Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

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Nuracus
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Nuracus »

Das ist mir zu simpel. Interaktivität ist der gewohnte Hauptaspekt, und früher "gab es halt nichts anderes".
Heute sind Spiele mehr, viel mehr als das. Klar gibt es heute Spiele mit extrem viel Interaktionsmöglichkeiten und starker Gameplayausprägung. Dann wiederum gibt es sowas wie Dear Esther und Gone Home.

Was macht ein Buch aus? Ja man liest es und gut.
Nein! Ihr kennt doch sicher alle diese Bücher (und Comics), wo man ein Kapitel liest und dann vor die Wahl gestellt wird: Soll der Held sich für Abzweigung A entscheiden? Dann lies weiter im nächsten Kapitel. Soll der Held sich für Abzweigung B entscheiden? Dann blättere weiter bis Seite 80!
Ist das schon ein "Spiel", oder ein Buch/Comic mit Interaktion?

Grenzen können fließen, und heute haben wir schon sowas wie Quantum Break. War als Spiel jetzt nicht die größte Offenbarung, aber HEY.
Es läuft eine "Fernsehserie" im Hintergrund, und mit unserem Spielen beeinflussen wir, wie es weitergeht (na klar ist das im Endeffekt nichts anderes als erweiterte Cutscenes, dennoch aber ein mutiger Schritt).


Für mich sind Spiele in dem Moment aus den Kinderschuhen entwachsen, als sie es geschafft haben, mich durch ihre Geschichte und Charaktere emotional zu berühren (Valkyria Chronicles, The Last of Us ...).
CritsJumper
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von CritsJumper »

Erwachsen wurden die Spiele zumindest bei mir irgendwo in der ersten Playstation Zeit. Gut die Playstation war zwar immer schon eher eine Konsole für jugendliche und junge Erwachsene aber zum Beispiel Resident Evil und Silent Hill bot noch ein weit Umfangreicheres Erlebnis als die pure Gewaltdarstellung.

Doch Blickt man heute zurück haben diese Spiele zwar einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, sind aber relativ schlecht gealtert und spätere Spiele konnten mehr Spannung und ein bequemeres Gamplay bieten. The Walking Dead hat zwar weniger Technik geboten und sich glaube ich auch viel stärker an die gleichnamige TV-Serie/Comic orientiert bieten aber trotzdem einen Mehrwert, wenn auch nicht direkt die Spielmechanik im Vordergrund steht aber man kann schon behaupten das das Walking Dead Game, etwas besitzt was so weder im Film noch im Comic funktioniert hätte. Das selbe wohl auch wenn ich an Final Fantasy 7 denke.

Ich denke auf jeden Fall ist die größere Spielgruppe dafür verantwortlich das Spiele immer mehr wie Filme werden und somit auch mehr Geld in die Handlung und Darstelltung gesteckt wird. Bioshock, Falloutund Tomb Raider aber auch die letzten Games von Rockstar sind definitiv Titel die eine Geschichte viel intensiver erzählen oder ein einzigartiges Erlebnis bieten, ich weiß nicht ob es an dem Budget liegt wie viel Arbeit in jeden einzelnen Bereich gesteckt wird oder daran das die Zielgruppe auch an die 18 bis 40 Jährigen richtet. Aber es hat sich definitiv etwas getan.

Nebenbei, obwohl ich halt Ubisoft mag, finde ich die Assassins Creed reihe ziemlich interessant zu spielen, aber erwachsen fühlen sich die Titel für mich da doch nicht an. Wahrscheinlich weil zumindest bei mir nicht immer die Illusion so perfekt zündet, was meistens daran liegt das die Story doch nicht so gut erzählt ist oder nach längerem Spielen die Illusion in die man eintaucht zerplatzt. Das selbe hatte ich auch bei Watchdogs. Infamous Second Son oder ein Half Life hingegen konnte mich viel länger in dieser Traumwelt halten. Auch die ersten Runden Call of Duty, welche zwar geskriped waren wie verrückt, so war das erste mal Spielen ein Wahnsinns Erlebnis. Zerplatzt dann aber die Magie, war es das mit dem Eintauchen, auch bei späteren Titeln, zumindest für mich. Gut möglich das junge Spieler das noch ganz anders Wahrnehmen und deswegen so unheimlich auf diese Videospielreihe abfahren.

