Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

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mr archer
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von mr archer »

Aleman_Latino hat geschrieben:
Der noch bestehende Anstand von film und spiel wird schon in einigen Jahren der vergangenheit angehören und die beiden medien, film und spiel sind verschmolzen.
Nö. In dieser Absolutheit mit Garantie nicht. Ein Verschmelzen auf breiter Front abseits von interessanten Einzelprojekten sehe ich überhaupt nicht, auch nicht tendenziell für die Zukunft. Dafür ist das jeweilige Publikum der beiden Kunsformen in seiner Masse viel zu konservativ und die Summen, die sich mit Filmen und Videospielen in ihrer konventionellen Form verdienen lassen, viel zu hoch. Großangelegte Experimente auf breiter Front unternehmen nur Kunstformen, die in einer tiefen Krise stecken. Das mag kreativ auf den Mainstream von Film und Videospiel ja zutreffen. Auf der Verdienstseite schlägt sich das aber bisher kaum nieder.

Natürlich werden Spiele im Moment latent immer "filmischer". Für die Gegenrichtung lässt sich das meiner Meinung nach aber kaum behaupten. Wenn irgendetwas den Film in nächster Zeit auf eine neue Stufe heben wird, dann ist es nicht das Videospiel sondern das Internet mit beispielsweise Youtube. Siehe den Erfolg von "Paranormal activity".


Und ja: Ich frage mich auch, wo in der Aufzählung des Threadtitels eigentlich das Buch ist.
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Worrelix
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von Worrelix »

Ich nehme an, du meintest folgendes:
Aleman_Latino hat geschrieben:Der noch bestehende Abstand von film und spiel wird schon in einigen Jahren der vergangenheit angehören und die beiden medien, film und spiel sind verschmolzen.
Spiel+Film könnten sich in interaktive Filme entwickeln.

Allerdings gibt es das Problem, daß nicht jedes Spiel für eine filmreife Story taugt und nicht jeder Film sich für eine Interaktion anbietet.

Wie will man Spiele wie Yetisports, Lemmings, Plants vs Zombies, Minecraft, Poker oder Sudoku sinnvoll(!) mit einer Geschichte erweitern?

Wie will man Filme wie 2001, 12 Monkeys, Inception, Lost Highway oder Gran Torino spielbarer machen ohne das Gesamtkunstwerk zu zerstören?


Oder auch: wie will man entsprechende Interaktionen in derselben Qualität produzieren?
Nehmen wir als Beispiel mal Avatar (weil weitreichend bekannt):

Da gibt es ja die Grundgeschichte "Mensch trifft auf Außerirdische; will dort ROhstoffe abbauen; Held knüpft Kontakte, verliebt sich in Stammestochter; Menschen greifen Außerirdische an; Held schägt zurück und beendet damit diese Etappe der menschlichen Invasion; Held wird zum Außerirdischen"

Angenommen, man hätte jetzt als Konsument Mitbestimmungsrecht:
a) wären das nur triviale Entscheidungen (Wenn zB Michelle Rodriguez die Heldengruppe nicht aus der Zelle befreit, macht das dann später ein anderer Charakter)

b) Die Auswirkungen wären so umfangreich, daß man pro Entscheidung einen halben Film zusätzlich drehen müsste (wenn Sigourney Weaver zB sagen würde: "Was? Der hat noch keine Avatar-"Fahrstunde" gehabt?. Der benutzt den auf keinen Fall." und damit den ursprünglichen Helden aus der Geschichte katapultiert.)

c) In vielen Fällen wäre die Aussage des entsprechenden Filmes in Gefahr. (Wenn die Menschen zB die Na'Vi vernichten oder zu Sklaven machen würden)

d) Viele Leute wollen Filme einfach passiv sehen. Es gab ja schon diverse Ansätze, Film + Fernsehen interaktiv zu machen*, aber richtig erfolgreich war man damit jenseits von teilnehmenden Zuschauern und Telefonjokern nie.

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mr archer
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von mr archer »

Worrelix hat geschrieben:
Viele Leute wollen Filme einfach passiv sehen. Es gab ja schon diverse Ansätze, Film + Fernsehen interaktiv zu machen, aber richtig erfolgreich war man damit jenseits von teilnehmenden Zuschauern und Telefonjokern nie.
Eben. Das ist eine Phantom-Diskussion auf hypothetischer Ebene. Eine Film schauen und ein Spiel spielen beginnt vom Impuls her bei ganz anderen Handlungs-Reizen des Rezipienten. Klar kann sich da auch mal was annähern.

Aber wieso sollte ich "Twin Peaks" spielen wollen? Und warum "Doom" (die id Version) auf der Leinwand gucken? "System Shock 2" als Film? Warum?

Im Film lasse ich mir eine Geschichte erzählen. Im Spiel spiele ich im Rahmen eines Regelwerks eine Rolle in einer Geschichte. Zwei unterschiedliche Dinge. Beides macht Spass. Beides sind kulturgeschichtliche Urbedürfnisse des Menschen. Und beides funktioniert seit Jahrtausenden sehr gut in eigenen Sphären.

Natürlich mag ich Genre-Cross-Over, Hybride usw. Aber ich sehe überhaupt keine Notwendigkeit dafür, dass sich die zwei Erzählweisen verbinden müssen, weil sie sonst an einen toten Punkt gelangten. Das ist nicht so. Und deswegen wird es nicht der Mainstream werden.
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johndoe702031
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von johndoe702031 »

Selbstverständlich sind Bücher, Filme und Spiele (Musik sowieso) vollkommen eigenständige Kunstformen, die ihre Stärken und "Kräfte" nun gerade daraus beziehen, dass sie NICHT das andere sind. Man kann es nicht darauf reduzieren, dass alle diese Medien Geschichten erzählen, denn mit Geschichten erschließen wir uns die Welt, das tun wir also immer und überall. Narration und Fiktionalität sind genau wie sprachliche und audiovisuelle ästhetische Formung allenfalls die gemeinsamen Werkzeuge, um Kunst potenziell hervorzubringen. Wie das geschieht, ist vollkommen unterschiedlich.

Spiele tun gut daran, sich hinsichtlich Dramaturgie und Gestaltung von Zwischensequenzen hemmunslos beim Film zu bedienen, da können sie nur lernen. In dem Moment, wo das Spiel den Film aber immitiert, verliert es einen Teil seiner ureigenen Kraft (Interaktivität - und damit meine ich mehr als QTE), ohne die erzählerische Kraft des Filmes zu erreichen, die er nun gerade daraus bezieht, dass man KEINEN Einfluss auf das Geschehen hat und wehrlos mitfiebernd ausgeliefert ist. Sowas ist dann wenn es gut gemacht ist wie im Falle Heavy Rain "mal ganz nice" und ein möglicher Weg, aber sicher nicht die Zukunft vom Videospiel und schon gar nicht vom Film.
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Thjan
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Re:

Beitrag von Thjan »

Game&Watch hat geschrieben:
vnfr33 hat geschrieben:... Jetzt wuerde mich interessieren, welche Spiele ihr als "emotional" einstufen wuerdet? Gibt es sowas ueberhaupt noch?
Da gibt es eine Menge. Metal Gear Solid, Final Fantasy(nicht alle aber viele), Shadow of the Colossus sowie viele weitere unbekannte Spiele die hier vielen nichts sagen dürften.
Emotionale Spiele gibt es viele. Wenn ich jetzt länger drüber nachdenken würde, würden mir sicher auch noch viel mehr dazu einfallen.
Warum zählst du diese unbekannten Spiele nicht auf damit sie weniger unbekannt werden und möglicherweise einen größeren Bekanntheitsgrad gewinnen?
Du schimpfst - zurecht - auf den Mainstream-Einheitsbrei, aber dann tu auch was gegen das Versinken von unbekannten, guten, Spielen in der Masse ;)

Ach ja - Volle Zustimmung an mr archer und SardoNumspa
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Roggan29
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von Roggan29 »

Buch wins.
Die eigene Vorstellungskraft schmückt das Geschriebene bildhaft aus. Spannung lässt sich über ein Buch am besten erzeugen.

Wenn es um Emotionen geht, liegt der Film vorne.
Die richtige Mischung von Story, Charakterentwicklung und musikalischer Untermalung erzeugen wohl die stärksten Gefühle über die verschiedenen Medien hinweg.

