. Über die wir alle heute noch gelegentlich reden und sie bei Erinnerungsrücklblenden heranziehen, um das erlebte Spielgefühl zu verdeutlichen und in Relation zu ziehen.

Das erste Resident Evil, anyone? In diese Kategorie des Terrors und Horrors schoss nun auch Part 2 vor. Völlig unabhängig davon, daß in 2020 The Last of Us Part 2 natürlich von technischen Fortschritten profitiert. Es ist kein Aufwiegen der technischen Brillanz beider Titel. Es ist allein und in Reine das erlebte Spielgefühl.

The Last of Us Part 2 vereint darüber hinaus so viele filmische und inszenatorische Qualitäten, dass Druckmann meiner Meinung nach den Vergleich zu Größen der Filmregie absolut nicht scheuen muss. In Part 2 steckt so viel naives Wunder wie in Jurassic Park, Mark erschütterndes Gräuel wie in Sicario oder Mystik und Spannung wie in Das Schweigen der Lämmer, daß es eigentlich umso bewundernswerter ist, daß Naughty Dog solch eine Suspense über 30 bis 50 Stunden aufrechterhalten kann. Im Vergleich zu einem zweistündigen Kinofilm, dem selbst das nicht immer über zwei Stunden vollständig gelingt.

Aber:


Ich möchte keinen dritten Teil mehr, nein. Im Moment möchte ich nicht einmal unter Anwendung freigeschalteter Spielhilfen mich nochmal nach Jackson oder Seattle begeben.

Und ich würde ihn trotzdem spielen, Part 3, ihn wohl wieder regelrecht verschlingen und mir beim Erkunden der Welt Zeit lassen. Und alles nochmal neu durchleben. Und viele Pausen einlegen. Mit viel Kaffee. Andererseits: nein, ich möchte ihn eigentlich nicht, den Part 3.


Zu guter Letzt: Ganz, ganz großartig, Naughty Dog! Meine Wertung: 95 Proze ... FUCK, SHAMBLER!!!!!!

Nur Spaß, hier ist alles gut.

Kurz zur Diskussion zum LGBT-Leak: ganz ehrlich, was für ein großer Haufen Scheiße diese Diskussion nicht eigentlich war, was für armselige Menschen das nicht sind, die sich schon damals darüber aufregten. Nach Beendigung des Spiels fehlen einem diesbezüglich sogar noch mehr Worte.

Ps: Und nun lese ich deinen Test, Jörg. Bin gespannt, wie es dir wohl erging!

Pps: wieder einmal richtig toll geschrieben, der Test, insbesondere Seite 1 hatte mich im Grunde sofort abgeholt, da du schon auf ihr genau beschrieben hattest, wie ich mich nach Ende des Spiels gefühlt habe. Ja, Naughty Dog ist da etwas ganz Besonderes gelungen. Wieder einmal!

Hoffentlich erholen sich Naughty Dog gut und drücken mal einen großen, fetten Reset-Knopf, oder eher Rest-Knopf. In der Hoffnung, daß sich viele Dinge bereinigen werden. Und bin verdammt nochmal gespannt zu sehen, was dieses Studio aus der PS5 rausholen wird. Wenn The Last of Us Part 2 die audiovisuell übersetzte Gleichung der Power der 1.8TF der PS4 ist, und das ist sie ja ganz offensichtlich, dann zur Hölle mit der Teraflop-Debatte, ob "nur" 10 oder 12TF.
Zuletzt geändert von johndoe1464771 am 29.11.2020 11:39, insgesamt 4-mal geändert.
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PlayerDeluxe
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von PlayerDeluxe »

Schön geschrieben! Jetzt bekomme ICH doch glatt Lust, es wieder mal zu spielen. Du hast es so gut geschrieben, dass ich mich an viele Locations des Spiels zurückerinnert habe. Hoffe sehr auf einen dritten Teil, aber auch auf alles, was auch immer ND auf der PS5 anstellt. Von mir aus auch wieder ein Uncharted. Ihre Spiele sind nun mal einfach Legenden. Von mir aus ein Uncharted mit einem deutlich gealterten Nathan Drake inkl. spielbarer Flashbacks, wo er jung ist. Am Ende stirbt er dann, oder auch nicht... Hihi.
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johndoe1464771
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von johndoe1464771 »