The Last of us habe ich halt als etwas besonders empfunden ich konnte aber auch richtig in die Welt eintauchen und träumte davon durch diese Apokalypse zu wandern und selber nach Nahrung oder Verbündeten suchen zu müssen. Aber das überschnitt sich generell mit der Zombi-Apokalypsen-Phasen und da schlägt auch ein wenig The Division mit seiner Endzeit-Theorie rein. Doch genau genommen hatte mich die Story von The Devision enttäuscht, da war Fallout von der Stimmung her bedrohlicher, hatte es aber dann verbockt spielerische Konsequenzen fühlbar zu machen.. also abgesehen von Monstern die es auf mich abgesehen haben.

Life is Strange fand ich noch mal richtig gut, aber da muss man sich auch auf die Story und das Art-Design einlassen. Ist aber auch eher ein Spiel das sich an Jugendliche richtet. Dennoch, das es diverse Probleme anspricht macht das Spiel ziemlich erwachsen.

@Nuracus
Wo du diese Sportspiele wie Fifa ansprichst, das hat in der Tat dazu geführt das Fussball auch mal ein umfangreicheres Hobby wurde, genau wie Basketball spielen. Ist aber auch immer mehr den Mitspielern geschuldet, aber Videospiele können hier schon der Grund sein neugierig für bestimmte Bereiche zu werden. Ähnlich wie Civilisation oder ein Anno... aber ganz ganz viel geträumt habe ich auch bei Star Wars/Wing Commander oder spielen wie Elite. Das klingt jetzt wahrscheinlich blöd.. aber die heutige Jugend hat doch keine "Since Fiction" Visionen mehr wie die 1960 bis 1990 Jahrgänge.. aber da frage ich mich auch immer ob sich etwas wie Star Trek etablieren könnte. Gut es gibt jetzt auch Fernseh-Serien, aber laden die zum Träumen ein? Viele wachsen mit der Wahrheit auf das die Welt rund ist, aber so wirklich verstehen... welcher Paradigmenwechsel damit kam.. hm. Ich muss wieder an No Mens Sky denken und einige Online-MMOs die ja auch eine ganz eigene Vorstellung und Welt aufgebaut haben, aber die sind auch wieder ein wenig strange... und folgen ihren ganz eigenen Gesetzten. Wie auch dem ich müsste mir mal wieder ein Fifa kaufen. :D
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Temeter 
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Temeter  »

Btw, Resident Evil und Silent Hill sind gute Beispiele für das, was ich meine. Horrospiele haben generell schon immer Versucht, eine Brücke vom Theme über das Gameplay, die Welt und Charachtere herzustellen. Auch die Spielsysteme, das Gameplay an sich war allein daran ausgerichtet, mit allem anderen zu harmonieren.


Und ein Punkt abseits meiner eigentlichen Argumentation: Trotzdem muss bei Spielen das Gameplay an sich immer noch eingeordnet werden, und auch die Dynamik eines Dooms, die Gefechte wie einen Tanz mit den Feinden wirken lassen, haben etwas sehr konkretes und tiefgründiges, genauso wie ein Counterstrike, welches sich über Jahrzehnte hält.
Das einfach abzutun, 'weil es nur ein Spiel ist', ist ein bischen feige. Muss ja kein Meisterwerk sein, aber das Design dieser Spiele und das entstehende Gameplay, welches jeder Spieler einzigartig zelebriert, hat einen Wert als Kunst. Die Frage bleibt nur, welchen.
Dieses kleine Video erläutert das ganz gut:
https://www.youtube.com/watch?v=yuOObGjCA7Q
Nuracus hat geschrieben:Grenzen können fließen, und heute haben wir schon sowas wie Quantum Break. War als Spiel jetzt nicht die größte Offenbarung, aber HEY.
Es läuft eine "Fernsehserie" im Hintergrund, und mit unserem Spielen beeinflussen wir, wie es weitergeht (na klar ist das im Endeffekt nichts anderes als erweiterte Cutscenes, dennoch aber ein mutiger Schritt).


