Metropolis - 3h Fassung auf Arte

Früher war alles besser? 256 Farben sind mehr als genug?

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crewmate
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Metropolis - 3h Fassung auf Arte

Beitrag von crewmate »

Läuft im Moment auf Arte.
Diese Originalfassung war über 80 Jahre verschollen.
Metropolis ist einer der größten Produktionen der Vorkriegsgeschichte.
Quasi das Matrix oder Avatar von damals. 5 Mio RM Budget (ca 16Mio Euro), 3 Jahre drehzeit., 27.000 Komparsen.
SchwarzWeiß, Stummfilm mit Textboxen und Orchestersoundtrack.
Mehr Retro geht doch echt nicht.

Bild
(Nachdem der Yps Heft Thread ok ist, schreib ichs mal hier rein, statt es im Off Topic zu verheizen)
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Supabock-
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Beitrag von Supabock- »

die umrechnung von rm in Euro halt ich für bullshit,
ansonsten thumbs up, fritz lang = megagod!
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Wulgaru
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Beitrag von Wulgaru »

Ich finde ja das dieser Film maßlos überbewertet ist. Zumindest als Gesamtfilm.
Die Story ist nämlich auch und gerade für damalige Verhältnisse absolut dämlich und bescheuert. :wink:

Aber optisch ist er ein Fest, es ist der reine Wahnsinn wenn man aus heutiger Sicht den Aufwand dieses Films sieht. Visuell legendär auf jeden Fall, ansonsten würde ich bei Interesse an Stummfilmen "Der letzte Mann" von Friedrich Wilhelm Murnau (mit einem großartigen Emil Jannings) oder "Das Cabinet des Dr. Caligari" von Robert Wiene empfehlen.

Ersterer ist eine großartige Parabel auf den Wandel der damaligen Gesellschaft, ein zynischer Blick auf Statussymbole und allgemein ein wunderbarer Film (von Murnau stammt übrigens auch Nosferatu, ebenfalls ein sehr guter Film).
Caligari ist sozusagen die Blaupause für so gut wie alle Psychohorrofilme und hat mit die besten Filmkulissen aller Zeiten. In diesem Film kann man nach jedem Szenenwechsel einfach mal den Pausenknopf drücken und anfangen zu suchen und zu rätseln, jedes Szenenbild quillt vor Symbolik über. Zudem hat Caligari einen der ganz großen "Killer"...naja bei Interesse an sowas, guckt euch die beiden Filme einmal an.
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Dan Chox
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Beitrag von Dan Chox »

Wulgaru hat geschrieben:Ich finde ja das dieser Film maßlos überbewertet ist. Zumindest als Gesamtfilm.
Die Story ist nämlich auch und gerade für damalige Verhältnisse absolut dämlich und bescheuert. :wink:
Quasi eben das Avatar von damals. - Nein, das wäre unfair.
Metropolis leidet leider am Drehbuch. Anstatt durch Film geleitet vom Zuschauer durch eigenes Denken erkannt zu werden, wird einem die Moral - "Mittler zwischen Hand und Hirn muss das Herz sein!" schon in der ersten Einstellung vorgekaut - leider ein Symptom für den gesamten Film. Gewürzt mit marxistischer Klassenkampffantasei und mittelmäßigen Allegorien (wütender Mob, Babylon...), die zum Unglück des Films auch noch übermäßig erklärt werden macht dies Metropolis leider nicht zu dem großen inhaltlichen Wurf, der es hätte sein können - denn Rollen, Schauspieler, Inspiration, Setting und Regie sind auch heute noch wegweisend. Dafür überzeugt der Film mit großer Seele und großartigen, analogen(!) Spezialeffekten - und ist damit Avatar um Meilen vorraus.

Übrigens fand ich den Kommentar der Moderatorin nach dem Schauspiel zum kotzen: Nur James Cameron (und hat sie Michael Bay auch noch gesagt?!) würden solchen emotionalen Ausdruck heute noch hinkriegen, und das mit Hilfe geballter digitaler Effekte. Meine Güte, Camerons bester Film war Titanic! (Und auch der einzige, der etwa mit Metropolis vergleichbar wäre.) Die Anspielung auf Avatar hätte sie sich lieber verkniffen.
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Wulgaru
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Beitrag von Wulgaru »

Naja, so falsch ist das ja nicht.
Fritz Lang ist als Visionär durchaus mit Cameron vergleichbar. Zudem sind die Geschichten die es zum Dreh gibt ja auch bezeichnend. Höchstes Budget bis dato, quält Komparsen ins Krankenhaus (auf die Überflutungsszene bezogen), hochsymbolische Bilder (hier wieder Avatar: Die Indianermetapher ist platt? Ja genau wie die Arbeitermetapher) usw.
Der Cameron Vergleich bezieht sich auf eine Veränderung des Kinos und das hat Cameron ja schon mehrmals bewiesen, meiner Meinung nach auch mit Avatar (und hier ist ja die parallele: Story ist arm :wink: ) aber davor auf jeden Fall mit Terminator 2.
Cameron mit Bay vergleichen wäre wiederum unangemessen unfair meiner Meinung nach.
Naja, wir sind uns einige das Metropolis den Film verändert hat, die Stadtbilder moderner SF-Filme sind zum Beispiel häufig bis immer von den Metropoliskulissen inspiriert.

