Schön und gut. Sicher stellenweise genauso richtig und genauso falsch wie der Artikel von Christian Schmidt. Denn was ich hier vermisse ist leider die Entgegnung des Hauptkritikpunktes: Warum sind viele Spieletests so schlecht geschrieben? Darauf kommt die sehr unbefriedigende Antwort: Weil es das Medium nicht hergibt! Sorry, aber das kann es doch wohl nicht sein. Natürlich kann man keine feuilletonistischen Höhenflüge über COD schreiben, aber man kann es doch zumindest gut, interessant und spannend schreiben. Diese Feartureabklappern ist doch elend:
Kritiker der klassischen Spielerezension verstehen nicht, dass es einen feinen Unterschied zwischen "Harry Potter" (das Buch), "Harry Potter" (der Film) und "Harry Potter" (das Spiel) gibt.
Das: Feature!
Grafik, Sound, Bedienung, Multiplayer, Einstieg, Spieltiefe, Spielmodi, Abwechslung: Bei den meisten Computerspielen ist es a) möglich, b) sinnvoll und c) unvermeidlich, durch Abwägung der Stärken und Schwächen in den einschlägigen Disziplinen plus Vergleich mit ähnlichen Spielen zu konkreten Urteilen von chirurgischer Präzision zu kommen, die die alles entscheidende Frage beantworten: kaufen, ja oder nein?
Was will sie mir sagen? Nehmen wir einfach mal das plumpeste Beispiel: Transformers 3, der Kinofilm. Da haben wir eine Drehbuch, Story, Schauspieler, Pacing, Spezialeffekte und die Frage: Ins Kino gehen, oder nicht? Warum ist es möglich, dass ich gute (nicht von der Wertung her), lustige und unterhaltsame Rezensionen zu dem Film lesen kann, ohne dass jeder Spezialeffekt, jede Storywendung und jede Kamerafahrt beschrieben wird? Warum sollte das nicht auch bei Spielen gehen? Weil sie es nicht beherrscht?
Oder Bücher: Ich kann auch dem letzten Pulp-Schund eine gut geschriebene Rezension widmen, auch ohne 10 Beispiele für die schlechte Schreibweise des Autors zu bringen. Wieso funktioniert es da und bei Spielen nicht? Nur weil es interaktiv ist? Glaube ich nicht, denn der Spieletest selber ist auch nicht interaktiv und damit seinen Buch und Filmkollegen weit näher als Frau Fröhlich behauptet. Es ist nicht großartig anders ein Buch, ein Spiel oder ein Auto zu beschreiben, wenn man es richtig gelernt hat. Denn in nahezu jedem Bereich des Alltags gibt es gute und interessante Tests und Rezensionen. Die Interaktivität des Ausgangsmediums ist für mich da eine recht billige Ausrede.
Für mich leiden Spieletests unter Beispilits. Jeder gute Journalist hat gelernt, dass ein szenischer Einstieg den Leser fesselt. Soweit so gut. Nur im Spielebereich wird alles mit Beispielen zugemüllt. Erst kommt der szenische Einstieg. Dann wird der Sound anhand von "wummernden Bässen bei jedem Granateneinschlag" beschrieben. Erstens lese ich fast genau diese Worte in fast jedem Test und zweitens wird da zusätzlich auch noch mal breit und lang eine Situation aus dem Spiel vorgekaut. Zu jedem Gameplay-Element gibt es Spiel-Situationen um es zu verdeutlichen und dasselbe bei Story und Chardesign etc etc etc. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Tester nicht wissen, wie sie ihre Zeilen voll kriegen sollen und so alles mit Szeneschnipseln und Füllwörtern vollpacken.
Warum sollte man groß über die Textur-Probleme von Spiel XYZ schreiben und das anhand diverser Bodentextur-Beschreibungen belegen, wenn jeder Depp das auf den Screenshots sehen kann. Es ist ja legitim ein paar Worte zur Grafik zu verlieren, Frau Fröhlich, aber doch bitte nicht in chirurgischer Präzision. Wir wollen wissen ob die Spiele Spaß machen. Nicht ob der Designer bei Textur a in Raum b vielleicht geschlampt hat. Das sind Details, die für den Spielspaß unbedeutend sind. Technikkasten: "- einige Texturen matschig", fertig.
Ich habe heute morgen eine Preview zu Gears of War 3 in der Gamepro gelesen: Da wird mir auf 6 oder 8 Seiten das Spiel von Beginn der Entwicklerdemo bis zum Ende vorgekaut. Hallo? Abgesehen, davon, dass ich das eigentlich selber noch spielen wollte und mich die Spoiler daher stören, liest sich das ganze wie ein schlechtes Drehbuch mit Regieanweisungen. Die echten Informationen zu dem Spiel hätten locker auch auf 2 Seiten gepasst. Aber dann wäre es ja keine große Titelgeschichte mehr. Aber so etwas will ich einfach nicht mehr lesen. Das muss doch besser gehen. Da bin ich mir sicher!
Statt zum xten mal über die tollen Bässe im 587 Kriegsspiel zu schreiben könnte man den Platz auch für sinnvolle Informationen nutzen. Da reicht es in einem Technikkasten zu schreiben: "- der Sound ist authentisch, die Bässe satt" oder "- das Soundgerüst kommt etwas blass rüber, die Synchronisation hingegen ist sehr gelungen." Da muss man keine Beispiele bringen. jeder Spieler kann damit genug anfangen.
Frau Fröhlich in Ehren, aber mir sieht das ein bisschen zu sehr nach fauler Ausrede aus.
Gott, jetzt habe ich schon wieder so viel nutzloses Zeug geschrieben...
Rock´n´Roll music is turning the kids into a bunch of sexhungry, beerdrinking, roadracing werewolfs!