Für mich sind Spiele in dem Moment aus den Kinderschuhen entwachsen, als sie es geschafft haben, mich durch ihre Geschichte und Charaktere emotional zu berühren (Valkyria Chronicles, The Last of Us ...).
Gerade hier bin ich absolut anderer Meinung. Verglichen mit hochwertigen Filmen ist die Geschichte von Last of Us reinster Mist, ganz zu schweigen von der erzäglerischen Katastrophe namens Quantum Break. Das ist wenig mehr als der klägliche Versuch, Filme nachzuahmen.

Da geben ich gern dieses Beispiel, wo Filmkritiker mal Order 1886 außeinandernehmen:
https://www.youtube.com/watch?v=vG0zJ89Fv8c
Mag nicht das beste Spiel sein, allerdings weißt es doch dieselben Macken auf, wie es viele andere 'cinematische' Spiele tun. Nicht das der Vergleich mit dem Kino heutzutage auf wertvolle Kunst hindeuten würde, schaut man sich den Großteil des Hollywood-Schrotts an.

Um auf meine Sicht zu den Spiele zurückzukommen, ich rede nicht einfach davon, dass künstliche Entscheidungen a la 'Wähle Ending 1/2/3' oder ein Bioware-Dialogsystem sonderlich tiefgründig wären. Im Gegenteil, ich meine die subtilen Faktoren, über die du normal gar nicht nachdenkst, über das Zusammenspiel von Gameplay und Welt, wie eins das andere stärkt.
Grob ausgedrückt, aber da kommen eigentlich die intensivsten Erfahrungen her. Dagegen ist auch ein TLOU mehr Blender, weil es eben als Spiel seine Schwächen verbergen kann und nur generischen Designtrends folgt, als dass es wirklich ein ambitioniertes Projekt darstellt.
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bnaked
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von bnaked »

Dark Souls hat nichts mit Kunst zu tun, vereinzelte Elemente wie das Art-Design usw. sind Kunst, nicht doch aber das Spiel an sich, bei dem es um Herausforderung, Spielspaß, Gewinner und Verlierer geht, es ist eben ein "Spiel" wie es im Buche steht, es ist wie Monopoly, Fussball oder Twister, ein Spiel an sich hat nichts mit Kunst zu tun, ein interaktives Erlebnis muss im Kern schon Kunst sein, um so betitelt zu werden, da geht es dann nur ums Erlebnis an sich, es geht um die Vision des Game-Directors und was er uns mit dem Erlebnis mitteilen möchte. Dark Souls ist so weit weg von Kunst wie Rocket League, es ist aber quasi eines der besten Spiele überhaupt, da es genau die Stärken eines klassischen Spiels besitzt.

Spiel =/= Kunst. Deshalb ist der Name Video-"Spiel" komplett veraltet, weil es bereits Erlebnisse gibt, die mehr sind als ein Spiel, die uns eine wertvolle Geschichte bieten oder ein künstlerisch bedeutendes Erlebnis mit Tiefe, welches umfassende Interpretationen ermöglicht. Von letzteren gibt es noch nicht all zu viel, aber Journey ist wirklich bisher das überragende interaktive Kunstwerk, welches wenn überhaupt als Citizen Kane gelten darf.
Der Grund liegt darin, dass es Journey als erster Titel geschafft hat, dass selbst das Gameplay versinnbildlicht werden konnte. Journey an sich ist das tiefste interaktivste Erlebnis, welches es gibt, es ist ein in sich schlüssiges Gesamtgefüge, absolut alles in dem Spiel ist eine Metapher für etwas, was das Leben betrifft. Der Titel alleine. Journey ist das Leben! Bei der Geburt beginnt es, man muss sich erst zurecht finden, der Instinkt leitet einen, man lernt die Sprache zu gebrauchen mit diesen Lauten usw., alles ist fröhlich und man hat Spaß und es wird rasant und es sind fröhliche Farben, plötzlich aber beginnt der Ernst des Lebens und es wird düster, erste Hürden müssen überwunden werden in Form von den diesen gefährlichen Wesen, man lernt Mitmenschen kennen, mit denen man durchs Leben schreitet, an wem auch immer man da denkt. So geht es immer weiter und am Ende schließlich der Tod und der Aufstieg der Seele in den Himmel.

