Spieleerinnerungen damals und heute?

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DaddelZeit
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von DaddelZeit »

Das Problem sind weniger die Spiele, sondern mehr das gesellschaftliche Umfeld drumrum.

die "ältere" Generation der Spieler ( was leider wohl schon ab 20 Jahren oft der Fall ist) hat noch besondere Momente ihrer Gaming-Historie gehabt.
Aus meiner eigenen Sicht zum Beispiel die ersten Konsolen (Atari, Sega), bei denen man das Glück hatte, mal ein halbes Stündchen oder sowas zu daddeln.
Dann kam irgendwann der erste PC ins Haus (ein Amiga) und Spiele auf Disketten. Es war ein Highlight da mal ran zu dürfen als kleiner Junge, der ich damals war.
Später dann bekamen ich und mein Bruder zu Weihnachten einen N64 zusammen geschenkt. Eine Konsole die damals schon ein Wahnsinns-Lineup hatte und deren Altserien Ableger die erstmals in 3D erstrahlten (Zelda, Mario) auch heute noch eine Art Referenzstatus innehaben.

Die junge Generation wächst mit dem Medium Computer auf, konsumiert nurnoch ohne groß darüber nachzudenken. Vor nicht all zu langer Zeit habe ich mal auf einer nicht genauer genannten Konkurrenzseite einen Gastbeitrage gelesen, in dem ein Lehrer über seine Erfahrungen als begeisterter Gamer und Lehrer erzählt hat. Seine Feststellung war auch, dass in den Klassen oft stumpfer Konsum und sich wenig bis überhaupt nicht mehr mit dem Spiel wirklich auseinandergesetzt wird.

Selbst als Veteran bemerkt man, dass man nichtmehr ganz so viele intensive Spieleerfahrungen hat wie damals, weil man selbst auch ein bisschen in die Konsumgesellschaft hineingezogen wurde, der Computer und alles drumrum ein selbstverständlicher Teil des Lebens ist, den man erst merkt, wenn man ihn mal nicht hat.

Ein weiterer Punkt ist vermutlich auch das Internet. Früher gab es keine Lösung auf Mausklick. Wollte man alle Geheimnisse eines Spiels wissen, kaufte man sich Magazine oder Lösungsbücher. Magazine waren überhaupt was exklusiveres als das frei verfügbare Wissen des Internets. Wissen das immer und überall da ist. Damals geierte man noch auf die neusten Ausgaben der N-Zone, der Game Star und wie sie alle heißen um mit den neusten Informationen versorgt zu sein.
Diese Informationen wurden auch nicht bei Facebook mit einem "wie geil xD" geteilt, sondern am nächsten Tag in der Schule. Man hat sich ganz anders ausgetauscht.

Kurzum: Fast alles was früher "exklusiv" am eigenen Hobby war, hat sich mittlerweile geändert. Natürlich haben sich die Spiele geändert. Sie sind größer geworden, opulenter, die Entwicklerteams weniger überschaubar und die Branche im eisigen Griff der Marktforscher. Und ganz sicher hat es Auswirkungen, dass Anzugträger mit BWL-Master entscheiden, was die Spieler wollen. Doch das alles ist auch nur ein kleines Zahnrädchen in einer kompletten Gesellschaft die sich geändert hat.
Und doch haben wir Maus, Tastatur und Gamepad in der Hand und erfreuen uns der Spieleleidenschaft - nur anders als früher.
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clownseuche
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von clownseuche »

Bei mir liegt es auf jeden Fall daran, dass ich mich nicht nur daran erinnere, wie toll das Spiel an sich damals war und dass ich alle Zeit der Welt hatte es durchzuspielen. Was auch eine wichtige Rolle für die Erinnerung bei mir spielt ist das allgemeine Lebensgefühl, welches ich zu diesem Zeitpunkt hatte. Ich habe eigentlich keinen Klassiker in meinem Gedächtnis, zu dem ich nicht auch eine weitere Geschichte erzählen könnte.