Spiele sollten eigentlich was Emotionen angeht mit den Filmen gleich aufliegen. Tun sie derzeit aber noch nicht.
Dafür fehlt es trotz dessen, dass mittlerweile die Breite Masse angesprochen wird immer noch am erzählerischen Talent. Spiele, wo einem echte Emotionen vermittelt werden sind bisher rar geseht.
Spannung ist bereits auf einem hohen Niveau, aber ein gut geschriebenes Buch ist auch für ein Spiel unerreichbar.

Musik ist meiner Meinung nach nicht mit den drei Medien vergleichbar.
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Bluebaerry
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von Bluebaerry »

Für mich ist das Videospiel die Fusion aus Film, Interaktivität, Geschichte & Emotion. Für mich das spannenste Unterhaltungsmedium. Wobei ja auch Videospiel nicht gleich Videospiel ist.

Der Film ist für mich eigentlich auf gleicher Ebene, wobei ich lieber einen Film gucke, wenn ich mich entspannen will (oder die Xbox gerade mal wieder besetzt ist).

Musik ist für mich ein unterhaltsamer Begleiter, wenn ich arbeite oder unterwegs bin.

Bücher und Lesestoff bilden für mich das Schlusslicht. Ist mir einfach zu langweilig und Zeitaufwendig. Ich lese nur, wenn ich viel fliegen muss... :D

Beides zu kombinieren ist irgendwie unnötig. Das Spiel, das ich gern spiele, ist schon ein halber Film. Aus einem Spiel aber einen Film zu machen betrachte ich mit zwigespaltener Meinung... Einerseits ist es bestimmt spannend, mal eine Spielehandlung in einem 90-Minuten Film zusammengefasst zu sehen - sofern der Regisseur nicht die ganze Story umgeschmissen und alles verändert hat. Andererseits ist es doch meisstens so, das Verfilmungen nicht alles unter einen Hut kriegen, was das Spiel so toll und besonders gemacht hat. Es sind halt zwei verschiedene Medien, das Videospiel ist viel größer und Umfangreicher, der Film komprimiert alles. Ist im Prinzip genau das gleiche wie bei Buchverfilmungen..

Ich glaube es hängt auch ganz stark von einem selber ab, ob ein Spiel, Film, Buch oder ob Musik einen emotional oder ganz generell anspricht. Klar ist doch: wenn ich mich auf etwas nicht einlasse, dann kann es mich auch nicht fesseln. Wenn man etwas ablehnt, kann der Funken nur ganz schwer überspringen.

P.S.
Dieser Prince-of-Persia-Film war ja wohl´n Witz???
Ja, ich akzeptiere deine Meinung - sie ist falsch, aber ich akzeptiere sie...
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Aleman_Latino
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von Aleman_Latino »

mr archer hat geschrieben: Nö. In dieser Absolutheit mit Garantie nicht. Ein Verschmelzen auf breiter Front abseits von interessanten Einzelprojekten sehe ich überhaupt nicht, auch nicht tendenziell für die Zukunft. Dafür ist das jeweilige Publikum der beiden Kunsformen in seiner Masse viel zu konservativ und die Summen, die sich mit Filmen und Videospielen in ihrer konventionellen Form verdienen lassen, viel zu hoch. Großangelegte Experimente auf breiter Front unternehmen nur Kunstformen, die in einer tiefen Krise stecken. Das mag kreativ auf den Mainstream von Film und Videospiel ja zutreffen. Auf der Verdienstseite schlägt sich das aber bisher kaum nieder.

Natürlich werden Spiele im Moment latent immer "filmischer". Für die Gegenrichtung lässt sich das meiner Meinung nach aber kaum behaupten. Wenn irgendetwas den Film in nächster Zeit auf eine neue Stufe heben wird, dann ist es nicht das Videospiel sondern das Internet mit beispielsweise Youtube. Siehe den Erfolg von "Paranormal activity".


Und ja: Ich frage mich auch, wo in der Aufzählung des Threadtitels eigentlich das Buch ist.
Es war wohl missverständlich geschrieben, wollte ich doch lediglich bezug auf die zukunft des videospiels im kontext der anderen medien nehmen und keine universelle aussage zu der zukunft der medien buch und film treffen. Keineswegs werden buch oder film zu gunsten des videospiels verschwinden oder gar in ihm komplett aufgehen. Hierfür sind die Rezeptionsformen zu unterschiedlich (passiv vs aktiv).