Journey ist eines dieser Meisterwerke, die komplett unterschätzt werden, es wurde wegen der emotionalen Reise hoch bewertet, nicht aber wegen den wahren künstlerischen Werten, es wurde in fast keinem Review interpretiert wie es ein Kritiker der Literatur oder ein renomierter Filmkritiker getan hätte.
Die Frage hier ist, wann Games erwachsen geworden sind, aber da liegt schon der Fehler. Sie sind noch lange nicht erwachsen! Erwachsen sind "Games", wenn sie als Kunst gereift sind. Da dieser Fortschritt nur sehr langsam von statten geht, hat auch bisher kaum jemand diese Tiefe von Journey erkannt oder sich damit auseinandergesetzt. Das selbe gilt für viele der Walking-Simulatoren, die teilweise echt viel Tiefe zu bieten haben, die sie als Kunstwerke relevant macht. Erst wenn "Games" als Kunst gereift sind, werden sich viele Kritiker zurückerinnern und die ganzen alten ersten kunstvollen Erlebnisse rauskramen, werden dann nach den herschenden Kriterien beurteilt und werden eventuell gefeiert, so wie viele Stummfilm-Meisterwerke eben auch erst später wiederentdeckt und gefeiert wurden.

In dem Zeit.de-Artikel hier wird TLoU und alles andere ziemlich schlecht gemacht, aber der Autor versteht nicht, dass interaktive Erlebnisse eine eigene Sprache sprechen, die sich aber eben immer noch entwickelt. Es geht ihm ja um Geschichten, die erzählt werden, nur Literatur wie auch Film waren nunmal schon viel weiter, als Krieg und Frieden entstand oder Citizen Kane. Man muss dieses interaktive Medium für sich betrachten und den Fortschritt innerhalb dessen beurteilen. Klar gibt es Filme mit noch viel stärkeren Charakteren als Joel und Ellie, aber vor Citizen Kane gab es auch schon stärkere Charaktere und Geschichten in der Literatur, sogar in Filmen selber. Es geht in Citizen Kane um die Sprache des Films, es geht darum, WIE Orson Welles alles umgesetzt hat, all die Techniken, es ist eine Art Filmschule, DAS war so großartig, nicht die Geschichte an sich, die war zwar auch top aber deshalb wird der Film nicht so angeprisen.

Innerhalb des Mediums war TLoU ein riesen Sprung in Sachen Charaktere und Story-Telling. Die Geschichte handelt nicht, wie vom Zeit.de-Autor geschrieben, von der Zombi-Apocalypse, die Geschichte erzählt, wie Joel und Ellie eine Entwicklung durchmachen und zueinander finden. Im Kern stehen Joel und Ellie, es ist eine Story wie eines kleinen Cannes-Films, nur verpackt in einem apokalyptischen Szenario. Dazu kam, dass TLoU eine Sprache des Erzählens nutzte, die absolut fortschrittlich ist, also ähnlich wie Citizen Kane es für den Film tat.
Interaktives Story-Telling funkitioniert mit dem Satz: Gameplay = Story. Wenne eine Story bestmöglich erzählt werden will, MUSS man diesem Grundsatz nachgehen, ich meine, zumindest anstreben. Der TLoU-DLC "Left Behind" ist auf dem Gebiet bisher der größte Triumpf! Ein Beispiel ist, wie Ellie und Riley dort im Supermarkt mit Wasser-Pistolen spielen. Die Grenzen zwischen Spiel und Story verwischen dort komplett, man spielt dort wahrlich die Story, das Gameplay = die Story, in einem Film hätten es die Charaktere auch so gemacht, nur hier wurde es interaktiv erzählt, das selbe gilt für die anderen Spielereien im Supermarkt.
Diese Momente, die es in TLoU und Left Behind gibt, sind extrem schwer zu integrieren, das Gameplay muss halt stets zur Story passen und die Story muss stets im Gameplay verankert sein, es muss alles miteinander harmonieren und Sinn ergeben. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob es möglich ist, ein ganzes interaktives Erlebnis so zu gestalten, dass alles ineinander Sinn ergibt von Anfang bis zum Ende. Naja, ich frage mich hier gerade sowas, aber da muss ich gleich wieder an Jounrey denken, welches dieses Ziel längst erreicht hat, weshalb es im Prinzip das bisher wertvollste interaktive Erlebnis darstellt, auch wenn es (noch) keiner wahrhaben will.
Nur Journey verhält sich da etwas anders, da es keine klassische Geschichte erzählt. Eine klassische Geschichte zu erzählen ist eben nur eine Art für ein interaktives Erlebnis. Es gibt viele unterschiedliche Wege, demnächst zum Beispiel der nächste große Meilenstein mit No Mans Sky, eine vollkommen neue Art, ein vollkommen neues Erlebnis entsteht. Filme sind meist linear oder folgen einer strikten Story, viele Leute wissen gar nicht, wieviel mehr ein Film sein kann, das geht schon los bei Jean-Luc Godard, über Antonioni bis hin zu Tati und Luis Bunuel. Gerade Godard hat mit den Konventionen gebrochen, diese Radikalität benötigen wir auch in "Games", wir brauchen unbedingt diese Pioniere wie David Cage oder Sean Murray, die Neuland betreten und neue Wege aufzeigen, auch so wird das Medium immer erwachsener, indem es erweitert wird, indem es quasi erforscht wird. Einige hatten vielleicht gedacht, dass da nicht mehr viel kommen wird, trotzdem kommt jetzt No Mans Sky, wir sind also noch lange nicht am Ende.