Zum Beispiel habe ich auf meinem 386 mit Bootdiskette irgendwann mal Day of the Tentacle zum laufen gebracht. Allein das war für uns damals schon mal der Knaller, weil niemand das Spiel sonst hatte. Ich habe es nie alleine gespielt sondern stets mit Freunden, es war Hochsommer, wir hatten Ferien. Internet gab es natürlich nicht, also mussten wir eben selbst rätseln, was uns damals wirklich viel Zeit gekostet hat. Wie lange spielt man an DOTT, wenn man sich an alle Rätsel erinnert? Vielleicht zwei oder drei Stunden? Wenn ich an diesen Sommer zurückdenke, habe ich das Gefühl, dass wir die halben Ferien nichts anderes gemacht haben, als DOTT zu spielen. Und mit dem Gedanken daran kommt irgendwie eine Brise Freibad und Skateboarden, erste Freundinnen und kleine Hausparties dazu. Und das alles zusammen macht DOTT zu einem meiner liebsten Adventures aller Zeiten.

Für mich ist es die Summe aller Situationen und Lebensumstände, die mich in dem Moment beschäftigt haben, als ich ein bestimmtes Spiel spielte. Das macht die Erinnerung an das Spiel aus. Deswegen stellt sich dieser Erinnerungseffekt auch heute noch ein, es dauert eben nur eine Weile.

Jedenfalls ist es bei mir so.
"Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen." - Oliver Wendell Holmes

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Firon
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Firon »

Denke auch, dass die Gründe für die veränderte Intensität von Spielerinnerungen vielfältig sind.

Zum einen gibt's da die "vercasualiesierung" in der Branche. Früher hatten Spiele noch Ecken und Kanten und es war meistens eine Leistung eins durchzuschaffen. Heute sind die meisten Games so ausgelegt, dass selbst einn völliger Neuling ohne Probleme durchkommt. Wie sollen sich Erinnerungen einbrennen, wenn man wie im Flug durch ein Spiel kommt? Außerdem gleichen sich die Spiele durch die Anpassung an den Mainstream auch immer mehr aneinander an, so dass vielen Spielen einfach der individuelle Charakter fehlt. Ein interessantes Gameplay findet man inzwischen eigentlich häufiger in Indie Games wie in Triple A Produktionen.

Verstärkt wird das auch noch durch die gestiegenen Erfahrungen langjähriger Gamer und auch das Internet. Wenn man früher an einem Rätsel gehangen ist, ging's auch mal über Wochen nicht weiter. Wenn man dann einen Tipp bekommen hat, war's das größte endlich mehr vom Spiel zu sehen. Heute braucht's dafür vllt. eine Minute Internetrecherche.

Dazu kommt auch, dass Erinnerungen am intensivsten sind wenn man sie das erste mal erlebt. Ganz objektiv gesehen ist ein Super Mario 3D World sicher nicht weniger gut als ein SM 64 und ein Heroes V kann wahrscheinlich auch mit dem 3. Teil der Reihe mithalten. Dennoch haben mich diese Spiele nicht mehr so fasziniert. Natürlich hatten Games im jungen Alter auch noch einen höheren Stellenwert, weil das Leben an sich noch nicht so große und wichtige Herausforderungen an einen gestellt hat. Dadurch war das Erlebnis ein Spiel zu meistern, sicher auch noch größer als heute.

Es hat sich aber auch in den letzten Jahren gezeigt, dass Spiele die wirklich etwas besonderes bieten immer noch faszinieren können. Die Souls Reihe hat mich ganz sicher nicht weniger begeistert als die Spiele meiner Kindheit. Hier gibt's genau das mysteriöse, geheimnisvolle und auch unerbittliche was zu intensiven Spielerfahrungen führt. Außerdem gibt's hier auch noch Rayman Origins und vor allem Legends. Hier wird einfach purer Spielspaß verströmt. Unglaubliches gutes Gamedesign mit viel Liebe in der Präsentation. Die Musiklevel sind mit das großartigste was ich in einem Jump 'n Run bisher gesehen habe.


