EvilReaper hat geschrieben: ↑19.08.2020 23:25
Und genau das ist aus meiner Sicht ein Problem. Sie müssen es nicht, also tun sie es auch nicht, weil sie hier - genau wie natürlich auch Epic - ihren maximalen Gewinn im Auge haben. Ob die anderen Stores dann erfolgreich wären, steht auf einem anderen Blatt und tut nur wenig zur Sache.
Nein, das tut eigentlich recht viel zur Sache, denn man würde durch die - vermutlich kaum genutzte - Öffnung ja etwas von seinem Konzept aufgeben. Und damit man das tut - ganz unabhängig davon, ob ich oder du jetzt dieses "walled garden alles aus einer Kiste"-Konzept gut finden - muss man eben auch was davon haben. Man hat mit Apple-Kunden nun aber (leider) Kunden, die genau dieses Konzept schätzen, die sich davon Sicherheit, besseren Support, ein kontrollierteres, qualitativeres Ökosystem versprechen. Ob das jetzt wirklich auch etwas ist, dass Apple bietet, darüber streiten sich die Geister... aber es ist offenbar das, was ein Großteil der Apple-Kunden möchte, wofür ein Großteil dieser Kunden bereit ist, einen Premium-Preis zu zahlen und was Apple ihnen in ihren Augen zumindest versucht zu bieten. Insofern wäre es natürlich für Apple - auch wenn wir den ganzen kommerziellen Gedanken, der sicher zusätzlich eine Rolle spielt, außen vor lassen - notwendig, dass sie einen Grund für eine derartige Änderung des Konzepts haben... idealerweise natürlich den Wunsch ihrer Kunden. Aber das ist eben nicht gegeben.
EvilReaper hat geschrieben: ↑19.08.2020 23:25
So wie ich es mitbekommen habe, wird zumindest der Store von Amazon im Android-Bereich ganz gut genutzt.
Das ist... Definitionssache... im freien Markt spielt der Amazon Appstore eigentlich keine große Rolle, weshalb einige frühere PR-Aktionen wie "Gratisspiele" und "Gratisanwendungen" in regelmäßigen Abständen (ganz ähnlich zu dem was Epic heute mit Games auf dem PC macht) sogar eingestellt wurden, viele App Entwickler ihre Anwendungen von dort wieder zurückgezogen haben und einige der populärsten Android-Apps dort überhaupt nicht zu finden sind und auch nie waren. Anders sieht das bei den Amazon-eigenen Fire-Geräten aus. Dort ist der Store (als einziger) vorinstalliert und wird als solcher wohl auch von der Mehrheit der User genutzt, denn: wie wir schon festgestellt haben, interessieren sich die meisten User nicht für alternative Stores und wenns keinen PlayStore gibt, machen sich die meisten User nicht die Mühe, selbigen nachzuinstallieren. Ähnlich ist das bei manchen Betreiber-Stores, hier natürlich aus gegebenen Anlass Huawei insbesondere zu nennen. Das Problem ist aber - auch ohne aktuelle Zahlen zu haben - das selbst, wenn du die alle zusammen nimmst, Samsungs Store auch noch dazu packst, du immernoch nicht auf einen nennenswerten Marktanteil kommst. Ich hatte mal einen Statistikauszug von Mitte 2018 zur Hand... da waren die Bedingungen natürlich aufgrund noch nicht bestehender Beschränkungen für Huawei und so weiter noch ein bisschen anders, aber im Kern erreichten die legalen, alternativen Stores alle zusammen nicht einmal einen Marktanteil von 0,5% auf dem nordamerikanischen Markt. Selbst wenn sich das jetzt in den 2 Jahren verzehnfacht hätte, weil wir hier ja in Europa sind, weil es einen Handelskonflikt gibt, weil Amazon und Samsung plötzlich viel mehr Geräte verkauft haben, weil die Leute ihre Liebe zu Opensource entdeckt haben und F-Droid jetzt ein großes Ding ist (das wäre super!)... selbst in diesem unwahrscheinlichen Fall der Verzehnfachung, wäre das halt immernoch... quasi nichts.
EvilReaper hat geschrieben: ↑19.08.2020 23:25
Allerdings spricht dagegen, dass wir bei Apple von über einer Milliarde iOS-Geräten sprechen, die im Umlauf sind. Das ist keine isolierte Betrachtung des Marktes mehr bei solchen Zahlen, Apples iOS-Geräte sind als eigener Markt zu betrachten, auch wenn der Smartphone-Markt insgesamt viel größer ist. Apple hat eine enorme Marktmacht in einem viel zu großen Ökosystem als dass man eine solche Denkweise an den Tag legen könnte. Mit sowas könnte man - und da muss ich mich korrigieren - eher noch bei den Konsolen argumentieren, bei denen über einer Dauer von 6 Jahren das am besten verkaufte Modell gerade mal etwas über 100 Millionen Verkäufe ausmacht.
