Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

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Kajetan
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Kajetan »

Temeter  hat geschrieben: 17.09.2021 09:52 Brexit hatte eher was damit zu tun, dass die Briten mit ihrer jetzigen Politik nicht zufrieden waren.
Nicht DIE Briten. Legt man die Brexit-Befürworter der Befragung auf die Gesamtwählerschaft um, waren das etwa ein Drittel. Nur hauchdünn weniger waren gegen den Brexit und allen anderen war es egal.
Fast alles konzentriert auf die britische Politik und den Status Quo. Mit der EU, oder gar einem Wunsch nach einem neuen Empire, hat das wenig zu tun.
Für die Brexit-Befürworter sind das aber weiterhin wichtige und mächtige Emotionen im Hintergrund gewesen, die oft genug auch durch die Boulvard-Presse angeheizt und gefüttert wurden. Die EU ist scheisse und Great Britain is great again!

Rein rational wurden dann schon diverse Unzulänglichkeiten der rein britischen Politik angeführt, aber anstatt die britische Politik dafür verantwortlich zu machen, wurde der Buhmann zur EU umgebogen und eine emotionale Hetzkampagne geführt. Das erklärt dann auch das Phänomen, dass in Fischereidörfen, die nur Dank umfangreicher EU-Hilfen in den letzten zwanzig Jahren richtig aufgeblüht sind, die Kinder wieder den Job und Boote der Väter übernehmen konnten, weil man mit Fischfang den Lebensunterhalt bestreiten konnte ... die Mehrheit für den Brexit war. Great Britain is great again! Logik? Rationale Überlegungen? Fehlanzeige. Reine Emotion, das Bedienen einer irrationalen Nostalgie nach einer guten, alten Zeit, die so aber niemals existiert hat. Schon gar nicht für die Leute, die dort gelebt haben.
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Knarfe1000
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Knarfe1000 »

Der Brexit wurde halt durch die vielen Nichtwähler möglich. Gerade junge Leute sind kaum zur Abstimmung gegangen, obwohl es gerade um ihre Zukunft ging.

Ich würde aber kein genrelles Desinteresse annehmen wollen. Eher, dass man kaum davon ausging, dass die Abstimmung überhaupt pro Brexit ausgehen könnte. Das Ergebnis ist bekannt.

Wie bei der Wahl Trumps damals. Das hätten bei Beginn der internen Vorwahlen doch nicht mal die schlimmsten Pessimisten für denkbar gehalten. Der galt lange Zeit als chancenloser Polit-Clown. Doch mit jeder Vorausscheidung kam das Unmögliche näher - völlig egal, was für Böcke Trump geschossen hat. Und am Wahltag rieben sich alle verwundert die Augen: Wie konnte das nur geschehen?
Zuletzt geändert von Knarfe1000 am 17.09.2021 12:32, insgesamt 3-mal geändert.
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Kajetan
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Kajetan »

Knarfe1000 hat geschrieben: 17.09.2021 12:30 Der Brexit wurde halt durch die vielen Nichtwähler möglich. Gerade junge Leute sind kaum zur Abstimmung gegangen, obwohl es gerade um ihre Zukunft ging.
Ersteres ja, letzteres hat sich als unwahr herausgestellt. Die Stimmenthalter stammen aus allen Altersgruppen, es gab nicht signifikant mehr junge Nichtwähler. Da gab es wohl irreführende Auswertungen, die dann korrigiert wurden. Ich dachte das letztere auch recht lange.
Ich würde aber kein genrelles Desinteresse annehmen wollen. Eher, dass man kaum davon ausging, dass die Abstimmung überhaupt pro Brexit ausgehen könnte. Das Ergebnis ist bekannt.
Auch das, ja. Es wurde nicht gewählt, weil gedacht wurde, dass die eigenen Mitbürger doch nicht so blöde wären und ...
Wie bei der Wahl Trumps damals. Und am Wahltag rieben sich alle verwundert die Augen: Wie konnte das nur geschehen?
Am Wahltag haben sich nur die gewundert, die ca. sechs Wochen vor der Wahl aufgehört haben sich Umfragen anzuschauen. Sechs Wochen vor der Wahl hatte Trump wirklich keine Chance.

