Spieleerinnerungen damals und heute?

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minus x
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von minus x »

Naja, die Indi-Games hauen mich auch nicht vom Hocker.
Das reizvolle an Videospielen ist die Interaktion. Man sitzt nicht nur passiv da und wird zugelabert, wie beim TV, sondern bestimmt das Geschehen aktiv mit.
So lange die KI jedoch so ist wie bis dato ist, bringt mir die Interaktion jedoch nur Verdruss.
Ich spiele daher nur noch Online-Spiele mit echten Gegner.
Mir macht es keinen Spaß gegen Gegner zu kämpfen, die die KI eines Wurstbrotes haben.

Grundsätzlich ist es so, dass ich mir von Videospielen nicht viel erwarte und ich meine Freizeit sinnvoller gestalte möchte, als mich an Killerbäumen oder Riesenspinnen hochzuleveln oder nervige Schlüssel suchen möchte oder Verschieberätsel lösen oder in der Gegend rumhüpfen möchte. Das ist mir zu wenig tragfähig und sinnstiftend, um damit meine Freizeit auszufüllen.

(Silent Hill 2 hatte manch dieser Elemente zwar auch, jedoch war es vorrangig eine tiefenpsychologische Tour de Force über Trauer, Schuld, Abschied etc.; das gepackt in ein Old-School-Action-Adventure geht vollkommen in Ordnung, da die Sucherei und die Rätsel die Nervosität gekonnt steigerten. Mein einziges Spiel, das bleibt und - mit Einschränkungen - ICO.)
Armin
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Armin »

die-wc-ente hat geschrieben:Ich würd mal sagen man wird einfach nur älter und somit haben Spiele (zumindest bei mir) nicht mehr so eine große Bedeutung wie damals.
Aelter wird man zwar, aber daran liegt es nicht. Schuld ist die jahrelange Berieselung durch das Fernsehen, das hemmt einfach die Vorstellungskraft und man kann sich nicht mehr mit sich selber beschaeftigen. Seit 5 Jahren hab ich kein Fernsehen mehr und aufeinmal machen 20 Jahre alte Spiele wieder Spass wie damals.
johndoe702031
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von johndoe702031 »

Armin hat geschrieben:
die-wc-ente hat geschrieben:Ich würd mal sagen man wird einfach nur älter und somit haben Spiele (zumindest bei mir) nicht mehr so eine große Bedeutung wie damals.
Aelter wird man zwar, aber daran liegt es nicht. Schuld ist die jahrelange Berieselung durch das Fernsehen, das hemmt einfach die Vorstellungskraft und man kann sich nicht mehr mit sich selber beschaeftigen. Seit 5 Jahren hab ich kein Fernsehen mehr und aufeinmal machen 20 Jahre alte Spiele wieder Spass wie damals.
Hm, kann ich so pauschal jedenfalls nicht bestätigen. Kommt sicher auch ein Stück weit drauf an, WAS man sieht. Ich schaue leider immer noch viel zu viel fern, obwohl ich die krassesten Formen geistiger Verblödung wie Talkshows, Boulevard-Mags, Daily- und Dokosoaps, überhaupt solche abgehobenen Intellektuellen-Kultur-Sender wie RTL und RTL II zu vermeiden versuche - obwohl ich ja jüngst Gefallen an X-Diaries gefunden hab, das sind doch echte Sternstunden des deutschen TVs, ganz große Schauspielkunst. Naja, und obwohl ich immer noch definitiv zuviel fernsehe, hab ich auch immer noch Spaß an 20 Jahre alten Titeln, sofern ich denn mal dazu komme (wie Monkey Island, Maniac Mansion, Civ....). Warum? Naheliegendste Begründung: Weil es Scheiße nochmal VERDAMMT gute Titel waren (ähnlich wie Filmeklassiker auch immer gut bleiben werden), obwohl sie nicht die heutige moderne Technik mit ihrem Realismus-und "Detailismus"-Wahn verwenden . Ich glaube, es hat zu jeder Zeit gute und (mehrheitlich) schlechte Spiele gegeben, aber man kann dennoch besonders gute und schlechte "Jahrgänge" oder "Phasen" unterscheiden, konjunkturelle Wellen. Und da haben wir nach meinem Empfinden spätestens seit Mitte des letzten Jahrzehnts auf breiter Front eine Rezession erlebt (wohlgemerkt Massenmarkt).

