andymk hat geschrieben:Wenn man`s hart sieht, hat 4p recht. Das Spiel hängt in der Inszenierung der Gespräche und der Story hinter Bioware-Titeln, die Kämpfe können durch totklicken gewonnen werden, es gibt Steuerungsprobleme, und einige der Subsysteme, vor allem Schleichen und Diebstahl, wirken aufgesetzt.
Aber im Grundton wirkt der Test schon sehr, sehr kritisch. Man merkt: Luibl gefällt das Spiel nicht. Vielleicht hat er nach Arcania einfach episch seine Tage, aber ich finde schon, er patzt ein wenig sehr kritisch in der Gegend rum. Sieht sehr wenige positive Seiten, die es ja durchaus auch gibt.
Denn: welches Rollenspiel der letzten Jahre war schon wirklich perfekt? Oblivion war unterm Strich eine offene Welt ohne tolle Hauptstory und mit repetitiven, langweiligen Dungeons. DragonAge hatte keine sonderlich innovative Story, war viel zu kurz und grafisch altbacken, dazu ein typisches BioWare-Aurora-Spiel mit Zonen, ohne offene Welt und voller statischer NPCs ohne Eigenleben. Divinity war in jeder Hinsicht schlechter als TW, ein 3d-Actionrollenspiel ohne Anspruch. Arcania kannste ganz knicken, ebenso wie Risen, das trotz guter Ansätze letztendlich total altbacken und auf Konsole mal aben hart an unspielbar war.
Two Worlds macht locker alles besser als Divinity, Risen, Arcania, muss zumindest besser bewertet werden als diese drei. DragonAge war vielleicht unterm Strich packender, faszinierender, atmosphärischer als TW2. Aber es hatte auch Schwächen. 4p hat damals die tolle Inszenierung des Spiels hochgejubelt, "Theaterniveau", alle Unzulänglichkeiten des Spiels waren dann uninteressant.
Bei TW ist es ganz umgekehrt. 4P ignoriert die Stärken, redet nur über Schwächen und kritisiert darüber hinaus an Dingen rum, die wirklich an den Haaren herbei gezogen sind (etwa diese Episode über das Fischerdorf, in dem niemand, oh Schreck, den Held begrüßt. WTF? Schonmal in Oblivion in der Kaiserstadt begrüßt worden?).
Normalerweise schätze ich 4players ja für Ehrlichkeit jenseits von gekauften Tests, und diese ganzen 95%-Testfestivals der letzetn Tage für TW2 waren sicherlich unangemessen, das Spiel hat Schwächen und sollte realistisch zwischen 82-86% bewertet werden. - Aber diese überzogene Kritik an TW2, die 4p gerade vorbereitet, das gefällt mir nicht. Ok, Jörg Luibl mag also Spiele mit Storyfokus mehr als Spiele mit Aktionsfokus. Aber das macht aus TW2 kein "befriedigendes" Spiel, kein Kandidat für 75%, kein Spiel Klasse Arcania, Risen oder Divinity!
4Players und besonders Luibl sollte mal von dem Anspruch runter kommen, ein Medium für fortgeschrittene Theaterkritik zu sein. Es geht hier um Spiele, um Spielspaß, nicht um erhöhten künstlerischen Anspruch. Und mit TW2 kann man Spaß haben. Sicher, es ist nicht perfekt. Aber was ist das schon?
Sicher wird zB ein Witcher2 besser werden als TW2, das sieht man schon jetzt. Aber man muss auch Relationen kennen. Und wenn ein Redakteur, der es schon beim zugegeben indiskutablen Arcania in divenhafter Weise mit dem Verriss übertrieben hat, jetzt direkt das nächste Spiel abkanzelt, weil er gerade einen schlechten Monat hat, dann schadet dass der Glaubwürdigkeit des Magazins enorm.
Ich persönlich, der ich bisland 4p für das beste und glaubwürdigste Magazin auf dem Markt gehalten habe, werde mich nach den letzten Eindrücken eher anders orientieren. 4p reißt nach unten aus, wie viele andere Magazine nach oben ausreißen. Das hat alles natürlich seine Gründe - Profilierung, Marketing, Geld - aber unterm Strich wird man als Leser schlecht informiert, ob die Spiele nun zu gut oder zu schlecht bewertet werden.
Vielleicht geht man inzwischen am besten, wenn man Forencommunities verfolgt. Hier äußern sich am ehesten Leute mit ehrlichen Meinungen.
Ein Wort zum Schluss noch zum ahc so tollen "Rollenspiel" Demons Souls, das hier dauernd zum Vergleich angeführt wird: DS hatte ein innovatives Spielkonzept, schöne Grafik, spannende und atmosphärische Levels. Mehr nicht. Story: nicht vorhanden. Dialoge: nicht vorhanden. NPCs: reine Statisten. Steuerung: Durchschnitt. Sound: Durchschnitt. Balancing: Katastrophe (Adelige mit Mana-reg-Ring war die mit Abstand beste Klasse). Oh, und der Held wurde im Nexus nicht von allen mit Schulterklopfen begrüßt! Unfassbar!
Schön, dass 4ß und dem testenden Redakteur manches gefällt, manches nicht. Aber das hier ist nicht das Literarische Quartett, hier wollen Leser auch möglichst objektive Meinungen. Der rein subjektive Verriss unliebsamer Spiele macht den Tester auf Dauer unglaubwürdig.
Was sind den deiner Meinung nach die großen Stärken dieses Spiels?
BTW: Ich finde Jörg ist schon sowas wie der Ranicki für Rollenspiele.
Und ich (sowie viele andere) will eine subjektive Darstellung der Spielfreude und keine objektive Aufzählung von Gameplay-Elementen.