Dass verdammt viele US-Wechselwähler sich lange nicht entscheiden konnten, welchem unpopulären Politiker sie jetzt die Stimme geben, war aber bekannt. Dass Trump in den letzten Wochen in den entscheidenten Swing States immer näher an HRC rankam, wurde zwar von den Umfrageinstituten festgestellt, von HRCs Team und der Presse aber nicht beachtet. Und dass Trump in der letzten Woche genug aufgeholt hatte, um über den Unsicherheitsfaktor der Umfragen eine reelle Chance zu haben, wurde dann von genau den Journalisten ignoriert, die danach den Umfrageinstituten schlampige Arbeit vorgeworfen haben :)

Die Institute können wirklich nix dafür, wenn man ihren Zahlen, bzw. der Umfragenetwicklung über die Zeit hinweg nicht glauben möchte. War schon 2012 so, als die Republikaner nicht glauben wollten, dass Obama höchstwahrscheinlich sein Amt verteidigen wird, obwohl sein Herausforderer zu Beginn des Wahlkampfes weit vorne lag. Das Video von einem fassungslosen Karl Rove, der im Fox-Studio saß und die Welt nicht mehr verstand, ging dann um die Welt.
Zuletzt geändert von Kajetan am 17.09.2021 13:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Temeter 
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Temeter  »

Btw, werfs hier mal rein, weil die extreme Schwankung doch echt interessant ist:

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Wenn man ein bissl zynisch sein mag, kann man schon darüber philosophieren, wie die lange Lebenserwartung heutzutage die Politik unfähig und reaktionär macht... :Blauesauge:
Kajetan hat geschrieben: 17.09.2021 10:37Nicht DIE Briten. Legt man die Brexit-Befürworter der Befragung auf die Gesamtwählerschaft um, waren das etwa ein Drittel. Nur hauchdünn weniger waren gegen den Brexit und allen anderen war es egal.
Ein Drittel der Bevölkerung ist aber schon eine Menge!
Spezifisch haben, kurz nachgeschaut, die über 45-jährigen gewonnen. Und spezifisch hat die Brexit-Kampagne eine Menge Unterstützer für sich gewonnen, die normalerweise gar nicht politisch sind.

Das war auch der Grund für den unerwarteten Erfolg der Kampagne; mit dieser Gruppe hat einfach niemand gerechnet. Deswegen geht es schon ein bisschen zu weit so zu tun, als ob da jetzt radikale Faschisten und Fanatiker mit Größenwahn gewonnen haben.
Eher als ältere Durchschnittsmenschen, die normalerweise keine Politik machen, und vielleicht gegenüber der politischen/wirtschaftlichen Realität etwas ignorant sind, aber die sozialen Probleme sehen können.
Für die Brexit-Befürworter sind das aber weiterhin wichtige und mächtige Emotionen im Hintergrund gewesen, die oft genug auch durch die Boulvard-Presse angeheizt und gefüttert wurden. Die EU ist scheisse und Great Britain is great again!

Rein rational wurden dann schon diverse Unzulänglichkeiten der rein britischen Politik angeführt, aber anstatt die britische Politik dafür verantwortlich zu machen, wurde der Buhmann zur EU umgebogen und eine emotionale Hetzkampagne geführt. Das erklärt dann auch das Phänomen, dass in Fischereidörfen, die nur Dank umfangreicher EU-Hilfen in den letzten zwanzig Jahren richtig aufgeblüht sind, die Kinder wieder den Job und Boote der Väter übernehmen konnten, weil man mit Fischfang den Lebensunterhalt bestreiten konnte ... die Mehrheit für den Brexit war. Great Britain is great again! Logik? Rationale Überlegungen? Fehlanzeige. Reine Emotion, das Bedienen einer irrationalen Nostalgie nach einer guten, alten Zeit, die so aber niemals existiert hat. Schon gar nicht für die Leute, die dort gelebt haben.
Dass die Brexit-Kampagne voller Lügen, Selbsttäuschung und Einbildung war, dagegen wird hier wohl keiner argumentieren. Wie gesagt, mein Argument ist ja, dass Unzufriedenheit mit der UK-Innenpolitik der größte Auslöser vom Brexit war, was denn Austritt aus der EU eine ziemlich absurde Reaktion macht.

