Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

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CritsJumper
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Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von CritsJumper »

Hallo!

Ich wollte in dem Thread einfach fragen, wann euch aufgefallen ist das die Spiele für euch ein Stadium erreicht habe die über den eigentlich Aspekt eines Unterhaltungsmediums hinaus geht. Quasi der Bruch von einer flachen Unterhaltung zu etwas das euch beim Betrachten/Spielen verändert hat?

Wann war der Moment wo ihr staunend vor dem Rechner/Konsole saßt und erst mal ganz tief schlucken musstet. Gespürt habt das nach diesem Spiel die Welt nicht mehr so ist wie zuvor?

Mir fallen hier gleich einige Spiele ein zu denen ich aber erst noch mal die Gedanken genauer zusammen fassen möchten, bevor ich sie mit euch teile. Der Ausarbeitung wegen.

Von mir aus auch gerne ein wenig prämieren, nach Genere, nach Multiplayer oder Singleplayer. Nach Spiele der Kindheit/Jugendlich.. Meilensteine der Technik oder Bewegungsfreiheit... ich denke ihr wisst worauf ich hinaus will.

Grüße, ich freue mich auf eure Texte!
"Ich gewinne aber lieber den Informationskrieg als einen Moralwettstreit." Tara Mcgowan
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Nuracus
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Nuracus »

Es gab bisher noch kein Medium, weder Film noch Spiel, was mich selbst wirklich verändert hat.
Ich glaube, bisher ist es lediglich der Scheibenwelt-Romanreihe gelungen, mich in meiner Persönlichkeit zu beeinflussen - allerdings nur in Verbindung mit meinem Quasi-Onkel, der mich an das Thema rangeführt hat.

Natürlich gab es vielfach Spiele, die mich in meinen Spielevorlieben und Erwartungen an ihnen verändert haben.


Seit ich daddle (Atari 2600 in den 80ern) gehören Sport- und besonders Fußballspiele zu meinen Favoriten. Ich kaufe allerdings bei weitem nicht jedes Jahr.
Anfang der 90er auf dem Mega Drive war European Club Soccer mein erstes, wo ich dachte "Wow, das sieht aus wie im Fernsehen!"
Fifa 95, auch Mega Drive, war mein erstes, wo ich dachte "Wow, das hört sich an wie im Fernsehen!"
Von da an waren es grafische Updates.
Fifa 10 kaufte ich gebraucht für die PS3 und das sollte mein Verständnis von Fußballspielen komplett umkrempeln - denn es hatte den Be a Pro-Modus.
Hierbei spielt man nicht mehr das komplette Team, sondern nur noch einen einzigen Spieler von Anpfiff bis Abpfiff, über mehrere Saisons hinweg. Bis heute ist das mein liebster Spielmodus auch bei anderen Sportspielen (NHL z.B.).

Auch mit der PS3 lernte ich für mich einen großen Wechsel kennen.
Weg von den reinen Gameplay-Spielen, hin zu den Story-Spielen, wo die Geschichte wichtiger ist als eine 100% präzise Hüpfmechanik.
Ein Heavy Rain z.B. bringt mir wesentlich mehr als ein Super Mario.


Nachtrag: Ich glaube, dieser Thread schreit auch danach, The Last of Us zu erwähnen. Also warum nicht schon jetzt?
johndoe1740845
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von johndoe1740845 »

Für mich sind Spiele in dem Moment erwachsen geworden, als sie aufgehört haben nur noch das Gameplay in den Vordergrund zu stellen. Die Arbeit von Sprechern ist heute deutlich niveauvoller als noch vor gut 10 bis 15 Jahren und es werden auch Themen aufgegriffen, die man sich vorher nicht zugetraut hat.

Life is Strange ist trotz einiger holpriger Dialoge ein, für mich tolles Beispiel. Die Kernaussage dreht sich nicht um den Kriminalfall oder die mystische Gabe von Max, sondern um etwas ganz menschliches: Freundschaft und Verlust.
Es dauert ganze fünf Episoden bis Max (und auch der Spieler!) merkt, dass sie loslassen muss und ihre verloren geglaubte Freundin ihre ewige Ruhe finden muss. Sie hat ihre große Liebe verloren und eine Woche mit ihrer besten Freundin gewonnen, an die sich nur Max erinnern kann...