Ich teile hier durchaus deine ansicht das film und buch fortbestehen werden, einzig videospiele als medium werden sich mehr büchern und filmen annähern, d.h. auf grund der wachsenden technischen möglichkeiten stärken des films und buchs in spiele mit einfliessen lassen

Worrelix hat geschrieben:Ich nehme an, du meintest folgendes:
Aleman_Latino hat geschrieben:Der noch bestehende Abstand von film und spiel wird schon in einigen Jahren der vergangenheit angehören und die beiden medien, film und spiel sind verschmolzen.
Spiel+Film könnten sich in interaktive Filme entwickeln.

Allerdings gibt es das Problem, daß nicht jedes Spiel für eine filmreife Story taugt und nicht jeder Film sich für eine Interaktion anbietet.

Wie will man Spiele wie Yetisports, Lemmings, Plants vs Zombies, Minecraft, Poker oder Sudoku sinnvoll(!) mit einer Geschichte erweitern?

Wie will man Filme wie 2001, 12 Monkeys, Inception, Lost Highway oder Gran Torino spielbarer machen ohne das Gesamtkunstwerk zu zerstören?


Oder auch: wie will man entsprechende Interaktionen in derselben Qualität produzieren?
Nehmen wir als Beispiel mal Avatar (weil weitreichend bekannt):

Da gibt es ja die Grundgeschichte "Mensch trifft auf Außerirdische; will dort ROhstoffe abbauen; Held knüpft Kontakte, verliebt sich in Stammestochter; Menschen greifen Außerirdische an; Held schägt zurück und beendet damit diese Etappe der menschlichen Invasion; Held wird zum Außerirdischen"

Angenommen, man hätte jetzt als Konsument Mitbestimmungsrecht:
a) wären das nur triviale Entscheidungen (Wenn zB Michelle Rodriguez die Heldengruppe nicht aus der Zelle befreit, macht das dann später ein anderer Charakter)

b) Die Auswirkungen wären so umfangreich, daß man pro Entscheidung einen halben Film zusätzlich drehen müsste (wenn Sigourney Weaver zB sagen würde: "Was? Der hat noch keine Avatar-"Fahrstunde" gehabt?. Der benutzt den auf keinen Fall." und damit den ursprünglichen Helden aus der Geschichte katapultiert.)

c) In vielen Fällen wäre die Aussage des entsprechenden Filmes in Gefahr. (Wenn die Menschen zB die Na'Vi vernichten oder zu Sklaven machen würden)

d) Viele Leute wollen Filme einfach passiv sehen. Es gab ja schon diverse Ansätze, Film + Fernsehen interaktiv zu machen*, aber richtig erfolgreich war man damit jenseits von teilnehmenden Zuschauern und Telefonjokern nie.

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Sorry ich habe mich missverständlich ausgedrückt, ich meinte perspektivisch nur die Computerspiele die sich nach dem vorbild von film und buch verändern werden. Der film und auch das buch wird davon weitgehend auf grund seiner passiven Rezeptionsform unberührt bleiben.

Dennoch lassen sich neue Trends oder wenn man so will "evolutorische Schritte", durch den technischen fortschritt vorangetrieben, beim medium film aber auch buch erkennen. Stichwort 3d-technik bzw. hörbuch, was man in die richtung "streben nach realismustreue" interpretieren kann, das ,meiner meinung nach, auch bei den spielen der nächsten jahre ein entscheidendes moment sein wird. Achtung hier meine ich nicht realismus in der handlung sondern im erfahren/konsumieren des jeweiligen mediums.
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von Gamerweibchen »

Wenn ich mich entscheiden müsste... könnte ich's nicht.
Für ein gutes Spiel bin ich immer zu haben, aber das Internet hält auch vieles bereit. Bei guten Filmen sag ich auch nicht nein und Musik ist für mich sowieso der Himmel auf Erden.
Die gute Mischung macht's, meine ich. Ultimativ wäre natürlich ein gutes Spiel mit ner ordentlichen Website, super Filmsequenzen und 'nem Soundtrack der einen in den richtigen Momenten voll aus den Socken haut. Für mich ist wichtig, dass ich noch träumen kann, leider wird einem diese Freiheit ja immer mehr genommen. <.<
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von saxxon.de »