TLoU aber wurde deshalb als Citizen Kane verglichen, weil es dort auch um das "WIE" geht, WIE eben alles umgesetzt wurde, zusammen kommt und als Ganzes funktioniert, wie in noch keinem anderen Spiel zuvor, es geht vor allem also ums interaktive Story-Telling, wie bereits erklärt. Citizen Kane war nun ein ziemlich grandioser Film in allen Belangen, während TLoU noch einige Unstimmigkeiten hatte, man weiß einfach, dass es noch viel besser geht. TLoU war eher ein erster großer Vorstoß. Ich würde TLoU also eher nicht als Citizen Kane Moment bezeichnen, aber vielleicht dennoch als Meilenstein, weil es eine Art Wendepunkt darstellt, die Messlatten wurden schlagartig höher gesetzt in Sachen Charaktere und Story-Telling, sie sind nun auf einem Hoch und es wurde bisher nicht übertroffen, aber Entwickler wurden beeinflusst und tun ihr bestes, ebenso gute oder gar bessere Ergebnisse abzuliefern.

Letztendlich aber, um nochmal auf die eigentliche Frage hier zurückzukommen: "Games" sind noch nicht erwachsen geworden, erst wenn mehrere bedeutende Kunstwerke erschaffen werden, sind sie erwachsen geworden, und das ist dann erst die Grundvorraussetzung dafür, dass irgendwann dann mal große Meisterwerke entstehen auf Höhe von Krieg und Frieden, Citizen Kane, Die 9. Sinfonie von Beethoven oder Shakespeares Macbeth.
Die eigentlichen Meisterwerke stehen uns alle noch bevor, alleine, dass es noch keine bedeutenden interaktive Werke gibt, das sagt doch schon alles aus über den derzeitigen Stand der "Games".
Als "Spiele" sind sie bereits sehr fortgeschritten, aber als Kunst sind wir erst ganz am Anfang, vieles wird noch erforscht, und TLoU, Journey, die Walking Simulatoren und einige andere, die ich nun nicht genannt habe, spielen eine große Rolle auf dem Weg dahin, dass "Games" erwachsen werden.