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PlayerDeluxe hat geschrieben: 29.11.2020 11:02 Schön geschrieben! Jetzt bekomme ICH doch glatt Lust, es wieder mal zu spielen. Du hast es so gut geschrieben, dass ich mich an viele Locations des Spiels zurückerinnert habe. Hoffe sehr auf einen dritten Teil, aber auch auf alles, was auch immer ND auf der PS5 anstellt. Von mir aus auch wieder ein Uncharted. Ihre Spiele sind nun mal einfach Legenden. Von mir aus ein Uncharted mit einem deutlich gealterten Nathan Drake inkl. spielbarer Flashbacks, wo er jung ist. Am Ende stirbt er dann, oder auch nicht... Hihi.
Hej, du, wow, vielen Dank! 🙂

Muss sogar zugeben, daß mir nach und und nach noch weitere einzelne, kleine Gedanken gekommen sind, die ich bis jetzt noch hinzufügen wollte und musste - siehe 4 Edits. 😉

Freut mich sehr, daß dir mein kleines Review gefallen hat. Wie du dann ja offensichtlich bestens weißt, kratzt es eigentlich sogar nur an der Oberfläche.

Aber: bitte entschuldige vielmals! Dich anzuregen, diesen Horrortrip nochmal zu spielen, wollte ich damit nicht. Bist du verrückt? 😉

Nein, im Ernst: ich werde es mit Sicherheit auch irgendwann nochmal anrühren. Aber für den Moment (der in etwa auch Jahre dauern könnte), bin ich bedient und glücklich, es bis zum Abspann geschafft zu haben. 😉
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PlayerDeluxe
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von PlayerDeluxe »

Ganz ehrlich: Kurz nachdem ich es durch hatte, habe ich so gedacht wie du: "Das Spiel packe ich so schnell nicht mehr an." Nun sind bei mir fünf Monate vergangen. Würde mir inzwischen sehr gerne mal wieder einige Locations angucken. Natürlich ist das Spiel ein unangenehmer Trip. Aber es gibt auch so viele Locations, die zum Verweilen geradezu einladen. Was im Spiel storytechnisch passiert ist, habe ich mittlerweile längst verarbeitet. Denke, man kann es mit etwas Abstand daher nochmal ganz anders genießen als beim ersten Mal.
Zuletzt geändert von PlayerDeluxe am 29.11.2020 14:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Fennec
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Fennec »

Mir geht's wie Panikradio. Ich bin seit gestern durch und ich möchte auch kein drittes, ich wollte schon kein zweites - und es ist doch das beste Spiel der Generation!

Klar, das Thema ist alt, Walking Dead (zumindest die Comics, die TV Serie hab ich nur am Anfang geschaut) behandelt ja zum Beispiel das gleiche Thema. Was tun Menschen um zu überleben? Wie weit gehen sie in schlimmen Situationen? Überlebenskampf, Wut, Rache - was passiert wenn es keine Regeln mehr gibt?

Last of Us bringt dieses Thema unglaublich gut rüber, es ist teils richtig hart, immer schonungslos, zeigt die Konsequenzen dessen was man tut. Die Schlüsselszenen machen dabei natürlich die Message klar, die hier schon besprochen wurde - Gewalt führt zu mehr Gewalt, Rache hilft niemandem - am Ende bleibt grenzenloses Leid.

Wenn an dem Spiel eins stört, dann die Tatsache, dass man hunderte Menschen töten muss um ans Ziel zu kommen. Klar, das ist Teil des Genres - aber eigentlich wäre es schön, wenn es noch den finalen Schritt auf den nächsten Level gehen und darauf verzichten würde. Großartig ist das Spiel vor allem dann, wenn man sich nicht in klassischen Feuergefechten mit Scars oder Wolfs befindet, zum Beispiel in Fluchtszenen, oder in den chaotischen Szenen in denen sich andere bekämpfen. Last of Us hat mit den Mutanten ja auch hinreichend Möglichkeit für Action ohne menschliche Opfer.

