Wurmjunge hat geschrieben:
Ich habe wohl grundsätzlich etwas gegen diese ewige Leichenfledderei, wenn man den guten Namen eines Spieleklassikers benutzt, muß man sich auch gefallen lassen, daß das Spiel dann auch zuerst mit diesem Klassiker direkt verglichen wird. Und daß der Geostrategische Planungsteil des Originals zugunsten eines Systems, bei dem man als Spieler gar nichts mehr planen, sondern nur noch reagieren darf, fallengelassen wurde, halte ich für unverzeihlich.
Sicher verfolgen Xenonauts und Xcom-EnemyUnknown völlig unterschiedliche Ansätze, das eine will das Original-Spielgefühl einfangen, das andere will eben völlig anders sein. Nur ist die Namensgebung eben leider sehr irreführend.
Und klar hatte das Original eine ganze Menge schwacher Designelemente, ist ja auch immerhin fast 20 Jahre her. Was auch der Grund dafür ist, daß ich auch mit Xenonauts nicht vollkommen glücklich geworden bin - der häufig unfaire Schwierigkeitsgrad (die Alienbasen sind einfach nur grausam) wurde glatt übernommen, in anderen Punkten (Levelgestaltung, Ufo-Aufbau, taktischer Wert der Zerstörungsmöglichkeiten) kann Xenonauts trotz aller Bemühungen dem Original nicht wirklich das Wasser reichen.
Trotzdem, bei EnemyUnknown war bei mir ziemlich schnell die Luft raus, wogegen ich Xenonauts sicherlich noch die eine oder andere Stunde meiner kostbaren Zeit widmen werde.
Als Romanautor kann ich ja auch nich "Schuld und Sühne: Teil 2" schreiben und dann Raskolnikov gegen Vampire und Zombies kämpfen lassen, nur weil es ein viel größeres Publikum erreichen würde als die ursprüngliche Thematik. Oder "Krieg und Frieden: The next Generation" im Comicformat. Ist jetzt vielleicht nicht das beste Beispiel, ich hoffe aber, daß es meine kritische Haltung gegenüber EnemyUnknown einigermaßen erklärt.
Ich kann mich dieser kritischen Haltung nur vollständig anschliessen.
Warum man Remakes oder Reboots immer damit verteidigen muss, dass sie ja nicht so geplant waren wie das Original, kann ich nicht nachvollziehen.
Entweder ich mache ein Remake/Reboot und behalte zumindest den Theme und die Komplexität bei, oder ich sage vorher, ich nutze nur den Namen und konzentriere mich eher auf den taktischen Teil.
Meiner Meinung nach taugt das neue "XCOM" weder als Reboot, noch als Remake..es taugt nichtmal als XCOM-Game, da fast alles was XCOM ausmachte nicht mehr vorhanden ist.
Das Game ist eine kastrierte Version des Originals, ohne einen ernstzunehmenden simulatorischen und strategischen Teil. Wenn man ehrlich ist, ist es einfach nur ein reines Taktik-Spiel ala Incubation, und selbst da kenne ich alte, bessere Vertreter.
Die hohen Wertungen kann ich mir nur damit erklähren, dass die Taktik-Spieler so ausgehungert nach neuen Games sind (was ich völlig verstehen kann), dass auch die Pizza plötzlich wie ein Gourmet-Menü schmecken kann.
Als reines Taktik-Game ist das neue XCOM ok, aber als Reboot/Remake ist es nicht ernstzunehmen.
Wenn ich mich daran erinnere, was die Macher in dem Promo-Video alles von sich gegeben haben.
XCOM bestes Spiel, absolute XCOM Fans, jeder Entwickler muss es spielen, wir wissen was die Leute daran toll finden usw. dann kann ich im Nachgang nur noch mit dem Kopf schütteln.
Das das Remake so geworden ist wie es ist, zeigt ganz deutlich, dass der Direktor und die Macher absolut NULL Plan haben, was an XCOM so gut war.
Es war das Gesamtkonzept, was sowohl im simulatorischen/strategischen Teil als auch im Takti-Teil so viel Spass gemacht hat. Man musste sich um ALLES kümmern, nicht nur um die Kämpfe.
Also ein ganzheitlicher, komplexer Ansatz, kein Taktik-Game mit was Halbgarem drumrum.
Auch alleine, dass im neuen "XCOM" die Story fürchterlich linear ist, und die Aliens eigendlich global kaum eine Bedrohung darstellen, macht die ganze Sache schon zu einem durchwachsenen Erlebnis.
Da ich mich schon durchs neue XCOM quälen musste, werde ich ein Addon für 30€ ganz bestimmt NICHT anfassen.