Wenn so ein Film so pompös bei der Berlinale inszeniert wird, muss man sich um sachliche historische Bearbeitung eh keine Sorgen mehr machen, die wartet draußen. Ich würde mir wünschen sowas in Zukunft einmal öfter zu machen. So eine richtig schön pompöse Neuaufführung von Caligari oder M (meiner Meinung nach Langs eigentliches Meisterwerk) wäre auch ganz cool, da könnt man dann ja wieder rumsabbern, dass es das heute nicht mehr gäbe usw. :wink:
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Dan Chox
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Beitrag von Dan Chox »

Wulgaru hat geschrieben:Naja, so falsch ist das ja nicht.
Fritz Lang ist als Visionär durchaus mit Cameron vergleichbar. Zudem sind die Geschichten die es zum Dreh gibt ja auch bezeichnend. Höchstes Budget bis dato, quält Komparsen ins Krankenhaus (auf die Überflutungsszene bezogen), hochsymbolische Bilder (hier wieder Avatar: Die Indianermetapher ist platt? Ja genau wie die Arbeitermetapher)
Nun, man wird sich wohl aber einig dass die Arbeiter- und Gesellschaftsmetaper damals weitaus authentischer ist als die Indianermetapher in Avatar, oder? :) Leider zeigt aber eben genau das, wie wenig sich das Mainstream-Kino weiterentwickelt. Vision braucht eben auch Inhalt, und der ist bei Avatar leider allein in Form von special effects zu finden...
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Bedameister
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Beitrag von Bedameister »

schade dass ich ihn nich gekuckt hab, hab nur am schluss mal hingezappt und fand es schon recht beeindruckend. v.a. wenn man bedenkt wann der Film gemacht wurde 8O
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Wulgaru
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Beitrag von Wulgaru »

Dan Chox hat geschrieben:
Wulgaru hat geschrieben:Naja, so falsch ist das ja nicht.
Fritz Lang ist als Visionär durchaus mit Cameron vergleichbar. Zudem sind die Geschichten die es zum Dreh gibt ja auch bezeichnend. Höchstes Budget bis dato, quält Komparsen ins Krankenhaus (auf die Überflutungsszene bezogen), hochsymbolische Bilder (hier wieder Avatar: Die Indianermetapher ist platt? Ja genau wie die Arbeitermetapher)
Nun, man wird sich wohl aber einig dass die Arbeiter- und Gesellschaftsmetaper damals weitaus authentischer ist als die Indianermetapher in Avatar, oder? :) Leider zeigt aber eben genau das, wie wenig sich das Mainstream-Kino weiterentwickelt. Vision braucht eben auch Inhalt, und der ist bei Avatar leider allein in Form von special effects zu finden...
Das kann man so und so sehen. Nur weil Fritz Lang damals die Möglichkeiten nicht hatte, kann man das Cameron nicht zum Vorwurf machen, der bereits bewiesen hat, bei Bedarf mit aufwendigen Kulissen arbeiten zu können. Ich behaupte, wenn man mal Kracauers Beschreibung der Entstehung dieses Films durchliest, dass Lang der erste gewesen wäre, der sich auf CGI und 3d gestürzt hätte.

Avatar ist nicht einfach nur ein Special Effects Film, in 3d entführt (wenn man nicht im Pocahontas-Mecker-Style davor sitzt und sich darauf einlässt :wink: ) auf einen anderen Planeten.
Cameron setzt die 3d Technik perfekt ein, er setzt CGI perfekt ein, er inszeniert das mit exzellenten Einstellungen, die Kamera verliert niemals die Übersicht usw.
Avatar ist der erste CGI Film der mir im Vergleich mit alten Actionfilmen wirklich gefallen hat, dass ist die eigentliche Daseinsberechtigung dieser Technik, dafür wurde sie eigentlich entwickelt.

Man gucke sich die Indiana Jones 4 oder Transformers 1/2 an (deren Vergleich sich beim Effektkino ja aufdrängt).
Wie schlecht und aufgesetzt wirkt Indy. Wie unecht wirkt alles, wie sehr sieht man das künstliche (Stichwort die Ameisen). Wie wenig erkenne ich eigentlich in einem Bayfilm? Ich habe keine Ahnung was in der letzten halben Stunde bei Transformers passiert ist (okay es war mir auch egal), aber ich habe es auch visuell nicht erkannt, da Bay keine Ahnung hat wie er die Kamera einsetzen kann und mich einfach wie ein Affe mit seinen Effekten beschmeißt.