Du hast aber die Alternative. überhaupt kein iPhone zu kaufen, weil du auch - beispielsweise - ein technisch gleichwertiges Android-Gerät kaufen kannst. Apple hat einen Smartphone-Marktanteil von unter 20%, so zumindest meine letzten Zahlen, ein iPhone hat keine essentielle Grundfunktion, die ein ähnlich wertiges Alternativprodukt nicht auch in einem ähnlichen Umfang erfüllen kann - du wirst das, auch nicht als Epic-Anwalt, meiner Meinung nach keinem Richter als Monopol verkaufen können. Mit Konsolen bringst du da einen guten Punkt ins Spiel... hat Sony ein Monopol im Konsolenmarkt, weil ich nicht einfach einen XBox-One-Datenträger einlegen und spielen kann? Glaubst du, der Hersteller deiner Waschmaschine hat ein Monopol, weil du das in der Elektronik verwendete Steuerungsprogramm nicht durch ein anderes ersetzen kannst? Ich glaub, man muss das eine ganze Ecke Differenzierter betrachten, gerade wenn man hier eben über einen Konzern diskutiert, der eben große Stücke auf seine "Verschmelzung" von Hardware und Software hält. Es geht nicht wirklich darum, ob es ein Monopol ist, sondern es geht - zumindest uns beiden gerade, Epic ganz sicher nicht - darum, ob mir ein Hersteller einen "einfachen" Weg ermöglichen muss, die Steuersoftware eines Gerätes (im Regelfall also das OS) zu modifizieren, ungeprüfte Installationen zu erlauben und ob ein Hersteller dazu verpflichtet sein kann, trotz der Tatsache, dass er das nicht möchte, für die weitere Funktionsfähigkeit des Geräts zu garantieren, wenn ich es trotzdem tue. Und hier muss ich sagen... nee, muss er nicht. Es wäre schön für all die Leute dieser Welt, die gern an Dingen rumfrickeln, so wie ich es tue, aber da zum fertigen Produkt iPhone eben die Hardware so wie funktionierende Software gehört ist es aus meiner bescheidenen Sicht (aus den im ersten Absatz genannten Gründen) rechtlich und auch "moralisch" völlig legitim, wenn Apple sagt: damit dieses Produkt so funktioniert, wie wir es garantieren, lassen wir keine Änderungen an unserem OS zu und erlauben kein Sideloading, bei dem wir die Qualität nicht prüfen können. Faktisch hindert dich ja niemand daran, dass Ding dann trotzdem zu Jailbreaken und sonstwas damit anzustellen (zum Beispiel Fortnite zu installieren) - nur Apple ist dann eben aus der Verantwortung raus. Find ich bei einem Gerät, dass eben unter der Premisse eines "All-In-One-Pakets" verkauft wird, legitim.
EvilReaper hat geschrieben: ↑19.08.2020 23:25
sind die Juristen bei Epic (die sicher auch keine Anfänger sind) da anderer Meinung.
Okay, ich will jetzt wirklich nicht zynisch oder sarkastisch werden, weil das ja eine ganz anständige Diskussion ist, aber... wenn du dir das Video angesehen hast und je nachdem, wie weit du das Video gesehen hast, kamst du vielleicht an die Stelle, in der Epic von den "auseinander gerissenen Familien und Freunden, die in dieser schweren Zeit nicht Fortnite spielen können..." schwadroniert hat - und dann lässt mich spätestens dieser Punkt glauben (wobei... die "essential facilities" haben das Potential auch), dass nicht Epics Anwälte sich hier ans Gericht gewandt haben (die sitzen jetzt vermutlich eher weinend im Epic-Keller und fragen sich, wie sie das wieder ausbaden können), sondern das Tim sich das alles selbst ausgedacht und heimlich in seiner Mittagspause getippt hat. Ist natürlich nur ein Scherz, aber nachdem ich mich gestern noch über einige der Formulierungen in dem Dokument (einsehbar hier:
https://cdn2.unrealengine.com/epic-v-ap ... 927327.pdf ) sehr gewundert habe, kam deine Zuversicht in die Kompetenz der Anwälte doch jetzt etwas überraschend für mich.
EvilReaper hat geschrieben: ↑19.08.2020 23:25
Ich denke gerade in diesem Fall kann man ohne Zweifel behaupten, dass Fortnite auch schon vor der mobilen Version einen enormen Hype hatte und die Reichweite der Stores sicher eine umsatzsteigernde Wirkung, aber kein Grund für den Erfolg des Spiels bzw. kein Grund für den Erfolg der Mikrotransaktionen ist. Bezüglich des Vertrages im Falle von Apple: Wenn ich nur die Wahl habe entweder die Bedingungen zu akzeptieren (kein Verhandlungsfreiraum usw.) oder gar nicht auf einer eine Milliarde+ großen Plattform vertreten zu sein, dann kann man nicht unbedingt von freien Stücken sprechen, wie ich finde. Das ist eher friss oder stirb.
