Nanimonai hat geschrieben:Oder hältst du dich daran auf, dass das auch genauso gut Männer betreffen kann?
Müssen wir wirklich darüber diskutieren, dass fast ausschließlich Frauen (und Kinder beiden Geschlechts) Opfer von Vergewaltigungen sind?
Hmmmmmm… ich weiß nicht. Wenn wir „nur“ über das Thema Sexismus reden, kann ich es ja noch einigermaßen ab, wenn sich die Diskussion in Allgemeinplätzen und Plattitüden verliert. Aber ehrlich gesagt sind mir diese Themen nun doch etwas zu problematisch und geschmacklos, um sie in derselben polemischen Art zu behandeln.
Ich werde zwar, egal wie sehr ich mich hier jetzt sachlich und objektiv äußere, gleich wieder von irgendwelchen Vögeln die üblichen Totschlagargumente wie „Relativierung“ oder „Ablenkung“ zu hören kriegen, aber damit kann ich leben. Denn wer in einer Diskussion, die man im Großen und Ganzen auch unter der Überschrift „Gleichberechtigung“ zusammenfassen könnte, jegliche sachliche Darlegung, die nicht 1 zu 1 den Aussagen öffentlichkeitswirksamer „Vorreiter“ des Feminismus entspricht, als Relativismus empfindet, hat sich in meinen Augen eh von vornherein als ernstzunehmender Diskussionsteilnehmer disqualifiziert.
Fakt ist zweifelsfrei, dass die klare Mehrheit an Vergewaltigungsdelikten an Frauen verübt wird. Auch dass die Mehrheit der Täter Männer sind, steht nach meinem bisherigen Wissensstand außer Frage. Aber mit „fast ausschließlich“, was zumindest in meiner Interpretation dieser Formulierung die Zahl der nicht in dieses Muster passenden Delikte eher in den Bereich der statistischen Irrelevanz schiebt, kann man da definitiv nicht rangehen.
Was etwa die Opferschaft bei Vergewaltigungen angeht, sollte es doch selbst für den härtesten Kern der Feministen durchaus akzeptabel sein, wenn man darauf verweist, dass Männer bisweilen auch andere Männer vergewaltigen und nein, das geschieht nicht sooooo selten. Etwas härter wird die Nummer nun, wenn man erwähnt, dass auch Frauen immer mal wieder von anderen Frauen vergewaltigt werden. Also selbst bei der Vergewaltigung einer Frau ist nicht automatisch die Täterrolle für einen Mann reserviert. Schier unerträglich wird es dann für manche, wenn man auf die Tatsache verweist, dass auch Männer von Frauen vergewaltigt werden.
Doch warum wird das von vielen als solch Humbug empfunden. Frauen sind doch schwächer als Männer, wie können die dann einen Mann vergewaltigen? Komisch. Handelt es sich dabei nicht um eines der Klischees der sozialen Konventionen, welches unter anderem der Feminismus abzubauen gedenkt. Warum wird es ausgerechnet in diesem Fall so rege am Leben erhalten? Und als Antwort: es soll auch so etwas wie Drogen geben, dank derer selbst eine Lil Kim ohne weiteres einen Hulk Hogan überwältigen könnte. Einmal ins Getränk gemischt, ein paar Minuten warten und fertig ist die Kiste.
Naja, aber wir wissen ja alle: wenn sein Lümmel steht, dann hat er es ja schließlich auch gewollt. Jeder der jetzt bei diesem Satz entweder mit der Schulter zuckt oder grinst, sollte sich mal selbst hinterfragen, warum man immer derart empört steilgeht, wenn genau dieselbe Argumentationsstruktur von mutmaßlichen männlichen Vergewaltigern vorgebracht wird, wenn sie versuchen, ihre Tat als einvernehmlichen Geschlechtsakt darzustellen, es aber irgendwie einleuchtend findet, wenn man im umgekehrten Fall so etwas propagiert.
