Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert und

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Obscura_Nox
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Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert und

Beitrag von Obscura_Nox »

...Atmossphäre. Titel hat nicht ganz reingepasst.

Ich komme mal direkt zur Sache - Es scheint mir das in jedem Genre der Action Anteil mit jedem Jahr größer und stärker wird, selbst in Genres die Action eigentlich nahezu ausschließen sollten - Stealth Action beispielsweise. ( Ich gucke in deine Richtung MGS4 und Splinter Cell )

Es ist eigentlich recht offensichtlich woran das liegt, zumindest meiner Meinung nach. Action verkauft sich gut. Warum? Weil sie meistens schnell zu erreichen ist. Ein paar Explosionen, Knarren und laute Geräusche und schon haben wir stumpfe Action, allgemein bekannt und geliebt als Michael Bay Syndrom. Und das so etwas insbesondere von jüngeren Zockern geschätzt wird, liegt - vermute ich einfach mal frech - daran das die Menschheit darauf steht etwas tolles zu sehen oder zu erreichen, ohne wirklich etwas dafür gemacht zu haben. Man will nicht stundenlang mit der Planung und dem Aufbau eines Charakters in einem Rollenspiel verbringen, um dann nach 70 Stunden endlich das Monsterschwert führen zu können das man von Anfang an wollte, oder einen Overkill Zauberspruch einsetzen zu können. Man will sich nicht an seinen Gegnern vorbeischleichen um einen perfekten Score und damit vielleicht ein spezielles Item freizuschalten, man will einfachs eine M60 nehmen und sich den Weg freischießen, oder das Item direkt als DLC kaufen.


Nennt mich einen Nostalgiker, und auch wenn das ganze etwas elitär und nach dem klassischen "Früher war alles besser" Crap klingt - Früher war das spielen noch etwas anderes, es hatte ein anderes "Gefühl" beim zocken. Vielleicht geht es nur mir so, aber "früher" hatte man mehr Wert auf den Weg zum Ziel gelegt, als auf das eigentliche Ziel selbst. Die Zeit die man mit den Spielfiguren verbracht hat, hat denn Spaß ausgemacht. In Sacred oder Diablo 2 habe ich ewig EXP gefarmt, Items gesammelt bis ich Max Level war und gute Ausrüstung hatte. Und dann als ich Level 99 erreicht habe, war ich zufrieden. Ich hab den ganzen Charakter ohne irgendwelche Tricks auf maximal Level gebracht. Ich hatte danach kein Interesse mehr an PvP, oder noch mehr farmen. Ich wollte nie einfach nur einen Charakter auf ein Level skillen, nur damit ich etwas bestimmtes damit machen kann, und sonst nichts. In vielen Spielen verhält es sich so ähnlich. Man vergisst immer mehr die vermeintlich kleinen Aspekte in einem Spiel - Und versucht sie stattdessen mit noch mehr Action auszubauen. Beschäftige dem Spieler nonstop, gib ihm keine Pause.


Und genau das ist der Fehler...Spiele brauchen genau wie Filme eine Pause zwischendurch. Wenn von Anfang an bis Ende Nonstop Action ist, dann kann sich keine richtige Atmosphäre entfalten...Wenn mir eine Explosion nach der anderen um die Ohren fetzt, wieso soll ich dann die anderen Eindrücke der Spielwelt wahrnehmen? Stattdessen wird man quasi dazu gedrängt das Spiel so schnell wie möglich zu beenden. In Uncharted zum Beispiel, will ich nicht alle 2 Meter etliche Schurken ausschalten. Ich will auch mal 1-2 Stunden nur Klettern und Rätsel lösen. Richtige Rätsel, keine finde 3 Steine und setz sie in die richtigen Formen ein Rätsel, und richtiges Klettern, ohne das ich dass wie in Assassins Creed machen kann ohne hinzusehen. Call of Duty, Killzone..Eigentlich jeder Shooter. Ich will nicht von Anfang bis Ende einen Höhepunkt haben. Und warum? Weil der richtige, finale Höhepunkt dann jegliche Bedeutung verliert. Ich habe schon 10.000 Leute abgeballert. Ich habe schon die halbe Stadt zerbombt. Was hat mir da der letzte Moment des Spiels noch für einen „Woah“ Effekt zu liefern? Ich höre immer man will das Spiel durchspielen…Man will es beenden, fast so damit man es „endlich“ hinter sich hat. Was ist aus „Ich möchte das Spiel spielen“ geworden? Sollte es nicht mehr Sinn machen das Spiel zu genießen solange es noch läuft, und nicht sich darauf zu freuen wenn man das Ziel/Ende erreicht hat? Dann, der Wiederspielwert…Gibt es den heute überhaupt noch? Was ist aus Bonus Kostümen geworden? Artwork? Musik zum freischalten? Cheats zum freischalten, nachdem man etliche Stunden verbracht hat irgendetwas zu sammeln? Oder neue Waffen für das beenden des höchsten Schwierigkeitsgrades? Nichts. Stattdessen bekommt man Trophäen oder Achievements für das sammeln von 102834646 Federn/Orbs/Whatever. Kein Wunder das dass die Spiele keinen Wiederspielwert mehr haben…Ich könnte das ganze noch Seitenweise umschreiben, daher mache ich es mal ganz kurz:


Bin ich der einzige der der Meinung ist, das wenn man für etwas gearbeitet hat / es sich erkämpft hat, es viel schöner und befriedigender ist? Bin ich der einzige der noch Wert auf richtige Atmossphäre, die sich erst entwickeln muss legt? Und, auch wenn ich es hier nicht angesprochen habe, bin ich der einzige der von dem obligatorischen Onlinemode in JEDEM verdammten Game angepisst ist, und einfach nur mal ein gutes Offline Spiel haben möchte?
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KATTAMAKKA
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von KATTAMAKKA »

Nein bist du definitiv nicht :D
Nur die wenigsten die das so sehen wie du ( und meiner wenigkeit) posten hier in Foren.
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Worrelix
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von Worrelix »

Obscura_Nox hat geschrieben:... Was ist aus „Ich möchte das Spiel spielen“ geworden?
Berechtigte Frage.

Vor allem, wenn man sich zB WoW ansieht, wo jetzt das Braufest um eine Woche nach hinten verschoben wird, weil kurz vorher das neue Addon erscheint und der Braufest Boss für das Maximallevel ausgelegt ist.
Also im Klartext: Das Addon erscheint mit Gebieten und Quests für Level 85-90. 10 Tage später findet das Braufest statt, für dessen Boss man Level 90 sein muß. Es ist also vorgesehen, daß man innerhalb von 10 Tagen die Gebiete des Addons durch und das Maximallevel erreicht hat ...
Dann, der Wiederspielwert…Gibt es den heute überhaupt noch?
...
Stattdessen bekommt man Trophäen oder Achievements für das sammeln von 102834646 Federn/Orbs/Whatever. Kein Wunder das dass die Spiele keinen Wiederspielwert mehr haben…
Nun, es kommt ja ganz darauf an was für Achievements es gibt und wie diese eingebunden sind.

Bei Assassin's Creed die Federn zu sammeln war mir auch zu blöd, weil es eine pure Fleißarbeit war. In Batman AA hingegen hab ich alle Riddler Trophäen eingesammelt, weil damit immer oder meistens ein kleines Rätsel verbunden war, wie man da hinkommt. Es fühlte sich bei den einzelnen Trophäen schon so an, daß man was geschafft hat und hat nicht nur eben im Vorbeiklettern 2m nach rechts gelenkt, um die Feder auch noch mitzunehmen.

Achievements machen für mich erst dann Sinn, wenn sie eine andere Spielweise fordern. zB: "Erstelle nur 5 Arbeiter" (und komme mit entsprechend langsamerem Rohstoff Einkommen aus); oder in einem Tower Defense Spiel: "Erstelle nur 10 Türme" oder "verwende keine Geschoßtürme"; "nimm den Gartenzwerg mit"; "Verwende nur Feuerzauber" etc
... richtige Atmosphäre, die sich erst entwickeln muss ...
Da hat Diablo 3 ja den Vogel abgeschossen, indem sie den Höllenfürst Azmodan zu einem Plappermaul machten, bis selbst Spielercharacter und NPCs sagen: "Du hast nichts, wovor ich mich fürchten muss."
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Laner
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von Laner »

Du hast selbstverständlich Recht, aber wie du sicher weißt, gibt es diese besonderen Spiele immernoch.
Spiele wie Dark Souls und Portal 2 sind das Warten wert. Und auch in Zukunft kommen sie wieder. Wenn ich da nur an Bioshock Infinite denke.
Gespielt wird (PS4): Final Fantasy XV, Battlefield 1, Song of the Deep
Gespielt wird (PS3): -
Gespielt wird (Wii U): Xenoblade Chronicles
Gespielt wird (3DS): -

Biggest Hype: Persona 5, Night in the Woods, The Legend of Zelda: Breath of the Wild

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Graufuchs
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von Graufuchs »

Sehr guter Post, bin genau deiner Meinung!
Obscura_Nox hat geschrieben:Man will nicht stundenlang mit der Planung und dem Aufbau eines Charakters in einem Rollenspiel verbringen, um dann nach 70 Stunden endlich das Monsterschwert führen zu können das man von Anfang an wollte, oder einen Overkill Zauberspruch einsetzen zu können.
Ja die meisten möchten dass echt nicht, ich gehöre da definitiv nicht dazu! Mir macht es richtig Spass einen Char weiterzuentwickeln.

Bei manchen Leuten kommt es glaub ich nur darauf an wie schnell sie ein Spiel durchhaben, sorry aber dafür ist mir das Geld auch zu schade. Und wenn ich z.b. einen Shooter in der Kampagne nach ca. 6 Spielstunden durch habe, ist es das Geld auch nicht wert. Denn auf diese ganzen Online Modi kann ich, wie du auch, getrost verzichten.
Armin
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von Armin »

Obscura_Nox hat geschrieben:
Bin ich der einzige der der Meinung ist, das wenn man für etwas gearbeitet hat / es sich erkämpft hat, es viel schöner und befriedigender ist? Bin ich der einzige der noch Wert auf richtige Atmossphäre, die sich erst entwickeln muss legt? Und, auch wenn ich es hier nicht angesprochen habe, bin ich der einzige der von dem obligatorischen Onlinemode in JEDEM verdammten Game angepisst ist, und einfach nur mal ein gutes Offline Spiel haben möchte?
Wenn Actiongemetzel wie Diablo und Darksouls bei Dir positive Beispiele sind, dann bist Du gar nicht der Meinung. Vor allem Diablos Erfolg hat damals das Ende der richtigen RPGs besiegelt.
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the curie-ous
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von the curie-ous »

Wieder so ein Jammerpost?
Als ob Action eine Erfindung von "Heute" wäre und Äkkschen "Früher" nie existiert hätte.
Frag mal nach wer "früher" DOOM, Wolfenstein, Contra, Probotector, Megaman, Golden Eye, Metal Slug, Metroid, R-Type, Gladius, Ace Combat, GTA, Syphon Filter, Duke Nukem, Dynasty Warriors, Star Fox, Sunset Riders, Double Dragon, Final Fight, Terminator, Medal of Honor, Point Blank, Zombies Ate My Neighbours, Quake, Shadow Man, Star Wars Rebel Assault, Time Crisis, Half Life ................... usw. gespielt hat.

Die Action damaliger (Kult)Titel war keine bessere als wie sie heute existiert. Damals kannte man halt nix anderes und jeder Titel einer jeden Spieleschmiede war gleichzeitig ein Versuch Grenzen auszuloten, deshalb kam einem doch mit jeder weiteren Fortsetzung und Genreneugründung alles so toll und innovativ vor. Reinste Pionierarbeit. Aus der gestrigen Erfahrung haben sich heute Standards etabliert, die eben erst mit der jetzigen Technik zu realisieren sind. Und da sich eben viele Spiele daran bedienen, hat man nunmal das Gefühl alles sei ein Brei.

Ich gehe mal nicht in der Annahme das dir erst vor kurzem aufgefallen ist, dass Action so beliebt ist wie Sauerstoff zum atmen.
Seit meiner Kindheit war ich schon immer magisch von Actionkrams angezogen. Ob das nun einfaches Fangen oder Cowboy und Indianerspielchen waren; Sandburgen bauen und mit Lego angreifen und verteidigen; Mantel und Degenfilme; Western spielte keine Rolle und wenn ich heute in irgendeinem Spiel einen kleinen Funken an interaktive Action verspüre, kommt ein klein wenig meine Kindheit hoch und ich kann unter Umständen Spaß haben.
Schnell, einfach, gewaltig muss es sein und schon hat man Aufmerksamkeit. Ein Rezept was seit jeher funktioniert, auch bei Filmen.
Männlicher Urinstinkt oder wie man das nennt.
Wenn mir aber Spiele das Spielerlebnis nicht vorschreiben wie ich es zu erleben habe, sondern mir eine gewisse Freiheit erlauben, dann finde ich es besser wenn man selbst zwischen z.B. Stealth oder Action wählen kann, siehe MGS4, Splinter Cell oder Hitman.

Das erarbeiten von Skill bei bockschweren Spielen und durchbeisen um eine geile Waffe zu bekommen oder den Char auf Max.Lvl zu bringen, hab ich früher auch nur deshalb gemacht, da ich mir nicht jede Woche ein neues Spiel besorgen konnte, sondern ich musste mich mit dem zufrieden geben was ich hatte und dann hat man sich auch die Scheiße, die in seiner Playhacke rotierte, schön geredet. Heute sieht das anders aus: wenn mir das Spiel nicht mehr gefällt fliegts raus und irgendwann kommt ein neues rein. Ich muss heute arbeiten gehen und kann immer weniger zocken, früher hatte ich kein Bock auf Schule und lernen und Hausaufgaben, also hab ich gemogelt und durchgewurschtelt und mich lieber vor die Kiste gesetzt. Da hatte ich noch die Zeit um Spiele ganz anders aufnehmen und geniesen zu können.
Ein damaliges Final Fantasy mit 20 Hauptcharakteren inklusive eigener Questreihen die sich am Ende irgendwie durch 13 Plottwists zusammenfügen hätte ich entspannt folgen können und wäre noch in der Lage eine Komplettzusammenfassung zu schreiben. Heute will ich mir so ein Monster nicht einmal im Traum vorstellen.