Was will ich damit sagen: CGI ist nicht gleich CGI, in der Regel hat nur keiner Ahnung davon den Computer richtig einzusetzen. Cameron schon, in Verbindung mit 3d ein neues Kinoerlebnis imho.
Und: Wir reden hier nur von der Optik, nicht vom Drehbuch. :wink:

Edit:
Eine Anekdote aus dem Spiegel wäre noch das her, von wegen platter Metapher, zumindest eine Gruppe hat sie persönlich genommen:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-68621926.html
Die restlichen Kritiken halten die Message des Films ja für ausgelutscht. :wink:
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Dan Chox
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Beitrag von Dan Chox »

Wulgaru hat geschrieben:Das kann man so und so sehen. Nur weil Fritz Lang damals die Möglichkeiten nicht hatte, kann man das Cameron nicht zum Vorwurf machen, der bereits bewiesen hat, bei Bedarf mit aufwendigen Kulissen arbeiten zu können. Ich behaupte, wenn man mal Kracauers Beschreibung der Entstehung dieses Films durchliest, dass Lang der erste gewesen wäre, der sich auf CGI und 3d gestürzt hätte.
Stimmt - dagegen sage ich auch nichts. Regie, Effekte und Kameraführung in Avatar waren toll! Das hat Cameron ja auch bereits in Titanic - dem mmn besseren Film - bewiesen. Bei Avatar fühlte ich mich, wenn nicht sogar zum ersten Mal, tatsächlich fast in eine andere Welt versetzt und es war einer der wenigen Filme, der den Einsatz von CGI tatsächlich berechtigte. (Es gibt ja bereits genug schlimme Erinnerungen an Filme mit dem Gegenteil, beispielsweise eben das von dir genannte Indy 4... meine Güte!) Trotzdem: Eben genau dies ist auch die Schwäche des Films; er fühlt sich an, als ob er nur um der Effekte willen produziert wurde. Und das grenzt ihn auch von Metropolis ab.
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Wulgaru
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Beitrag von Wulgaru »

Dan Chox hat geschrieben:
Wulgaru hat geschrieben:Das kann man so und so sehen. Nur weil Fritz Lang damals die Möglichkeiten nicht hatte, kann man das Cameron nicht zum Vorwurf machen, der bereits bewiesen hat, bei Bedarf mit aufwendigen Kulissen arbeiten zu können. Ich behaupte, wenn man mal Kracauers Beschreibung der Entstehung dieses Films durchliest, dass Lang der erste gewesen wäre, der sich auf CGI und 3d gestürzt hätte.
Stimmt - dagegen sage ich auch nichts. Regie, Effekte und Kameraführung in Avatar waren toll! Das hat Cameron ja auch bereits in Titanic - dem mmn besseren Film - bewiesen. Bei Avatar fühlte ich mich, wenn nicht sogar zum ersten Mal, tatsächlich fast in eine andere Welt versetzt und es war einer der wenigen Filme, der den Einsatz von CGI tatsächlich berechtigte. (Es gibt ja bereits genug schlimme Erinnerungen an Filme mit dem Gegenteil, beispielsweise eben das von dir genannte Indy 4... meine Güte!) Trotzdem: Eben genau dies ist auch die Schwäche des Films; er fühlt sich an, als ob er nur um der Effekte willen produziert wurde. Und das grenzt ihn auch von Metropolis ab.
Ich sehe wir sind uns im Grunde einig bis auf ein letztes:
Grad bei Metropolis glaube ich das wir es einfach mit einem gewaltigen Ausdruck von Leibers Ego zu tun haben und genau deswegen ist er so und nicht anders in schlechten und in negativen Aspekten. Man könnte also sagen das Metropolis ein Ausdruck des Größenwahns ist und das trifft dann auch wieder auf Avatar zu mit seiner jahrelangen Entwicklungszeit.

Nebenbei bin ich sehr gespannt, ob Cameron nun wirklich Battle Angel auf die Leinwand holt, ebenfalls lange angekündigt, gäbe es hier eine gute Plotvorlage und es wäre sein Stammgenre (Cyberpunk). Davon erwarte ich mir eigentlich noch mehr als von Avatar.
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Worrelix
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Beitrag von Worrelix »

Danke für den Hinweis.

Bisher kannte ich nur die restaurierte Fassung von 2003.

Finde es aber seltsam, daß in heutigen Zeiten, wo man technisch Welten aus dem Nichts schaffen kann (Avatar), solche Gebrauchsspuren wie die senkrechten Kratzer nicht einfach wegretuschiert werden ... ?

Btw: nur als Fakt: Die "neue" Version ist 145 Minuten lang, die Premierefassung war 153 Minuten lang und 2001 (DVD:2003) waren 118 Minuten Film das maximal Restaurierbare.