In der Summe würde ich sagen, dass es heute sicher noch möglich ist, ähnliche Erinnerungen wie früher zu erleben. Ist nur nicht mehr so leicht, weil man nicht mehr so leicht zu beeindrucken ist, und auch nicht mehr so viele Topspiele mit "Charakter" produziert werden.
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gollum_krumen
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von gollum_krumen »

Das alles hier zu lesen löst in mir ein Gefühl von Sentimentalität, sogar Melancholie aus. Gleichzeitig ist es ein gutes Gefühl, dass ich nicht allein mit diesen Gedanken bin.

Ich bin vermutlich etwas jünger als die meisten hier (24), aber mir geht es nicht anders. Ich würde den Grund allerdings auch weniger in der Entwicklung der Branche als in meiner eigenen Entwicklung suchen. Auch abseits von Videospielen beobachte ich, wie meine Fähigkeit zu träumen und zu fantasieren immer mehr nachlässt. Und diese Fähigkeiten sind es letztlich, die Videospielen den besonderen Kick verleihen. Älter werden bedeutet, immer weniger Dinge zum ersten Mal zu machen und immer mehr Dinge zum letzten mal. Damit meine ich, dass man als Kinder/Jugendlicher hinter allem eine viel größere Perspektive zu erkennen glaubt. Je mehr man vom Leben tatsächlich mitbekommt, desto mehr verdrängt die "Realität" solche Gedankengebäude.

Ich habe als Kind angefangen mit DOS-Spielen, aber wirklich geprägt wurde ich, als ich meinen eigenen Zugang zu einem PC hatte. Damals waren Blizzardtitel wie SC, Diablo oder auch schon Diablo 2 angesagt, aber auch Gothic zählt zu den intensivsten Erfahrungen, die ich gemacht habe. Damals war bereits ein Setting wie das von Diablo/Warcraft Anlass genug, um auch in der Schule oder anderswo zu träumen und mir eine komplette Welt "hineinzuträumen". Ich kann gar die Familienurlaube meiner Kindheit nach den Spielen strukturieren, die mir damals durch den Kopf gingen, wie z.B. der Diablo-Urlaub in Griechenland oder der Gothic-Urlaub in Schweden.

Als Kind hat man das Privileg, alles vergessen zu dürfen und komplett in eine Welt einzutauchen, da man das Gefühl von Verpflichtung und Verantwortung in der Regel nicht kennt. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Branche nicht substanziell an Seele verliert. Ich glaube, dass jüngere Menschen heute eben mit einem Assassins Creed ihren ersten Plattformer haben oder mit BioShock ihren ersten Shooter. Ich glaube auch nicht, dass eine schlechtere Grafik die Phantasie eher anregt - es ist eher das Privileg, "die Welt noch nicht zu kennen".

Ich meine das so: Alle Dinge, die man nicht kennt, könnten so oder anders wirklich sein. Wenn man aber erfährt, wie ein Ding wirklich ist, dann "eliminiert" das alle Varianten, die vorher im Kopf existiert haben. Deswegen kann ich heute gerade alte Spiele nicht mehr genießen: In meinem Kopf existiert nicht mehr eine Vielheit an Welten, die hinter dem sichtbaren existieren, sondern die konkrete Ausgestaltung z.B. einer 0815-Fantasy-Welt, wenn ich Warcraft spiele.

Das ist ja nicht nur bei Videospielen so. Als ich 16 war, habe ich zum ersten Mal Donnie Darko gesehen. Nicht verstanden, am nächsten Tag nochmal geschaut, anschließend mit dem Soundtrack auf dem Ohr eine Stunde mit dem Bus bei Sommergewitter über die Dörfer zu einem Freund getingelt. Diese Busreise werde ich nie vergessen, sie war vielleicht das intensivste Erlebnis meines Lebens, da mir die Botschaft des Films, verkettet mit allen möglichen Varianten wie es auch sein könnte, komplett das Hirn zerdroschen hat. Vor ein paar Monaten habe ich mit meiner Freundin Donnie Darko gesehen und dabei entschieden, diesen Film nie wieder zu schauen und ihn gleichzeitig als den besten Film aller Zeiten in mein Weltbild einzuordnen.

Ich glaube, was uns an modernen Spielen so frustriert ist, dass wir erkennen, dass wir fast nie wieder in der Lage sein werden, ein Spielerlebnis mit der Information "Tabubruch! Hier wurde ein neues Areal entdeckt" in unserem Gehirn verketten zu können, weil all diese Plätze bereits besetzt sind. Ich habe auch festgestellt, dass ich die großen Klassiker, die ich verpasst habe selbst zu spielen, nicht mehr wirklich nachholen können werde. Wenn ich sie anrühre, dann durchschaue ich idR viel zu schnell die Mechanik und langweille mich.

Gleichzeitig gibt es bei mir auch jüngere Spielerlebnisse, die sich tief eingebrannt haben. Vor allem drei:

Starcraft II: Mit diesem Spiel habe ich Multiplayer komplett aufgegeben, weil es zu viel Zeit gekostet hat. Dieses Spiel war für mich die Perfektion und damit Zusammenfassung des kompetitiven Videospiels.

Dark Souls: Dieses Spiel hat meine Videospiel-Kindheit im Prinzip zusammengefasst. Das Setting ist für mich DER Inbegrif von Fantasy.

Heavy Rain: Dieses Spiel hat mir gezeigt, dass über technische Innovation eben durchaus noch Aha-Effekte erreicht werden können. Es war wie eine neue Dimension des Videospiels.

Und das ist auch ein wenig meine Hoffnung. Ich glaube, wir können uns jetzt gar nicht ausmalen, welche technischen Möglichkeiten wir in 10 Jahren haben werden. Zu einer komplett simulierten 3D-Umgebung à la "Otherland" ist es nicht unendlich weit, ich bin überzeugt, das noch zu erleben.

Und wenn ein Spiel in Zukunt auch nur ein wenig dieses alte Gefühl hervorruft, mit 12 Jahren nachts vor dem PC zu hocken und zu hoffen, dass die Eltern nicht hereinkommen, dann wird mir dieses Hobby trotz aller Melancholie ein Leben lang lieb bleiben.
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

Ja, schöner Post von Gollum.

Aber das frustrierende finde ich eher ein wenig, dass sich in manchen Dingen/Genres eben nicht viel geändert hat, obwohl es die Erfahrungen mit dem Medium und die technischen Voraussetzungen zulassen würden. Da fehlt einfach der Mut vieler Entwickler/Geldgeber.

Wenn Spiele ungeahnte Perfektion in ihrem Bereich erreichen (zb Super Mario Galaxy) oder mir Dinge liefern, die ich vorher noch nicht so erlebt habe (zb Walking Dead) dann fesselt mich das immer noch total.

Dass Neulinge mit den heutigen AAA Spielen auf jeden Fall auch erinnerungswürdige Ersterfahrungen machen können ist klar. Das sind ja wirklich nicht selten gute Spiele. Für ältere Spieler sind sie nur oft zu sehr nach Schema F gestaltet (sieht man ja gerade an der Dragon Age Diskussion).

Daher kommt glaube ich auch diese (teilweise für elitär gehaltene) Faszination für Indies, weil einem da nicht selten Spieleerlebnisse geliefert werden die unverbraucht sind. Wie ich zb komplett eine Nacht in "The Path" versunken bin und mich durch diesen zähen Brei aus ruhiger Schönheit und verstörender David Lynch Thematik gearbeitet - werde ich ebenfalls nicht mehr vergessen.

Ich bin ein Spieler der hauptsächlich auf der Suche nach neuen Erfahrungen ist. Oft habe ich an Nachfolgern von Spielen die mir gefallen haben, schon gar nicht mehr so viel Interesse weil sich das Erlebnis schwer reproduzieren lässt (die will ich nur von Spielen wo mir das Gameplay extrem zusagt).

Aber diese neuen Erfahrungen kann man immer noch machen und zb gerade mit Oculus Rift glaube ich persönlich dass ich per Star Citizen oder No man's sky nochmal ganz neu in so alte Genres wie Space Operas eintauchen werde.
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Wulgaru
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Wulgaru »

Nun, ich finde das alte Hasen sich zu sehr mit Gameplayinovationen beschäftigen die man nur noch selten oder vielleicht doch manchmal oder vielleicht auch öfters als man denkt findet. Denn wenn die Magic-Moments von früher beschrieben werden, haben sie häufig gar nichts mit Mechaniken und dergleichen zu tun sondern mit Storyelementen, was vielen aber gar nicht so klar ist.

Und genau das finde ich an heutigen Spielen ziemlich geil. Natürlich finde ich auch nicht automatisch jeden Tag ein Spiel was ich so noch nie gespielt habe, aber ich finde ziemlich viele Storys die mich abholen und mir quasi ein gutes Unterhaltungserlebnis bieten. Genau die Art von Leuten die aber nach Innovationen suchen, würden diese Spiele vielleicht als unkreativ abtun, weil es diese Dinge sind die man an modernen Spielen hassen soll. Levelschläuche zum Beispiel.

Wenn ich aber mal ein paar Beispiele nenne und zwar Enslaved, Last Story und aktuell gerade Remember Me, bieten dir mir etwas was ich früher eben nicht bekommen habe und zwar eine wirklich spannende und unterhaltsame Geschichten die ich interaktiv miterleben kann. Dabei ist es völlig egal ob dabei auf bekannte Elemente zurückgegriffen wird oder bestimmte Gameplayelemente sogar casualisiert sind (zum Beispiel Sprunganzeigen in Enslaved und Remember Me), solange sich das ganze flüssig spielt und mir diverse Herausforderungen bietet. Das ganze wird so zu einem Erlebnis das mir das Medium Film nicht bieten kann.

Vielleicht sehe auch nur ich das so oder verweichliche eh und will nur noch leichte Unterhaltung, aber ich glaube viele Spieler sollten auch mal darüber nachdenken das es wie bei guten Filmen und Büchern nicht unbedingt darum geht etwas neues zu erleben sondern etwas gutes.
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

Ich persönlich meine das auch gar nicht sonderlich auf die Spielemechanik bezogen (beim Gameplay bin ich nur bei wenigen Genres anspruchsvoll) - sondern eben eh storybezogen.

Nach Herr der Ringe sind eben Fantasyromane die ähnlich angelegt sind nicht mehr so spannend.
Du schreibst ja selber öfter, dass dir dieses westliche High-Fantasy Weltendesign zum Hals raushängt.
Und genau das passiert vielen Spielern die immer leichte Abwandlungen vom Alten serviert bekommen.

Ich mag einfach nur gut erzählte GEschichten die mich in eine Welt schicken wo ich noch nicht war. Es soll sich nach Abenteuer anfühlen, nicht schon von Beginn an total vertraut.
Und da bin ich der Meinung, dass in Videospielen noch sooo viel mehr ginge als es derzeit versucht wird.
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Wulgaru
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Wulgaru »

Aber genau das meine ich ja mit meinen Beispielen...Enslaved als Beispiel...ich muss wirklich überlegen ob ich jemals so ein Setting gespielt habe. Vom Gameplay ist ein Action-Jump-Schlauch den man so schon öfters gespielt hat, aber von der Handlung und Inszenierung her eben unterhaltsam.

Viele Leute bleiben aber bei dem Punkt Action-Jump-Schlauch und sagen das ihnen das auf den Zeiger geht, weil sie mal irgendwas vage undefiniert innovatives spielen wollen, während ich eben denke das genau das fast schon ein Pluspunkt ist. Du weißt womit du es zu tun hast und kannst so die Geschichte genießen, die als Film niemals so gut funktionieren würde.

Das mag aber damit zusammenhängen das ich die Hauptgenres der gefühlten Innovationslosigkeit, also Shooter und GodofWar-Zeugs nur ab und zu mal frequentiere. Ich denke bei einem Farcry 3 dann halt nicht arghwarghlmähshoootern sondern das es cool ist die Insel zu erkunden die ich so als Setting ziemlich spannend finde.
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

Ja, das hab ich schon verstanden und da geht es uns auch ähnlich.

Ich habe soviele Shooter die letzten Jahre ausgelassen, dass ich da nicht wirklich übersättigt bin und wenn dann einer kommt der mich wirklich reizt spiele ich auch gerne altbekannte Mechaniken solange der Rest irgendwie von Kreativität zeugt.
Ich hab ja zb auch Assassin's Creed 4 total gefeiert, weil ich davor x Jahre keines gespielt habe - und auch kaum ähnliche Spiele.

Und Enslaved fand ich ebenfalls super (bis auf ein paar lästige Bugs und Framerateprobleme). Remember Me kenn ich noch nicht.
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Wulgaru
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Wulgaru »

Da ich noch nicht durch bin, kann ich natürlich nichts abschließendes sagen, aber Remember Me gibt mir zumindest etwas was ich auch nicht so oft erlebe, nämlich eine Art Ghost in the Shell zu spielen. Man merkt auch den französischen Drive den auch Beyond Good and Evil hat...ist einfach anderes als Ami-SF.....aber ist halt ein Action-Hüpfschlauch und daher an dieser Front nicht sonderlich kreativ.

Aber solche Spielerlebnisse sind eben etwas was man früher wirklich nicht hatte. Da gab es eben die guten Konzepte die funktioniert haben und die Konzepte die das kopiert haben und nicht einfach das Konzept eine Geschichte erzählen zu wollen und darum ein Spiel zu bauen das in erster Linie funktionieren soll.
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gollum_krumen
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von gollum_krumen »

Wulgaru hat geschrieben:Aber genau das meine ich ja mit meinen Beispielen...Enslaved als Beispiel...ich muss wirklich überlegen ob ich jemals so ein Setting gespielt habe. Vom Gameplay ist ein Action-Jump-Schlauch den man so schon öfters gespielt hat, aber von der Handlung und Inszenierung her eben unterhaltsam.

Viele Leute bleiben aber bei dem Punkt Action-Jump-Schlauch und sagen das ihnen das auf den Zeiger geht, weil sie mal irgendwas vage undefiniert innovatives spielen wollen, während ich eben denke das genau das fast schon ein Pluspunkt ist. Du weißt womit du es zu tun hast und kannst so die Geschichte genießen, die als Film niemals so gut funktionieren würde.
Also ist es für dich kein (Achtung Fancy-Begriff!) Immersionskiller, wenn du die Mechanik durchschaust? Vermutlich ist es auch eine Frage, welche (nicht unbedingt: wieviel!) Zeit und Raum man einem Spiel in seinem Alltag einräumt. Viel zu oft "plane" ich einen netten Videospielabend. Dann sitze ich mit Chips und Cola vor der Kiste, der Startbildschirm kommt und ich setzte mich aus irgendeinem wirklich dämlichen Grund die ganze Zeit unter Druck ("Genieße! Genieße! Genieße!") bis ich irgendwann aufgebe und merke, das die Welt mich einfach nicht reinzieht. Aus diesem Grund erblicke ich auch lediglich bei 20% der Spiele, die ich beginne, den Creditbildschirm am Ende.

