Scheint ja zu polarisieren .. dann will ich auch mal eine Lanze brechen:
Ich bin jetzt am Hoover-Damm angekommen und hab damit vermutlich einen Großteil des Spiels durch.
Duke Forever hat definitiv Schattenseiten. Die Grafik schwankt zwischen "gerade noch annehmbar" und "hässlich". Die KI kann in erster Linie stehen und schiessen. Ab und zu macht sie mal einen Schritt zur Seite und das war's im Wesentlichen. Die ganze Inszenierung leidet darunter und im Ergebnis wirkt das Spiel in seiner Präsentation hoffnunglos veraltet - als wenn man heute Doom 3 installiert und mit den Grafikdetails auf Low - Medium spielt. Es ist aus heutiger Sicht einfach wirklich hässlich.
Man kommt immer wieder in Situationen in denen man denkt: Ah, das haben sie sich bei dem und dem Spiel abgeguckt - was sich mit der Aussage vor ein paar Jahren deckt, dass das Spiel nicht fertig wurde, weil Broussard und Co. immer noch das Neuste der Konkurrenz auch einbauen wollten. Gerade die Physikspielereien erinnern mich stark an HL2, einige der Abschnitte in der Käferhöhle haben mich vom Artdesign her an Prey erinnert (was ja damals auch von 3DR kam wenn ich mich recht erinnere). Aber das ist per se nichts schlechtes. Auch das Nachtanken des Montertrucks in der Wüste hat mich an die Küstenfahrt in HL2 erinnert. Die Rätsel sind gewöhnlich entweder gerade richtig um die Schiessereien aufzulockern oder zumindest ein interessanter Einfall (wie das Ferngesteuerte Auto am Anfang).
Die Gefechte machen trotz lahmer KI Spaß, weil sie schnell zur Sache kommen. Gerade das gute alte Knallen der Schrotflinte, die die Gegner meterweit zurückschleudert und Blut auf Dukes Brille hinterlässt wenn man nah genug dran ist ist umheimlich befriedigend. Zudem wird das ganze immer wieder mal durch Grössenunterschiede aufgelockert, ganz zu Schweigen von den verschiedenen Waffen.
Es gibt in der Spielwelt viel zu entdecken, von Anspielungen auf Filme und andere Spiele in Form von Sprüchen, Plakaten, Levelmusik und Gegenständen in der Umgebung.
Man wechselt ständig die Umgebungen und Situationen, auch da gibts einige skurrile Ideen - mein Favorit ist, wie man als geschrumpfter Duke in der Burgerbude über Hamburger und Friteusen hopst und dann unerwartet im Geschirrspüler landet und mal ein bisschen gespült wird.
Wenn man bereit ist über die maue Technik hinweg zu sehen und eine Vorliebe für absurde Einfälle und versteckte Gags hat und vielleicht auch noch die stumpfen 80er Sprüche vom Duke mag, dann bekommt man ein sehr unterhaltsames Spiel durch das man sich gern kämpft, weil man immer wissen will was als Nächstes kommt und die Action im Oldschool-Style kracht.
Wer auf der Suche nach einem Top-Shooter ist, wird woanders glücklich. Aber wenn man mal Lust auf Abwechslung zum tristen Militäralltag hat und sprichwörtlich mal die Sau fliegen lassen will, ist Duke Forever keine schlechte Wahl. Vorrausgesetzt, man kann auch mit stark veralteter Grafik leben. Ich als Augenkrebs-Immuner Retrozocker hab jedenfalls kein Problem damit und mir macht's Spaß.
Das sind doch mal andere Argumente als "Weil's der Duke ist" oder?
