Smer-Gol hat geschrieben:
...Ich bin wirklich froh das hier nach meinem Geschmack getestet wird, sonst hätte ich wohl inzwischen den Glauben an mein Hobby verloren. Wenn alle diesen Sammelwahnmist mit eingebauten Radar ständig mit 92% bewerten würde, hätte ich mir gesagt das ich zu alt für den Scheiß bin. Vielleicht stimmt das ja auch, aber es gibt noch eine Menge Leute denen es auch so geht, und hier gehören neben einem Teil der Community auch die Redakteure dazu.
Aber bitte...wenn diese Art Spiele jemanden wirklich Spaß machen, dann genießt das und beschwert euch nicht, das es Leute gibt die das anders sehen. Und anders Bewerten. Denn das wäre irgendwie.....erbärmlich, der Spaß kommt ja nicht daher das es andere auch toll finden.
Kajetan und Smer-Gol...Ihr beiden seid ja mal rundum sympathisch
In Euren Aussagen finde ich mich 1:1 wieder, zumal ich mich auch schon zu den älteren Semestern zähle.
Auch ich liebe 4players für das Vertreten des Daddelns "so wie es sein sollte/einmal war". Gerade Serien wie Assasins Creed oder Farcry (ab Teil 2) bzw. der Produzent Ubisoft an sich haben jedoch dieses völlig belanglose Abgrasen von massenhaft oberflächlichen Events und Items salonfähig gemacht. Ich frage mich, wie man derart liebevoll und wunderhübsch gestaltete Welten so seelenlos mit Inhalt füllen kann?
Teilweise komme ich mir in diesen Spielen dann vor wie jemand mit Fress-Sucht. Ich gehe also nicht abends in ein gutes Restaurant, auf das ich mich schon den ganzen Tag über freue (und esse tagsüber wenig, um das Gericht auch ordentlich genießen zu können) oder koche mir mit viel Liebe und Zeit etwas leckeres...nein, ich fahre zum nächsten Fastfood Laden, um mir möglichst schnell möglichst viel Sättigungsgefühl reinzupfeifen. Um dann wiederum nach spätestens 2 Stunden alles zu bereuen, weil ich mich anwidere oder wieder Hunger auf was "Richtiges" bekomme.
Mein bestes aktuelles Beispiel hierfür ist zur Zeit FarCry 4. Teil 1 war damals der Wahnsinn. Grafik, Ki, Offenheit der Spielwelt, Setting...alles erste Sahne. Dann kam Teil 2 von Ubisoft, welchen ich nach ein paar Stunden gähnend in die Ecke gelegt habe. Die Welt sah hübsch aus, aber von Lebendigkeit keine Spur, von den Spieldesign-Fehlentscheidungen will ich erst gar nicht anfangen. Teil 3 habe ich aus Entäuschung über den Verlauf der Serie deshalb ausgelassen.
Nun besitze ich seit neuestem aber auch eine PS4 und hatte einfach noch mal Lust auf einen Egoshooter. Da die Spieleauswahl ja immer noch einem Vakuum gleicht, habe ich mich hinreißen lassen und mir den 4. Teil besorgt. Grafisch gibt es da auch nichts zu meckern, das Spiel ist teilweise wirklich eine Augenweide. Zudem sagt mir auch der etwas grenzwertige Humor zu, da er den Trashliebhaber in mir anspricht. Das Gameplay ist ebenfalls nett, nicht unbedingt sonderlich anspruchsvoll aber durchaus abwechslungsreich, die Welt ist riesig und ausgearbeitet.
AAABER...diese ach so schön anzuschauenden endlosen Weiten sind erneut vollgestopft mit Tonnen von oberflächlichem Mist. Hier wird dermaßen viel Potenzial verschenkt, das es wie Nadelstiche in meiner Zockerbrust schmerzt! Man WILL diese Welt doch erkunden, man WILL sehen, was hinter dem nächsten Bergpass, dem rauschenden Wasserfall oder der überwucherten Höhle liegt. Es gibt etliche entdeckbare sowie geheime Orte, die wiederum voll gestopft sind mit tausenden von Kisten, die man auch alle durchstöbern kann. Und man findet...richtig...NICHTS. Keine einzige seltene antike Waffe, kein aufwändig verziertes Medaillon mit mystischen Kräften, nicht mal einen schlichten einfach nur schick aussehenden kleinen Goldschatz. Kein modeliertes Item, was man zumindest einmal betrachten kann, auch wenn es sonst keinen weiteren Nutzen besitzt. Nein, lediglich Textzeilen in Form von z.B. "Alter Porno" oder "Kaugummi" werden einem eingeblendet. Ich bekomme schon wieder zu viel, wenn ich nur drüber schreibe. Hier werde ich komplett rausgerissen.
Die Immersion geht flöten, das Konstrukt der akribisch und mühevoll aufgebauten Welt verpufft mit einem Knopfdruck. Anstelle einem das Gefühl des erreichten Erfolges oder Mehrwertes zu vermitteln, bekommt man einen billigen Ersatz hingeklatscht. Ein vollkommen deplatzierter Lückenfüller, für den die Händler im Spiel auch noch ordentlich Geld latzen, damit ich mir schön meine doppelläufige Flinte leisten kann. Hier können dämliche Pubertätshumor-Ergüsse in Textform gefunden werden, weiter nichts. Als Verehrer von Zelda, Gothic und Dark Souls Spielen trifft mich diese Designentscheidung beim Öffnen jeder einzelnen Kiste wie eine Ohrfeige. Dabei macht mir das Spiel schon Spaß, das Prinzip des "tob Dich aus" Spielplatzes sagt mir zu. Aber Ubisoft machts mir so echt nicht gerade leicht, in diese Welt zu 100% einzutauchen, weil die Glaubwürdigkeit unter der Oberfläche fehlt.
In diesem Zusammenhang kann ich Offtopic jedem nur Alien Isolation ans Herz legen. Das Spiel baut eine derart dichte und und in allen Belangen stimmige Atmosphäre auf, wie ich es seit Jahren nicht mehr erleben durfte. Alles fühlt sich sehr realitätsnah an, die Art der Steuerung ist überragend. Hatte noch nie so sehr das Gefühl, in der Haut des Protagonisten zu stecken. Habe mich oft dabei vollkommen verblüfft ertappt, wie ich langsam um die nächste Ecke schleiche oder geduckt Milimeter für Milimeter über eine Tischkante spähe, so wie ich es im wirklichen Leben auch in dieser Situation tun würde. Man taucht komplett ein. Hier ist kein Item belanglos. Man ist dankbar für jede Kugel, jeden Molotowcocktail und Geräuschmacher, den man zusammenbastelt. Alle Items wurden hervorragend modeliert, jeder Hack, jede Aktion wird verschwenderisch animiert. Die Immersion ist hier wirklich perfekt. Die diesbezügliche Kolummne hierzu auf 4P kann ich nur empfehlen.
So...und damit ich nicht komplett den Faden verliere, gehe ich jetzt ins Bett

Nacht zusammen.