Natürlich war Fortnite auch vorher schon eine Hausnummer - aber nicht im mobilen Markt. Wie winterblink schon schrieb, bot und vermutlich bietet Epic ja Fortnite unter Android auch selbst an, hat sich bereits mehrfach (wegen der 30%) aus dem Playstore verabschiedet und kam immer wieder... das hätte man nicht gemacht (und die 30% abgedrückt), wenn die alternative Vertriebsmethode ohne Googles Reichweite so gut funktioniert hätte. Und wenn das alles auch ohne Google, dessen Reichweite und Service so gut funktionieren würde, bräuchte man Google auch nicht verklagen, denn dort gibt es ja den Sideload und Epic nutzt ihn auch. Man könnte also einfach auf Google verzichten. PC-Gamer... und ein Produkt, dass am PC erfolgreich ist sind eben nicht Deckungsgleich mit Gamern auf mobilen Plattformen. Was auf dem PC Reichweite hat, kann mobil trotzdem völlig den Bach runter gehen.
EvilReaper hat geschrieben: ↑19.08.2020 23:25
Ich bin davon ausgegangen, dass Google an allen Versionen von Fortnite mitverdienen möchte, weil mir selber keine andere Version bekannt ist, außer der PlayStore-Version, die man auf irgendwelchen Seiten als APK runterladen kann, aber beim online gehen wieder an Google gebunden ist, wenn es ums bezahlen geht.
Gehst du mit dem Smartphone auf Fortnite.com/android bekommst du (oder zumindest bekamst du vor einiger Zeit, aber ich sehe nicht, warum sich das geändert haben sollte) einen googlelosen Installer (genannt "Epic Games App") und über diesen kannst du dir ganz normal eine googlefreie Fortnite-Installation auf dein Smartphone installieren - ohne Playstore, ohne PlayService, ohne Google-Anbindung, ohne alles, mit Epics Zahlungsmethoden. Läuft alles über deinen Epic-Account.
EvilReaper hat geschrieben: ↑19.08.2020 23:25
Aber wenn es so ist, wie du sagst, könnte Epic dann nicht einfach den EpicGames Store als mobile Version für Android rausbringen und darüber Fortnite vertreiben, ohne dass Google mitverdient? Wenn das gehen würde, nehme ich meine Kritik in Bezug auf Google und Android natürlich zurück und richte sie an Epic. Selbstverständlich muss und sollte Epic zahlen, wenn sie den PlayStore von Google verwenden möchten und auch noch Vertrag unterschreiben, obwohl sie die Möglichkeit hätten ihr Spiel außerhalb des Stores zu vertreiben ohne dann an Google abdrücken zu müssen.
Das könnten sie - das tun sie teilweise auch schon, die Epic Games App ist ja quasi eine Light-Version von EGS. Nur wollen die das eben nicht einfach so... sie wollen, dass Google ihnen dabei mit der Reichweite hilft - natürlich ohne zu bezahlen. Genau hier liegt ja das Kernproblem. Epic geht es nicht um eine "Öffnung des Markts" oder um ein Lossagen von Google, denn der ist bei Android schon offen und sie könnten sich technisch jederzeit von Google lossagen, Epic geht es aber viel mehr darum, dass sie ihr Zeugs gern im Playstore präsentieren wollen - aber eben irgendwie um die 30% herum kommen wollen. Google soll also die Präsentationsfläche für - im besten Fall - ein Game sein, an dem Google aber bitte nicht mitverdienen soll... im schlechtesten Fall sollen sie als Gratis-Werbefläche für einen alternativen Store mit dem sie sich selbst Konkurrenz machen, herhalten. Und das möchte Google halt verständlicherweise nicht... und da genau das bei Apple aufgrund der fehlenden Option auf Sideloading nicht funktioniert, ist hier noch ein Schritt (oder eine einstweilige Verfügung) mehr nötig. Wie schon gesagt... Epic geht es hier nicht darum, Freiheiten für irgendwen außer sich selbst zu schaffen oder Ungerechtigkeiten am Markt zu beseitigen.