Da hatte ich beim Finale schon einen Kloß im Hals - meine Freundin war da schon zu Tränen gerührt. Selbst die Kontroverse Flughafen-Sequenz aus Modern Warfare 2 hat bei mir keine Emotionen in dieser Form ausgelöst und das war für 2009 schon ziemlich kranker Scheiß! Aber es war kein Zeichen von einen Spiel, welches sich weiterentwickelt hat, es war ein billiger PR-Trick. Damals schossen wenige Wochen vor Release "geleakte" Videos ins Netz und schon wurde wieder über das Spiel gesprochen - billig.

Gleiches, wie für Life is Strange könnte ich für Quantum Break sagen, vor allem im Bezug auf die Rolle von Beth Wilder und ihrer tragischen Geschichte. Hier dürfte Remedy aber wohl mehr in einem - hoffentlich - zweiten Ableger in die Tiefe gehen, da das Spiel schon einen herben Cliffhanger hatte.

Es gäbe sicherlich noch einige Spiele, die mir einfallen würden wenn es um die Entwicklung dieses Mediums geht. Wir sind an einem Punkt, wo verschiedene Typen von Spiel koexistieren können, ohne den Wert des Mediums zu schmälern. Es gibt Platz für billiges Popcornkino, leicht zu konsumierende Titel, als auch Spiele mit einer ernsten Handlung und niveauvoller Erzählweise.

Spiele sind, für mich in dem Moment erwachen geworden, als sie aufhörten nur Nerds anzusprechen und Fantasy-Themen verarbeiteten. Universellere Themen mit einem deutlich besseren Bezugspunkt für alle Altersklassen haben diesen Weg deutlich mehr geebnet, als es z.B. ein Doom oder The Elder Scrolls je hätten schaffen können. Jetzt profitieren aber alle davon, weil man mehr Schichten an Menschen in die Welt des Gamings holt und jeder sein Fleckchen finden, wo er Spaß haben kann.

Bitte nicht falsch verstehen, es gibt immer noch genügend Platz für reine Nerds-Games, aber selbst High-Fantasy-Spiele wie Dragon Age: Inquisition sind deutlich menschlicher geworden als noch vor vielen Jahren. Das gleiche gilt für pure Sci-Fi wie Mass Effect oder auch Halo. Letzteres hatte bereits 2001 für einen Shooter eine tolle Handlung, doch der Fokus auf die Psyche des Master Chief ab Episode 4 gibt der ganzen Sache noch mal neue Würze und macht den Supersoldaten deutlich menschlicher, als es seine Erscheinung vermuten lässt.
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JesusOfCool
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von JesusOfCool »

bvrst hat geschrieben:Für mich sind Spiele in dem Moment erwachsen geworden, als sie aufgehört haben nur noch das Gameplay in den Vordergrund zu stellen. Die Arbeit von Sprechern ist heute deutlich niveauvoller als noch vor gut 10 bis 15 Jahren und es werden auch Themen aufgegriffen, die man sich vorher nicht zugetraut hat.
also das ist doch eine total oberflächliche begründung.
das ist so als würde ich sagen, dass medien nur etwas für kinder waren bevor es filme gegeben hat. ich würde die werke gewisser schriftsteller und philiosophen aber keinesfalls als kinderzeug ansehen.

diese gewissen themen wurden auch früher schon thematisiert, zumindest abseits der spielhallenautomaten. textadventures auf alten computern konnten das auch schon, also müsste man ganz grundsätzlich sagen, dass das irgendwann in den 80ern passiert ist.
ja, die waren schon sehr speziell, auch damals, aber zum mainstream ist das aber bis heute noch nicht geworden. heute zählen eyecandy und krach-boom mehr den je.
klarerweise können spiele mit ihren tollen präsentationsmöglichkeiten viel mehr als damals, aber daran alleine würde ich das echt nicht festmachen.

die viel wichtigere frage für mich ist wann gamer erwachsen werden oder ob sie das überhaupt jemals wirklich tun. :P
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Nuracus
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Nuracus »