Dennoch - ein großartiges Spiel!
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Frater Baphomet
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Frater Baphomet »

Ich kann der Ode von Panikradio auf TLOU II nur zustimmen. Ganz ähnlich erging es mir auch. Seit 30 Jahren spiele ich Videospiele. TLOU II ragt aus der Masse an Spielen heraus wie ein einsamer Monolith. Jörg Luibl hat es treffend formuliert: Storytelling, Charakterzeichnung und Dramaturgie erreichen einzigartige Qualität. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, aber momentan reicht meine Vorstellungskraft nicht aus, dass mich ein Spiel mal schonungsloser, brutaler und leidenschaftlicher packen könnte als TLOU II. Für mich persönlich absolute Hall of Fame und ATG unter den Videospielen.
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hA1Nz
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von hA1Nz »

Ich habe es seit gestern nun auch durchgespielt.
Ich muss sagen mir gefällt Abby als Person besser als Ellie und ich kann ihre Geschichte auch besser verstehen. Ich denke einen leiblichen Vater, der für die Menscheit auch noch gutes tun wollte, zu verlieren ist in diese, Falle „schlimmer“. War für mich zumindest greifbarer.
Trotzdem kann ich Ellies Feldzug auch verstehen.
Für mich war das Ende eigentlich an der Farm. Das Ellie noch einmal loszieht, nur weil Tommy es gerne hätte, empfand ich für nicht nötig. Ein Abschluss hier hätte mir besser gefallen.
Die größte Schwäche empfinde ich die nicht vorhandene Abwechslung. Es ist 30 (+) Stunden permanent das Gleiche. Einfach nur abschlachten, abschlachten, abschlachten. Empfand ich manchmal einfach als zu viel.
Trotzdem ein gutes Spiel bei dem ich aber nur versucht habe die Story voranzubringen.
Das beste Spiel dieser Generation? Meiner Meinung nach nicht.
ChiefMayhemSoap
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von ChiefMayhemSoap »

Ich habe vor dem Spiel - wie wahrscheinlich viele andere auch - noch einmal den ersten Teil gespielt. Im Anschluss dann Teil 2 und dann Teil 2 einfach nach ca. 2 Wochen direkt noch einmal.

Dabei hat mich tatsächlich der Personenwechsel im Spiel beim ersten Mal richtig gewurmt. Wenn man dann aber dabei bleibt, dann wächst das Spiel durch diesen Wechsel in meinen Augen noch einmal extrem. Die Nachvollziehbarkeit der Motivation beider Charaktere und auch diese Momente am Ende,... ich fand es großartig.
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No Cars Go
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von No Cars Go »