"Man will nicht stundenlang mit der Planung und dem Aufbau eines Charakters in einem Rollenspiel verbringen, um dann nach 70 Stunden endlich das Monsterschwert führen zu können das man von Anfang an wollte, oder einen Overkill Zauberspruch einsetzen zu können. Man will sich nicht an seinen Gegnern vorbeischleichen um einen perfekten Score und damit vielleicht ein spezielles Item freizuschalten, man will einfachs eine M60 nehmen und sich den Weg freischießen."
Und was ist jetzt daran falsch? Nimm dir ein von mir oben genanntes Beispiel: Golden Eye wäre ein gute Wahl. Das Spiel beinhaltet alles das nicht, was du hier als so "erhaben" aufführst. Trotzdem ist es ein Spiel aus den "besseren Zeiten" und war dazu ziemlich erfolgreich, eben weil es unkompliziert und spasig war. Und nebenbei heutige Shooter geprägt hat.

Zu dem Punkt Wiederspielwert bin ich eigentlich der Meinung das es zu "damals" kaum Änderungen gibt. Ich bin der Meinung, dass früher auch nicht jedes Spiel immer freischaltbaren Plunder zur Verfügung hatte. Wobei ich mich deiner Meinung anschliese das es immer etwas besonderes ist, wenn Artworks, Making Ofs oder Kostüme oder Waffen freigeschaltet werden konnten.



Abschliesend möchte ich noch hinzufügen das ich keinesfalls die Entwicklung der Spieleindustrie und das verkniesknatteln bestimmter Titel aufgrund von Martforschung, Spieleranalysen, Branchenanalysenexperten (hallo Mr. Pachter) gutheise.

PS: Ganz schlimm bei solchen Diskussionen sind die Begriffe Damals/Früher und Heute. Denn hierbei werden mal so eben ganze Dekaden von Entwicklungen und Experimente der Videospiele, gemixt mit einer gehörigen Portion Nostalgie und Schönrederei verallgemeinert und gegenübergestellt mit den schwammigen Erinnerungen und angesammelten Frust über Videospiele der vergangenen 1-2 Jahre. Und sowas hat den Charakter eines Disputs zwischen Wissnschaftlern und Gläubigen wenn sie über die Macht Gottes streiten.
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oppenheimer
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von oppenheimer »

the curie-ous hat geschrieben:Ganz schlimm bei solchen Diskussionen sind die Begriffe Damals/Früher und Heute. Denn hierbei werden mal so eben ganze Dekaden von Entwicklungen und Experimente der Videospiele, gemixt mit einer gehörigen Portion Nostalgie und Schönrederei verallgemeinert und gegenübergestellt mit den schwammigen Erinnerungen und angesammelten Frust über Videospiele der vergangenen 1-2 Jahre.
Jupp. Wenn ich heute die Lesepfeife anstecke und mit dem Gehstock im Boden rumschachernd von seligen C64-Zeiten schwadroniere, ist mir klar, dass das Nostalgiebrillen-Selbstbetrug ist, denn diese "glorreiche" Zeit bestand zu 99% aus dem Abschießen von Atomraketen, dem Niederballern von Soldatenwellen, dem Wegrattern von virtuellen libyschen Kriegsgefangenen, dem Durchlöchern von Mutanten, dem Niedermähen von Nazis, dem Wegbratzen von in Tunnelsystemen rumkriechenden Vietcongs, dem Zerlasern von Raumschiffflotten, dem Plattbomben von kleinen, quietschenden Japaner-Pixelmännchen, dem Beharken von Demogorgons (Demogorgonten?) und nur zu etwa einem Prozent aus dem Lösen von Textadventures (für Schachtelsätze hat es aber dann doch noch gereicht, trotz Abstumpfung).
Will sagen: Es war nie anders mit der Äkschn. Ich würde gar sagen, dass Spiele im Allgemeinen besser geworden sind, nur mein persönliches Interesse an ihnen versiegt ganz, gaaaanz langsam.
PixelMurder
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von PixelMurder »

Gute Beiträge, finde auch, dass die Nostalgie das Urteilsvermögen mancher Leute beinträchtigt.
Die Spiele heute sind nicht generell schlechter geworden, aber irgendwo stehen geblieben, sie passen nicht zu dem, was man heute erwarten würde, sie entsprechen nicht einer steilen Geraden, die man von Mario 1 zu einem heutigen Spiel ziehen würde.
Statt dass man die vielen funktionierenden Konzepte und guten Gameplay-Ideen der Vergangenheit zu neuen tollen Spielen verschmolzen hätte, sind z.B. Ego-Shooter heute einfach nur hübschere Turoks, aber kürzer und noch schlauchiger und mit überhaupt keinem Rätsel mehr.
Statt dass man die Möglichkeiten besserer Engines zumindest zu breiteren Schläuchen nutzt, blieb alles stehen, mit dem immer noch gleichen unrealistischen Begrenzungen. Die Gegner-KI ist durchschnittlich bei oder gar vor FEAR 1 stehen geblieben, es ist , wie wenn man irgend wann mal aufgehört hätte, diese zu verbessern, nach dem Motto passt ja, die Spieler sind ja auch blöd. Die Bewegungsabläufe von Chars sind ebenfalls stehen geblieben, sodass man heute bei einem ME3(einer schlechten Kopie von GoW) immer noch kein echtes Körperverhalten und Physik kriegt, statt dass man endlich frei rennen, hüpfen, Deckung beziehen und abrollen gleichzeitig kann. Da haben wir heute Motion Capturing, aber Shepard in ME3 fühlt sich an, wie eine Egoshooter-Kamera, auf die man ein Mesh montiert hätte, das von einem blutigen Noob animiert wurde. Wegen der mies umgesetzten (Pad-)Steuerung, die in komplexen Umgebungen völlig versagt, kämpfe ich wie in Fallout 3, indem man nicht rennen konnte. Max Payne ist ein nerviger Film, der noch nicht mal interaktiv ist, man kriegt nur ab und zu die Kontrolle zurück, um ein paar Moorhühner mit einer lausigen Steuerung(c by Rockstar) abzuknallen. Und Rollenspiele? Wahlweise holzschittartige Karma-Systeme oder mies inszenierte Sandboxen. Skyrims NPCs sind nicht etwa so lächerlich, weil die Engine nicht mehr hergeben würde, sondern weil drei Monate Entwicklung fehlten, da man das Spiel unbedingt zu einem lustigen Datum ausliefern wollte.
Wenn man mich zu Zeiten von Turok 1 gefragt hätte, wie heute Spiele aussehen, hätte ich was von Fotorealismus und von realistischen Simulationen gesagt, aber was wir heute haben, ist nur hübscheres Turok, das meinen PC meist hoffnungslos unterfordert, weil die Entwickler nicht mal die Notwendigkeit sehen, in den Inis die Einstellungen an einen Durchschnitts-PC anzupassen und weil man die Texturen direkt von der XBox-Version rüberkopiert hat. Und ich sage meist, weil so Entwickler wie Bethesda zum Release ihrer Spiele einfach mal 100% Leistung das Klo runterspülen lassen und erst nach einem Shitstorm ihren noobigen Code fixen, der nicht mal die lausige Umgebung verarbeiten kann. (Shitstorm ist übrigens auch ein neumodischer Begriff, den ich erst 25 Jahre nach Wonderboy gelernt habe.)
Was wir heute haben, ist ein Qualitätsproblem und gelebter Minimalismus, was dann den Wiederspielwert runterzieht. Wahrscheinlich wissen es sogar die Entwickler, dass ihre Story nix taugt und dass die Umgebungen und Animationen wie von vorgestern aussehen und bauen dafür einfach nochmals ein paar Spawn-Punkte ein.

Hätte man mir vor 20 Jahren ein Spiel wie Skyrim gegeben, hätte ich wahrscheinlich abgespr... Aber heute sind die Feuermagiere nur ein weiterer Punkt in meinem Run auf das Achievment "Kille 20 Millionen beliebige Feinde", das nächstens fällig sein könnte oder vielleicht auch längst überfällig ist. Dabei wüsste ich, dass in einem Multiversum das perfekte Spiel möglich wäre, das mich noch begeistern könnte und zwar nicht durch den Action-Anteil. Aber das kommt sicher nicht von EA, Bioware und Konsorten.
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Armin
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von Armin »

the curie-ous hat geschrieben: PS: Ganz schlimm bei solchen Diskussionen sind die Begriffe Damals/Früher und Heute. Denn hierbei werden mal so eben ganze Dekaden von Entwicklungen und Experimente der Videospiele, gemixt mit einer gehörigen Portion Nostalgie und Schönrederei verallgemeinert und gegenübergestellt mit den schwammigen Erinnerungen und angesammelten Frust über Videospiele der vergangenen 1-2 Jahre.
Diesen Schwachsinn behauptet natuerlich auch immer ein besonders Durchleuchteter in diesen Jammerposts. Es bestreitet ja keiner, dass es damals genausoviel Action gab. Hab grad erst wieder im Amiga Joker geschmoekert, da beschweren sich die Redakteure staendig darueber soviele dumme Actionspiele testen zu muessen. Nur damals gabs daneben halt auch noch die rundenbasierten Spiele und die Wirtschaftssimulationen. Heut gibts davon vielleicht zwei pro Jahr.
Und was soll immer dieser Vorwurf der Nostalgie und Schönrederei, wenn man heut zu 80% games aus den 90ern zockt,dann muss damals ja wohl zumindest fast alles besser gewesen sein.Darunter sind auch viele Spiele, die ich damals gar nicht kannte, wie Imperialism oder Master of Magic,das kann ja gar nichts mit Nostalgie zu tun haben. Wenn ich was neues zock,dann sinds meist remakes aus der Zeit wie Kings Bounty,Colonization oder Fantasy Wars.
Aber wenn dann einer was von Diablo und Dark Souls erzaehlt, faellt mir natuerlich auch ne Nadel aus der Tanne.