Bei diesem langen Text kann es sein, dass ich manchmal den Überblick verloren habe und dass sich manchmal etwas wiederholt oder leicht widerspricht, sicher ist auch vieles kontrovers, was ich geschrieben habe, aber naja, ihr werdet meine Grundgedanken hoffentlich trotzdem verstehen. ;-)
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Xris
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Xris »

Wann Spiele erwachsen geworden sind? Hab ich was verpasst? Mit zunehmendem Alter fällt mir im Gegenteil auf, das sich die Meisten Spiele eher an ein junges Publikum richten.
In dem Zeit.de-Artikel hier wird TLoU und alles andere ziemlich schlecht gemacht, aber der Autor versteht nicht, dass interaktive Erlebnisse eine eigene Sprache sprechen, die sich aber eben immer noch entwickelt.
Das liegt vll. Auch daran das NG vor Release ziemlich versprochen haben. Unter anderem haben sie kritisiert das es keine Spiele gibt deren Story wirklich tiefe haben und das TLoU diesbezüglich neue Standards setzen wird. Und Grade TLoU hateine sehr schwache Story. Der Plot ist geklaut und im Prinzip wird die ohnehin magere Handlung schon in den ersten Spielstunden aufgelöst. Danach kommt nur noch wenig überraschendes. Interessant ist nur die Interaktion zwischen den beiden Hauptcharakteren.

Mir geht die Entiwcklung etwas zu sehr in Richtung Stoytelling und Interaktion. Die eigentliche Baustelle, nämlich die Story (Erzählung, Geschichte), wurde seit Jahrzehnten nicht mehr weiter entwickelt. Es gibt Spiele aus den 90zigern die bereits weiter waren. Nein nein so wird aus mir kein Storyspieler.
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Mr_v_der_Muehle
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Mr_v_der_Muehle »

Kunst liegt im Auge des Betrachters.

So schlecht würde ich die Story von The Last of Us gar nicht machen. Klar, die Endzeit war schon ein paar mal da. Hier hat man sich doch aber dennoch Gedanken gemacht und die Logik dahinter viel schlüssiger erzählt. (Also kein "Hey, das Virus war auf einmal da, ist ja auch egal wer dahintersteckt, du musst nur möglichst viele von diesen Infizierten ausschalten")

Die Charaktere, Ihre Beziehungen zueinander in dieser Welt, die Reise, die sie zusammen erleben und zusammenwachsen lässt: Alles auf Topniveau inszeniert. Man bleibt bei der Stange, belächelt die Dialoge nicht, sondern hört aufmerksam zu, um weitere Hintergründe zu erfahren. Dazu kommen die glaubwürdig gestalteten Umgebungen, der fantastische Soundtrack und ein recht spaßiges Gameplay. Für mich klar das Spiel der letzten Konsolengeneration.

Pauschal lässt sich halt einfach nicht festmachen, was genau Kunst ist und was nicht. Einem OlliOlli würde ich z. B. auch einen Kunstwert zuschreiben. Keine Story, keine großen Emotionen, dafür ein klasse Design und ein Soundtrack, zu dem man einfach den Kopf nicken muss. Es spricht meine Gefühle sozusagen auch an, nur auf eine andere Art und Weise. Hohokum fällt mir ebenfalls noch als Bsp. in dieser Richtung ein.

Das Story seit Jahren nicht mehr weiter entwickelt wurde, würde ich so nicht unterschreiben. Wobei man sich hier auch die Frage stellen könnte, ob sich so etwas überhaupt entwickeln kann oder soll? Entweder man hat etwas zu sagen oder eben nicht. Wenn nicht, nützen auch keine coolen oder nie dagewesenen Erzählformen.

In einem GTA V kann ich fühlen, wie sich einige Personen ihren Wut über diese Welt von der Seele geschrieben haben. Ich kann mich weder mit Michael, Trevor oder Franklin wirklich identifizieren, helfe diesen Typen aber gern durch eine total verrückt gewordene Welt, die wie ein Spiegel der unseren wirkt.

Letztlich bleibt es aber doch stets eine Einzelfallentscheidung, ob ein Spiel künstlerisch wertvoll für einen ist oder eben nicht.
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Temeter 
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Temeter  »

Mr_v_der_Muehle hat geschrieben:Man bleibt bei der Stange, belächelt die Dialoge nicht, sondern hört aufmerksam zu, um weitere Hintergründe zu erfahren.
Was allerdings rein persönliche Erfahrung ist. ;)

Beleuchtet auch deinen weiteren Punkt, dass es doch sehr auf die Perspektive und Erwartungen ankommt. Leider liest man hier zu oft persönliche Erfahrungen, wo die dann als alleiniges Kriterium eines 'Meisterwerks' glt und jeder mit einer anderen Meinung automatisch falsch liegen muss.

