Hallo,
zu meiner Kritik am "Pulk" hinter der ersten Kampflinie: Ich fordere nicht, dass es dahinter zu spektakulären 1-on-1-Duellen im Gladiatorenstil kommt, sondern dass es eine gewisse Ordnung und Flexibiliät auch in der zweiten, dritten Reihe eines Manipels gibt, was die Kampftaktik der römischen Legionen zumindest besser visualisieren würde. Aber das ist natürlich keine Kernkritik an Rome 2 und man darf nicht vergessen, dass das immer noch ein Spiel ist, in dem die eigentliche Schlacht nur ein Teil des Erlebnisses darstellt.
Natürlich streiten Militärhistoriker, was sich genau abspielte, und es gab je nach Erfahrung und Führung der Truppen vermutlich sowohl Chaos als auch clevere Formierung während des Gefechts. Aber es gibt doch einige Indizien, die darauf hindeuten, dass durch den Reihenwechsel z.B. die Erschöpfung der ersten Linie kompensiert wurde; oder dass das gezielte Öffnen der Reihen den Feind quasi durchsickern ließ, damit er von allen Seiten umzingelt war.
Auf der übergeordneten strategischen Ebene sind die gewollten Lücken in der Formation der Legion ja belegt. Der Unterschied zur statischen und geschlossenen Phalanx der Griechen war ja z.B. die schachbrettartige Aufstellung vor der Schlacht, so dass frische Truppen Lücken schließen bzw. Schwachstellen stärken konnten; ich bin gespannt, ob zumindest diese Grundaufstellung im finalen Spiel wählbar ist.
Wer sich mit dem Thema beschäftigen möchte, findet im vierbändigen Klassiker von Hans Delbrück ("Geschichte der Kriegskunst"; 1900) oder kürzer und moderner bei Raimund Schulz ("Feldherren, Krieger und Strategen"; 2012) erste Anlaufstellen. Sehr interessant sind übrigens auch die Anmerkungen von Brady ("Caesar's Gallic Campaigns"; 1947) zum Thema "Special Formations":
"Then as the enemy was met, there followed a series of hand-to-hand individual conflicts, sword duels, repeated again and again since whenever a front-rank man fell, he was pulled back and the man behind replaced him. Men exhausted or slightly wounded would retire and be relieved by fresh men. The five rear ranks then took the place of these fallen or exhausted men, or perhaps increased the number of the attacking troops.
When the first line as a whole had done its best and become weakened and exhausted by losses, it gave way to the relief of fresh men from the second line who, passing through it gradually, pressed forward one by one, or in single file, and worked their way into the fight in the same way. Meanwhile the tired men of the original first line, when sufficiently rested, reformed and re-entered the fight. This continued until all men of the first and second lines had been engaged. This does not presuppose an actual withdrawal of the first line, but rather a merging, a blending or a coalescing of both lines."
http://www.digitalattic.org/home/war/ro ... ex.php#b02
Noch besser ist natürlich das Quellenstudium von Caesar, Polybius, Onasander & Co. :wink: