Spieleerinnerungen damals und heute?

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Dragshi
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Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Dragshi »

Hey Leutz.

Meine Frage bezieht sich direkt auf Erinnerungen von Spielen, damals und heute.

Und zwar hab ich folgendes Problem:

Die ganzen Spiele heutzutage mögen extrem schön erscheinen, und wenn ich mir nen Blockbuster wie Uncharted 3 anschaue dass von Epicness nicht zu überbieten ist dann frage ich mich doch warum mir Spiele von heute nicht mehr so in Erinnerung bleiben wie die Spiele von damals.

Ich denke an ein Dino Crisis wo ich die ersten Stunden dauerhaft mit gezogener Waffe durch die Korridore gehirscht bin, an ein Metal Gear wo ich die Teile für die Playstation alle auswendig kenne und jedes Jahr einmal einlege.
An ein Resident Evil 3 wo ich dauerhaft schiss vor Nemesis hatte und ich es kaum erwarten konnte weiter zu zocken, Silent Hill wo mir die Schule ewig in Erinnerungen bleiben wird.
Super Mario 64 wo das Bob omb Level wohl immer das schönste Level sein wird, an ein Final Fanatsy 7&8, wie konnte man das vergessen.


Jetzt schwelge ich in Erinnerungen und denke mir was Spiele damals für mich bedeutet haben, wie intensiv ich in dieses Spieleerlebniss eingetaucht bin und traumatisch in der Schule über meine gestrigen Ereignisse nachgedacht habe.

Und heute?
Ich spiele es plump runter, ganz wenig Spiele fesseln mich heute noch wie z.B Heavy Rain, ganz großes Kino.
Portal 2 und auch Alan Wake blieben mir gut in Erinnerung, jedoch war damals doch vieles anders.
Heute hab ich das Spiel durch und es bleibt irgendwie nicht viel Übrig, entweder die Spielebranche hat sich eindeutig verändert und die Spiele haben weniger "Seele" oder es liegt an mir^^

Wie siehts mit euch aus?
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die-wc-ente
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von die-wc-ente »

Ich würd mal sagen man wird einfach nur älter und somit haben Spiele (zumindest bei mir) nicht mehr so eine große Bedeutung wie damals.
Es gibt viele Bereiche in denen mir Dinge, die damals wichtig waren, heute nicht mehr so wichtig sind.
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20151920518
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von 20151920518 »

Ziemlich interessante Frage. Abgesehen mal von der nostalgisch-emotionalen Bindung, würde ich sagen, dass die schwächere Technik dafür verantwortlich ist. Warum das? Sie erfordert vom Spieler (zumindest häufig) einen großen Anteil an eigener Phantasie zum Vervollständigen des Erlebnisses. Heute sehen viele Welten so perfekt aus, dass weniger Engagement des Spielers gefordert ist. Ist die Technik zu krude, wird es aber schwierig (ich denke da spontan an Ultima 0). Etwas Unterstützung braucht das Gehirn dann wohl doch.
Ich bin so frei und vergleiche das mal mit Kunst im Allgemeinen. Abstrakte Kunst lädt zum Interpretieren ein. Hyperrealismus tut das kaum. Postmoderne Abstraktion stößt hingegen des öfteren auch auf Unverständnis. :Kratz:
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

Ich mag das Thema auch immer wieder und finde verschiedene Ansichten interessant.

Ich denke es kommt beides zusammen (eigenes Alter und veränderte Spielebranche).

Das Ersterlebnis mit einem Genre oder Gameplaykonzept kann einfach nicht gut reproduziert werden. Das hat dann schlicht mit dem Alter und dem eigenen Erfahrungsschatz zu tun.
Genauso finde ich aber auch dass mutige Gameplayansätze und Ideen weniger werden (zumindest im Blockbuster-Bereich). Man ruht sich da zu sehr auf erprobten Formeln aus.