Das Gefühl, dass sich alles leer anfühlt, weil eine epische Geschichte ihr Ende gefunden hat (das Gefühl nach dem siebten Potter!) hatte ich in den letzten Jahren lediglich bei den Hexern, Walking Dead und primär Vampire Bloodlines (ohne Frage eines DER Atmosphärespiele für mich).

Dann gibt es so etwas wie Dark Souls. Dieses Spiel hat einfach das gesammelte Kloppmist-Gameplay vereint und ein winziges Tüpfelchen draufgesetzt. Da muss ich nicht planen, da fallen auch mal drei Univeranstaltungen am Stück aus, weil ich "nur noch mal hinter die nächste Ecke sehen will". Das sind quasi die Spiele, die mich durch ihr Gameplay in Ketten legen. Aber mal ehrlich - DIE sind unfassbar selten geworden. Für mich nur Dark Souls, Civilization und Starcraft 2 in den letzten 10 Jahren.

Edit:
Wulgaru hat geschrieben:Wenn ich aber mal ein paar Beispiele nenne und zwar Enslaved, [...], bieten dir mir etwas was ich früher eben nicht bekommen habe und zwar eine wirklich spannende und unterhaltsame Geschichten die ich interaktiv miterleben kann.
Noch nie gehört von dem Titel, gesehen, gefressen, gekauft. Sieht das geil aus. Hab mir gerade das 4P-Testvideo angeschaut. Was mich überzeugt hat, 20 Takken zu verballern: Die Musik.

Danke dafür!
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Wulgaru
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Wulgaru »

Also man muss mir schon die Spiele zeigen, bei denen ich die Mechanik nicht durchschaue und schnell kapiere wie die Levelstruktur aufgebaut ist. Das bedeutet jetzt nicht das ich es beherrsche, aber dieses Verständnis ist glaube ich keine Raketenwissenschaft. Daher kann so etwas meine Immersion gar nicht beeinflussen, denn das ist etwas worüber ich gar nicht nachdenke, in etwa wie die Erkenntnis beim lesen eines Buches das man eben ein Buch liest.

Ich setze mich dabei auch nicht unter Druck. Ich mache eher selten Fehlkäufe, weil selbst bei einem Schnäppchen schon irgendein Reiz ausgehen muss, damit ich mich damit beschäftige. Irgendeine Art von Spielerlebnis gibt es immer und ich bin nicht auf der Suche nach dem nächsten "Schuss" einzigartiger erhabener Begeisterung wie du es wohl meinst. Zwischen absoluter Langeweile und sowas besteht ja noch ein großer Zwischenraum.

Ich habe aber natürlich auch diese Spiele wie Dark Souls, auch wenn diese Serie mir persönlich fremd bleibt, aber das ich diese Spiele habe, macht nur "gute" Spiele für mich nicht schlechter. Mit einem so hohem Maßstab wäre man aber auch früher nicht glücklich geworden, denn zusätzlich zu dem Aspekt das am Anfang alles neu ist, kommt auch das man keine Maßstäbe hat.

Zu Enslaved hoffe ich natürlich das es dir gefällt, für mich war es einfach ein grundsympathisches Spiel, bei dem alles gestimmt hat, aber wenn du ein alter Hase bist, erkennst du die Mechaniken des Gameplays natürlich. :wink:
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

Ich persönlich denke bei so Mechaniken nicht unbedingt direkt an die Steuerung - aber auch hier fallen mir Beispiele ein - siehe Red Steel 2 usw., was für mich durch die Steuerung ein neues Erlebnis wurde. Sowas habe ich noch nicht gemacht.
Ohne die Steuerung wäre es nur ein Standard-Shooter mit Schwert auf Knopfdruck gewesen.

Ansonsten denke ich aber einfach an Dinge die einen überraschen, weil man sie in der Form noch nicht in einem Spiel gemacht hat.
ZB die Portale in Portal setzen und damit clevere Logikpuzzles lösen. Oder mit der Gravity-Gun in Half Life 2 rumspielen. Oder die schräge Logik in Antichamber erfassen. Das Rumspielen mit der Zeit in Braid (oder damals in Sands of Time) etc.