Wobei die Remainer-Kampagne da leider auch nicht genug Konter geliefert hat. Die haben ebenfalls regelrechte Schreckenszenarien an die Wand gemalt, und damit Glaubwürdigkeit verspielt.
Kajetan hat geschrieben: 17.09.2021 13:03Am Wahltag haben sich nur die gewundert, die ca. sechs Wochen vor der Wahl aufgehört haben sich Umfragen anzuschauen. Sechs Wochen vor der Wahl hatte Trump wirklich keine Chance.
Jup. Ist immer amüsant wenn Leute meinen, diese Polls hätten keine Aussagekraft, weil die auch nicht Trump vorhersagen konnten... :ugly:
Zuletzt geändert von Temeter  am 17.09.2021 14:39, insgesamt 2-mal geändert.
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Kajetan
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Kajetan »

Temeter  hat geschrieben: 17.09.2021 14:33 Deswegen geht es schon ein bisschen zu weit so zu tun, als ob da jetzt radikale Faschisten und Fanatiker mit Größenwahn gewonnen haben.
Sagt ja auch niemand. Aber die Strahlkraft solcher nostalgischer, romantisierender Geschichtsklitterungen sind nicht zu leugnen. Da wird an die Emotion appeliert, damit nicht so viel logisch nachgedacht wird. Und in England spielt halt jede Menge "Empire" mit, weil es das Commonwealth ja immer noch gibt. Die Queen ist formell immer noch Oberhaupt etlicher Staaten, darunter Kanada. Da ist es sehr leicht die Emotionen der dafür empfänglichen Bürger zu wecken und zu dirigieren.

In den USA hingegen wird nichts mehr mit höflichen Umschreibungen versteckt. Da haben die Republikaner die Nationalisten in die Partei geholt und gedacht, man könne diese irren Teaparty-Spacken unter Kontrolle halten. Stattdessen gegebn diese nun den Ton an. Trump hat mit MAGA nichts neues erfunden, hat dieser Geisteshaltung lediglich ein neues, nämlich sein eigenes Markenzeichen gegeben. Und MAGA ist nichts weiter als der Jingoismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Wobei die Remainer-Kampagne da leider auch nicht genug Konter geliefert hat. Die haben ebenfalls regelrechte Schreckenszenarien an die Wand gemalt, und damit Glaubwürdigkeit verspielt.
Keine Frage. Da wurden sehr viele Fehler gemacht, auch weil niemand glaubte, dass genug Briten ...

Doch wie man aktuell an leeren Regalen sieht, weil es nicht mehr genug LKW-Fahrer gibt ... und wenn man sich anschaut, dass die Regierung bestimmte EU-Waren doch unkontrolliert ins Land lassen möchte und jetzt vor allem die britischen Landwirte verständlicherweise im Dreieck springen ... vielleicht waren diese Szenarien gar nicht mal so übertrieben.
Zuletzt geändert von Kajetan am 17.09.2021 15:05, insgesamt 2-mal geändert.
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VaniKa
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von VaniKa »

Temeter  hat geschrieben: 17.09.2021 09:52Selbst der Großteil des Gerede über die nationale Unabhängigkeit zielte eher auf Immigration und ausländische Arbeiter, was auf wirtschaftlichen Ängsten basiert.
Aber wie dumm das ist. Jetzt gerade fehlen ihnen genau diese Arbeiter und sie bekommen sie nicht mehr, weil sie nicht mehr in der EU sind. Das ist das Ergebnis von verführerischem Populismus, wenn man eben entscheidet bevor man wirklich nachdenkt.
Temeter  hat geschrieben: 17.09.2021 09:52Fast alles konzentriert auf die britische Politik und den Status Quo. Mit der EU, oder gar einem Wunsch nach einem neuen Empire, hat das wenig zu tun.
Ich vereinfache das hier natürlich sehr stark. Im Grunde geht es um rechten Populismus. Und der funktioniert auch ohne Weltmacht-Hintergrund, wenn man z.B. nach Ungarn, Polen oder Brasilien blickt. Man nutzt jeweils die Tools, die man eben hat. Und in den USA, Großbritannien und Russland kann man eben diesen Hintergrund bemühen, um die Leute emotional mitzureißen.

Ich glaube, der Hauptangriffspunkt für derlei Strategien ist das Problem vieler Menschen, sich in der heutigen Welt selbstständig Sinn und Bedeutung zu suchen. Orientierungslosigkeit in einem Überangebot, quasi die Qual der Wahl, Untergang in der Masse. Eine Welt, in der man sich mit eigener Medienkompetenz informieren und ein Bild machen muss, anstatt etwas von oben vorgegeben zu kriegen. Deswegen fruchten auch diese einfachen Parolen so. Die Leute wollen sie glauben, weil sie mit der Komplexität des Lebens überfordert sind. Aber die Lösung kann eben nicht in einer Vereinfachung bestehen, nach der sich viele sehnen, sondern allein in der Mündigwerdung der Bürger.
Zuletzt geändert von VaniKa am 17.09.2021 15:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Temeter 
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Temeter  »

