MolyHoly hat geschrieben:Wo ist das Problem? Solange man kein 56k Modem nutzt, ist das doch völlig egal. Internet gehört heute genaso zu jeden Haushalt wie Wasser und Strom.
Tja. Klingt nett so auf dem Papier. Hier mal ein Artikel aus der Lokalzeitung meines Herkunftslandkreises in der östlichen Oberlausitz. Und wer mir jetzt mit "Provinz" kommt: Halle/Saale. Über 200.000 Einwohner, zwei Universitäten davon eine mit Kunstschwerpunkt. In weiten Teilen der Innenstadt bis heute kein DSL.
Mittwoch, 3. August 2011
(Sächsische Zeitung)
Schnelles Internet lässt auf sich warten
Von G. Wandt und T. Christmann
Im Nachbarlandkreis Bautzen herrscht Aufbruchstimmung, zwischen Weißwasser und Oybin klemmt es nach wie vor: Das schnelle Internet schleicht durch die Region. Während der Kreis Bautzen jetzt 14 Millionen Euro investiert, um auch Dörfer ans Netz anzuschließen, müht sich im Kreis Görlitz jede Gemeinde einzeln – mit unterschiedlichem Erfolg.
Was passiert zurzeit überhaupt in Sachen schnelles Internet?
Wenig. Lediglich in Dittersbach und Schönau-Berzdorf auf dem Eigen werden derzeit die so dringend erwarteten Kabel für schnelle Internetverbindungen verlegt. Bereits nächstes Jahr sollen die Orte am Netz sein. In Mücka, Hohendubrau, Quitzdorf am See, Waldhufen, Neißeaue und Schöpstal sind die Bedarfsermittlungen abgeschlossen, in Beiersdorf, Kodersdorf und Görlitz laufen sie noch. Rothenburg trägt sich mit dem Gedanken, den Bedarf ermitteln zu lassen, dessen Bestätigung die Voraussetzung für Fördermittel ist. Andere Kommunen sind ausreichend versorgt, verfügen nicht über nötige Eigenmittel oder hoffen auf Funklösungen.
Wann hilft neue Funktechnik, weiße Flecken zu radieren?
Das ist offen. Im Kreis Bautzen baut Vodafone LTE-Funkantennen auf. Die könnte auch Görlitz nützen – doch die Staatsgrenzen stoppen die Ausbaupläne. „Ein Vodafone-Vertreter ist bereits im Landratsamt gewesen“, sagt Bernd Hartwig, der im Landkreis für die Entwicklung des Internets zuständig ist. Doch der fürchtete Schwierigkeiten, wenn deutsche Funkwellen auf polnisches oder tschechisches Gebiet strahlen. Dieses Problem bestätigt eine Vodafone-Sprecherin. Grund: Die Frequenzen, auf denen sie in Deutschland funken, werden in den Nachbarländern für die terrestrische Ausstrahlung digitaler Fernsehsignale genutzt. Störungen sind die Folge. Solange diese weiter genutzt würden, sei kein LTE-Ausbau von Vodafone in der Region zu erwarten. Deswegen setzt auch das Landratsamt vorläufig nicht auf die neue Technik: Sie wird keinesfalls als Flächenlösung angesehen, sondern wirkt nur in Einzelfällen, heißt es in einem Schreiben des Kreises an die Kommunen.
Was tun die Behörden, um das Problem zu lösen?
Mehr als Koordinieren ist zurzeit nicht drin. Während der Kreis Bautzen den Breitbandausbau zentral steuert, hat sich Görlitz dagegen entschieden. Es fehlt das Geld. Zwar zieht der Kreis das Zwischenfazit, dass die Region als stark unterversorgt einzustufen ist, an der Entscheidung ändert das nichts. Schließlich wird der Kreishaushalt 2012 voraussichtlich nicht besser aussehen. Der Freistaat blickt indes auf die nächste DSL-Generation: Laut Wirtschaftsministerium werden Ende 2011 mehr als 96 Prozent der Haushalte mit DSL versorgt sein. Danach sei geplant, schnellere Techniken zu unterstützen.
Werden Vodafone oder Telekom von selbst aktiv?
Das ist nicht in größerem Umfang zu erwarten. Speziell in Sachsen gibt es mehrere Landkreise, die zentral Aufträge an diese Firmen vergeben. Sie werden den Netzausbau also dort konzentrieren. Landratsamtsmitarbeiter Bernd Hartwig schätzt zudem, dass die Firmen weiter darauf setzen, dass Kommunen Fördermittel herbeischaffen.
Welche Alternativen gibt es in der Region?
In 35 Ortsteilen sind dem Landratsamt inzwischen lokale Initiativen bekannt, die Internet per Funk verbreiten. Stefan Bunzel ist einer der privaten Anbieter. Seit 2006 baut er sein Funk-Netz unter dem Namen Wispol aus. Mittlerweile versorgt er in Markersdorf samt Ortsteilen und Diehsa 285 Kunden per Richtfunkstrecken mit schnellem Internet. In den Nachbarorten von Diehsa seien weitere Vorhaben geplant. Vor LTE hat Bunzel keine Angst, Dank des 30-Kilometer-Gürtels entlang der deutsch-polnischen Grenze, in dem die Technik derzeit nicht betrieben werden dürfe. Zudem stecke sie noch in den Kinderschuhen. Versprochene Datenraten würden nicht erreicht, weil sich mehrere Teilnehmer eine LTE-Station teilen. Das W-DSL hingegen sei erprobt. Hier gebe es auch keine Begrenzungen bei Zeit oder Datenmengen.