So kleine Gameplay-Kniffe halt, die die Sache wieder frisch halten. Natürlich durchschaut man das auch schnell mit etwas Erfahrung, aber es ist schon was anderes als wenn man zb ein Legend of Grimrock vorgesetzt bekommt (gutes Spiel!) und einfach 1:1 von den alten Dungeon Crawlern weiß wie es dort funktioniert. Geschweige denn FIFA, Mario Kart oder Gran Tourismo usw.
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Wulgaru
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Wulgaru »

Ich weiß nicht, ich hatte schon eine relativ genaue Vorstellung was mich bei Red Steel erwarten würde und daher kann ich nicht wirklich sagen das hier ein aha-Erlebnis auf mich gewartet hat. Ich fand natürlich auch toll wie präzise das war, aber für mich hat das das Game nicht getragen, weil es sonst ein ziemlicher Standardshooter war. Ironischerweise ist das für mich ein Fall von Style over Substance wo man mal nicht die Grafik meint sondern die Spielmechanik.

Was deine anderen Beispiele angeht, weiß ich nicht ganz inwiefern man an solche Spiele heran gehen muss, ohne wirklich etwas über sie zu wissen. Bevor ich Sands of Time oder Portal gespielt habe, habe ich mir Tests durchgelesen und wusste was die Mechaniken sind. Ich fand sie sehr toll (Sands of Time ist ja eines meiner Lieblingsspiele), aber waren das für mich Aha-Erlebnisse über den Punkt hinaus wo ich die Steuerung erlerne? Ich glaube nicht wirklich. Was mich an Sands of Time und Portal beeindruckt hat, waren diverse Storykniffe und die allgemeine Inszenierung, zumindest wenn es um diesen Wow-Effekt geht, über den wir hier reden.

Zudem fand ich weiterhin beeindruckend das Sands of Time ein Plattformingsystem angeboten hat, was es bisher nicht gab und was die Serie auch ursprünglich von Mario abgessetzt hatte. Das klettern, säulenhüpfen, Wandlaufen usw. haben seit Sands of Time so viele Spiele kopiert wie man es sonst nur von Games wie OoT sagen kann. Das Feature der Zeit wurde zwar kopiert und war eine geniale Idee, aber ich finde eben das das Plattforming hier die größere Leistung darstellt. Bei Portal fand ich eher noch als die Portalmechanik beeindruckend das man quasi einen annähernd gewaltlosen Shooter spielt. Mir dieses Konzept unterhaltsam zu präsentieren, habe ich als die größere Leistung empfunden als das "Feature" von dem alle reden.
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

Gut, dann geht es uns halt teilweise um unterschiedliche DInge.

Ich meine durchaus diesen Aha Effekt, wenn man zb zum ersten Mal ein Portal über eine gegnerische MG-Drohne platziert und dann über dem Ding auftaucht und es umschmeißt. Das hat mich fasziniert, auch wenn es ne einfache Sache ist (irgendwie klingt das nämlich ein wenig so als wäre ich geistig etwas eingeschränkt und ich käme leicht ins Staunen...).

Oder eben bei Red Steel einmal nicht im Sofa zu lümmeln sondern aufzustehen und wie ein wilder Schwerthiebe auszuführen.
Oder bei Thief einmal nicht alles niederzuballern sondern minutenlang in dunklen Ecken zu hocken und zu beobachten.
Waren alles neue Erlebnisse.

Mir gefällt sowas halt. Das ist mein Spieltrieb.

Das soll nicht heißen, dass ich die Beispiele von dir nicht nachvollziehen kann. Gab eben genug Spiele, bei denen ich sofort wusste wie das ablaufen wird, die Story, Atmosphäre, Inszenierung die Sache aber trotzdem total fesselnd machten.
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