Um es kurz zu machen: Die wirklich guten Titel werden auch in 30 Jahren noch gut sein, eigentlich scheißegal wieviel Fernsehen man schaut, sich die Birne zuballert oder in Michael Bay Filme geht (ok, wenn man sich damit in krassen Überdosen wirklich vollständig das Hirn zersägt hat, dann stimme ich dir sogar zu, dann kann die Vorstellungskraft echt flöten gehen) . Grundsätzlich sind die guten Oldies aber aus sich heraus einfach zeitlos gute Spiele, find ich.
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Thjan
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Thjan »

Ich glaube es hängt auch damit zusammen dass Spiele früher schwerer waren. Bei aller "epicness" ist Uncharted 3 lange nicht so schwer wie z.B. Metal Gear Solid.
Zumal man damals auch nicht ständig mit "epicness" bombardiert wurde. Es gab einfach mal längere, ruhigere Passagen zwischendurch und sowas wie einen Spannungsbogen, den ich heute bei den AAA-Titeln öfters vermisse. Irgendwann stumpft man gegen bombast einfach ab, doch anstatt sich auf das erzählen einer Geschichte rückzubesinnen trumpft man einfach mit immer mehr bombast auf. Schade.
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ramon0r
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von ramon0r »

Echt interessante Diskussion. Also ich kann mich auch nur noch zu gut an alte, fesselnde Spieletitel wie das bereits angesprochene Super Mario 64, Donkey Kong 64, Metal Gear Solid oder auch Max Payne erinnern. Da hat man sich doch jeden Tag richtig drauf gefreut und war stolz drauf seinen Freunden am nächsten Tag in der Schule zu erzählen, was man doch wieder geleistet hat.
Heutzutage hol ich mir n' CoD irgendwas schmeiß es an und zock munter drauf los. Klar die Musik, die liebe zum Detail einfach das ganze drumherum sind fesselnd und packen einen, nur kann ich mich noch zu gut an das erste CoD erinnern, wo ich mit aufgedrehten Boxen gar nicht mehr aus dem Staunen herauskam. Das mit der Phantasie, was oben im Thread angesprochen habe finde ich einen sehr interessanten Punkt. Mit kommts einfach so vor, als ließen wir uns von neuen Titeln berieseln und entertainen, wohingegen wir bei alten einfach noch mehr selbst machen mussten. Sieht man teilweise auch an neuen Blockbustern im Kino, was aber wieder ne andere Diskussion anfachen dürfte :)
Pappenheini
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Pappenheini »

Nette Diskussion!

Ich fühle da mit dem Threadsteller und vielen anderen hier.

Ich glaube, dass vieles was hier gesagt wurde, zusammen die Problematik ergibt, die heutige Videospiele-Welt mit der "Nostalgie-Brille" zu sehen.

1. Das Rad neu erfinden:
Tatsächlich war es doch früher so, dass die Technik in Spielen von den 80ern bis ins Millineum hinein "revolutionsartige" Sprünge machte. Von Textstrategie /-adventures bis zur ersten grafischen Oberfläche bis hin zur 2D-Pixelgrafik (die wir alle so lieben;)) über die ersten DOS 3D-Racer/Simulationsgedöns (was nicht mehr als Kanten und Ecken waren;)) bis hin zur Playstation und N64 .... das waren Technikrevolutionen....heute kann ich erwarten, dass die nächste Direct X version unterstützt wird und die Texturen noch dateillierter und das Bild ruckelfrei und flüssiger läuft...
wart ma mal auf die ersten "real-3D" Spiele;)

