Also irgendwie finde ich, läuft das hier jetzt grad nen Bissel strohmannmäßig ab. Also zumindest ich habe in meiner Theorisiererei, die auch nie den Anspruch von Wissenschaftlichkeit haben sollte, nicht geschrieben, dass alles auf Biologie runterzubrechen ist. Und es sollte sich auch von selbst ergeben, dass bei dem Beschreiben "typischer" Geschlechterverhaltensrollen nicht gemeint ist, dass jeder so ist. Das meint prinzipiell zu beobachtende Signifikanzen im Schnitt einer Gruppe. Und dass es biologisch begründete Verhaltensunterschiede gibt, das dürfte man nun wirklich als belegt erachten. Die lassen sich sogar schon pränatal beobachten (Jungen sind im Mutterleib etwa 10 % bewegungsaktiver als Mädchen). Und Hebammen lachen sich nen Ast, wenn denen einer erzählt, alle Geschlechterunterschiede seien sozialisiert.
Ich denke man kann schon von ausgehen, dass sich kulturelle und biologisch begründete Verhaltensweisen stets gegenseitig befruchtet haben. Dass das ja zu dem Schluss führen müsste, alle Kulturen hätten sich da gleich entwickelt, ist eben eine zu holzschnittartige Vorstellung davon. Nur weil die Entwicklung etwas so komplexem wie einer Kultur ein Basiselement mit anderen gemeinsam hat, muss am Ende doch nicht dasselbe rauskommen. Man kann auch mit immer derselben Brühe als Basis sehr viele unterschiedliche Suppen kochen...
Kajetan hat geschrieben:Biologie ist zudem ziemlich irreführend, wenn man sich anschaut, wie sehr Männer darauf versessen waren Krieg gegenenander zu führen und wie wenig körperliche Schmerzen sie im im Vergleich zu Frauen eigentlich aushalten können
Stellt sich immer die Frage, was man unter "Versessenheit" versteht.
Diejenigen, die darauf versessen sind und waren, sind und waren in der Regel diejenigen, die den Krieg auch nur vom Taktiktisch kannten. Die, die sich haben abschlachten lasse dürfen, bei denen hielt sich die Begeisterung darüber oft eher in Grenzen, spätestens dann, wenn sie Krieg mal als das erlebt hatten, was er ist.
Gesellschaftlich ist daran nur die Zuschreibung, dass es immer Männer sein sollten, die sich dieses Los ans Bein haben binden müssen. Aaaaaber: woher kommt diese tatsächlich auffällig über alle Kulturen hinweg beobachtbare Zuschreibung? Und sind Frauen weniger "kriegsgeil" gewesen???
Vor kurzem bin ich über eine Studie gestolpert (find grad den Link nicht, müsste bei Interesse noch einmal suchen), wo man eine Affenart beobachtet hat und feststellte, dass die Weibchen aggressives, territoriales Verhalten der Männchen honorierten, sich eher friedlich gebende Männchen "demonstrativ" links liegen ließen.
Irgendwie musste ich da direkt an Dinge denken, wie etwa die bürgerlichen Frauen, vor allem Suffragetten, die im frühen zwanzigsten Jahrhundert in Britannien kriegsdienstverweigernden Männern als Zeichen der Schande öffentlich eine weiße Feder überreichten.
Oder die Berichte römischer Geschichtsschreiber, die über die Auseinandersetzungen mit den Kimbern und Teutonen berichteten, wie sich am Rand der Schlachtfelder die germanischen Frauen mit entblößten Brüsten aufgereiht haben sollen, um ihre Männer anzufeuern.
Hinter nahezu jeder Armee, die in den Krieg zog, standen Massen an Frauen, die ihnen zujubelten.
Will auch gar nicht auf irgendwelche rein biologistischen Gründe abheben, was ich auch vorher nie wollte, aber zu sagen, DAS sei nun aber bestimmt nur kulturell bedingt, das wäre dieselbe Simplifizierung nur andersrum. Und das gilt im übrigen auch mit der Sache mit der Dominanz innerhalb einer Gesellschaft.