15 Monate nach Release und in Version 1.09 rollten nun auch bei mir die Credits, und ich brauchte erstmal ein gutes Stündchen, um zu verarbeiten, was da über knapp 30 Spielstunden auf meinem Bildschirm passiert war. Selten hat mich eine Geschichte, ganz gleich ob erzählt via Videospiel, Film oder Serie, so aufgewühlt wie Neil Druckmanns jüngstes Werk, und ich bin froh, den ersten Teil zuvor bereits gespielt zu haben, um dramaturgisch die maximalmögliche Breitseite dieses Bretts vor den Latz gezimmert bekommen zu können. Zwar habe ich schon ein paar Kritikpunkte an manchen Aspekten der Erzählweise, auf die ich auch noch zu sprechen kommen werde, aber grundsätzlich kann ich dem Herrn Luibl nur zustimmen; The Last of Us Part II ist auch in meinen Augen nicht weniger als ein Meilenstein der Geschichte des Videospiels. Und nicht nur der des Videospiels: Auf Anhieb fällt mir kein filmisches Werk ein, das mir den Tropus der Rache reifer und im dramaturgisch-positiven Sinne unangenehmer nahgebracht hätte.
Menschen, so will es ihre Natur, fühlen sich in der Regel und gerade in Belastungssituationen, ganz selbstverständlich dem Lager verbunden, in das sie entweder zufällig hineingeboren wurden oder dessen Seite der Geschichte sie, ebenso zufällig, zuerst erfahren haben. Loyalität, und wem sie zugestanden wird, ist, genau wie bspw. beim Clubfußballfantum, selten rational begründbar und in erster Linie Werk der Göttin Tyche. Und wer Freund ist und wer Feind, das kann sich innerhalb kurzer Zeit ändern, wie uns im 20. Jahrhundert vor allem die Geschichte des Zweiten und des Kalten Krieges gelehrt hat. The Last of Us Part II zeigt auf herausragende Weise, was es bedeutet und wovon es abhängt, den Feind zu lieben und den Freund zu hassen, Identifikationsfiguren zu Endbossen aufzubauen und beim Gegner den Freund, die Gattin, die Familie eines anderen Menschen und einer anderen Biographie mitzudenken; "The Russians love their children, too ..." trifft den Nagel gut auf den Kopf. Ganz besonders herausragend fand ich dabei die emotional aufreibende Hetzjagd auf einen kaltblütigen Scharfschützen, der sich letztlich, und nachdem er über die Leiche meines Mitstreiters gestiegen war, als bekanntes und doch eigentlich sympathisches Gesicht entpuppte. Absolut fantastisch! Platin ist dieses Ding ohne jeden Zweifel, und zwar gleichermaßen erzählerisch, grafisch, akustisch und spielerisch.
Nun zu dem Punkt, dem ich nur eingeschränkt und unter Vorbehalt zustimmen kann:
Aber es geht in diesem Abenteuer nicht um einen besonderen Fokus auf LGBT, um irgendeine künstliche Fixierung, zumal alle anderen Beziehungen heterosexuell sind - es geht um ganz "normale" menschliche Konflikte.
Im Vergleich zum ersten Teil wird der Fokus auf LGBTQQIAAP+-Themen (ich denke mir dieses Akronym nicht aus) mehr als deutlich. Während es 2013/2014 lediglich eine Anspielung auf die schwule Neigung eines Nebencharakters gab und nur in der separaten DLC-Expansion Ellies Hintergrund- mit ihrer lesbischen Geschichte verquickt wurde, fährt Teil 2 auffällig mehr Diversitätsthemen auf: Da reitet eine lesbische Ellie mit ihrer jüdischen bisexuellen Freundin Dina durch Seattle und holt sich Kommentare zum Holocaust ab; Abby hat in einer Welt, in der es um das blanke Überleben geht und Kalorien rationiert werden müssen, Oberarme, die im Umfang knapp an jene eines Chris Redfield in Resident Evil 5 heranreichen (auch da fand ich die schon lächerlich), und die Geschichte eines transsexuell empfindenden biologischen Mädchens ist ebenfalls mit von der Partie, während es bei den Seraphites, einer Sekte, die auf überwiegend mittelalterlichem Niveau lebt und bei der arrangierte, also unter Zwang geschlossene, Ehen auf der Tagesordnung stehen, wie durch ein Wunder eine strikt eingehaltene Frauenquote sowohl unter den einfachen wie auch unter den hünenhaften Soldaten gibt. Hier spielt, gemessen an der relativen Fülle, in der sich diese Themen bemerkbar machen, ohne jeden Zweifel der Zeitgeist eines auf Social Justice & Diversity bedachten Democrats der kalifornischen Westküste der 2010er Jahre rein. Diese Nebengeschichten konnten mir insgesamt, so offensichtlich sie teils in den Plot hineinkonstruiert wurden, aber mitnichten den Spaß am Spiel und die Ehrfurcht vor der Leistung Naughty Dogs nehmen. Obwohl ich mich selbst tendenziell als Anti-SJW betrachte, kann ich mit den Leuten, die sich auf Youtube zeigen, wie sie die Disc aus ihrer Konsole nehmen und zertrümmern, nur bemitleiden. Sie wissen nicht, was ihnen entgeht. Und ich kann es als nicht weniger als hochnotpeinlich und ironisch empfinden, wenn selbsternannte Anti-SJWs genau jenes Verhalten an den Tag legen, das sie beim politischen Gegenüber so gern und oft zurecht kritisieren: kreischen, toben, schimpfen, Zeter und Mordio, der anderen Seite schlimmstenfalls noch den Tod wünschen ... grausam. Nichtsdestotrotz: Anwürfe wie dass es sich bei The Last of Us Part II um "Feminism: The Game" handle, sind zwar übertrieben, lassen aber wenigstens und mindestens einen Kernel Wahrheit blicken.
Unabhängig davon kann ich auch jeden Fan verstehen, der sich vom Tod eines geliebten Protagonisten gleich in den ersten drei Spielstunden von Naughty Dog und Neil Druckmann voll und ganz veräppelt vorkam; der 2019 veröffentlichte Release Date Reveal Trailer schließt mit der Frage:

"You think I'd let you do this on your own?"

