Christian Schmidts Kommentar auf Spiegel Online

Hier geht es um Spieldesign oder Game Studies, Philosophie oder Genres!

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casanoffi
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Beitrag von casanoffi »

mr archer hat geschrieben:Nimms mir bitte nicht übel, aber gehts noch banaler? Und wo behauptet er denn bitte in seinem Text, das "früher alles besser war"?

Im Gegenteil, es war seiner Meinung nach früher nicht besser und ist heute immer noch nicht gut. Und welche Branchen es seiner Meinung nach besser machen, schreibt er in seinem Text auch.

Man sollte schon wenigstens versuchen, sich mit den Argumenten des anderen ein bisschen zu befassen, bevor man was postet.
Nein, ich nehm´s Dir nicht übel ;)
Ich meinte ja auch nur, dass sein Bericht ein wenig nach besagtem Zitat klingt...

Und ja, es geht definitiv noch banaler.
Aber darauf hab ich gerade keine Lust :D

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Chibiterasu
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Beitrag von Chibiterasu »

Es kommt übrigens wieder eine neue GEE Ausgabe an den Kiosk (4. Oktober) -
http://www.geemag.de/
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

Chibiterasu hat geschrieben:Es kommt übrigens wieder eine neue GEE Ausgabe an den Kiosk (4. Oktober) -
http://www.geemag.de/
Tolle Nachricht! Danke! Ich hoffe nur, dass sie zur alten Stärke zurückfinden und nicht nur die Online-Inhalte in Heftform pressen. Als Grafiker war für mich immer die liebevolle Gestaltung besonders wichtig. Wäre schade, wenn es jetzt "billiger" werden würde. Aber die Ausgabe wird auf jeden Fall gekauft.
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Damn good coffee
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Beitrag von Damn good coffee »

Mich hat der Artikel erstaunt, denn eigentlich war ich nie ein großer Fan von C. Schmidt (ich hielt ihn sogar für den zweitschlechtesten Gamesred., den ich kenne) und hätte ihm so einen Beitrag nicht zugetraut.

Allerdings muss ich doch ein paar Anmerkungen machen: Was er da beschreibt, ist eine Presse, wie wir sie bei noninteraktiven Medien, z. B. bei der Buchkritik haben, ich bezweifle jedoch, dass sich dieses Modell wirklich auf Spiele übertragen lässt. Man kann gerne Spiele als Kulturgut und von mir aus auch als Kunst bezeichnen, aber die inhaltliche Tiefe, die für einen solchen Journalismus notwendig wäre, haben Spiele einfach nicht.

Das ist das erste Problem, das zweite ist gravierender. Keiner weiß, wie er genau ein interaktives Medium anders analysieren soll, als es im Moment im Rahmen der meisten Testmagzine geschieht. Das klassische "Was will uns der Autor damit sagen", funktioniert bei Spielen nicht, man muss notwendigerweise das Gameplay, das nun einmal das Alleinstellungsmerkmal des Mediums Spiels ist, herausstellen und da weiß keiner genau, wie man das mit klassischem Kulturjournalismus verbinden soll oder ob es überhaupt geht. Es ist unmöglich, ein Spiel rein inhaltlich zu bewerten, das sollte jedem klar sein.

Außerdem gibt es kaum Spielejournalisten, die solche Artikel schreiben könnten. Wenn man sich die Kolumnen hier auf 4P ansieht (eigentlich egal welche), erkennt man deutlich, wie tief das Niveau der Spielepresse eigentlich liegt.
Ein Post, in dem die Begriffe "casual" oder "hardcore" als ernstgemeinte Begriffe auftauchen, ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % reiner Unsinn.
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Laner
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Beitrag von Laner »

Chibiterasu hat geschrieben:Es kommt übrigens wieder eine neue GEE Ausgabe an den Kiosk (4. Oktober) -
http://www.geemag.de/
Hurra :Applaus: :Applaus:
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Inzwischen gibt es auf SPON auch eine Replik:

http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0, ... 89,00.html
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

mr archer hat geschrieben:Inzwischen gibt es auf SPON auch eine Replik:

http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0, ... 89,00.html
Schön und gut. Sicher stellenweise genauso richtig und genauso falsch wie der Artikel von Christian Schmidt. Denn was ich hier vermisse ist leider die Entgegnung des Hauptkritikpunktes: Warum sind viele Spieletests so schlecht geschrieben? Darauf kommt die sehr unbefriedigende Antwort: Weil es das Medium nicht hergibt! Sorry, aber das kann es doch wohl nicht sein. Natürlich kann man keine feuilletonistischen Höhenflüge über COD schreiben, aber man kann es doch zumindest gut, interessant und spannend schreiben. Diese Feartureabklappern ist doch elend:
Kritiker der klassischen Spielerezension verstehen nicht, dass es einen feinen Unterschied zwischen "Harry Potter" (das Buch), "Harry Potter" (der Film) und "Harry Potter" (das Spiel) gibt.