2. Das Rad neu erfinden II (Gameplay)
Tja Gameplay.....Gameplayinnovationen...Ich glaube, dass da viele mehr forden als sie tatsächlich brauchen....bestimmte Gameplay-Typen, haben sich bewährt, warum soll man sie nicht in verschiedenen "Themes" (quasi Zeiten, Orten, anderen Itemsystem etc.) nochmal neu ausprobieren oder kombinieren....
eine Gameplay-Variation erschöpft sich nicht beim ersten Spiel...im Gegenteil..(siehe die Civilization-Reihe oder MGS)
Was ich allerdings bei der neuen sogenannten "Mainstream-"Spieleindustrie nicht gut finde, ist, dass sie selbst bei diesen kleinen Änderungen, ja niemand verschrecken will, keinen Mut zur Lücke hat...im Gegenteil, wenn sie dann mal Mut hat, ein Sequel mit Änderungen auzustatten, verkorksen sie die eingefleischten Fans meist, weil diese Änderungen die Ursprünglichen Vorteile zerstört (zB Diablo 3 Auktionshaus, WoW Casual-Konzern-Taktik).....Konzerne hören nicht so gut auf das (gefilterte niveauvolle) Feedback der Fans als frühere "kleinere" Gamestudios....das können sie gar nicht. Da sie nicht auf ihre innere magische "Spielentwicklerstimme" hören können, sondern sich mit nackten Umsatzzahlen rechtfertigen müssen.

3. Unterforderung
Tatsächlich finde ich auch, dass diese neuen großen Blockbustertitel immer öfter eine Beldeidigung an den eigenen Intellekt mit sich bringen, sowohl was Schwierigkeit angeht, als auch die Story.
Das begründe ich wieder damit, dass die "Mainstream"-Politik das mit sich bringt, da man möglichst ein breites Publikum ansprechen möchte, was zwangsläufig ein allgemein zugänglicheres Spieleerlebnis hervorbringen muss.

4. Die Community
Ein äußerst subjektiver Punkt.
Früher war es "exklusiver" Videospiele bzw eine Konsole etc zu besitzen...die Community war "konstruktiver" und "toleranter" im Umgang,
der Austausch mit den Gamestudios "produktiver".(gewagte These ich weiß;)) Viele beschreiben hier, wie sie voller Stolz am nächsten Tag ihren Freunden ihr Spielerlebnis am nächsten Tag erzählen MUSSTEN.
Man hockte sich öfter zusammen um ein Einzelplayerspiel auch mit nur einem Pad ohne KOOP durchzuzocken.
Diese Kultur finde ich geht immer mehr zugrunde...paradoxerweise meines Erachtens, genau wegen dem Medium was uns zusammenführen sollte..dem Internet.
Jetzt sitzt jeder daheim vor seinem Rechner, hat seine eigenen Achievements und Online-Multiplayer ist ein einziger Schmelztiegel an Geflame und geistigem Dünnpfiff.
(natürlich gibt es tausende Ausnahmen, nur mir fällt das gerade so auf)