Das Medium ist eben schon sehr stark im Mainstream angekommen und verschlingt Unsummen an Geld. Da sind die Risikos spärlicher gesäht als früher - außerdem kommt da der Pionierstatus dazu. Das Medium war in den 90ern einfach immer noch sehr jung - und daher viel noch nicht probiert. Ist es zwar jetzt auch noch aber so langsam hat es seine Unschuld verloren.


Was heute für junge Spieler ein Uncharted ist, war damals eben ein Tomb Raider. Wenn man die alten Tomb Raider gespielt hat, wird man immer noch über die Grafik und Inszenierung bei Uncharted staunen können aber das Gameplay-Feeling wird sich nicht mehr ganz so einbrennen. Dadurch wird es zu einem Buisness as usual Erlebnis.

Die meisten Ego-Shooter folgen auch immer dem selben Prinzip. Half Life 2 war der letzte der mich richtig überrascht hat (vor allem wegen der Gravity Gun und Physikspielereien aber auch der für damals eindrucksvollen mittendrin Atmosphäre). Crysis war noch angenehm verspielt und offen. Ansonsten fast immer das Gleiche Prinzip mit anderem Design. Dass man da nicht mehr so abgeht als ältere Spieler sollte klar sein.


Aber zB zu Mario 64: fand ich damals genial und hat bei mir den Nostalgie Bonus - aber Galaxy 1 + 2 sind eigentlich fast noch geiler. Die haben mir sehr viel Spaß gemacht.

Amnesia hat für mich "Angst in Videospielen" neu definiert.

Silent Hill Shattered Memories finde ich eines der interessantesten der Serie (neben Teil 2).

Bei Final Fantasy gehen ihnen scheinbar langsam die Ideen aus (ist ja auch echt schon ne lange Serie mit immer wieder neuen Welten). Trotzdem fand ich Teil X und XII besser als VIII.

Von den von dir genannten Portal 2 und Co. mal gar nicht angefangen.
Alles eher neue Spiele, alles imho gute Spiele.


Ich bin eigentlich zufrieden mit vielem was da ist - unzufrieden bin ich mit dem was fehlt.

Diversität im Strategiebereich, Flugsimulationen, Coop-JRPGs usw.
johndoe702031
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von johndoe702031 »

Ich denke es kommt beides zusammen (eigenes Alter und veränderte Spielebranche).
Richtig. Monokausale Erklärungsansätze wie die "Nostalgiebrille" der alten Säcke und die Unwiederbringbarkeit der ursprünglichen Erfahrung greifen zu kurz, obwohl das immer zwingend ein Faktor bei der Beurteilung neuer Games bleiben wird. Wäre es aber nur das, müsste man jegliche berechtigte Kritik an neueren Spielen aufgeben. Man wäre gar nicht mehr kritikfähig (als im Sinn von Austeilen von Kritik), da man ja aufgrund der Nostalgiebrille sowieso die Vergangenheit rosarot verklärt und alles Neue zwangsweise doof und langweilig findet. Das kann es aber nicht sein. Daher sollte man sich der immer mitschwebenden verklärenden Nostalgie bewusst sein, aber dennoch fleißig weiter an bescheuerten Trends und öden Spielkonzepten berechtigte Kritik üben. Die gibt es nämlich auch ohne Verklärung wie Sand am Meer, genau wie die gelegentlichen Perlen.

Die Zeit, die bei mir am intensivsten hängengeblieben ist, ist auch gar nicht die Zeit meiner ersten Gehversuche im Spieleland. Das war die Zeit von Thief, DE, BG II und wie sie alle hießen. Da war ich längst erwachsen, hatte lästige Erwachsenenpflichten (wie ne Freundin :) ) und den unschuldigen Blick auf die Spiele längst verloren. Insofern bin ich mein eigener lebender Beweis meiner These ( :ugly: ?), dass es NUR am Älterwerden nicht liegen kann.
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