JesusOfCool hat geschrieben:
bvrst hat geschrieben:Für mich sind Spiele in dem Moment erwachsen geworden, als sie aufgehört haben nur noch das Gameplay in den Vordergrund zu stellen. Die Arbeit von Sprechern ist heute deutlich niveauvoller als noch vor gut 10 bis 15 Jahren und es werden auch Themen aufgegriffen, die man sich vorher nicht zugetraut hat.
also das ist doch eine total oberflächliche begründung.
das ist so als würde ich sagen, dass medien nur etwas für kinder waren bevor es filme gegeben hat. ich würde die werke gewisser schriftsteller und philiosophen aber keinesfalls als kinderzeug ansehen.
Ich glaube, genau das Gegenteil ist der Fall - die Begründung halte ich für sehr präzise (deckt sie sich auch zu 100% mit meiner).
Es liegt in der Natur des Kindes, spielen zu wollen. Es macht die Augen auf, sieht die Sonne strahlen, sieht den Ball, sieht die Bauklötze ... es will spielen.
Je älter das Kind wird, umso mehr entwickeln sich die Bedürfnisse nach Geschichte.
Reicht dem 1jährigen Kind noch eine Hand voll Bauklötze und eine Kugel, wo man verschiedene Formen durch passende Löcher drücken kann, kommt bald Duplo, Playmobil, Lego. Spielfiguren, verschiedene Thematiken. Ritter, Piraten, Luxusyacht. Star Wars, Ninjago, und und und. Es gibt Fernsehserien und Filme, die Kinder können die Geschichten mittlerweile auch nachspielen. Können sie auch so, mit ihren He-Man-Figuren, Transformers.
Irgendwann verliert sich das. Ein 15jähriger spielt vielleicht noch an seiner Freundin, aber nicht mehr mit seinen Kuscheltieren. Die wiederum hat sich mittlerweile von ihren Barbies und ihrem Spielzeugteeservice getrennt (jaja, dieser Post trieft vor Klischees ... hier ihr Femnazis, die Freundin hat ihre Matchbox-Autos längst an ihre kleine transsexuelle Cousine verscherbelt, um sich neue navyblaue Fußballschuhe zu kaufen).

Dass diese Entwicklung noch weiter voranschreitet, ist doch wohl offensichtlich, oder? Ich mein, welcher Erwachsene spielt noch mit Playmobil oder Lego? Allerhöchstens, um mit dem Sohn zusammen den Sternzerstörer zusammenzubauen (und sich dabei einen Arsch abfreut, wie viel Spaß das macht).

Erwachsene spielen nicht mehr in dem Sinne, auch wenn der Spieltrieb stark verkümmert oder sich in etwas anderes umwandelt, den Unterhaltungstrieb. Oder er wird davon abgelöst.
Der Unterhaltungstrieb wird von verschiedenen Sachen gefüttert. Bücher, Filme, Fernsehsendung, eine ausgiebige Diskussion mit seinen Freunden. Eine Stripperin.


Und dann sind da noch die Spiele.
Es gibt die Gameplay-Spiele (Tetris, Mario ...). Die sind ein bisschen die Bauklötze unter den Games. Und es gibt die Story-Spiele (Heavy Rain, Uncharted ...).
Irgendwann hat man keine Lust mehr auf (nur) Gameplay. Irgendwann will man mehr als "nur" spielen. Man wird erwachsen und will unterhalten werden. Zum Beispiel durch eine ausgiebig inszenierte Geschichte, die in einem Spielekorsett präsentiert wird. Und dann ist es so, wie bvrs es sagt. Oder ich.


Games sind erwachsen geworden, als sie mehr sein wollten als nur Spielzeug.
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JesusOfCool
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von JesusOfCool »

aber mir ist es doch nur um den zeitlichen rahmen und die unterscheidung bzgl. technischen möglichkeiten gegangen.
das ist nicht erst in den letzten 10 bis 15 jahren passiert und synchronsprecher sind meiner meinung nach etwas absolut nicht ausschlaggebendes dafür.
das ganze hat bereits vor etwa 30 jahren stattgefunden, denn auch damals hat es schon spiele gegeben die mehr sein wollten als einfach nur gameplay.
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Nuracus
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Nuracus »

Widerspricht allerdings nicht dem eigentlichen Thema - zumindest wie ich es verstanden habe.
"Wann haben Spiele für euch den Punkt erreicht, wo sie nicht mehr nur unterhalten wollen" - ich formuliere den OP mal um.
Klar ist das bei dem einen 1995, bei dem anderen 2005.
Ich zocke wie gesagt selber seit den späten 80ern mit den frühesten Geräten Atari 2600, Commodore 16+4 und dann Gameboy als nächstem Sprung (gefolgt von Mega Drive, Super NES, Saturn, PS1, längere PC-only-Phase, PS3, PSP, PS Vita, Xbox 360, PS4).
Erwachsen auf dem Papier bin ich seit 2002.