Fazit:
Ich hole mir oft aktuelle Titel oder Spiele (vielleicht etwas verspätet manchmal) ...aber zu Ende gespielt, hab ich seit langer Zeit immer weniger..
Die Spiele werden auch mir zu dröge, einheitlich und unterfordernd...schlimmste Entwlickung meinerseits sehe ich im Storybereich..ich konnte früher mit Spielen lachen oder heulen...dieser Spirit ist fast weg, und das liegt ganz sicher nicht an mir/uns, da ich mich seit Jahren regelrecht bemühe mal
wieder ein Spiel richtig "geil" zu finden....je mehr ich mir hole, desto frustrierter werde ich.
Wie man aus meinem Beitrag erkennen kann, sehe ich das Hauptproblem in dem riesigen Markt, der sich der Spieleindustrie erschlossen hat.
Der Markt macht es dem Publisher "möglich" dort Geld zu verdienen, was in unsrer heutigen Welt soviel wie "nötig" bedeutet, und deswegen MUSS das hundertste Sequel
auf diesselbe Spielereihe folgen, weil einfach das Potenzial damit auch noch Geld zu machen, resourcensparend (da das Team das gleiche ja schon mal gemacht hat), verschenkt wäre...
Ich denke also einerseits, klar, die Sprünge von damals was Innovation angeht, sind gar nicht möglich. Das erwarte ich auch nicht. Allerdings erwarte ich,
dass man nicht Spiele auf den Markt schmeißt, weil man's kann, sondern weil man auch erkennt dass so ein Spiel Sinn hat bzw. die Entwickler eine tatsächliche Passion dahinter haben.
Es gibt diese Entwicklungen noch (Heavy Rain etc.) ...sie gehen in der Masse jedoch immer mehr unter.

P.S. Dem Beitrag mit den Wertungen durch 100 % Balken kann ich mich anschließen...ich finde, dass gehört überarbeitet...erreicht es keine 80% schaut dass doch keiner mehr mit Arsch an;)
Easy Lee
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Easy Lee »

Das muss man kausal betrachten. Da trifft persönliche Reife auf mediale Übersättigung durch das Internet und dazu kommt der gesellschaftlich gestiegene Druck Arbeit als Status wahrzunehmen und Freizeitaktivitäten die dem Spaß dienen als ineffizient einzustufen. Die Spieleindustrie macht es einem ausserdem nicht mehr besonders leicht ihre Produkte zu lieben.

Selbst Über-Games wie Heavy Rain oder Max Payne 3 schaffen es heutzutage nicht mehr Games wie Shen Mue II oder Final Fantasy 7 vom Thron zu stossen. Allerdings würden es letztgenannte bei mir als neue Spiele sehr schwer haben - die Geduld hätte ich wahrscheinlich nicht mehr um sie so zu erleben wie früher.
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sYntiq
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von sYntiq »

Pappenheini hat geschrieben:4. Die Community
Ein äußerst subjektiver Punkt.
Früher war es "exklusiver" Videospiele bzw eine Konsole etc zu besitzen...die Community war "konstruktiver" und "toleranter" im Umgang,
der Austausch mit den Gamestudios "produktiver".(gewagte These ich weiß;)) Viele beschreiben hier, wie sie voller Stolz am nächsten Tag ihren Freunden ihr Spielerlebnis am nächsten Tag erzählen MUSSTEN.
Man hockte sich öfter zusammen um ein Einzelplayerspiel auch mit nur einem Pad ohne KOOP durchzuzocken.
Hierzu sind mir gerade ein paar weitere Gedanken gekommen.

Früher hat man einfach aus Spass am Spiel gespielt. Wenn du früher jemand anderen gefunden hast der auch zockt, und dann noch womöglich das Gleiche, dann hatte man einen zusätzlichen Ansporn um sich weiter miteinander austauschen zu können. Hing man an Gegner XY fest, wurde einem geholfen, falls der andere schon weiter war.

Heutzutage wird (gefühlt) sehr oft nur aus Wettbewerb und sich profilieren gezockt. Hängst du heute an Gegner XY fest, dann kommen garantiert erstmal Sprüche a la "Da hast du Probleme? Looser. Also ICH hab den ja mit links geschafft."(Frei nach: "Ich bin viel geil, du nichts") Zockt man ein Spiel nur des Spieles wegen (Story etc.) womöglich gar auf normal oder noch schlimmer, auf easy, dann ist man der nichtsblickende Casual der sich lieber andere Hobbies suchen sollte, da man Spiele ja gefälligst NUR der Herausforderung wegen zu zocken hat. (Kommt dann meist von denen die auch gleich auflisten müssen warum sie selbst ja so dermassen Hardcore sind.)
Wenn dir damals ein Spiel viel zu schwer war, kam garantiert am nächsten Tag irgendwer an und hat dir eine Kopie mit Trainer gegeben damit du trotzdem Spass an dem Spiel haben kannst. Heutzutage: Weichei! (Wobei ich schon ewig kein Spiel mit Trainer mehr gesehen habe, was allerdings auch daran liegen mag, dass ich im gegensatz zu damals, Spiele nur noch als Original anschaffe.;) )