Roggan29 hat geschrieben: Wenn es um Emotionen geht, liegt der Film vorne.
Die richtige Mischung von Story, Charakterentwicklung und musikalischer Untermalung erzeugen wohl die stärksten Gefühle über die verschiedenen Medien hinweg.
Da würde ich widersprechen und behaupten, Musik liegt vorne. Ich rede nicht von dem Mainstreamzeug, das im Radio läuft, sondern von Musik die von Menschen gemacht wird, die damit etwas ausdrücken wollen. Natürlich können Filme auch sehr bewegend sein, gar keine Frage. Aber ein Film ist auch immer Spiegelbild seiner Gesellschaft. Ein Film wie Gran Torino wird Menschen bewegen, die in einer Gesellschaft / Kultur leben, die weit genug entwickelt ist, um zu verstehen, welche Aussage getroffen wird. Ebenso wird jeder ausgeschlossen, dessen geistige Kapazitäten nicht ausreichen um den Inhalt zu erfassen (Kinder, Menschen mit geistigen Behinderungen z.B.) und schliesslich wird jeder ausgeschlossen, dessen Sprache im Film nicht gesprochen wird (nicht jedes Land bekommt eine Synchro & Subs und nicht jeder spricht die Heimatsprache des Films - jeder der mal einen Anime auf japanisch mit engl. Subs gesehn hat, weiß was ich meine).

Bei Musik ist das etwas völlig anderes. Du musst den Text nicht verstehen um die Emotionen zu erfassen, sie braucht noch nichtmal einen Text. Sie kann dich fröhlich machen, traurig, melancholisch, wütend, das ganze Spektrum - über alle Sprachen, Kulturen und Grenzen hinweg. Sie wird therapeutisch eingesetzt bei Menschen, die einen Film nicht erfassen könnten und man kann sie sogar Menschen nahebringen die kein Gehör haben, wenn man sie nur laut genug dreht dass sie die Schwingungen spüren können.

All das können weder Bücher, noch Filme noch Videospiele leisten. Bücher und Filme sind auch inzwischen so alt und etabliert dass man mit Sicherheit sagen kann daran ändert sich auch nichts mehr. Bei Videospielen sehe ich nach aktuellem Stand auch nicht kommen, dass sich das je ändert (wir sind schließlich gerade erst so weit, dass auch Leute spielen, die von der nötigen Technik gar keine Ahnung haben).

Von diesem Standpunkt aus ist Musik von den Kunstformen des Threadthemas die größte. (Malerei lasse ich daher mal aussen vor - die neben der Musik älteste Kunstform)
&quot;The saloon doors stopped swinging /
The piano player stopped playing /
In the shadows / I could hear Archaic Spanish phrases /
The preacher stood up from his table; in his right hand he held a bible /
And in his left, the business end of a Winchester rifle&quot;
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Worrelix
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von Worrelix »

saxxon.de hat geschrieben:
Roggan29 hat geschrieben:Wenn es um Emotionen geht, liegt der Film vorne.
Die richtige Mischung von Story, Charakterentwicklung und musikalischer Untermalung erzeugen wohl die stärksten Gefühle über die verschiedenen Medien hinweg.
Nicht zu vergessen: das Timing, welches nur bei Film und Musik vom Künstler gesteuert werden kann, während man bei Spielen und interaktivem Internetkram selbst bestimmt, wie schnell/langsam/lange man sich durch das Spiel spielt.
saxxon.de hat geschrieben:Da würde ich widersprechen und behaupten, Musik liegt vorne. Ich rede nicht von dem Mainstreamzeug, das im Radio läuft, sondern von Musik die von Menschen gemacht wird, die damit etwas ausdrücken wollen.
Wobei es auch Musik gibt, die nicht Mainstream ist, und trotzdem nichts aussagen will, sondern vielleicht auch einfach aus Spaß an komplexen Notenkonstruktionen erstellt wurde.
Aber ein Film ist auch immer Spiegelbild seiner Gesellschaft.
Immer?
Ich meine, klar, die jeweiligen Filmemacher orientieren sich an dem, was sie kennen, was nun mal ihre Gesellschaft bzw. ihre kulturellen Eigenschaften sind. Aber das wird doch nicht immer in den Film transportiert...
Bei Musik ist das etwas völlig anderes. Du musst den Text nicht verstehen um die Emotionen zu erfassen,...
Wobei diese Emotionen einen aber auch in die Irre führen können. So könnte man zB ein fröhliches, nach Sommer klingendes Lied machen und im Text dann irgendwelche gruseligen Sachen singen.