Das: Feature!

Grafik, Sound, Bedienung, Multiplayer, Einstieg, Spieltiefe, Spielmodi, Abwechslung: Bei den meisten Computerspielen ist es a) möglich, b) sinnvoll und c) unvermeidlich, durch Abwägung der Stärken und Schwächen in den einschlägigen Disziplinen plus Vergleich mit ähnlichen Spielen zu konkreten Urteilen von chirurgischer Präzision zu kommen, die die alles entscheidende Frage beantworten: kaufen, ja oder nein?
Was will sie mir sagen? Nehmen wir einfach mal das plumpeste Beispiel: Transformers 3, der Kinofilm. Da haben wir eine Drehbuch, Story, Schauspieler, Pacing, Spezialeffekte und die Frage: Ins Kino gehen, oder nicht? Warum ist es möglich, dass ich gute (nicht von der Wertung her), lustige und unterhaltsame Rezensionen zu dem Film lesen kann, ohne dass jeder Spezialeffekt, jede Storywendung und jede Kamerafahrt beschrieben wird? Warum sollte das nicht auch bei Spielen gehen? Weil sie es nicht beherrscht?

Oder Bücher: Ich kann auch dem letzten Pulp-Schund eine gut geschriebene Rezension widmen, auch ohne 10 Beispiele für die schlechte Schreibweise des Autors zu bringen. Wieso funktioniert es da und bei Spielen nicht? Nur weil es interaktiv ist? Glaube ich nicht, denn der Spieletest selber ist auch nicht interaktiv und damit seinen Buch und Filmkollegen weit näher als Frau Fröhlich behauptet. Es ist nicht großartig anders ein Buch, ein Spiel oder ein Auto zu beschreiben, wenn man es richtig gelernt hat. Denn in nahezu jedem Bereich des Alltags gibt es gute und interessante Tests und Rezensionen. Die Interaktivität des Ausgangsmediums ist für mich da eine recht billige Ausrede.

Für mich leiden Spieletests unter Beispilits. Jeder gute Journalist hat gelernt, dass ein szenischer Einstieg den Leser fesselt. Soweit so gut. Nur im Spielebereich wird alles mit Beispielen zugemüllt. Erst kommt der szenische Einstieg. Dann wird der Sound anhand von "wummernden Bässen bei jedem Granateneinschlag" beschrieben. Erstens lese ich fast genau diese Worte in fast jedem Test und zweitens wird da zusätzlich auch noch mal breit und lang eine Situation aus dem Spiel vorgekaut. Zu jedem Gameplay-Element gibt es Spiel-Situationen um es zu verdeutlichen und dasselbe bei Story und Chardesign etc etc etc. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Tester nicht wissen, wie sie ihre Zeilen voll kriegen sollen und so alles mit Szeneschnipseln und Füllwörtern vollpacken.

Warum sollte man groß über die Textur-Probleme von Spiel XYZ schreiben und das anhand diverser Bodentextur-Beschreibungen belegen, wenn jeder Depp das auf den Screenshots sehen kann. Es ist ja legitim ein paar Worte zur Grafik zu verlieren, Frau Fröhlich, aber doch bitte nicht in chirurgischer Präzision. Wir wollen wissen ob die Spiele Spaß machen. Nicht ob der Designer bei Textur a in Raum b vielleicht geschlampt hat. Das sind Details, die für den Spielspaß unbedeutend sind. Technikkasten: "- einige Texturen matschig", fertig.

Ich habe heute morgen eine Preview zu Gears of War 3 in der Gamepro gelesen: Da wird mir auf 6 oder 8 Seiten das Spiel von Beginn der Entwicklerdemo bis zum Ende vorgekaut. Hallo? Abgesehen, davon, dass ich das eigentlich selber noch spielen wollte und mich die Spoiler daher stören, liest sich das ganze wie ein schlechtes Drehbuch mit Regieanweisungen. Die echten Informationen zu dem Spiel hätten locker auch auf 2 Seiten gepasst. Aber dann wäre es ja keine große Titelgeschichte mehr. Aber so etwas will ich einfach nicht mehr lesen. Das muss doch besser gehen. Da bin ich mir sicher!

Statt zum xten mal über die tollen Bässe im 587 Kriegsspiel zu schreiben könnte man den Platz auch für sinnvolle Informationen nutzen. Da reicht es in einem Technikkasten zu schreiben: "- der Sound ist authentisch, die Bässe satt" oder "- das Soundgerüst kommt etwas blass rüber, die Synchronisation hingegen ist sehr gelungen." Da muss man keine Beispiele bringen. jeder Spieler kann damit genug anfangen.