Kajetan hat geschrieben: 17.09.2021 15:01Sagt ja auch niemand. Aber die Strahlkraft solcher nostalgischer, romantisierender Geschichtsklitterungen sind nicht zu leugnen. Da wird an die Emotion appeliert, damit nicht so viel logisch nachgedacht wird. Und in England spielt halt jede Menge "Empire" mit, weil es das Commonwealth ja immer noch gibt. Die Queen ist formell immer noch Oberhaupt etlicher Staaten, darunter Kanada. Da ist es sehr leicht die Emotionen der dafür empfänglichen Bürger zu wecken und zu dirigieren.
An die Emotionen wird definitiv apelliert. Aber ich glaube auch, dass wenn du zu deutlich damit wirst, die meisten von diesen Menschen zurückschrecken würden.
Diese Wähler waren vermutlich politisch unerfahren, nicht super lernbegierig und einfach zu manipulieren.
In den USA hingegen wird nichts mehr mit höflichen Umschreibungen versteckt. Da haben die Republikaner die Nationalisten in die Partei geholt und gedacht, man könne diese irren Teaparty-Spacken unter Kontrolle halten. Stattdessen gegebn diese nun den Ton an. Trump hat mit MAGA nichts neues erfunden, hat dieser Geisteshaltung lediglich ein neues, nämlich sein eigenes Markenzeichen gegeben. Und MAGA ist nichts weiter als der Jingoismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Naja, ebenfalls wie gesagt, so völlig überzeugt bin ich da noch nicht. Atm ist es noch eine Identitätskrise der Partei. Die Frage ist, orientiert man sich am Ende wirklich in die Richtung? Dann wird es gefährlich.
Keine Frage. Da wurden sehr viele Fehler gemacht, auch weil niemand glaubte, dass genug Briten ...

Doch wie man aktuell an leeren Regalen sieht, weil es nicht mehr genug LKW-Fahrer gibt ... und wenn man sich anschaut, dass die Regierung bestimmte EU-Waren doch unkontrolliert ins Land lassen möchte und jetzt vor allem die britischen Landwirte verständlicherweise im Dreieck springen ... vielleicht waren diese Szenarien gar nicht mal so übertrieben.
Naja, einige haben ja glatt die totale Zerstörung der britischen Wirtschaft prognostiziert. Das ging ein bissl weit. Aber die Folgen gibt es; deswegen hätte eine rationalere Remainer-Kampagne vielleicht mehr Effekt gehabt? Wobei es natürlich schwer war, gegen die Brexiter-Hysterie anzukämpfen.

Ist ja das klassische Problem der Politik, dass die eigentlichen Folgen meist mit ein bisschen Verspätung eintreffen.
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Temeter 
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Temeter  »

VaniKa hat geschrieben: 17.09.2021 15:04Aber wie dumm das ist. Jetzt gerade fehlen ihnen genau diese Arbeiter und sie bekommen sie nicht mehr, weil sie nicht mehr in der EU sind. Das ist das Ergebnis von verführerischem Populismus, wenn man eben entscheidet bevor man wirklich nachdenkt.
Da bin ich ganz bei dir. Die ganze Brexit-Kampagne ist an Absurdität nicht zu überbieten, und jetzt zahlen die Briten dafür. Vielleicht lernen sie wenigstens draus, anstatt den nächsten Sündenbock zu suchen?
Ich vereinfache das hier natürlich sehr stark. Im Grunde geht es um rechten Populismus. Und der funktioniert auch ohne Weltmacht-Hintergrund, wenn man z.B. nach Ungarn, Polen oder Brasilien blickt. Man nutzt jeweils die Tools, die man eben hat. Und in den USA, Großbritannien und Russland kann man eben diesen Hintergrund bemühen, um die Leute emotional mitzureißen.
Wahr, ich fand nur den Punkt mit dem wieder auf erleben lassen des Empires ging ein bisschen zu weit. Die Nationalisten in Polen, ganz zu schweigen von Bolsonaro und Putin, sind vermutlich ein gutes Stück extremer, als diese Pro-Brexit Briten. Da sehe ich im Kern eher naiven Nationalismus, als wirklich radikale Gefühle.

