Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Schöne Ostergrüße!

Nachdem ich mit "Schießen auf Miezekatzen" in Vivisector hier den Boden bereitet habe, folgt nun "Schießen auf Miezekatzen" - Teil 2. Und mit Miezekatzen meine ich halbnackte Frauen in Fetisch-Outfits.

Willkommen bei Operation Matriarchy.

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Ja, liebe Freunde - das ist nun endlich ehrlicher, aufrichtiger Trash. Surfnazis must die, Die Nacht der reitenden Leichen, The toxic avenger - dieses Kaliber eben. Hach, was hatte ich meinen Spaß. Mehr randständiger Geheimtip geht nicht mehr. Pavel Armstrong (sic!) ballert sich in einer fernen Zukunft achtzehn Level lang über knapp zehn Stunden im Alleingang durch die Truppen der Velianer. Die nach einem Virusbefall des Heimatplaneten nur noch aus Frauen bestehen - gut gebauten Frauen, die Euch spärlich bekleidet in Tangas, Catsuits und Lederbändchen-Body vors Mündungsrohr treten. Harr Harr. Schöner als hier sind nie zuvor sämtliche Klischees über FPS-Spieler verbildlicht worden. Dieses Spiel ist der bytegewordene Traum der PC-Action-Redaktion. Es gehört unter Denkmalschutz gestellt.

Und wie es sich für einen zünftigen Trash-Titel gehört, gibt es auch schlimme Technik-Aussetzer. Operation Matriarchy sieht eigentlich ziemlich gut aus. Das Leveldesign ist brauchbar, die Texturen sind scharf, die Ausleuchtung ist brauchbar und die Engine spult flott ihr Garn. Und die Alienlevel in der zweiten Hälfte sind ganz wunderbare H.R.-Giger-Zitate. Und man schießt auf halbnackte Frauen auf Hühnerbeinen! Aber irgendwas ist Richtung Release schief gegangen. Madia Entertainment hat es tatsächlich fertig gebracht, den Titel ohne zu Ende programmierte Soundausgabe in den Handel zu geben. Statt vieler Worte hier zum Miterleben der Anfang des Spiels:

http://www.youtube.com/watch?v=EoZSmDgGEQE

Geil, wa? Sowas Krasses habe ich selten erlebt. Es gibt einen Fanpatch, der das Spiel mit Sounds und Musik unterlegt. Aber ganz ehrlich -der echte Fan spielt diesen Titel in seiner Urform. Habe ich gemacht. Bis zum Schluß. Ein großartiges Erlebnis! Geht los und besorgt Euch das! Es sind Titel wie dieser, an denen sich die Spreu vom Weizen trennt. Garantiert kein Mainstream!

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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

So, mein Lesertest zu Operation Matriarchy kann nun eingesehen werden. Holt Euch diese Perle, dazu einen Kasten Bier - und gebt Euren grauen Zellen mal etwas Urlaub.

Das kann man zwar auch tun, indem man wie ich gestern hintereinander Transformers 2 und Terminator 4 guckt. Aber das ist dann eigentlich bereits Folter. Operation Matriarchy hingegen bleibt noch auf der Spass-Seite des Trash.
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crewmate
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von crewmate »

Also Bioforge nach einer Lobotomie?
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

crewmate hat geschrieben:Also Bioforge nach einer Lobotomie?
Hi hi. Schraub von BioForge jeglichen Anspruch in jeglicher Hinsicht ab. Dann kommt die Lobotomie. Und was dann noch übrig bleibt - das ist Operation Matriarchy.

Und zwar, nachdem der ganze Kasten Bier leer ist.
johndoe981765
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von johndoe981765 »

Das hier könnte auch was für Dich sein.

Inhabited Island: Prisoner of Power

http://en.akella.com/Game.aspx?id=29&mode=screenshots

Hat wohl etwas von Stalker basierend auf einer russischen Novelle.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Oh!

Ist das tatsächlich erschienen? Sieht interessant aus. Weiß jemand Näheres? Auf Mobygames findet sich schonmal nix.