Würde mal sagen, dass gerade bei so einer fast kindlichen Faszination* auch das eigene Einschätzungsvermögen getrübt wird, wie hochwertig ein Spiel, bzw ein Stück Kunst, nun wirklich ist.


*nicht abwertend gemeint. Das akzuptieren, gehört auch zum Erwachsenwerden, in beiderlei Hinsicht. ;)
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Mr_v_der_Muehle
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Mr_v_der_Muehle »

Diese Faszination einsetzen zu lassen, sollte ja eigentlich das Ziel des Studios sein. Wenn mich ein Titel wirklich interessiert, versuche ich möglichst wenig darüber zu erfahren um Details, die vorher in Trailern oder Interviews verraten werden, selbstständig beim Spielen zu finden.

Das hereingesaugt werden funktioniert bei mir dann einfach viel besser. UbiSoft Spiele hätten meiner Meinung nach z. B. viel mehr Potenzial, wenn mir in x Trailern vor Release nicht schon das kleinste Detail auf die Schnitte geschmiert worden wäre. Durch die Interaktivität werden auch seichte Storys intensiver.

Die Interaktivität kann aber auch ein krasser Gegensatz sein. In The Last of Us habe ich vllt. keine 10.000 Menschen mit dem MG umgeholzt, einen beachtlichen (und unrealistischen) Bodycount hat das Spiel aber dennoch.

Es ist immer eine persönliche Erfahrung. Niemand hat die Garantie mit einem Kritikerliebling auch tatsächlich Spaß zu haben bzw. sich davon künstlerisch befriedigt zu fühlen.
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Chibiterasu
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Chibiterasu »

Bis Anfang der 90er habe ich eigentlich nur so genannte Gameplay/Arcade Spiele gespielt. Haben mir verdammt viel Spaß gemacht und spiele ich auch heute noch bzw. wieder gerne. Und bei solchen Spielen brauche ich meistens auch den Versuch nicht da irgendwas reinzudrücken (zb Mario - da kann die Story von mir aus gerne Klischee bleiben).

Ich habe dann aber ab Anfang/Mitte der Neunziger schon recht viele Atmosphäre- und Storyspiele gezockt. Diverse Adventures, Wing Commander, Ultima VII, System Shock etc. Die haben mich eigentlich schon recht früh geprägt.

Leider widerspricht sich gutes, abwechslungsreiches Gameplay und ne intelligente Story häufig. Sich x mal wiederholende Handlungen kann man selten gut in ne Geschichte verpacken. Das sind auch die Dinge, die mich an nem ansonsten sicher guten TLOU stören.
Dann hat man eben meistens sowas wie Walking Dead, Life is Strange oder Heavy Rain - die ich grundsätzlich sehr schätze, aber eben nicht wegen dem Gameplay.

Ich bevorzuge daher meistens eher Atmosphäre-Spiele, wo es ne Rahmenhandlung gibt welche die Bühne für das Spiel bieten aber die Story ansonsten nicht total im Vordergrund steht (meist eher in Zwischensequenzen oder wenn man danach sucht).
Portal, Half Life, System Shock, Thief etc.
CritsJumper
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von CritsJumper »

Also nach dem Generierten No Mens Sky, glaube ich ja das die Zukunft in diesem Genre liegt. Zwar aus ganz einfachem Grund. Wenn jemand mit der Manpower eines TLOU, quasi einen Algorithmus beauftragt den Spieler zu beobachten. Entweder aus Save-Games oder Sozial-Media Postings. Könnte man sehr sehr gut eine Story entwerfen die darauf eingeht. Mit wenigen Handlungsverzweigungen. Drei oder vier in unterschiedliche philosophische Richtungen: Kunst, Mord, Drogen, Politik oder Liebe/Sex. In etwa wie bei Mass Effekt. Aber noch eine Ebene höher und eben mit wirklich guten Knotenpunkten auf welche die Spieler treffen müssen.