Wann hat ein Spiel mit mir ein anderes Gefühl ausgelöst als "Boah geile Grafik, boah kumma wie viel Blut, woaaaaaaaaah hat das nen Sound, Alter geil wie der springen kann, BAMM kuck dir die megakrasse Kombo an, WAAAAAAAHHH ich sitze im fucking X-Wing!!!!"?

Da denke ich sofort an Heavy Rain, The Last of Us (The Last of Us!!! TLoU!), Valkyria Chronicles.

Denke ich länger nach, fällt mir Wing Commander 4 ein.
johndoe1740845
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von johndoe1740845 »

JesusOfCool hat geschrieben:also das ist doch eine total oberflächliche begründung.
das ist so als würde ich sagen, dass medien nur etwas für kinder waren bevor es filme gegeben hat. ich würde die werke gewisser schriftsteller und philiosophen aber keinesfalls als kinderzeug ansehen.

diese gewissen themen wurden auch früher schon thematisiert, zumindest abseits der spielhallenautomaten. textadventures auf alten computern konnten das auch schon, also müsste man ganz grundsätzlich sagen, dass das irgendwann in den 80ern passiert ist.
ja, die waren schon sehr speziell, auch damals, aber zum mainstream ist das aber bis heute noch nicht geworden. heute zählen eyecandy und krach-boom mehr den je.
klarerweise können spiele mit ihren tollen präsentationsmöglichkeiten viel mehr als damals, aber daran alleine würde ich das echt nicht festmachen.

die viel wichtigere frage für mich ist wann gamer erwachsen werden oder ob sie das überhaupt jemals wirklich tun. :P
Es ist selbstverständlich eine Oberflächliche Feststellung. Dein Vergleich irritiert mich übrigens, da ich den Sprung zwischen literarischen Werken, Kindern und dem verallgemeinernden Begriff "Medien" nicht ganz nachvollziehen kann, aber gut. Ebenso verstehe ich nicht, dass du implizierst, das ich frühe Spiele als Kinderkram abtue. Die (optische) Präsentation war auch kein Thema in meinem Eintrag, sondern mehr der Inhalt der genannten Spiele.

Ich sehe Spiele in der heutigen Form als ein gereifteres Medium, da es nicht mehr reicht ein gutes Gameplay zu haben und Dinge wie Charaktere und Story zu vernachlässigen. Klar, wirkt ein Doom in so einer Zeit durch sein stupides und repetitives Gameplay erfrischend "Old-School", wirkt aber irgendwo auch relativ kindisch in seiner Kernaussage (Soldat -> Monster -> Boom!). Meine Aussage soll dabei aber nicht sein, dass die plumpe Call of Duty-Sommerblockbuster-Story keine Relevanz hat und somit nicht unterhält, sondern ein Teil von einem diversifizierten Medium ist, welches jede Altersgruppe und Zielgruppe anspricht.

Natürlich hat diese Entwicklung nicht erst gestern begonnen, sondern schon vor vielen Jahren. Jetzt sind wir aber an einem Punkt, wo es wirklich relevant wird und auch in den Mainstream einfließt. Das Spektakel mit dem größten optischen Bling hat zwar immer einen Aufmerksamkeitsbonus (auch durch die PR), aber zählt das noch wirklich?

Spiele wie Firewatch, Life is Strange oder The Wolf Among Us sind auch ohne Milliardenumsätze erfolgreich und sprechen eine breite Masse an. Die BioShock-Serie ist doch ein wunderbares Beispiel für niveauvolles Storytelling in einem Triple-A-Spiel mit breitem Publikum, das über gängige Gaming-Foren hinaus geht. (westliche) RPGs sind da mit Sicherheit schon viel weiter, haben aber auch bedingt durch ihr Genre mehr Freiraum in der Gestaltung.

Und zu deinem abschließenden Satz: Ja, Gamer können und werden erwachsen werden, aber wohl nicht alle. Erwachsene, welche sich über Plattformpräferenzen streiten und ein Produkt bzw. Unternehmen "hassen", werden wohl nie eine bestimmte geistige Reife erreichen. Man kann sich über etwas empören und seine Meinung auch kundtun, aber dann doch bitte auf eine gesittete Art und Weise, ohne andere Menschen zu verunglimpfen. Das sehe ich aber nicht nur im Gaming.

