So,
ich habe mich jetzt mal wieder an ein SNES Titel meiner Kindheit gewagt zwischen den Jahren und stelle hier mal meine Eindrücke vor:
Es geht um das von SquareSoft entwickelte Spiel: "Secret of Evermore" welches 1995 - allerdings nur im westlichen Raum - für den Super Nintendo heraus kam.
Ich war damals zu Release 10 Jahre alt, ich schätze dass ich es dann so mit 11 oder 12 Jahren gespielt hatte. Die einzigen wirklich prägenden Erinnerungen, die ich bis heute hatte waren ein paar Endgegner (wie etwa Vigor, der auch das Cover ziert), dass ich zusammen mit meinem Hund 1:1 wie bei Secret of Mana durch die Welt gelevelt bin und dass der einzige große Unterschied zu SoM das Zaubersystem war, welches nicht durch Magiepunkte sondern durch Verbrauch von alchemistischen Zutaten, die ich kaufen oder finden (in Truhen oder mein Hund erschnüffelt sie) konnte. Achja, ich konnte mich noch an "Allelachema" erinnern und an das komplizierte Tauschsystem, und das ich nie alles ertauscht bekommen hatte, was ich damals haben wollte

Das waren meine Eindrücke von damals...
Ich hab mich jedenfalls mit großer Vorfreude zwischen den Jahren mit Junkfood und offiziellen Spieleberater bewaffnet an die Glotze gehockt und losgelegt und seit fast 2 Wochen spiele ich hin und wieder weiter an dem Spiel, je nach Zeit. Meine Eindrücke nun sind etwas "ernüchternder", ich fange mal mit meinen Negativen Punkten an:
Die Story ist so unglaublich schlecht! Ich glaube auch nicht, dass die deutsche Übersetzung da viel schlimmer ist als die amerikanische Fassung, aber die Texte sind einfach sooo trashig dass ich nicht nur sehr oft schmunzeln musste, sondern auch manchmal gestöhnt habe vor Verzweiflung
Beispiel: Ich bin in Gotika, das ist die 3. Epoche von 4. Dort auf Chaosturm bekomme ich von der vermeintlichen Königin den Auftrag, nach Terrorfels mich zu schleichen um dort das Burgtor zu öffnen, damit sie mit ihren Schergen "die restlichen Bösen dort vernichten können" (so im Wortlaut). Ich will eigentlich nur noch nach Hause, meine Bitte war im Voraus mir zu helfen, wieder nach Großostheim zu kommen

, aber ich gebe als Antwort "Ja klar, das klingt cool"
Damals war mir das natürlich nicht so bewusst und erst Recht kein Dorn im Auge, heute bemerkt man, dass dieses Spiel fast schon eine unverschämt schlechte Kopie von Secret of Mana ist. Nicht nur, weil die Grafik, das Gameplay, Kampfsystem und auch das Menü einfach identisch sind, sondern weil auch z.b. ein hässlicher Drache, der mich zum Chaosturm zurück fliegt, einfach Lufti heisst ^^
Der Spieleberater ist der größte Hit von allem! bis auf ein paar wenige wirklich gute Tips, Monster-Info (KP, Angriff, aber kein Hinweis, welche Waffe oder Zauber am besten sind) steht dort wirklich nur Mist drin... bei fast jedem Endboss steht sowas wie "Schmeiß ihm deine stärksten Zauber und aufgelevelte Waffen entgegen und gib ihm Saures!" wtf...?!? ^^
Einige Secrets sind ohne dem Spieleberater dann auch gar nicht zu meistern, z.b. bleib lange in einem Wüstenstrudel stehen, bis du vom Sand verschluckt wirst, dort gibt es eine geheime Truhe, die dir 99 Reis und 99 Gewürzfässer gibt und ehrlich gesagt: ohne diese Dinge kann man es fast schon vergessen, kurz danach in Allelachema alles zu ertraden.
Am Schluss meckere ich noch über den Sound. Einige wenige Passagen haben nicht nur klasse Geräuschkulissen sondern auch eine nette und einprägsame Hintergrundmusik, viele Orte aber haben einfach GAR keine Musik, manchmal hört man ein zwirpen eines Insekts oder ähnliches. Es fühlt sich jedenfalls nicht "fertig" an.
Nun, jetzt habe ich aber genug gemeckert, kommen wir zu den Positiven Dingen und auch gleichzeitig den Gründen, warum ich es immer noch spiele und es natürlich auch zu Ende spielen werde:
Das Leveln ist immer noch DER Motivationsgrund des Spiels. Man kann seine Waffen zwar lediglich bis auf Level 3 bringen, bekommt aber pro Epoche jeweils ein neues Schwert, Axt und Speer..
Es gibt mehr Zauber als z.b. bei SoM (sorry, dass ich jedesmal Secret of Mana als Vergleich nehme, aber es ist nunmal das ähnlichste Spiel auf dem Gebiet), leider sind manche "doppelt" bzw. ersetzen schwächere aber man kann sehr viele Zauber hochstufen, unnötige einfach weglassen (auch in der Auswahl). Die Formeln der Zauber sind klasse, jeder Zauber benötigt andere Zusammensetzungen aus den (glaub ich) 22 Zutaten. Manche sind sehr einfach in einigen Epochen zu finden wie z.b. Asche (oft bei Lagerfeuern) oder Wasser, Wurzeln. Manche gibt es nur zu kaufen und dass auch leider recht teuer (Pfeffer). Aber mir macht es total Spaß, jeden sinnvollen Zauber bis zum Maximum (Level 9) zu steigern.
Auch positiv finde ich seltene Items, die dauerhaft Eigenschaften wie z.b. Ausweichrate etc. verbessern. Solche Gegenstände bekommt man meist durch geheime Gänge oder Märkte in Städten, wenn man die richtigen Tauschwaren parat hat.
Ich bin jetzt kurz vor der 4. Epoche (Assitopia), habe von Professor Gallenstein mein Flugobjekt erhalten und kann nun endlich in die "alten" Epochen zurück reisen um dort noch nicht entdecktes zu finden
Um mal ein Fazit zu bringen:
Secret of Evermore wurde schon immer im selben Atemzug mit den gängigen SNES Klassikern genannt, mir war allerdings nie so wirklich bewusst, welch Qualitätsrückstand es doch hatte. Wenn man bedenkt, dass dieses Spiel nur im westlichen Raum erschienen ist um "den westlichen Spieler an die RPGs aus Japan "heranzuführen", dann bekommt man wohl auch die Antwort. Ein wenig schade, hat das Spiel doch sehr gute Eigenschaften, viel Eigencharme (wenn auch viel trash) und ein klasse Levelsystem, welches ich schon bei vielen anderen Spielen geliebt habe. Ohne es jetzt schlecht reden zu wollen, hat es bei mir ein wenig an Magie verloren, nachdem ich es jetzt wieder ausgepackt habe und mit erwachsenen Augen betrachtet habe. Nichts desto trotz bleibt es für mich ein Klassiker, den ich auch niemals hergeben werde, selbst den Spieleberater nicht