SardoNumspa hat geschrieben:Die Zeit, die bei mir am intensivsten hängengeblieben ist, ist auch gar nicht die Zeit meiner ersten Gehversuche im Spieleland. Das war die Zeit von Thief, DE, BG II und wie sie alle hießen. Da war ich längst erwachsen, hatte lästige Erwachsenenpflichten (wie ne Freundin :) ) und den unschuldigen Blick auf die Spiele längst verloren. Insofern bin ich mein eigener lebender Beweis meiner These ( :ugly: ?), dass es NUR am Älterwerden nicht liegen kann.
Ist bei mir eigentlich auch so.
Hab Ende der 80er mit ca. 9 zu zocken begonnen und da schnell auch schon viel gespielt (Amiga, Master System, Mega Drive, Game Gear, Game Boy, NES, SNES usw.). Die Highlights aus der Zeit haben sich bei mir auch ordentlich eingebrannt, jedoch entstanden meine Lieblingsspiele (ua die von dir genannten) und somit stärksten Eindrücke großteils zwischen 1995-2000 (PC,Playstation, N64), also einige Jahre später.

Seit Anfang/Mitte des neuen Jahrtausends werde ich nur mehr wenig überrascht. Da wäre durchaus mehr drinnen.
minus x
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von minus x »

Ich denke es liegt am Älterwerden.
Man kann heute nicht mehr soviel damit anfangen wie damals, hat zudem alles schon 1000-mal gesehen und so stellt sich ein Überdruss ein.
Hinzu kommt, dass Spiele vorwiegend für ein jüngeres Klientel konzipiert sind.
Für einen älteren Menschen ist das dann nicht mehr besonders interessant.
Klingt simpel und ist es auch.

Die meisten, die ich kenne sind mit spätestens 30 Jahren ausgestiegen und spielen nur noch gelegenlich ein Rennspiel zum relaxen. Für 30+ gibt es auch kaum was.

Die Nostalgie besteht auch darin, sich zu erinnern, dass es einem einmal gefallen hat. Man erinnert sich an die Erinnerung.

Das einzige Spiel, das ich heute noch gut finde ist Silent Hill 2. Es ist dieses Mädchen auf der Schaukel mit den wilden Wiesenblumen im Haar, in die man verzweifelt verliebt war und an der man jede Frau misst. Keine kommt an sie ran - an dieses Phantom.
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Roggan29
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Roggan29 »

Es liegt an der Erfahrung, die man hat.
Das ist in jedem Bereich gleich.

Machst du etwas, dass du interessant findest zum aller ersten Mal findet man es richtig genial. Über die Zeit und regelmäßige Wiederholungen nutzt sich das Gefühl der Freude ab. Es wird zu Gewohnheit, man kennt es und es ist halt nichts besonderes mehr.
Beim Essen ist es ja ähnlich. Ist du über Wochen/Monate den gleichen Brotaufstrich bist du es irgendwann leid.
Ist halt ein psychologischer Effekt.
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johndoe702031
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von johndoe702031 »

Roggan29 hat geschrieben:Es liegt an der Erfahrung, die man hat.
Das ist in jedem Bereich gleich.

Machst du etwas, dass du interessant findest zum aller ersten Mal findet man es richtig genial. Über die Zeit und regelmäßige Wiederholungen nutzt sich das Gefühl der Freude ab. Es wird zu Gewohnheit, man kennt es und es ist halt nichts besonderes mehr.
Beim Essen ist es ja ähnlich. Ist du über Wochen/Monate den gleichen Brotaufstrich bist du es irgendwann leid.
Ist halt ein psychologischer Effekt.
Was aber keine Entschuldigug für die Einfallslosigkeit der (Mainstream-) Branche sein darf, die sich in total vorhersehbarerer Weise und in Endlosschleife ständig selbst zitiert, und das teilweise auch noch schlecht. Spiele sind in ihrer Masse zu sehr gesichtslose Plastik-Fließbandprodukte geworden (ungleich schlechte Spiele!!), die selbst ein Blinder vorhersehen kann und die des schnellen Vergessens absolut würdig sind. Die pekuniären Gründe für diese Entwicklung sind bekannt. Ohne zu verlangen, dass man das Rad ständig neu erfinden müsste, darf man getrost mehr fordern als das in den letzten Jahren gebotene. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Aber ansonsten grüßt doch täglich das Murmeltier. Und ich weigere mich das nur auf's Alter oder die Erfahrung zu schieben, die Branche und die Spiele haben auch ihren Share und sollten nicht aus der "Verantwortung" entlassen werden.
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Solon25
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Solon25 »