Anderes Beispiel: Damalige "Pro Gamer" (wobei sie sich damals nie so bezeichnet hätten) waren immer auf der Suche nach dem "ultimativen" Joystick/Joypad welcher noch 0,2sekunden schnelleres Dauerfeuer hatte als der alte. Und alle anderen waren neidisch wenn man sich entsprechenden Joystick dann auch leisten konnte, bzw. sind losgerannt um sich den auch zu kaufen. Spielst du heute selbst ein reines Singleplayer-Spiel mit einem Joypad welches überhaupt Dauerfeuer besitzt und gibst das auch noch öffentlich zu, kannst du froh sein wenn du nicht gleich gehängt wirst. (Wenn Dauerfeuer nicht sogar gleich vom Spiel her unterdrückt wird.)

Damals war es "Sport" Glitches in Spielen zu entdecken und diese für dich zu nutzen. Hast du mit jemand anderen ein 2Player Spiel gezockt, war es eine Herausforderung für den anderen diesen Glitch auch zu finden, falls du es ihm nicht einfach direkt gesagt hast. Heute nehmen sich die Konsolenhersteller heraus dich für so etwas zu bannen ("Glitch-Abusing").

Damals waren Cheats in Spielen einfach Dinge die der Entwickler vergessen hat für die Retailversion zu entfernen. Dann kam die Zeit wo Cheats vom Entwickler absichtlich eingebaut und teilweise schwer versteckt wurden als Herausforderung. "Na, Spieler, mal sehen ob du DEN auch findest."
Cheats wurden unter Spielern weitergereicht als Hilfe, damit man auch als schlechterer Spieler das ganze Spiel zu Gesicht bekommen kann.
Mal abgesehen davon dass das was die Entwickler einem heute als "Cheat" andrehen wollen oftmals ein schlechter Witz ist, ist cheaten heutzutage auch nur ein (weiteres) Zeichen von Versagen.
(Es gibt ja sogar Leute die Hi-End-Gaming-Mäuse als zu verbietendes Cheat-Tool ansehen!)

Wenn du damals im "Multiplayer" (den es ja doch eher nur lokal gab) gewonnen hast, dann wurde erst recht weitergezockt. ("Jetzt verlierst du aber!"). Wen du heute gewinnst wirst du übel beschimpft, wirst aus dem Spiel gekicked und bekommt eine schlechte Rep.

Klar, im Multiplayer macht es ja noch irgendwie Sinn Cheats und Glitchgebrauch zu unterbinden und für eine Art Chancengleichheit zu sorgen. Aber warum "darf" ich den Singleplayer nicht mehr so geniessen wie es mir gefällt? Die Community hat sich im Grossen und Ganzen von einem "Miteinander" sehr zu einem "Gegeneinander" entwickelt.

(Disclaimer: Ja, mir ist klar dass dies ebenfalls sehr verallgemeinert ist. Ich kenne auch heutzutage noch genug Leute mit denen man einfach aus Spass am Spiel zocken kann. Dennoch gibt es die "Du nichts, ich viel Geil" Leute in einer nicht zu unterschätzenden Anzahl.
Damals gab es auch Wettbewerb, allerdings irgendwie "anders". Es war irgendwie "sportlicher".)
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johndoe977503
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von johndoe977503 »

Richtiges Mariokart 64 im Multiplayer bestand eigentlich nur aus der Ausnutzung von Glitches. Genauso das Level Facility bei Goldeneye (in dem Lüftungsschacht im Multiplayer reinzukommen per Glitch war auch eine Kunst). Das letzte Spiel jedoch, bei dem ich mit Freunden das Gefüh hatte, dass es mal wieder zelebriert wurde, Glitches auszunutzen war Sonic Generations. Ansonsten ist da mit Sicherheit viel Wahres dran, was du schreibst.