Alleine schon das Gejubel und Geschrei bei der E3 ist zum Zähneknirschen peinlich. Ich jubel um ein Produkt zu kaufen? ... Ugh.

Ich mag den Begriff "Gamer" sowieso nicht, da er doch in den letzten Jahren Titel für beschämende Aussagen und Taten wurde und mir dieser Hut nicht so recht passt, was wohl auch an meinen anderen Interessen liegen mag. Aber gut, jetzt ist Schluss mit dem langen Post. :P
johndoe1740845
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von johndoe1740845 »

JesusOfCool hat geschrieben:aber mir ist es doch nur um den zeitlichen rahmen und die unterscheidung bzgl. technischen möglichkeiten gegangen.
das ist nicht erst in den letzten 10 bis 15 jahren passiert und synchronsprecher sind meiner meinung nach etwas absolut nicht ausschlaggebendes dafür.
das ganze hat bereits vor etwa 30 jahren stattgefunden, denn auch damals hat es schon spiele gegeben die mehr sein wollten als einfach nur gameplay.
Deine Fixierung auf den zeitliche Rahmen ist aber ziemlich "nit picky". Was soll ich machen? Mein erste Spiel habe ich 1996 ausgepackt und von dort bin ich ausgegangen, was nicht gegen meinen Eingangspost spricht. Es ist mein Blickpunkt.

Ebenso stehe ich dazu, dass die Synchronarbeit viel dazu beigetragen hat, Spiele als Medium wachsen zu lassen und in ein erwachseneres Umfeld zu bringen. Wäre BioShock Infinite das selbe Spiel, ohne die grandiose Arbeit der (englischen) Sprecherin von Elisabeth? Oder die famose Darstellung (Schauspiel und Stimme) von Troy Baker in The Last of Us, die dem Spiel zusätzliche Tiefe verliehen hat. Die Stimmen sind ein deutlicher Bezugspunkt zu den Charakteren, der Handlung und der Spielwelt, in die der Spieler abtauchen möchte.

Klar, ein einfaches Ton-Sample für ein Mario-Spiel oder ein Announcer für Quake, lässt die Stimmarbeit als unwichtige Addition erscheinen, aber es gibt schon seit vielen Jahren Spiele, die es als effektives Mittel einsetzten um Emotionen besser zu übertragen. Schau dir dafür mal Nier im englischen oder vor allem japanischen an. Wow!
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JesusOfCool
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von JesusOfCool »

Also grundsätzlich reicht es durchaus ein Spiel ohne Charaktere und Story usw. zu machen. Es gibt massenhaft Beispiele für erfolgreiche Spiele, die genau so etwas nicht haben, auch abseits von CoD. Es ist natürlich toll, dass es die anderen auch gibt, und ich kann auch den Wert von Schauspielarbeit erkennen und finde gute Sprachausgabe auch toll, aber was das mit erwachsen werden zu tun hat verstehe ich eben nicht. Die Inhalte auf die es ankommt sind doch die, die darüber transportiert werden. Schau dir nur mal so Spiele wie To The Moon an. Das sieht wie ein SNES Spiel aus, hat keine Sprachausgabe, aber wohl sehr großen Tiefgang (hab ich mir zumindest erzählen lassen, hab es selbst nicht gespielt).

Ich hab halt schon 1989 angefangen und das auf dem C64, wodurch ich auch noch ältere Spiele gut mitbekommen habe, und jetzt mit 32 Jahren spiele ich immer noch gerne Super Mario Bros und Mario Kart, aber ebenso Spiele mit ein bisschen Story wie XCOM und story-basierte Spiele wie zuletzt Divinity Original Sin.

Hab übrigens Nier und The Last of Us im Regal stehen, sind aber beide noch unangetastet.
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Mr_v_der_Muehle
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Mr_v_der_Muehle »

Das Videospiele eine Kunstform darstellen können, war mir eigentlich relativ früh bewusst. Bei mir ging es mit dem Gameboy und dem Atari 500 los.

Spätestens dann, als die erste Gänsehaut bei den massiven Donkey Kong Country Tunes einsetzte war klar: Das ist Kunst.