Ebenso könnte ein Lied sogar den Inhalt "Ich kann ohne dich nicht leben" haben und eine Stimmung rüberbringen, die genauso auf "... doch du hast mich verlassen" passt wie auch auf "danke, daß du bei mir bist". Sprich: Ein Lied könnte je nach Situation völlig unterschiedlich ausgelegt werden.
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von saxxon.de »

Alles richtig. Was deinen Einwand bzgl. Spiegel der Gesellschaft angeht: Natürlich wird das nicht immer transportiert, aber wir reden ja hier von Filmen, die über den reinen Unterhaltungseffekt hinausgehen. Natürlich ist Spaß auch eine Emotion, insofern weckt auch ein Transformers Emotionen, aber darum geht es hier ja wohl nicht ernsthaft.

Klar gibt's Musik abseits des Mainstream, die unterhalten will. Mir fehlte aber das richtige Wort für die Art Musik die ich meine: Es gibt Musik, die entsteht, um den Datenträger zu verkaufen (z.B. das was bei Castingshows rauskommt) und es gibt Musik, die entsteht um der Musik willen. Ich meinte letztere. Dazu gehört jeder beliebige Stil und Komplexitätsgrad.

Was deinen Einwand angeht, dass es auch Musik gibt, die z.B. textliche eine frohe Botschaft vermittelt, aber dabei traurig klingt, stimmt. Es gibt auch genug Künstler, die bewusst damit spielen. Dann hat man als Hörer zwar nicht erfasst, was der Künster aussagen will, weil man zwei verschiedene Botschaften bekommt. Eine von beiden wird man aber verstehen und die wird dann auch Emotionen auslösen. Spontan fällt mir da die Anekdote ein, als die Ami-Band Tool ihr Album "Aenima" veröffentlicht haben. Darauf ist ein Stück namens "Die Eier von Satan". Das Lied löste damals zuerst Aufregung aus, weil es in den amerikanischen Ohren wie eine hasserfüllte Rede aus dem dritten Reich klang, dabei wird da mit deutschem Text ein Rezept für Haschkekse vorgetragen. Die Band spielt doppelbödige Musik und eine der grundlegenden Botschaften lautet, dass man sich nicht von Oberflächlichkeiten blenden lassen soll. Insofern ist diese Botschaft auch angekommen, wenn man zuerst auf den trügerischen Klang reinfällt ohne den Text zu verstehen.

Gleichzeitig kann aber auch die Musik dem Text eine andere Gestalt geben. Dabei fällt mir z.B. Imagine von John Lennon ein, das in der Coverversion von A Perfect Circle viel düsterer und wie eine eindringliche Warnung klingt.
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The piano player stopped playing /
In the shadows / I could hear Archaic Spanish phrases /
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Erwin Frolic
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von Erwin Frolic »

Wenn ich nur eins wählen könnte, wäre es ganz klar Musik.
Wie mit mir, ist es schon ein Bestandteil meines Lebens geworden, Musik zu hören.
Easy Lee
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von Easy Lee »

Games fehlt immer noch künstlerische Relevanz. Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft es ein Spiel geschafft hat mich emotional zu berühren oder mich lange grübelnd zu hinterlassen.

Ich suche das aber auch nicht in Spielen. Sie erfüllen für mich die Funktion Ruhepausen meines Lebens unterhaltsam zu füllen.
AlastorD
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Re: Videospiele vs Internet vs Filme vs Musik

Beitrag von AlastorD »

mr archer hat geschrieben: Aber wieso sollte ich "Twin Peaks" spielen wollen? Und warum "Doom" (die id Version) auf der Leinwand gucken? "System Shock 2" als Film? Warum?
Wie sollte z.b. die Duschszene in Psycho als Spiel funktionieren.
Die Spannung entsteht weil der Zuschauer sieht das jemand hereinkommt aber die Protagonistin nicht.
Oder Halloween, würde ich Laurie Strode steuern und sehen das hinter ihr Michael Myers langsam auftaucht würde ich einfach weggehen. Das interaktive erlebnis ist nicht zwangsläufig das bessere.
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