Nostalgie beeintraechtigt nicht das Urteilsvermögen, denn die alten Spiele kann man alle heute auch noch spielen und dann urteilen, was ich tue.
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Enkidu
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von Enkidu »

Diese Diskussion wird es immer geben. Ich erinnere mich daran, als ich mal wieder bei kultpower unterwegs war und mir eines der eingescannten Zeitschriften zur Gemüte geführt habe (war die dritte Ausgabe der Powerplay von 1988) und in der Einleitung gibt es genau dieselbe Diskussion wie heutzutage. Hier mal der O-Ton:"Als ich neulich mal wieder versuchte, in unseren Software-Schränken aufzuräumen, stieß ich auf viele alte Perlen, die man immer noch gerne spielt. Da waren einige nostalgische Seufzer fällig und die Erkenntnis, dass sich die Softwarehäuser früher mehr Mühe beim Spielprinzip gegeben haben." Es stimmt schon, dass viele Spiele auf mehr Action setzen. Es stimmt aber auch das damals schon sehr viele Spiele die Actionfahne hochhielten. Der Unterschied meiner Meinung nach, liegt in der Spielbarkeit selber. Heutzutage ist bekanntlich viel gescriptet. Man sieht hier und dort eine Explosion, dann explodiert genau über dem Kopf des Spielecharakters etwas, das Bild wackelt und er fällt hin, nur um sich wackelnd wieder auf die Beine zu kriegen. Damals hat man diese Explosionen noch selbst herbeigeführt. Auch wenn ich noch nie ein Fan von Doom war, so waren die Levels zweifelsohne doch komplexer, als die heutigen. Nicht umsonst habe ich mich dort immer verlaufen (aber im Grunde will ich persönlich genau so etwas nicht, bei einem Shooter). Trotzdem gibt es heutzutage immer noch genügend Spiele, die neue Wege gehen und versuchen mehr aus dem Thema Videospiele herauszukitzeln. Vor allem im Gameplay hat mich in letzter Zeit "Catherine" sehr beeindruckt. Ich verstehe aber nicht so ganz, warum der TE auf MGS4 schielt. Klar gab es ein paar Explosionen mehr, aber mein Gott. Erstens spielte es in einem Kriegsgebiet und zweitens war es das vorläufige Ende einer actiongeladenen Geschichte. Man hatte auch noch genug Möglichkeiten sich schleichend fortzubewegen. Das ist gar kein Vergleich zu einem Splinter Cell Blacklist beispielweise. Trotzdem gefallen mir viele Spiele von heute auch überhaupt nicht. Das liegt aber, wenn man mal genau überlegt, nicht unbedingt daran, dass es heutzutage nur schei**e gibt, sondern einfach daran, dass man mittlerweile eine sehr große Auswahl alter Spiele hat und man sich davon natürlich auch die besten herauspickt. Zu SNES Zeiten gab es genau so viel Schrott wie heutzutage, ich bin der Meinung, dass der Müll sogar noch überwiegte. Die Generation die mit Uncharted, Gears of War und co. heute aufwächst, wird in 10-15 Jahren genau die selben Dinge zu erzählen haben, wie die alten Hasen. Warscheinlich werden sie sich beschweren, warum es nicht einfach wieder normale Controller gibt und warum alles sich zur Virtual Reality hinbewegt. :D

Puh, ist doch mehr geworden als gewollt. :Blauesauge:
Suddenly life has new meaning.
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NoCrySoN
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von NoCrySoN »

@ Obscura_Nox

Bevor du dich beschwerst, solltest du Dir erstmal bewußt werden, welches Thema Dir hier so wichtig ist und nicht einfach alles zusammenwürfeln. Dein Text hat gar keinen Zusammenhang.
Du sprichst von zuviel Action, vergleichst das aber mit Aufbau, Planung und Rollenspielen, sprichst von einmaligen Höhepunkten und gehst dabei über zu freischaltbaren Artworks etc. und schlußendlich landest du bei dem Onlinemodus. Du erwähnst ja noch nichtmal ein explizites Beispiel, sondern machst nur Andeutungen.

the curie-ous hat da ansonsten vollkommen Recht mit dem was er schreibt, von der ersten bis zur letzten Zeile.

Ein anderer Punkt, über den man vllt mal diskutieren könnte, wäre die Übersättigung von heutigen Games. Meiner Meinung nach ist da schon etwas dran, dass heutzutage sehr viel mehr Spiele in einem zu kurzem Zeitraum rauskommen als damals. Dadurch können solche SpieleReihen nur wenige Neuerungen liefern, der Spieler wird zu schnell "satt" und schreit deshalb immer häufiger nach Innovationen und "früher war alles besser".
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YBerion
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von YBerion »

Haben sich Spiele wirklich verändert? Ich würde sagen: JA auf jeden fall! Haben sie sich zum schlechteren verändert? Nicht unbedingt, es sind Dinge dazugekommen und es sind Dinge verlorengegangen. Ich picke mir einfach mal das RPG-Genre (oder Shooter mit RPG- Elementen) raus und versuche mal so die Unterschiede rauszuarbeiten:
Ich habe selbst eher spät mich mit Videospielen auseinandergesetzt (so ab 2005-2006) und habe so kein einziges älteres Spiel kennengelernt, derzeit hole ich jedoch einige nach. Ich blicke also definitiv nicht mit Nostalgie auf diese Titel.

