Wie wahr. Hinzu kommt noch die Denkweise, dass Computerspiele etwas tendenziell Bedrohliches für diese Zielgruppe der Kinder sind, so dass sie erst "durchpädagogisiert" und damit domestiziert und gezähmt werden müssen, damit sie überhaupt einen Wert und eine Daseinsberechtigung erhalten. Von reinen Erwachsenentiteln, die wie in jedem anderen etablietren Genre eine absolute Berechtigung haben, weit und breit keine Rede. Dieses Statement des CDU-Spechers lässt allein durch die ganz bewusst gewählte Formulierung Rückschlüsse auf den Stellenwert und die Akzeptanz des Mediums in Teilen (insb. in den wertkonservativen und älteren Teilen) der Gesellschaft zu, das nach wie vor von unterschwelliger Skepsis, Misstrauen und Befremden geprägt ist. Allein wie erschreckend unreflektiert, undifferenziert und sachlich falsch hier mit dem Begriff "Killerspiel" umgegangen wird, wie von "Toleranz“ (!) gegenüber „derartigen“ (=abartigen) Spielen und ihren Nutzern gesprochen wird, wie in diesem Zusammenhang ernsthaft und ohne sich dabei im geringsten lächerlich vorzukommen Art.1 des Grundgesetzes zitiert wird. Schön, wenn die Spielewelt so Schwarz und Weiß ist, dass wir sauber zwischen "wertvollen" und "wertlosen", "sinnvollen" und "sinnlosen", "förderlichen" und "schädlichen" Spielen unterscheiden können. Auch sowas zeigt, wie sehr das Medium noch in den vielzitierten Kinderschuhen steckt.Caphalor hat geschrieben:Tja was soll man sagen - die CDU hat recht dass Crysis 2 kein allzu pädagogisch wertvolles Spiel ist.
Der eigentliche Skandal ist vielmehr die Richtlinie selbst, dass der deutsche Computerspielpreis an pädagogisch wertvolle Spiele verliehen werden soll. Nicht der deutsche Kinder und Jugend Computerspielpreis, sondern der deutsche Computerspielpreis. Dahinter steckt eine Geisteshaltung wie sie vermutlich die Mehrheit der Bürger teilt: Computerspiele sind ausschließlich was für Kinder. Wie tief dieses Bewusstsein verankert ist deprimiert mich persönlich schon etwas.
@boesor: Du untertreibst gehörig. Ok, vielleicht ein legitimer Ausgleich zu manch überzogenen CDU-Politiker-sind-scheiße-Gebashe
. Aber ginge es hier nur um eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Spiel und den Jury-Kriterien, hätte man auf die zahlreichen tendenziösen Formulierungen problemlos verzichten können. Das Statement wäre aus diskursanalytischer Sicht geradezu ein Paradebeispiel für eindimensionale, politisch gefärbte Meinungsmache. Der Begriff „Killerspiele“ ist von daher auch alles andere als zufällig genau so gewählt und erfüllt eine bewusste und kalkulierte Funktion, die sicherlich nicht in einer rein sachlichen Begründung zu suchen ist.
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