Dann wiederum, ich habe mir gerade mal Umfragen in die Richtung angeschaut, und es ist schon ein bisschen erschreckend, wie viele Briten das Empire als positiven Einfluss sehen, bzw stolz darauf sind. Da fehlt es arg an historischem Verständnis.
Ich glaube, der Hauptangriffspunkt für derlei Strategien ist das Problem vieler Menschen, sich in der heutigen Welt selbstständig Sinn und Bedeutung zu suchen. Orientierungslosigkeit in einem Überangebot, quasi die Qual der Wahl, Untergang in der Masse. Eine Welt, in der man sich mit eigener Medienkompetenz informieren und ein Bild machen muss, anstatt etwas von oben vorgegeben zu kriegen. Deswegen fruchten auch diese einfachen Parolen so. Die Leute wollen sie glauben, weil sie mit der Komplexität des Lebens überfordert sind. Aber die Lösung kann eben nicht in einer Vereinfachung bestehen, nach der sich viele sehnen, sondern allein in der Mündigwerdung der Bürger.
Wenn die Diskussion im Internet ein Indikator ist, dann wollen diese Menschen auch mündig sein. Dass sie ernst genommen und für sich selbst denken wollen. Fast schon ein zu respektierender Idealismus.

Nur irgendwie endet das dann in "wir misstrauen den traditionellen Stellen und Experten, und vertrauen stattdessen Polemikern und Demagogen"...
Zuletzt geändert von Temeter  am 17.09.2021 16:17, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von SethSteiner »

Ich bin nicht sicher ob man von einer Identitätskrise bei den Republikanern sprechen kann. Klar, es gibt einige Nicht-Trumpisten aber die werden ja auch teils ausgebootet, wie letztens die McCain-Tochter. Der Kurs ist doch sehr klar auf Radikalismus, das sehen wir doch auch im Abstimmungsverhalten. Ich habe eher den Eindruck, die Partei hat eine klare Identität und die ist im Grunde "Tea Party". Und in anbetracht dessen, dass man damit sogar Wähler abholt und das mehr als jemals zuvor, bin ich nicht optimistisch.

Was Brexit angeht:
Dort war doch auch ein entscheidender Faktor die Presse. Da stand ja sogar auf der Titelseite drauf wie man wählen sollte und vielfach stand dort "Leave". Ich meine sogar ein Bild von einem Zeitungsstand gesehen zu haben, wo alle Zeitungen regelrecht gleichgeschaltet dazu aufriefen. Eine faire Wahl sieht anders aus.
Temeter  hat geschrieben: 17.09.2021 16:11 Dann wiederum, ich habe mir gerade mal Umfragen in die Richtung angeschaut, und es ist schon ein bisschen erschreckend, wie viele Briten das Empire als positiven Einfluss sehen, bzw stolz darauf sind. Da fehlt es arg an historischem Verständnis.
IMO ist dieses Schwarz-Weiß-Gezeichne bei dem Thema ganz allgemein daneben. Weder ist die Vergangenheit klar schlecht, noch klar gut, sondern ein recht komplexes Thema mit positiven wie negativen Aspekten. Sobald man davon einen ausblendet, wird es verzerrt.
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Kajetan »

Temeter  hat geschrieben: 17.09.2021 15:58 Naja, ebenfalls wie gesagt, so völlig überzeugt bin ich da noch nicht. Atm ist es noch eine Identitätskrise der Partei. Die Frage ist, orientiert man sich am Ende wirklich in die Richtung? Dann wird es gefährlich.
Wenn Trump-Anhänger das Kapitol stürmen und nach ersten verurteilenden Reaktionen plötzlich keiner mehr was sagen will, bzw. plötzlich so tut, als ob da doch gar nichts passiert sei und sogar McConnell als GOP-Chef gar nichts sagt, Untersuchungen im Senat und Kongress blockiert werden ... das ist keine Identitätskrise mehr.

Das ist Kapitulation. Der Teaparty-Flügel hat gewonnen.
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Kajetan »

SethSteiner hat geschrieben: 17.09.2021 16:26 IMO ist dieses Schwarz-Weiß-Gezeichne bei dem Thema ganz allgemein daneben. Weder ist die Vergangenheit klar schlecht, noch klar gut, sondern ein recht komplexes Thema mit positiven wie negativen Aspekten. Sobald man davon einen ausblendet, wird es verzerrt.
Schon, aber dann müsste man sich mit dem Thema beschäftigen und die meisten Leute haben, teilweise durchaus nachvollziehbar, dafür keine Zeit und kein Interesse.
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von SethSteiner »

Stimmt aber gerade beim Brexit wäre es vermutlich besser gewesen, sich etwas mit den negativen Aspekten des Empire zu beschäftigen (teilweise reicht ja schon die Großeltern zu fragen^^).
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Temeter  »

Kajetan hat geschrieben: 17.09.2021 16:55Wenn Trump-Anhänger das Kapitol stürmen und nach ersten verurteilenden Reaktionen plötzlich keiner mehr was sagen will, bzw. plötzlich so tut, als ob da doch gar nichts passiert sei und sogar McConnell als GOP-Chef gar nichts sagt, Untersuchungen im Senat und Kongress blockiert werden ... das ist keine Identitätskrise mehr.