Ich hab mich auch schon mit der Frage befasst und für mich beschlossen, das man die guten "alten" Spiele in guter Erinnerung behalten sollte. Als Beispiel, Jagged Alliance 2 das man mit Begeisterung gespielt hat, auch hat es ein 2. mal mit anderen Charakteren Spaß gemacht, gab ja andere Kommentare. Beim 3. mal fängt es langsam an langweilig zu werden weil das Gameplay immer dasselbe bleibt.

In anderen Spielen zwanghaft das gute aus all den tollen Spielen zu suchen die man gespielt hat, ist vergeblich (Ausnahmen bestätigen die Regel). Man muss sie so annehmen wie sie sind und sich dran erfreuen oder auch nicht.
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Für interessante Selbstgespräche braucht man einen intelligenten Gesprächspartner.
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Boesor
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Boesor »

SardoNumspa hat geschrieben: Spiele sind in ihrer Masse zu sehr gesichtslose Plastik-Fließbandprodukte geworden (ungleich schlechte Spiele!!), die selbst ein Blinder vorhersehen kann und die des schnellen Vergessens absolut würdig sind.
Die richtigen (!) Spiele für einen selbst auszuwählen ist aufgrund der Masse an Neuerscheinungen eine größere Kunst als früher.
ich für meinen teil kaufe gar nicht soviele Spiele, aber dafür bin ich auch weit weniger enttäuscht als viele andere hier.
Weil ich eben für mich die richtigen Spiele auswähle...und die sind keine "gesichtslose Plastik-Fließbandprodukte"
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Chibiterasu
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Chibiterasu »

@ Solon25 Also wenn das Gameplay gut ist, macht mir das nichts, wenn es gleich bleibt. Und daher hab ich schon ein paar so zeitlose Klassiker die ich einfach immer wieder gerne spiele.


X-Com Terror from the deep spiel ich alle 2 Jahre mal wieder (meistens durch). Die Gefechte werden mir nie langweilig, weil man immer vorsichtig spielen muss.
Die Lieblingsadventures machen mir noch bei jedem Durchgang Spaß.
Wing Commander 3-5 machen immer noch sehr viel Laune.
Ein paar Thief-(Fan-)Missionen spiel ich regelmäßig mal.
Mario ist immer wieder spaßig
Tetris geht auch immer.
usw.

Gibt also durchaus Spiele die für mich relevant bleiben ohne dass ich sie zu sehr verkläre.

Aber solche gibt es heute auch noch. Portal 1+2, Mario Galaxy und Donkey Kong Country Returns sehe ich mich in 10 Jahren auch noch spielen.
Ich habe nur das Gefühl, dass es etwas weniger werden.

Ich weiß nicht ob ich die - ohne Zweifel geilen - God of War Titel noch einmal spiele. Ich kenne die Story, ich kenne die krassen Momente, ich kann also nicht mehr überrascht werden
- nur wegen dem Gameplay glaub ich nicht dass ich nochmal zu den Spielen zurückkehre. Aber man wird sehen.


"Man muss sie so annehmen wie sie sind und sich dran erfreuen oder auch nicht."
Da kann ich mich aber nur anschließen.
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Wulgaru
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von Wulgaru »

Was sich mit den Jahren denke ich sicher verändert, dass einen nicht mehr jedes Genre neu so beeindruckt. Ich hasse Rennsimulationen, aber selbst ich fand damals das erste Gran Turrismo genial. Kann ich mir heute nicht mehr vorstellen.