Edit: Hm. Auf der Homepage des aklamierten und sattsam bekannten Moskauer Entwickler-Studios Orion sind die letzten Nachrichten zu dem Titel von 2007. Wenn mich meine spärlichen Russisch-Reste nicht völlig verlassen haben. Sieht nach einer Projekt-Ruine aus. Aber einer sehr hübsch anzusehenden.
johndoe981765
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von johndoe981765 »

hier mal ein Video

http://ru.akella.com/Files/Games/225/video/prisoner.avi

also erschienen ist das Teil in Russland auf jeden Fall

http://ru.akella.com/Game.aspx?id=225

hier zu kaufen

und auf Frz./Engl. scheinbar auch

http://www.onlinegamesdatenbank.de/inde ... meid=52467

:wink:
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Hast Recht. Ich habe mich vom andere Cover auf der Orion-Seite täuschen lassen. Danke für die Zuarbeit! Jetzt muss ich da nur noch irgendwie rankommen.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

So. Im Lauf der Woche habe ich Hard Reset (Extended Version) beendet. Ich vergnüge mich gerade noch ein bisschen im schweren Modus des Spiels. Nur zu empfehlen, wenn man aus einem früheren Durchlauf die Aufwertungen der Waffen importiert hat. Dann aber ein großer Spaß und fast noch einmal eine neue Spielerfahrung. Ich habe es ja bereits gesagt und wiederhole es hier gern nochmal: das ist ein rundum lohnender Shooter und in dem Segment das Beste, was ich seit längerem gespielt habe. Allerdings ist das angesichts der hier im Fokus stehenden Titel erst einmal ja kein besonders großes Lob. Und da ich neue Vertreter des Genres eh nicht spiele (DRM-verseucht, FPS-Konsolitis), ist Hard Reset derzeit irgendwie auch etwas konkurenzlos und daher im Vergleich schwer bewertbar. Leider. Aber für meinen Geschmack ist es genau das richtige Spiel. So will ich mein Ballererlebnis präsentiert bekommen. Danke nach Polen. Lesertest folgt.

Und obwohl mit der Post schon wieder Nachschub unterwegs ist - jetzt ist erstmal Pause mit Ballern. Ich nehme dieses gut gelungene FPS zum Anlass, mal ein bisschen Ruhe an der Shooter-Front einkehren zu lassen. Denn gestern habe ich mir The Witcher wieder auf die Platte geholt. Zum ersten Mal spiele ich es auf "schwer". Hätte ich viel früher mal tun sollen. So ist dieses Spiel nämlich gemeint. Und obwohl das mein dritter Durchgang in drei Jahren wird - meine Fresse! Für mich ist das nahe an der Perfektion. Ich habe von 12:00 Uhr bis 4:30 Uhr morgens durchgespielt. Ich liebe jede Pore dieses Spieles und dieser Welt. Irgendwann müsste auch der zweite Teil der Roman-Reihe eintreffen. Und dort im Schrank wartet ja schon seit letztem Herbst Witcher 2. Die nächsten Wochen gebe ich es mir so richtig. Sapkowski rules. Da kommt kein FPS nie nicht ran.
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Deuterium
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von Deuterium »

mr archer hat geschrieben: Ich habe von 12:00 Uhr bis 4:30 Uhr morgens durchgespielt.
Und das in deinem Alter... Wow. Ach nein, wenn Meister Geralt zupackt, hat der geneigte Spieler einfach keine Chance mehr. Ich müsste dem Erstling eigentlich auch noch mal die Ehre geben. Und du sagst, "schwer" sei sozusagen der Königsweg? Ich werds mal ausprobieren. Bis zum 17.04 hätte ich dann auch noch mal was zu tun. Neben dem Runterladen des "Enhanced Patches" zumindest. Bei The Witcher kenne ich nur die Enhanced, mal sehen, was der Patch dem 2. Teil bringt.
Nur eins frage ich mich immer wieder: Wie zum Teufel kann man seit letztem Jahr ein eingepacktes The Witcher 2 rumliegen haben, ohne es zu spielen? Soll das eine Art perverse Selbstbestrafung sein, oder kommt das mit dem Alter, dass man nicht mehr jede Neuanschaffung sofort ausprobieren muss? Ach... Und taugen die Bücher was?
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Sollst Du nicht eigentlich Pathologic spielen, hm?

Im Ernst - Witcher 1 ist toll. Für mich das beste PC-Spiel im RPG-Bereich seit dem ebenfalls durch mich heiß geliebten Vampire: The masquerade bloodlines. So stelle ich mir das vor.

Ob man gleich auf "Schwer" starten sollte, weiß ich nicht. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass man auf dieser Stufe die Sache wie ein richtiger Hexer angehen muss - man braucht also Alchemie. Für mutagene Tränke, für Klingensalben. Ohne dem sieht man gegen die questrelaventen Monster kein Land. Und die Verteilung der XP wird noch ein bisschen kniffliger, da man sich im Vorfeld Gedanken machen muss, wo es mit einem hingehen soll. Wie es sich in einem richtigen RPG auch gehört. Ich würde also dazu plädieren, das Spiel einmal auf "Mittel" durchzuspielen, um sich von der phantastischen Geschichte und allem Drumherum ohne zu viel Gefruste flashen lassen zu können. Und dann nochmal auf "schwer". Zweimal spielt man den Titel wegen seiner Großartigkeit sowieso.

