Jop, das war interessant zu lesen. Teile des Tests klingen ziemlich nett, andere allerdings nicht, gerade mit dem überschwänglichen Lob.
Und mal ehrlich, wer heutzutage meint, ein "Cinematic Game" mit größtenteils überflüssigem Gameplay sei Triumph und Evolution des Videospiels, ist völlig aus der Zeit gefallen. Das war schon vor 15 Jahren Schwachsinn, als der Trend begann.
Diese Art Spiel ist letzlich nur ein Gimmick; ein spielbarer Film, bei dem das Gameplay eigentlich nur die Zeit streckt, die man mit der Welt und den Charachteren verbringt. Das kann die Immersion und Bindung zu den Charachteren verstärken, und es einfacher machen, Schwächen im Drehbuch zu ignorieren.
Nun, negative Gefühle in einem Spiel, Selbstzweifel und Mangel an Happy End als einzigartig zu preisen ist etwas skuril; das war im Horrorgenre seit dem ersten Tag Standard. Und Last of Us 1 war schließlich auch kein Ubisoft-Wohlfühlzirkus, auch wenn es nicht ganz so weit ging. Die Idee, langsam und unerwartete in einen Albtraum überzugehen, hat Spec Ops The Line damals schon in einen 3rd Person Shooter verfrachtet.
TLOU2 war sicherlich mutig, aber innovativ war es ganz sicher nicht.
Letzlich... okay, das Ding ist ein spielbarer Film, deswegen wird 90% seiner Einschätzung von "filmischen Qualitäten" bestimmt. Man muss halt akzeptieren, dass es so ein Ding ist, auch wenn das schwache Gameplay ein starker Kritikpunkt bleibt. Und die Länge des Spiels tut dem ganzen keinen Gefallen, das macht das Pacing nur noch schlechter, als beim üblichen Kinospiel.
Nur wäre TLOU2 als Film miserabel. Es ist ein einiger Hinsicht ambitioniert, aber die Umsetzung und grundsätzliche Thematik ist einfach extrem schwach. Hauptsächlich geht es einfach darum, das Rache/Gewalt schlecht ist, und um die Gewaltspirale, aber komplex und philosophisch unter die Lupe genommen wird hier nichts.
Es ist einfach nur "Rache ist schlecht", eine im Grunde ziemlich naive Feststellung; ich glaube, die meisten Menschen würden zB die Nürnberger Prozesse unterstützen. Der fast völlige Mangel an thematischer Nuance macht die Thematik ziemlich langweilig und übermäßig moralisierend.
Wenn die Thematik langweilig ist, kann die persönliche Geschichte an sich allerdings noch stark sein, also wie schauts damit aus? Ähnlich qualitativ, wenn ihr mich fragt. Die Geschichte ist extrem behäbig und künstlich geschrieben, in bester Spielemanier. Wir haben peinlich offensichtliche Versuche an Manipulation, teils unter Benutzung von Tieren, teils unter wimmernden Opfern (die Pistolen ziehen, wenn man sie am leben lässt), wir haben die Ignoranz gegenüber dem Massenmorden der Spielecharachtere, wir haben den üblich amateurhaften Missbrauch von Flashbacks, wir haben regelmäßig gezwungene Handlungen der Charachtere, nur um die Story weiterzutreiben.
Leider ein bisschen zu viel um ins Detail zu gehen; vielleicht kann man diese ganzen Macken ignorieren, weil "cinematische Spiele" eben gut darin sind, einen die Dämlichkeit der Story vergessen zu lassen, aber als Geschichte ist das hier einfach mies umgesetzt. Das hat nichts damit zu tun, das es eine düstere und miserable Story ist, sonder einfach an einem miesen Drehbuch. Als Film würde TLOU2 gerade mals als B-Movie durchgehen, bei dem man sich herrlich über den plumpen Plot lustig machen kann.
Wird nicht jeder zustimmen, aber das sind nur mal meine 2 cents eingeworfen, zum Spaß an der Freude