Frau Fröhlich in Ehren, aber mir sieht das ein bisschen zu sehr nach fauler Ausrede aus.

Gott, jetzt habe ich schon wieder so viel nutzloses Zeug geschrieben...
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Howdie hat geschrieben: Gott, jetzt habe ich schon wieder so viel nutzloses Zeug geschrieben...
Für mich war das gar nicht unnütz, sondern wunderbar auf den Punkt gebracht. Die Gute hat einfach mal fundamental an den eigentlichen Fragen des Schmidtschen Artikels vorbei argumentiert. Sie hat scheinbar überhaupt nicht begriffen, dass es Schmidt sehr stark auch um eine stilistische Kritik ging, die Du nochmal gut in eigenen Worten gebracht hast.

Und wenn, wie von ihr bereits in der Überschrift behauptet, ein Großteil der Spiele zu platt für anspruchsvolleren Journalismus sind - wieso regnet es denn dann in einem fort Bewertungen im "gut" bis "sehr gut" Bereich?
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

mr archer hat geschrieben:Und wenn, wie von ihr bereits in der Überschrift behauptet, ein Großteil der Spiele zu platt für anspruchsvolleren Journalismus sind - wieso regnet es denn dann in einem fort Bewertungen im "gut" bis "sehr gut" Bereich?
Guter Punkt.^^
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Dan Chox
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Beitrag von Dan Chox »

mr archer hat geschrieben:Und wenn, wie von ihr bereits in der Überschrift behauptet, ein Großteil der Spiele zu platt für anspruchsvolleren Journalismus sind - wieso regnet es denn dann in einem fort Bewertungen im "gut" bis "sehr gut" Bereich?
Weil Spiele nunmal - wie die Bezeichnung schon vorwegnimmt - eben für den Großteil der eigennützigen Unterhaltung dienen.
Hier ist meiner Meinung nach des Pudels Kern - ohne Frau Fröhlich nachplappern zu wollen: Diejenigen Spiele, die annähernd an Kunst kommen, sind gameplaytechnisch höchstens Durchschnitt; ich erinnere an der Stelle mal an BioShock, das gerade erschienene Deus Ex: Human Revolution oder, um alte Kamellen aufzuwärmen, das an anderer Stelle diskutierte You are EMPTY (zumindest von dem, was ich lesen bzw. sehen konnte!). Mit Ausnahme von Letzterem sind die näher an interaktiven Filmen, haben dadurch aber auch andere Qualitäten als Spiele, die einfach nur spielen in möglichst kurzweiliger Sequenz sind und gameplaytechnisch simpler und unterhaltsamer, etwa ein Super Mario - und diese sind von ernster Kunst weit entfernt. Die Spielekritik, die Herr Schmidt also lieber in der Metaphysik der Spiele als in deren oberflächlicher Abfolge sehen würde, scheitert daran: Eine gute Rezensionen als Symbiose von Gameplay- und Metakritik ist schwer zu schreiben, und der Dualismus der Spiele erlaubt folglich, dass "platte" Spiele in die gleichen Wertungsregionen kommen wie ihre antizipatischen (ein anderer Begriff will mir nicht einfallen) Gegenstücke.
Das gibt es in jeder anderen unterhaltenden Branche auch und erklärt, warum ein Roger Ebert die selben vier Sterne für Citizen Kane vergibt als wie für den weißen Hai.
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Dan Chox hat geschrieben: Das gibt es in jeder anderen unterhaltenden Branche auch und erklärt, warum ein Roger Ebert die selben vier Sterne für Citizen Kane vergibt als wie für den weißen Hai.
Dagegen habe ich auch gar nix. Um beim gewählten Beispiel zu bleiben: sowohl "Citizen Kane" als auch "Der weiße Hai" haben in ihrem Filmsegment Bahnbrechendes vollbracht und gelten zurecht als Klassiker.

Das kann man aber von "Der weiße Hai 3" nicht mehr behaupten.

Und hier haben sich die Gemeinsamkeiten mit der Durchschnitts-Videospieljournalisterei in Deutschland nämlich erschöpft. Die wollen mir nämlich weismachen, dass noch "Der Weiße Hai begins 3D" ein Meisterwerk ist. Und noch dazu machen sie das in Texten, die man bereits beim Lesen wieder vergessen hat.