Wenn man bestimme Genre-Vorlieben hat, ist es auch möglich hier noch beeindruckt zu werden. Wenn bei etwas was man gut kennt und mag dann nämlich noch jemand was anderes ausprobiert, registriert man es sofort und ist zumindest in meinem Fall dann oft sehr schnell genauso begeister wie früher.
minus x
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von minus x »

SardoNumspa hat geschrieben:
Was aber keine Entschuldigug für die Einfallslosigkeit der (Mainstream-) Branche sein darf, die sich in total vorhersehbarerer Weise und in Endlosschleife ständig selbst zitiert, und das teilweise auch noch schlecht. Spiele sind in ihrer Masse zu sehr gesichtslose Plastik-Fließbandprodukte geworden (ungleich schlechte Spiele!!), die selbst ein Blinder vorhersehen kann und die des schnellen Vergessens absolut würdig sind. Die pekuniären Gründe für diese Entwicklung sind bekannt. Ohne zu verlangen, dass man das Rad ständig neu erfinden müsste, darf man getrost mehr fordern als das in den letzten Jahren gebotene. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Aber ansonsten grüßt doch täglich das Murmeltier. Und ich weigere mich das nur auf's Alter oder die Erfahrung zu schieben, die Branche und die Spiele haben auch ihren Share und sollten nicht aus der "Verantwortung" entlassen werden.
Komplett d'accord. Jedoch: Diese Spiele bekommen 80er- und 90er-Wertungen und werden gekauft.
Warum sollten sie es dann ändern?

Das ist darüber hinaus ein allgemeines Phänomen. Im Web ist alles gut oder sehr gut. Smartphones, HDTV, Musik - einfach alles ist supi oder ganz toll supi. Seltsam, das deckt sich nicht mit meinen Alltagserfahrungen in real life.
Aber da wird überall getestet, dass sich die Balken biegen und alle Waren und Dienstleistungen sind doch supi.
Irgendwas stimmt also nicht mit mir.
Vielleicht bin auch nur nicht Web-Zwo-kompatibel.
johndoe702031
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Re: Spieleerinnerungen damals und heute?

Beitrag von johndoe702031 »

Joar, die Testskala wird halt in den meisten Fällen nicht ausgenutzt. Je größer die Skala, desto deutlicher wird dieser Effekt. Bei Spielen ist alles unter 70% per se nicht-spielenswerter Müll (so die anerzogene Wahrnehmung dank dieser verinnerlichten Testpraxis). Aber auch darüber hinaus scheint harte und bissige Kritik etwas zu sein, von dem man lieber die Finger lässt, zumal man mit dem zu Kritisierenden nicht selten in einem Boot sitzt und viele Verbraucher/User imo sowieso ein gestörtes Verhältnis dazu haben.
minus x hat geschrieben:Diese Spiele bekommen 80er- und 90er-Wertungen und werden gekauft.

Auch Spiele, die ausgelutschte Genrestandards wiederkäuen, können gute bis sehr gute Spiele sein. Beispiel Uncharted: Überraschungswert=0 aber dennoch tolles Spiel. Aber ob man da in 15 Jahren noch aufgeregt von schwärmt und in Erinnerung schwelgt? Vielleicht diejenigen, die damit ihre unmittelbare Initiation hatten.
Warum sollten sie es dann ändern?
Weil der Nachfrage-Markt sich ändert, das ist die latente Hoffnung, die ich habe. Ich glaube, dass es sich in Zukunft auch für die Majors stärker als bisher lohnen wird, wieder mehr Produkte abseits ausgetretener Pfade und der Kompromiss-Philosophie (Spiele für alles und jeden, bloß niemanden verschrecken) zu releasen, weil sich damit ganz simpel auch richtig Schotter machen lässt. Kann mir nicht vorstellen, dass man den Indies dieses boomende und daher lukrative Feld kampflos überlässt. Letztlich bestimmen wir es mit unserem Kaufverhalten selbst, wohin die Reise gehen wird (wat für ne Weisheit).
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