Das ist Kapitulation. Der Teaparty-Flügel hat gewonnen.
Oder es ist einfach nur feige Politik, weil man den Schaden von der eigenen Partei abwenden will.
Wie, Dinge passieren nicht sofort?
Und dessen hätte sich die Remainer-Kampagne bewusst sein sollen.
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von DeusHelios »

Kajetan hat geschrieben: 17.09.2021 08:21
DeusHelios hat geschrieben: 16.09.2021 17:18 Interessanterweise haben die Demokraten bei der Wahl 2020 nur bei den weißen Wählern einen Zuwachs verzeichnen können, bei allen anderen Gruppen haben sie Wähler an die Republikaner verloren.
Sag ich ja. Was die Neuziehung der Bezirksgrenzen die letzten 10-15 Jahre an Vorteil brachte, kehrt sich nun gegen die GOP, da die alten Weißen allmählich wegsterben und die neu zugezogenen Weißen immer öfter Dems wählen.

Die Zahlen bestärken deine Theorie, dass mehr weiße Wähler die Demokraten wählen, aber und hier zitiere ich dich:

"Nicht nur, dass da ein unglaubliches Engagement herrscht die Leute am Wahltag zu den Wahlmaschinen zu bringen, durch den Bevölkerungswandel werden immer mehr Wahlbezirke demokratischer, immer mehr Weiße haben von diesem Rassismus die Schnauze voll und die Wahlbezirksziehung gerade der dominant-weißen Bezirke wendet sich nun gegen die GOP."

Es bleibt die Frage, warum die Republikaner bei den anderen Bevölkerungsgruppen mehr Stimmen bekommen konnten. Meine Theorie ist das die Demokraten, eigentlich viele Parteien im Westen die sich auf dem linken politischen Spektrum sehen, die Schichten unter der gehobenen Mittelschicht immer weniger ansprechen. Vor ein paar Jahren war es noch andersrum und hier sehe ich extrem viel Konfliktpotential.

Beim Brexit war es ähnlich:

https://www.faz.net/aktuell/brexit/wahl ... 01861.html

Auch die Frage von Arm oder Reich hat eine große Rolle bei der Entscheidung gespielt, wie ein Blick auf London zeigt: Dort entspricht die Verteilung von „Remain“ und „Leave“ in etwa der Verteilung des Wohlstands. Während es London und seinem Speckgürtel gut geht, ebenso wie der Region um die Universitätsstadt Cambridge, hat der Osten mit hoher Arbeitslosigkeit und geringeren Einkommen zu kämpfen. Arbeiter aus Osteuropa werden oftmals als Konkurrenz wahrgenommen, in Großbritannien machen sie einen hohen Anteil aus. Auch, weil sie Tätigkeiten übernehmen, vor denen viele Briten zurückschrecken.

Klar, ich sehe auch KEINEN GUTEN GRUND die EU zu verlassen aber wenn sich viele Menschen, eben gerade aus den unteren Schichten, verzweifelt sind, dann wollen sie irgendwie eine Veränderung ihrer Lebenssituation erreichen und diese Menschen haben eh nicht mehr viel zu verlieren, dann kann es für sie auch nicht mehr viel schlechter werden (glauben sie jedenfalls).
Diese Menschen sind auch viel häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen und auch hier kann ich es auch irgendwo nachvollziehen (auch wenn ich nicht zustimme!) wie man in so eine negative Gedankenwelt abdriftet und Einwanderer als Konkurrenz ansieht.
Zuletzt geändert von DeusHelios am 17.09.2021 19:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spielkultur - Tripwire: Studio-CEO tritt zurück - nach kontroversen Statements zum Thema Abtreibung

Beitrag von Temeter  »

Die ärmeren Menschen in reichen westlichen Ländern sind generell auch die Verlierer der Globalisierung. Da steckt ein wahrer Kern hinter. Das Verkommen der Sozialsysteme und wachsende Ungleichheit haben viel damit zu tun, dass rechte Demagogen mehr und mehr an Boden gewinnen.
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