Shevy-C hat geschrieben:Es wäre mal schön fernab des Settings neue Konzepte zu sehen, die nicht irgendwelche mutierten Abwandlungen von "damals"™ darstellen. Ich stelle mir die Meetings bzgl. des Gameplays meist so vor: "Damals™ vor dem Kriech hatten wir kommerziellen sowie reputativen Erfolg mit G1 und G2.Also, wie können wir den Kram von damals™ in unser neues Setting quetschen?"
Denn so hat sich für mich quasi jeder neue Ableger, auch unter anderem Namen, angefühlt. Nur ist halt nicht mehr damals™.
Interessant. Wann immer Diskussionen über Gothic geführt werden, gibt es mindestens einen Schreiber/Diskutanten, der die These anführt, dass die Nachfolger von Gothic "immer das gleiche ist, nur mit anderem Namen".
Viele Fans hingegen bemängeln genau das Gegenteil: Nämlich das jeder Teil nach Gothic 2 - Die Nacht des Raben unheimlich bemüht ist, die Dinge unbedingt anders zu machen und dadurch die Erfolgsformel der alten Gothic-Teile nicht mehr aufgeht.
Und ich persönlich glaube, dass die These der Fans deutlich eher an der Wahrheit dran ist, einfach weil man dafür viel mehrHinweise und Belege finden kann. Die These das PB "immer das selbe" machen würde, entsteht mMn nur aus der sehr oberflächlichen Wahrnehmung von Leuten, die sich mit dem Phänomen Gothic nicht sonderlich eingänglich auseinandergesetzt haben und es daher vereinfacht für sie so aussieht, als würde PB im Grunde, eben einfach nur ihre altbekannte Formel verfolgen.
Aber wie gesagt, gibt es dafür viele Gegenbeweise:
"Gothic 3":
Gothic lebte von dem Charm und der atmosphärischen Dichte "kleiner", "kompakter" aber dafür ausgearbeiteter Welten. Anders als z.B. "The Elders Scrolls" die schon immer eher für offene, spärlich besiedelte Welten bekannt waren. Bei Gohtic 3 hat PB versucht, diese "Größe" nachzumachen um mit dem damaligen Konkurenten "Oblivion" mitzuhalten. Das ging deutlich in die Hose, denn die Größe der Welt war nicht zu stämmen und so wurde aus der dichten Atmo eine total verhunzte offene Welt, ohne ordentliche Story, mit repetitiven Spielelementen, einem grausigen, total belanglosen Kampfsystem und eine Unmenge an Bugs und Designfehlern.
=> Fazit: Erfolgsformel verworden und damit auf die Schnauze gefallen.
"Risen 1":
Mit Risen 1 hat PB ihre Erfolgsformel noch ein (wahrscheinlich) letzes Mal rausgekramt und haben damit auch durchaus Erfolg gefeiert. So erhielt Risen 1 ja auch einen BIU-Award, den Risen 2 später dann nicht mehr erhielt. Sogar das Kampfsystem hat PB hier ausgebaut und signifikant durch Parade, Blocks und Ausfallschritte ergänzt. Es war sicher kein "Dark Souls" aber für mich das beste KS in der Geschichte der Piranhas. Risens Problem hingegen war die sehr einfallslos, schnarchige Geschichte, ein absolut unsympatischer Held(der nicht umsonst von Fans "Bulldogge" genannt wird) und sehr langweiligen Charakteren, die den sonst so "kernigen" Charme des Spiels nicht einfangen konnten.
=> Fazit: Mehr "Erfolgsformel", weniger Experimente. Der Erfolg war da und Risen ist gerade bei Fans von den 3. Risen-Titeln immer noch der beliebteste, gerade weil er soviele Gothic-Tugenden getragen hat.
"Risen 2":
Hier hat Piranha Bytes nun gänzlich versucht, alles über Bord zu werden. Buchstäblich. Denn aus dem mediteranen Neuzeit-Mittelalter-Mischmasch aus Risen 1 wird plötzlich quitschbunte Kindergarten-Piratenparty. Hier hat man alles versaubeutelt was man nur konnte. Das Skillsystem war eine Katastrophe, das Kampfsystem war völlig daneben, es gab Grafikbugs ohne Ende, die Story wurde bescheuert inszeniert, es gab QTE's und unheimlich schlecht inszenierte Zwischensequenzen, sowie pseudo-chinematische Bosskämpfe ala God of War oder "Dark Souls". Völlig anders konzipiert und daher auch völlig zurecht von Fans und Kritikern in der Luft zerrissen. Neben ausbleibenden Verkaufsaufzeichnungen und vielen schlechten Reviews, geht man in informierten Kreisen davon aus, dass sich Risen 2 allenfalls durch die Verramschung in den Sales dann am Ende doch noch recht passabel verkauft hat. Von einem Erfolg kann man hier nicht sprechen.
=>Fazit: Alles anders gemacht und damit gnadenlos auf die Schnauze gefallen.
"Risen 3":
Man hat nichts aus Risen 2 gelernt. Nun vielleicht nicht "nichts", aber nicht viel. Es gab vorab jede Menge "Back to the Roots"-Bekenntnisse, aber davon hat man nur halbgare Umsetzungen gesehen. Tiefpunkt war aber definitiv das Intro. Denn auch hier sieht man, dass "Inszenierung" eben nicht PBs Stärke ist und sie sich damit auch nicht wohlfühlen. Herausgekommen ist letzenendes ein mittelmäßiges Spiel, das in 10 Jahren keiner vermissen wird.
=> Fazit: Auch hier hat man sich stark von der Erfolgsformel verabschiedet. Wenn es auch nicht so ein Totalausfall wie "Risen 2" war: An alte Erfolge konnte man nicht anknüpfen.
Man sieht also: Oberflächlich macht PB sicher immer das selbe: Rollenspiel, mit namenlosen Helden, ner offenen Welt, Fraktionen, etc. Aber die Unterschiede könnten größer nicht sein und keines
Denn die Kern-Kompetenzen wie die Atmosphäre, die interaktive Spielwelt, die kernigen Dialoge und dieses urige, lebendige Feeling, wurde immer weiter zugunsten irgendwelcher "modernerer Features" abgebaut. Das ironische daran ist, dass trotz dieser "versucht" modernen Ausrichtung, die Spiele größtenteils dennoch als "altbacken" empfunden werden. Man hat also die Wünsch der Fans ignoriert um Features und Dinge zu implementieren, welche die "moderne Spieler" dann auch nicht vom Hocker reißt.
Logisch, dass man somit in die Mittelmäßigkeit abdriftet. "Dark Souls" z.B. war von anfang an, altbacken ohne Ende, aber es ist konsequent altbacken und darum auch so erfolgreich.
Ich wünsche mir jedes Mal, dass PB endlich den Kopf auf ihrem Arsch ziehen, den ganzen modernen Mist über Board werfen und einfach "charmant altbackene Spiele" machen. Ich glaube, damit würden sie vielmehr Erfolg haben, als mit diesem mittelmäßigen Mist, den sie so in letzter Zeit fabriziert haben.
Naja...schauen wir mal, ob Elex es vllt. wieder ein wenig richtigen kann. ich bin gespannt.
MfG Ska