Zusätzlich: Ich kann vor allem die Mentalität nicht verstehen, was daran toll ist, andere Konsolen runterzumachen. Ich habe mich eher gefreut, wenn damals nen Kollege nen Megadrive oder noch vorher nen NES hatte. So hatte man sich mit den Systemen ergänzt. Man war schließlich noch Kind und konnte sich nur ein System leisten/wünschen.Irgendwie gings damals mehr ums Spiel.
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stormgamer
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von stormgamer »

ich bin froh gerade diesen treat gefunden zu haben. eben wollte ich einen neuen aufmachen und schrieb einen text, der so lange war, dass ihn warscheinlich kaum einer gelesen hätte.

aber dieser text ging darum:
früher war eigentlich JEDES neue spiel ein erlebnis! nur manchmal mehr und weniger intensiv. doch meistens hatte man halt das gespielt was man hatte, die auswahl war meißtens beschränkt....

heute jedoch wird es dir nicht nur einfach gemacht, du wirst förmlich BESCHMISSEN! Das humblebundle, steam-sales, softwarepyramiden und wühltische. ich erinnerte mich eigentlich dass der preis ALLER supernintendospiele im Geschäft ungefähr so stabil war wie der goldpreis. heute kriegste die allerbesten triple-A titel nach einem jahr für nen zwanni. dadurch kommt auch mehr ins haus, und ich kenne es auch dass ich sehr abgestumpft bin. so abgestumpft, dass ich ganze bundles oder im sale gekauften spiele noch nicht einmal angespielt habe, und mich kaum dazu motivieren kann. das klingt wahnsinnig dämlich, ist es genaugenommen auch. ich kann auch nicht die ganze schuld darauf schieben, dass ich heute nur noch wenig zeit zum spielen finde. vielleicht ersticken wir langsam an der konjunktur einer kunstform...
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

Geht mir phasenweise auch arg so und genau deswegen habe ich mir seit einem Jahr ein Gebot auferlegt, dass ich nur mehr die Spiele kaufe auf die ich gerade JETZT Bock habe . Ich versuche nicht mehr auf Vorrat zu kaufen, auch wenn was billig ist (hab's nicht ganz geschafft...aber fast).

Da gebe ich im Endeffekt immer noch weniger Geld aus als wenn ich mir jedes günstige Bundle kaufe und davon dann maximal ein Spiel irgendwann spiele und außerdem kommen so Sales ja immer wieder.
Ich habe allein durch GOG.com Spiele für die nächsten 10 Jahre auf meiner Festplatte...

Jedes mal wenn ich vor der Qual der Wahl stehe, bin ich wie gelähmt. Oder ich komm in so einen "muss die Liste abarbeiten" Modus, wo ich dann teilweise nach dem Alphabet vorgehe :ugly:

Also: ziemlich dämliche First-World-Problems aber ja, das Überangebot beeinträchtigt bei vielen Spielen den Grad der Auseinandersetzung damit sowie die Intensität der Spielerfahrung, zumindest bei mir.
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Paul Spaten
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Paul Spaten »

Man sollte auch den Kontext der jeweiligen Zeit sehen, in dem man seine heissgeliebten Klassiker entdeckt, gespielt und liebgewonnen hat.

Früher (und das war bei mir Mitte der 80er Jahre) hatte ich die sorgenfreieste Zeit meines Lebens (schade nur, dass mir das damals keiner gesagt hat). Ich hatte unendlich viel Freiraum für mein Hobby und musste mich höchstens am Rande mit lästigen Pflichten (Schule, Pickelbekämpfung) rumschlagen. Nervös wurde ich nur dann, wenn die neueste Ausgabe der Power Play einen Tag später als gewohnt am Kiosk auslag. Demzufolge konnte ich viel Energie und Enthusiasmus in die Spiele stecken.