Schön ist das nicht.
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Mauricius
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Beitrag von Mauricius »

Generell muss man ja mal sagen, dass Tests in den Printmedien eh in den Hintergrund gerückt sind, die Previews scheinen entscheidend. Die Gamepro zum Beispiel ist voll mit Ausblicken auf Spielen, die alle sehr gut oder hervorragend werden. Die Tests hingegen sind weitgehend egal und spielen offenbar auch für die Redaktion selbst keine Rolle mehr, wenn man z.B. ne Vorschau von Far Cry 3 lesen darf, in der die gravierenden Schwächen von Far Cry 2 vom gleichen Redakteur in aller Deutlichkeit angeprangert werden, der damals die 90% unter den Test gestempelt hat.
Bei der Vorschau eines Rollenspiels (k.A. mehr, ob das Risen 2 war) kürzlich stand unter "Muss noch besser werden: Dritte Fraktion noch nicht bestätigt."
Man kann kaum schlechter über Spiele berichten wie es Gamestar, PC Games, Gamepro, PC Action, 360 Live und Co gerade machen, da kann Frau Fröhlich tönen wie sie mag, handwerklich ist das schlecht und wird entsprechend quittiert.

Kommen wir zur GEE. Ja, die war erfrischend anders, allerdings höufig auch für Nerds zu nerdig. Man kann Andersartigkeit auch überthematisieren. Hinzu kommt, dass man es als deutsches Mag extrem schwer hat über das Drumherum berichten zu wollen, denn es gibt kein Drumherum, welches nicht in die Kategorie Slapstick fallen würde. Die GEE hat auf Previews verzichtet und für Tests war sie nicht aktuell, häufig auch nicht informativ genug.
Und als "normaler" Zocker ist mein Interesse an kreativen Schriften über Vintagekonsolen überschaubar. Die GEE stand für wirklich gute Berichterstattung, allerdings ohne Themen.

Ich widerspreche Schmidt dahingehend, dass ich kein Interesse habe eine Abhandlung über die Weite des Westens und die Virtualisierung von Freiheit zu lesen, ich will nur wissen ob RDR geil geworden ist und ordentlich Spaß macht. Scheiß der Hund doch aufs Kulturgut.
Wenn es mich danach dürstet, dann gibt es dafür gamasutra. Da geht es zwar nicht mehr um Spiele, sondern um esotherische Verklärung einer an sich sehr weltlichen Tätigkeit wie Gamedesign, aber das liegt halt an der Flut von arbeitslosen Indieentwicklern die dort bloggen und aufgrund ihrer vielen auftragsbereinigten Freizeit darüber sinnieren können, welcher Blütenhonig im Tee inspirierender wirkt, während die AAA-Designer malochen müssen und das Feld deshalb den Weisheiten von Eintagsfliegen überlassen wird. Nur sehr selten traut sich die Presse da zu kritischen Anmerkungen.
Überhaupt habe ich das Gefühl (genau wie Schmidt), dass bei Reportagen und Interviews die Augenhöhe selten gegeben ist. Meist stellt ein in Ehrfurcht erstarrter Fan einem Marketingmitarbeiter Fragen über ein Spiel, das keiner von beiden bislang gespielt oder auch nur gesehen hat, außer Screenshots halt.

Zusammengefasst will ich eigentlich nur sagen, dass der Zustand der Spielepresse wahrlich schlecht ist, aber Schmidts Essay bietet keine Lösung.
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Hat es hier irgendwo wer genannt? Oder wars drüben bei SPON? Weiss gerade nicht.

Jedenfalls möchte ich einfach mal die geschätzte Aufmerksamkeit auf "11 Freunde" lenken.
SO kann man das machen. Und SO besetzt man abseits von Kicker und Sport Bild ziemlich erfolgreich ein Segment, das man sich mit der eigenen Art zu schreiben erst kreieren musste. Denn intelligenten Fußballjournalismus deutscher Zunge gab es vor "11 Freunde" im Grunde nicht.
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Mauricius
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Beitrag von Mauricius »

Ich hab 11 Freunde kaum gelesen, aber hat die GEE nicht ziemlich genau das gemacht?
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Mauricius hat geschrieben:Ich hab 11 Freunde kaum gelesen, aber hat die GEE nicht ziemlich genau das gemacht?
Ja. Nur 11 Freunde gibt es noch. Die GEE musste zwischenzeitlich marktbedingt pausieren.

Aber da muss man dran bleiben. Ist doch klar, dass Menschen Mitte 30 (wie übrigens auch Christian Schmidt), die seit über zwanzig Jahren im Hobby unterwegs sind, andere Erwartungen an die Berichterstattung über dieses hegen, als ein Sechzehnjähriger. Da wächst ein Markt heran, da bin ich sicher. Das war bisher bei jeder kommerziellen Unterhaltungskunstform so. Und das wird auch beim Videospiel so sein.
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