Ich gebe zu, dass es schwer ist, hier an valide Zahlen zu kommen, was auch daran liegt, dass die Zahlen der Kriminalstatistik sich über die Jahre permanent erhöhen, weil die Strafverfolgung mittlerweile lernt, vorurteilsfreier an dieses immer noch Tabuthema ranzugehen. Es ist unfassbar, aber es gibt immer noch zahlreiche Richter, die es als schier unmöglich betrachten, dass eine Frau einen Mann vergewaltigen kann, womit ein Fall, sofern er überhaupt zur Anzeige kommt (die Kriminalwissenschaft geht bei Vergewaltigungen von Männern sowie häuslicher Gewalt gegen Männer von einer erdrückend höheren Dunkelziffer aus als bei gleichen Straftaten gegen Frauen, auch hierbei sind die alten, über Jahrtausende eingeübten Stigmata sozialer Konventionen Hauptschuldige), spätestens vor einem solch konservativ eingestellten Richter scheitert.
Auch die Zahlen zu der von dir angeschnittenen „Vergewaltigung von Kindern“, welche strafrechtlich als sexueller Missbrauch Minderjähriger verfolgt werden, sind in Bezug auf weibliche Täterschaft nicht sonderlich sicher und handfest. Auch sie haben sich in den letzten fünfzehn Jahren massiv erhöht. Die jüngste mir bekannte Kriminalstatistik nennt eine Zahl von etwa 10 %. Nur zum Vergleich: zehn Jahre zuvor ging man noch von 2,3 % aus. Opferhilfevereine schätzen die Häufigkeit weiblicher Täterschaft bei sexuellem Missbrauch auf 13 % bis hin zu sogar 25 %. Wie gesagt: schwer da an valide Zahlen zu kommen. Gemeinsam ist den Zahlen lediglich eine ansteigende Tendenz, was nicht daran liegt, dass Frauen heutzutage immer krimineller werden, sondern dass (und darum sollte eigentlich jeder, egal wie feministisch er eingestellt ist, diese Zahlen als positiv begreifen) die Strafverfolgung sich langsam von alten Zöpfen bloßer gesellschaftlicher Klischees befreit und unvoreingenommener an die Aufklärung derlei Verbrechen geht.
Wer mir jetzt kommt mit „reden kann jeder, wo sind deine Fakten?“, dem kann ich nur sagen: googlen fällt nicht schwer. Suche einfach mal nach „Vergewaltigung von Männern durch Frauen“ oder „sexueller Missbrauch durch Frauen“ und klick dich durch die Links. Hab echt keinen Bock, das hier jetzt alles noch einmal rauszusuchen. Eh so eine Unart in Internetdiskussionen, dass kein Argument zählt, welches nicht im Anhang mit zwanzig Links untermauert wird, obwohl eigentlich jeder die Möglichkeit hätte, sich mal selbst schlau zu machen. Und hängt man Links an, wird dann in der Regel nur die Glaubwürdigkeit der Quellen in Frage gestellt, nicht selten ohne diese überhaupt einmal einigermaßen vorurteilsfrei gelesen zu haben…
Danke an jeden, der sich durch diese Wall of Text gekämpft hat, und noch mehr Dank an jeden, der bereit ist, auch infolge dessen sachlich zu diskutieren und sich jegliche Totschlagargumente verkneift.
Ach und Armin: Falls du meinst, ich würde auch hier wieder nur ein Übel mit dem anderen aufwiegen wollen (weiß ehrlich nicht, wo du meinst, dass ich dies gezielt getan habe), dann tu dies ruhig. Mir ist schon in vielen Diskussionen, die ich und andere mit dir geführt haben, aufgefallen, dass du leider jegliche Fähigkeit zum Textverständnis und vor allem zur Differenzierung vermissen lässt und man meist irgendwann glaubt, es nicht mit einem Diskutanten aus Fleisch und Blut, sondern lediglich mit einem schlecht programmierten Trollbot zu tun zu haben. Hiermit übrigens mein Ratschlag an alle anderen im Thread: lasst seine Provokationen einfach links liegen. Ist eh vergebene Liebesmüh.