Zum Gameplay:
Heutige Spiele sind häufig durchinszeniert - sie schleusen den Spieler von einer Cutscene zur nächsten und das Gameplay selbst ist oft nur ein haltendes Gerüst. Man nehme zB. die Serie Assassins Creed: provoziert einen Kampf, geht anschließend euch einen Kaffe machen und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihr danach immer noch lebt. Wozu jedoch ein Spiel spielen, was den Spieler selbst offenbar nicht benötigt? Das eigentliche Gameplay bildet heutzutage oft nicht den Kern eines Spiels, sondern dient nur als Fassade, um das Medium Spiel noch zu rechtfertigen. Niemand verlangt extrem schwere Spiele, es ist jedoch dringend notwendig diese "drücke beliebige Taste um das Spiel durchzuspielen"- Mentalität wieder abzulegen. Viele Spiele unterscheiden sich nicht mehr groß vom Fernsehen - in beiden Fällen ist man selbst Passiv. Beim Fernsehen muss man gar nix tun und in Spielen muss man eben eine Taste drücken oder kleine eingeblendete Aufgaben erledigen damit es vorangeht.
Ältere Spiele fühlen sich anders an: es wird seltener gesagt, was genau im einzelnen zu tun ist, sondern man bekommt eine größere, abstraktere Problemstellung: nicht drücke Knopf A und gehe danach durch Tür B mit Minimap und leuchtenden GUI Anzeigen sondern Aktiviere die Stromversorgung oder finde den Mörder. Und wie soll man das erledigen? Oftmals durch logische Herangehensweise, lesen von Logs und Kentnisse in der Welt.
Derzeit fällt mir das besonders stark in System Shock 2 auf. Obwohl man stets alle nötigen Informationen hat fällt es mir oftmals schwer den richtigen Weg zu finden. Ich irre durch das ganze Raumschiff, sterbe tausend Tode, bis ich mal auf die Idee komme die Karte zu beschriften und die Logs mir aufmerksam durchzulesen. Hätte System Shock 2 Wegmarkierungen und Navi zum Ziel wäre es viel bequemer und lockerer zu spielen. Hätte ich dann jedoch jeden Winkel erkundet? Es wäre viel Atmosphäre verlorengegangen und das Spiel hätte nicht halb soviel Spaß gemacht.

Zur Action und Atmosphäre:
Wenn es um Rollenspielwelten geht ist die Veränderung offensichtlich. Volle Synchronisation statt Textwüsten, Filmische Zwischensequenzen statt Beschreibungen und Dialog. Solche Änderungen fanden jedoch aufgrund des Fortschritts der Technik statt. Rollenspiele wie Baldurs Gate 2 sind viel näher an Bücherwelten dran als das Filmische Mass Effect. Anstatt Orte, Charaktere, Monster und Items zu sehen werden sie beschrieben und man muss die Fantasie bemühen. Das macht wohl den größten Unterschied in der Atmosphäre aus - Erdachtes fühlt sich nun mal anders an als Gesehenes. Grundsätzlich ist jedoch das eine nicht schlechter als das andere, sie unterscheiden sich nur.
Geht es Um den Actionanteil bin ich der Meinung, dass sich wenig verändert hat. Im Kern ballert, schnetzelt und Kämpft man genauso heute wie damals.


Finde ich alte Spiele nun besser als heutige? Geht es um Immersion, Erkundung und intensivem Spielen ist man mit älteren Spielen besser beraten. Geht es darum sich zu entspannen und abzuschalten sind heutige Spiele besser. Viele ältere Spiele fühlen sich "Sperrig" an, man muss sich mit ihnen auseinandersetzen und Zeit investieren um Spaß zu haben. Moderene Spiele sind viel zugänglicher, aber leider auch oft leichter und flacher.
Batman: Arkham City und der Vorgänger machen von der Sorte der zugänglichen Spiele den derzeit besten Job: Trotz Gängelnder Missions- und Aufgabenstruktur bieten beide genug Herausforderungen im eigentlichen Gameplay um lange zu Unterhalten. Ein Skyrim dagegen ist riesig, aber wahnsinnig flach im Gameplay.
Besonders Problematisch halte ich derzeit den Einfluss von Investoren auf Publisher: sie verursachen, dass diese jeden Trend (derzeit F2P) hinterherrennen müssen und sorgen dafür, dass sämtliche Vielfalt von AAA-Games verloren geht.
Edit: Dennoch muss man sagen, dass die allgemeine Qualität offenbar stark gestiegen ist. Wenn ich ältere Spiele spiele picke ich mir nur die Highlights heraus. Heute dagegen ist fast jedes Spiel annehmbar und selten unspielbarer Schrott.

Uff, das reicht fürs erste :)
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gollum_krumen
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von gollum_krumen »

YBerion hat geschrieben:[...]