Im fertigen Produkt wird diese Frage, wie ein Schlag ins Gesicht, von einer gänzlich anderen Person gestellt. Gleichzeitig sind allein jene 10 sec, in denen diese Frage in besagtem Trailer gestellt wird, die einzigen von insgesamt 2 min und 40 sec, die ansonsten ausschließlich authentisches Gameplay Footage präsentieren. In meinen Augen verschwimmt hier die Grenze zwischen künstlerischer Freiheit auf der einen und blankem False Advertising auf der anderen Seite. Hideo Kojima zeigte 2001 mit Metal Gear Solid 2, Solid Snake und Raiden, wie man es macht, ohne zu lügen. Ich selbst kann damit zwar leben, halte die Kritik aus genannten Gründen an dieser Stelle deshalb aber für nicht unberechtigt. Gleichzeitig, freilich, gilt ebenso, dass man es dem Fan schwer rechtmachen kann: Einerseits ist der böse Spoiler der Todfeind des Fans. Andererseits fordert der Fan gern mal auch nachträglich ein, er wäre vorher doch besser gespoilert worden, wenn ihm der Ausgang der Geschichte persönlich nicht gefällt. Auch hier lehne ich die Doppelmoral ab.
Zuletzt geändert von No Cars Go am 02.10.2021 04:39, insgesamt 2-mal geändert.
"If you wake up at a different time in a different place, could you wake up as a different person?"
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von MrLove »

Josch hat geschrieben: 12.06.2020 09:38 Jörg, ich habe mal viel gegeben auf deine Tests, gerade weil ich das Gefühl hatte, dass etwaige Hypes oder Shitstorms an dir abgeprallt sind und du einfach dein Ding durchgezogen hast. Mittlerweile muss ich aber davon ausgehen, dass du entweder den Spaß am Gaming verloren hast oder einfach nur gekauft bist.

Die politische Agenda und überhaupt der politisch motivierte Bullshit, der einem seit Jahren von ND aufgetischt wird, frisst sich so tief in ihre Spiele, dass diese für einen halbwegs klar denkenden Menschen kaum mehr erträglich sind. Und die Leaks vor einigen Wochen haben dahingehend genug Einblick geliefert, als dass man TLoU2 als Kulmination dieser Bewegung betrachten darf. Überhaupt stößt mich dieses menschenverachtende Bild, dass Naughty Dog hier zeichnet, nur mehr ab. Wenn diese Art des Story-telling "differenziert" sein soll, dann würde ich Dark Souls als Komödie bezeichnen, das ergibt ungefähr genauso viel Sinn.

Sorry für diesen kleinen Rant, aber diese Entwicklung wider mich mittlerweile doch an.

Da investiert man so viel Zeit, so viel Analyse in einen Test und muss sich anhören, dass man gekauft ist. Wie respektlos kann man sein? Unsere Forenrichtlinien sind da recht klar. Du bist gesperrt. Jörg.
Ist im Gegensatz zu Nintendo low IQ Games für Hirn und Fingermotorik fordernd. Nix für Nintnedospieler
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Ultimatix
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Ultimatix »

Das Game wurde schlechter bewertet als Death Stranding. Ja nee, ist klar :lol:
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PlayerDeluxe
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von PlayerDeluxe »

Hab das Spiel mittlerweile ein zweites Mal durchgespielt - diesmal mit fluffigen 60 FPS, aktivierten Cheats und deaktivierter Filmkörnung auf der PS5. :) Hat mir erneut Spaß gemacht - mit dem Abstand von mehr als zwei Jahren nach dem ersten Durchgang. Hab mir zudem noch die letzten fehlenden Artefakte und Sammelkarten geschnappt und somit seit gestern die Platin-Trophäe geangelt. Einige von den Collectibles hätte ich ohne die sehr hilfreichen YT-Videos zu dem Thema niemals alleine gefunden. Grafisch befindet sich das Spiel immer noch auf sehr hohem Niveau. Bei dem jüngst aufpolierten Part I hat sich in Sachen Mienenspiel aber merklich nochmal was getan. Auf dem Level befindet sich Part II nicht komplett. Trotzdem wären einige aktuelle Spiele der Konkurrenz froh, wenn sie nur ansatzweise so aussehen würden wie Part II. Spiele der PlayStation-Studios haben mich bisher selten enttäuscht. Nächster Kracher von dieser oder ähnlicher Qualität dürfte dann God of War Ragnarök sein...
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