Der Prototyp für moderne Spiele mit Story, Zwischensequenzen, usw. ist wohl MGS. An diesen Titel erinnere ich mich immer wieder gern, bis dahin gab es nichts, was mich ähnlich gefesselt hat. (Was wohl aber auch meinem zarten Alter lag)

Wirklich Erwachsen sind aber nur die wenigsten Titel. Auch wenns hier hart beschrieben wird, der Artikel nennt viele Wahrheiten: http://www.zeit.de/digital/games/2016-0 ... ntwicklung
http://www.soundcloud.com/coo-music

SPECK TO THE FUTURE, der beste (Gaming-) Podcast:
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johndoe1740845
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von johndoe1740845 »

Ein schöner Artikel, danke dafür. So hart wurde hier dann aber doch nicht abgerechnet. ;)

Das viele Spiele nur eine Kopie des Hollywood-Prinzips sind, dass sieht man auch heute noch deutlich. Ich sehe das als Teil eines Reifeprozesses, auch wenn viele Handlungen und Charaktere dadurch zum Zähneknirschen peinlich sind. Als Medium sehe ich Spiele aber schon als gereift genug, um es als "erwachsen" zu titulieren. Luft nach oben gibt es aber definitiv noch.

Einzig der stete Vergleich mit Büchern und Filmen war wohl auch dem Autoren am Ende nicht mehr ganz geheuer. Aber so ist das halt, man braucht einen bekannten Anhaltspunkt.
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Mr_v_der_Muehle
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Mr_v_der_Muehle »

Fans oder Liebhaber sind oft so schnell beleidigt, da wollte ich bei einem "auch wenn es Kojima nicht wahrhaben will" lieber eine Warnung abgeben. :D
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SPECK TO THE FUTURE, der beste (Gaming-) Podcast:
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Easy Lee
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Easy Lee »

Gerührt hat mich 1997 bereits Final Fantasy VII. Ich habe aber nicht den Anspruch von Games emotional herausgefordert zu werden. Wenn mal was mit Tiefgang dabei ist, bleibt oft eine angenehm prägende Erinnerung an das Erlebnis zurück. Als gelegentliche Würze nehme ich das gerne mit, grundsätzlich geht es mir beim spielen aber vor allem um Spaß, Unterhaltung und Entspannung.
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Temeter 
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Re: Wann genau sind die Games eigentlich erwachsen geworden?

Beitrag von Temeter  »

Mr_v_der_Muehle hat geschrieben:Wirklich Erwachsen sind aber nur die wenigsten Titel. Auch wenns hier hart beschrieben wird, der Artikel nennt viele Wahrheiten: http://www.zeit.de/digital/games/2016-0 ... ntwicklung
Diese Art von Kritik hielt ich immer für albern. Wenn du einfach nur die klassischen, rein literarischen Qualitäten eines Spiels wertest, schätzt du im Grunde nur ab, wie kompetent das Spiel als Buch oder Film wäre.

Das ist es doch, was es im Kern bedeute, wenn ein Medium nicht ernst genommen wird: Es wird an den Erfolgen anderer, etablierter Medien gemessen, anstelle seiner eigenen Qualitäten. Die Hollywood-gestylte Misere im Spielebreich, mit all den Storyzentrierten Spielen, zumeist ohne jegliche literarische Qualitäten, wurde doch gerade dadurch ausgelöst, das man Filmen hinterherrannte, ohne zu überlegen inwiefern das überhaupt in einem Spiel funktioniert.

Interaktivität ist es, was Spiele ausmacht, was sie von anderen Medien unterscheidet und die Stärke, welche sie zur Medienwelt bringen. Und diese Gefühl der Immersion, in manchen Spiele sogar Einflussnahme, und auch das direkte Gameplay für sich selbst sind die Stärke von Spielen als Kunst. Auch das Kampfsystem eines Dark Souls ist eine Kunst für sich, selbst wenn es den meisten Leuten immer noch zu peinlich ist, das zuzugeben, 'weil es doch nur ein Spiel ist'. Was DKs Kämpfe so gut macht ist, dass es ein Spiegel seiner Welt ist - Teil des Gesamtkunstwerks, wenn wir denn so anspruchsvoll sein wollen. Womit wir tatsächlich wieder literarischen Qualitäten nahekommen, jedoch von einer einzigartigen Seite, wie es nur Spiele können.

Was nun das Citizen Kane der Spiele wird, wer weiß? Vielleicht wird es bald kommen, vielleicht hatten wir es auch schon. Citizen Kane wurde auch erst knapp 20 Jahre nach release wirklich so berühmt, dass es bist heute als einer der bedeutsamsten Filme aller Zeiten gezählt wird.
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