EvilReaper hat geschrieben: ↑19.08.2020 23:25
Vielleicht ist die Marge von 30 % bei einigen auch gerechtfertigt, wobei ich persönlich - bloße Meinung - mir nicht vorstellen kann, dass bei digitalen Gütern annähernd ein derart hoher Prozentsatz gerechtfertigt sein kann. Speicherplatz/Server kosten heutzutage schon auf der Konsumenten Seite kaum noch was und große Firmen zahlen aufgrund der hohen Abnahme noch viel, viel weniger. Auch dass die 30% trotz der enormen Vereinfachung von Prozessen und trotz sinkenden Preisen im Server/Speicherplatz-Bereich auch nach Jahren bzw. Jahrzehnten z.B. von Steam immer noch dieselbe Marge von 30%, die vielleicht vor 15 Jahren gerechtfertigt war, abgedrückt werden muss um Kosten zu decken und vielleicht nur einen kleinen Gewinn zu machen, kann ich mir nicht vorstellen. In diesen 30% stecken maximal 10% Kostendeckung, wenn überhaupt. Wie gesagt nur Meinung, ich habe keine genaue Zahlen vorliegen, die hat aber wohl auch kaum jemand, der für die 30% argumentiert.
Naja, wir können jetzt vermutlich ewig philosophieren, ob 30% gut sind... ob es lieber nur 25% sein sollten... oder sogar 35%. Das dürfte wohl bei jedem Projekt etwas anders sein. Wenn ich mir allerdings ansehe, welche Gebühren beispielsweise Zahlungsdienstleister mitunter kassieren, wenn ich mir Wartungskosten für sehr viel kleinere Projektplattformen wie sie Apple, Steam oder Google betreiben, ansehe, wenn ich mir überlege, was Werbeplätze kosten (und Fortnite hast du im Playstore immer mindestens auf der Frontseite der Games-Kategorie gesehen, es gab Promo-Aktionen und nicht selten hatte es einen zentralen Platz gleich beim Öffnen der PlayStore-App) - dürfte der reine Speicherplatz und der Traffic gerade für Google wohl der geringste Aspekt von diesen 30% sein. Ich will da wirklich nicht über genaue Prozentwerte philosophieren... ich wollte damit nur 3 Dinge verdeutlichen:
- "30% ist Wucher" ist in erster Linie erstmal eine PR-Kampagne
- Anbieter anderer Apps hätten wohl weit mehr Grund, sich über die 30% zu beschweren, als es Epic hat - die eben schon allein aufgrund ihrer Präsentation im PlayStore mit den 30% einen vergleichweise guten Deal gemacht haben
- die 30% - ob nun punktgenau angemessen oder nicht - bekommen Steam, Google, Sony, MS, Apple und Co nicht fürs "nichts tun". Da steckt schon eine durchaus ansehnliche Leistung dahinter, bei der du in anderen Branchen weit mehr als 30% abdrücken müsstest...
EvilReaper hat geschrieben: ↑19.08.2020 23:25
Dass Epic alles nicht selbstlos macht bzw. nur um selbst mehr Kohle zu scheffeln, das war mir von Anfang an klar. Genau so wehrt sich Apple aber auch nur um selbst mehr Kohle zu behalten. Alle hier beteiligten tun das alles nur um möglichst viel Geld für sich zu gewinnen. Epics Klage bringt am Ende aber am meisten etwas für den Konsumenten, wenn sie Erfolg haben. Wenn der Anteil für die Stores von Apple und Google sinkt, sinken auch die Preise der Apps und In-App-Käufe zunächst. Wenn Apple mehr Möglichkeiten anbieten muss und den "Walled Garden" ein wenig öffnet, haben Konsumenten auch etwas davon. Letzten Endes habe ich nichts außer den Status quo, wenn Apple gewinnt. Das sind alles keine Wohlfahrtsorganisationen, wenn ich also hier für jemanden sein müsste, dann denke ich genau so wie die Firmen und mache das davon abhängig, wessen Sieg mir als Konsument am meisten bringt.
Nein, Apple wehrt sich in erster Linie, um seine "Marke", sein etabliertes Konzept zu schützen. Natürlich spielt Geld da auch eine Rolle, aber in erster Linie wollen sie nicht, dass da die Pforte zur Hölle geöffnet wird. Hat Epic nämlich mit allem, was sie da gerade versuchen, Erfolg, würden sich beide Stores aufgrund ihrer Marktstellung vermutlich in ein Downloadportal für "gratis" App-Launcher verwandeln und alles würde extern über Microtransactions oder eigene Stores/Launcher laufen, denn niemand zahlt gern Geld an jemand anderen, wenn er nicht muss - selbst wenns als Entlohnung gerechtfertigt wäre. Jede Firma mit Gewinnabsichten will am Ende möglichst viel Geld einstreichen. Und nachdem Epic diese Show dann bei Mobilgeräten abgezogen hat... was ist als nächstes dran... Konsolen? Toaster? Nicht jedes Produkt muss (oder sollte) offen sein - und solange es offene Alternativen gibt und solange der Kunde weiß, dass er sich in einen walled garden begibt, existiert auch meiner Meinung nach keinerlei Problem. Sollte Epic mit dieser ganzen Kampagne Erfolg haben, bringt das absolut niemanden außer Epic etwas - jedenfalls nichts Gutes.