Aber ich freue mich halt darüber das in den Spielen schon eine Entwicklung zu sehen ist.
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Xris
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Xris »

Leider widerspricht sich gutes, abwechslungsreiches Gameplay und ne intelligente Story häufig. Sich x mal wiederholende Handlungen kann man selten gut in ne Geschichte verpacken. Das sind auch die Dinge, die mich an nem ansonsten sicher guten TLOU stören.


Iwie denke ich das du TLoU nicht gespielt hast? Abwechslungsreich ist TLoU alleine schon deshalb weil es dir fast immer unterschiedliche Wege zum Ziel bietet.
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Chibiterasu
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Chibiterasu »

Xris hat geschrieben:
Leider widerspricht sich gutes, abwechslungsreiches Gameplay und ne intelligente Story häufig. Sich x mal wiederholende Handlungen kann man selten gut in ne Geschichte verpacken. Das sind auch die Dinge, die mich an nem ansonsten sicher guten TLOU stören.


Iwie denke ich das du TLoU nicht gespielt hast? Abwechslungsreich ist TLoU alleine schon deshalb weil es dir fast immer unterschiedliche Wege zum Ziel bietet.
Hab's gespielt und empfinde ich jetzt nicht ganz so mit den unterschiedlichen Wegen, aber egal.
Wenn man mal wieder nach langem Häuserdurchsuchen (das auch monoton ist, man aber storymäßig sicher eher sinnvoll interpretieren kann) in ein Kampfarena-Gebiet kommt oder Ellie beim Schwimmen hilft bzw. Leitern und Kisten verschiebt wirkt ne Story schnell mal eindimensional für mich.

Ich hätte aber TLOU nicht nennen sollen, es gibt Tausende bessere Beispiele. Ich meinte nur, dass es mich selbst bei einem in der Hinsicht gut inszenierten TLOU auch ein bisserl stört, was die Glaubwürdigkeit der Story angeht.
TLOU ist da ansonsten in Relation sicher auf nem guten Niveau unterwegs.
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Xris
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Xris »

Das Dursuchen der Häuser dient ja dazu Ressourcen wieder aufzufüllen. Und wenn man TLoU nicht grade auf leicht oder Mittel spielt (denn spätestens auf Schwer reagieret die KI deurlich aggressiver, sucht mehr Deckung, entdeckt dich schneller und es liegt weniger Zeug rum) dann ist das auch bitter nötig. Ansonsten ist manchmal auch ein bischen Kopfkino nötig. Um beim durchsuchen leerer Häuser Spaß zu haben. Zumal TLoU diese ruhigen Momente ja auch oft fuer Dialoge unter den beiden Hauptdarstellern nutzt.

Und ja TLoU hat deutliche Schwächen. Die sind auch mir aufgefallen. Mich hat deine Aussage etwas verwundert weil wir einen recht ähnlichen Spielegeschmack haben. TLoU ist in meinen Augen ein Beispiel wie man Spiele die hauptsächlich von der Story getragen werden (von denen ich meist Abstand halte, ich habe weder Mass Effect noch Dragon Ag, noch The Walking Dead etc gespielt)besser machen kann. Aber es eben nur ein Baustein auf dem Weg zum Ziel.

Grundsätzlich finde ich aber das besonders diese Art des Storytellings, welches oft in das Gameplay integriert ist, schon sehr fortschrittlich. Damit bewerte ich nicht die Komplexität der Tiefe, sondern nur das Gerüst.
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Chibiterasu
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Chibiterasu »

Stimmt schon - das Thema Post-Apokalypse mit Ressourcen-Suchen und Infizierten-Wegballern lässt sich in nem Spiel sicher noch am Besten rüberbringen.
Schwieriger wird es halt mit komplexeren Themen. Aber es gibt schon immer mehr gute Beispiele, ich finde halt dass diese Spiele dann TROTZ des Gameplays ne gute Story haben. Man blendet das als Gamer halt irgendwie aus, dass man da schon wieder zum xten mal die gleichen Mechaniken anwendet.
Sowas hat man halt in linearen Medien, welche ihre Geschichte auf 2 Stunden Film oder ein paar hundert Seiten destillieren nicht. Da kann man jegliche Streckung und Ballast über Bord werfen.
tormente
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von tormente »

So 1990 rum.
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