Wer die Spiele mag und gerne Fantasy liest, sollte darüber hinaus unbedingt die Bücher lesen. Sapkowskis Stil ist im Genre ziemlich einzigartig. Der harte, trockene Humor hat mich immer wieder vor Lachen kurz inne halten lassen. Vor allem die zwei frühen Bände mit Kurzgeschichten, die eine Art Prolog zur Hauptreihe bilden, sind mitunter pure Comedy und ein herrliches Crossover aus Gebrüdern Grimm, slawischer Märchenwelt, etwas High Fantasy und saloppen Sprüchen mit Sex und Crime, wobei ein sehr kluger, antirassistischer Unterton die ganze Zeit mitschwingt. Ein schöner Magenhaken für das im Genre seit Tolkien so häufig anzutreffende Herumgeschwülste. Ziemlich grandios. Und hach, was fiebert man dann später mit!
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Deuterium
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von Deuterium »

Ich leide unter dem allseits beliebten "Zu viele Spiele, zu wenig Zeit" Syndrom. Und meistens wenn man sich denkt "heute Nacht knall ich mal richtig was weg", ist man um 11 Uhr kaputt und geht ins Bett. Oder man kriegt eine unangenehme Arbeit in den nächsten Vormittag verlegt. Aber ich wüsste auch nicht, dass ich mich mal auf Pathologic festgelegt hätte. Ich glaube es war Painkiller. Es gibt wirklich so viele interessante Sachen (im Moment vor allem "älte" Sachen), aber irgendwie kommt man doch nicht zu.
Witcher 1 hatte ich mal 20 Spielstunden auf einem Spielstand vereint. Aber leider habe ich den Faden verloren und schon sein Monaten nicht mehr gespielt. Jetzt hab ich noch nicht mal mehr einen blassen Schimmer, wo ich in der Hauptquest bin. Deshalb wollte ich einfach einen neuen anfangen. Schwer klingt zwar hochinteressant, aber weil ich ein Warmduscher bin, mache ich doch lieber auf Mittel einen Neuanfang. Bei RPGs habe ich sowieso des Öfteren meine Probleme. Ich weiß noch nicht mal mehr, warum ich damals aufgehört habe, denn mir hat das Spiel auch sehr gut gefallen.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Deuterium hat geschrieben:Ich leide unter dem allseits beliebten "Zu viele Spiele, zu wenig Zeit" Syndrom. Und meistens wenn man sich denkt "heute Nacht knall ich mal richtig was weg", ist man um 11 Uhr kaputt und geht ins Bett. Oder man kriegt eine unangenehme Arbeit in den nächsten Vormittag verlegt.
Und Du junger Mensch fragst mich, warum ich hier den 2. Witcher noch auf Halde liegen habe. Kicher. Get used to it. Die Kunst ist lang, doch kurz ist unser Leben.
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Deuterium
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von Deuterium »

Eine ziemlich bittere Erkenntnis, würde ich sagen. Ich versuche einfach mal ein bisschen System reinzubringen, vielleichts wirds dann ja was. Liste machen, runter arbeiten. Autsch, gerade angelegt. 25 Titel ha,ha. Ich sollte meine Einkaufsstrategien überdenken.
Ich wünsche auf jeden Fall viel Spaß im FPS Urlaub.
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mr archer
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Re: Osteuropa-Shooter aus der zweiten Reihe

Beitrag von mr archer »

Deuterium hat geschrieben:Eine ziemlich bittere Erkenntnis, würde ich sagen. Ich versuche einfach mal ein bisschen System reinzubringen, vielleichts wirds dann ja was. Liste machen, runter arbeiten.
Das klingt ehrlich gesagt nun für mich wieder ziemlich bitter. Ich würde eher dafür plädieren, sich treiben zu lassen. Ist ja immer noch ein Hobby und nicht die Arbeit oder so. Und wie Kajetan aka. Harzzach, der ein noch viel älterer Sack ist, als ich es bin, an anderer Stelle in diesem Zusammenhang sinngemäß gesagt hat: Der Gedanke, in einem Leben nicht alle Spiele durchspielen zu können, die einen interessieren, nicht alle Filme sehen zu können, jedes Buch lesen zu können, nicht jede Platte hören zu können, nicht jedes Land bereisen zu können usw, hat nicht nur etwas Schreckliches. Nein, er tröstet auch. Denn er schenkt einem die Erkenntnis, dass man nicht jeden Scheiß mitmachen muss.

Ich möchte diese weisen Worte noch ergänzen: Und dass man den Scheiß, für den man sich einmal entschieden hat, so intensiv in sich aufsaugen sollte, wie es nur geht.