Finde ich alte Spiele nun besser als heutige? Geht es um Immersion, Erkundung und intensivem Spielen ist man mit älteren Spielen besser beraten. Geht es darum sich zu entspannen und abzuschalten sind heutige Spiele besser. Viele ältere Spiele fühlen sich "Sperrig" an, man muss sich mit ihnen auseinandersetzen und Zeit investieren um Spaß zu haben. Moderene Spiele sind viel zugänglicher, aber leider auch oft leichter und flacher.
Insgesamt ein sehr guter Post, aber dieser Abschnitt spiegelt auch meine Meinung auf den Punkt wieder.

Ich habe das große Glück, meine Kindheit mit diesen früheren Spielen verbracht zu haben. Ich bin Jahrgang 91, also vielleicht ein kleines Bischen zu jung.

Es haben schon viele angesprohen: Der größte Anteil an der Wahrnehmung, dass Spiele früher besser gewesen sein, ist vor allem der eigenen Entwicklung geschuldet und nicht unbedingt der der Branche. Wenn ich heutige Spiele spiele, habe ich oft Schwierigkeiten, mich in die Welt zu vertiefen, aber das liegt nicht wirklich an der Welt. Es liegt daran, dass ich kein kleiner Knirps mehr bin, der ohne Sorgen vor dem Bildschirm hängt, solange es die Eltern halt erlaubt haben. Der sich keinen Deut um Studium oder irgendwas scheren musste (hatte mit Schule nie wirklich große Schwierigkeiten), ganz zu schweigen von den ganzen existenziellen Problemen, die mit 14+ dazu kommen. Ich konnte mich einfach mit dem ganzen Betrag meiner Phantasie (die damals auch viel größer war), meinen Affekten und meiner Emotion in etwas hineinwerfen, ohne irgendwas zu analysieren oder vergleichen zu müssen, Mechanismen, die ich heute einfach nicht mehr abstellen kann (und auch will).

Ich bin der Überzeugung, dass auch heutige Kinder ähnlich intensive Immersionseffekte haben, dass auch heutige Computerspielwelten Kinder einsaugen und Träume, Wünsche und Sehnsüchte produzieren können. Wir können daran eben keinen Anteil mehr haben, weil wir unseren eigenen Speicher längst bis zum Bersten voll haben. Für jede Emotion kann ich irgendwas aus meiner Spielewelt abrufen, also warum überhaupt noch großartig dem auf neuere Spiele bauen? Es ist wie bei Drogen: An die erste Line kommst du nich mehr ran, auch wenn es sich manchmal vielleicht ein Bischen so anfühlt. Im Besten Fall spielt man heute einen Ausnahmetitel, der schwach an die Erlebnisse von früher erinnert und Kindheitssphären weckt. Das ist dann aber nur ein schwacher Nachklang (und auch nur dann, wenn es sich um ein aussergewöhnliches Spielerlebnis handelt), also warum überhaupt noch viel in Spielen investieren?

Ich habe genau aus diesem Grund mein Festrechner verschenkt. Habe nun nur noch ein Netbook mit externem TFT-Monitor und mal richtig Zeit die ganzen OldSchool-Spiele, bei denen ich früher immer meinem 3 Jahre älteren Bruder zugeguckt habe, selbst alle nochmal zu spielen.

Bei mir verbindet sich Spielen mit Kindheit, und von der muss man nunmal eines Tages ein wenig Abschied nehmen, sonst verbittert man.
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Levi 
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Re: Die Spiele haben sich verändert...Action,Wiederspielwert

Beitrag von Levi  »

gollum_krumen hat geschrieben:Bei mir verbindet sich Spielen mit Kindheit, und von der muss man nunmal eines Tages ein wenig Abschied nehmen, sonst verbittert man.
Netter Streitpunkt. Ich würde es genau anders rum sehen. Man sollte sich seine Kindheit bewahren. Man sollte Versuchen hier und da Gegebenheiten auch mal wieder mit den Augen eines Kindes zu sehen. Hilft ungemein dabei, um eben nicht bei der ganzen Geschichte zu "verbittern" ;). Würde ich abschied nehmen von all den ganzen alten Erinnerungen, würde ich so tun, als wäre das alles nicht gewesen. Nein. Das wäre nicht ich. Videospiele sind meine Kindheit und auch noch mein Jetzt. Warum also verdrängen?

Ich bin Jahrgang 85. Ich wüsste nicht einmal, wieso ich verstecken sollte, dass ich mit nen NES, Mario, Link, Megaman und Co groß geworden bin. So Wie in den 90igern die Leute die Musik ihrer Jugend noch stolz gehört haben, so Spiele ich heute auch noch die Spiele meiner Jugend und ihre Nachfolger mit stolz, ohne zu verbittern.

OK, glücklicherweise haben "meine" Spiele größtenteils würdige Nachfolger. Dementsprechend halte ich mich dezent zurück, wenn Leute mit Baldures Gate und Co ankommen. Da sehe es tatsächlich grausam aus.


wo sollte es eigentlich hin ... aso ... früher war alles besser? Klare Antwort:
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