Dadurch haben meine Lieblingsgames von damals einen Lorbeerkranz erhalten, der immer noch frisch und grün ist. Bei objektiver Betrachtung können mich heute nur noch wenig Spiele von einst überzeugen. Aber in diesem Fall gebe ich einen feuchten Fuzzi auf Objektivität.

Heutzutage verbleiben nur wenige Stunden pro Woche (wenn überhaupt) fürs Daddeln. Ich kann daher weniger Beziehungen und damit auch weniger Emotionalität zum Spiel herstellen und bin froh, wenn ich einigermaßen den roten Faden bei umfangreicheren Titeln wiederfinde, sobald ich es mal vor den Monitor schaffe.

Daher entsteht bei mir der Eindruck "früher war alles besser". War es nicht, aber das ist dann ein ganz anderes Thema.
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

Bei mir ist es aber irgendwie schon so, dass ich zb so meine Top 20 aus den 80ern und 90ern heute immer noch gerne spiele.
Ich würde die durchaus alle als relativ zeitlose Klassiker einstufen (Monkey Island, UFO, Theme Park, Thief usw.).

Ansonsten stimmt das natürlich auch was du schreibst.
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Stalkingwolf
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Stalkingwolf »

Ich sehe das genau so. Viele Spiele die mich damals begeistert haben, fesseln mich heute keine 60 Minuten mehr. Immer wieder probiere ich ein paar Spiele in der Dosbox oder WinUAE aus.
Einzig große Ausnahme ist Dungeon Master, Chaos Strikes Back und Eye of the Beholder. Was aber auch daran liegt, das es heute keine wirklich Alternativen dazu gibt.
Ein großes Problem ist aber die heutige Auflösung und die Darstellungsweise von LCDs.
Amiga auf einem Röhremonitor der größer war als mein 27" heute war kein Problem. Das gleiche Bild auf einem heutigen Full HD Schirm ist entweder so klein wie eine Briefmarke, oder ich kann die Pixel einzeln zählen.

Und natürlich liegt es auch bei mir daran das ich damals viel mehr Zeit hatte. Mittags nach der Schule hatte ich keine Hausaufgaben mehr, weil ich in einer Gesamtschule war. Entweder wie hingen auf dem Bolzplatz/Tennisplatz oder wie zockten Computerspiele. Es war die Hochzeit vom C64 und Amiga.
Dazu Abends und am WE Zeitaufwendigere Spiele. Um mehr musste man sich damals keinen Kopf machen.
Aber selbst bin in die Lehre hatte ich noch genug Zeit. Ich habe z.b in NHL 96 1200 Spiele gespielt. Volle 60 Minuten ( d.h ca 70-80min samt Unterbrechnungen ). Und nebenbei habe ich noch alles möglich andere gespielt.
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mindfaQ
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von mindfaQ »

Man wird halt älter. Ist da echt überraschend, dass man die Dinge anders verarbeitet oder in Erinnerung behält?
Ich erinnere an kleine Kinder, die sich in ganz einfache Dinge wie Kabel und Schnüre verlieren können, während man als Erwachsener nun bei Kabeln nicht gerade in Wallungen kommt.
Man kann auf einen größeren Erfahrungsschatz zugreifen, dementsprechend kritischer ist man auch. Ich selber habe auch nostalgische Gefühle gegenüber so einigen älteren Titeln, weiß aber auch, dass sie objektiv betrachtet schlechter als die derzeitigen Spiele der jeweiligen Genres sind. Mein Lieblingsspiel ist nun auch schon seit 7 Jahren gleichgeblieben (DotA/Dota 2), kann also sagen: wenn es mal ein Spiel gibt, dass den eigenen Geschmack sehr gut trifft, dann kann auch ein modernes Spiel fesseln, selbst wenn man aus dem Kindes-/Jugendalter raus ist.
DotA > all
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