Review: Klonoa (Wii)
Endlich ist es da: Das von mir so lange heiß erwartete Remake von Klonoa: Door to Phantomile, das seinerzeit für die Playstation erschien. Natürlich habe ich mich gleich hineingestürzt in die grafisch beeindruckende und akustisch hervorragende Wii-Welt der Träume - ein Comeback nach Maß für den Jump&Run-Helden Klonoa?
Welcome back, Klonoa!
Wie lange habe ich mich schon darauf gefreut und wie lange habe ich darauf gewartet, jetzt ist es endlich soweit: Klonoa: Door to Phantomile steht in meinem Spieleregal. Gut, da stand es schon davor - aber als Playstation-Original. Was ich meine, ist das gleichnamige und vor kurzem erschienene Remake für Wii. Leider konnte mich dieses aber nicht so verzaubern wie damals das Original von 1998 ..
Klonoa ist zurück: in einem bunten, leichten und viel zu kurzen Spiel
Albtraum-Held wider Willen?
So ist das seltener im Leben und dafür häufig im Videospiel: Ganz zufällig wird man in ein spannendes und schwieriges Abenteuer verwickelt. Und genauso ergeht es auch Klonoa, der kleinen akrobatischen Katze mit ihren langen Schlappohren. Einmal nachts schlecht geträumt und gleich nach dem Aufwachen konfrontiert mit dem Auslöschen der Welt. Der böse Ghadius plant nämlich zusammen mit seinem Clown-Gehilfen Joker, Albtraum-Energie auf dem ganzen Planeten zu verbreiten und schöne Träume zu zerstören. Ist doch klar, dass Klonoa und sein Freund Hupo sich gleich in die größte Gefahr stürzen, um die Welt vor dem drohenden Unheil zu bewahren. Ganz so einfach, wie es eben noch geklungen hat, ist die Sache aber natürlich nicht. Die einzige, die die Albtraumflut noch verhindern kann, ist Lephise, die Sängerin, mit ihrem Gesang der Wiedergeburt. Also gilt jetzt nur eines: Auf zu Lephise! Doof nur, dass Ghadius sie entführt hat und sie deshalb nicht singen kann - aber was macht das schon? Ich bin schließlich Klonoa und werde sie befreien und die Welt retten.
Ihr werdet es sicher schon gemerkt haben: Sonderlich spannend ist die Geschichte eigentlich nicht und sie bewegt sich auf einem sehr kindischen Niveau. Trotzdem ist die Story wirklich liebevoll inszeniert und bietet besonders Jüngeren viel Spaß beim Lesen der witzigen Dialoge und Ansehen der vielen netten Zwischensequenzen. Teilweise rührt sie sogar mit einigen traurigen Wendungen und emotionalen Szenen. Das ändert aber nichts daran, dass sich das ganze Spiel stark an jüngere Spieler richtet - und trotzdem können auch ältere viel Spaß damit haben!
Spielerische Eleganz wie in alten Zeiten?
Und das liegt nicht an der niedlichen Präsentation, sondern am fantastischen Spielgefühl. Kein Jump&Run bietet so ein ausgefeiltes und vielseitiges 2,5D-Spielprinzip wie die Klonoa-Spiele. Man bewegt sich in klassischer Sidescroller-Manier von links nach rechts durch die verschiedenen Levels, aber manchmal dreht sich die Kamera auch in die Tiefe, sodass wortwörtlich das ganze Level gedreht wird. Dieses Prinzip wird Klonoa-typisch für zahlreiche Rätsel genutzt. Manchmal müsst ihr einen Schalter im Hintergrund aktivieren, ein anderes Mal Feinde aus dem Hinterhalt eliminieren und beim nächsten Mal versteckte Dinge finden, die sich meistens in grün-weißen Eierschalen verbergen. Leider beschränken sich fast alle dieser Rätsel auf meist primitive Schalterrätsel, die schon nach sehr kurzem Nachdenken gelöst sind - ein weiterer Beweis dafür, dass sich Klonoa stark an Kinder richtet. Zwar sind sie clever und professionell designt, aber wirklich an keiner Stelle fordernd. In den Levels laufen natürlich auch allerlei Feinde herum, die Klonoa per B-Klick greifen kann und anschließend zwei Möglichkeiten hat: Entweder er wirft einen Gegner fort, um Schalter zu aktivieren oder andere Feinde zu treffen, oder er vollführt per Wurf auf den Boden einen Doppelsprung, nach dem es ihm wie die ganze Zeit im Spiel möglich ist, kurzzeitig durch Schlagen seiner Schlappohren zu fliegen.
Das Spielprinzip ist genauso klasse wie es übernommen wurde: Simpel, aber richtig unterhaltsam.
Patroullierende KI, Bosskämpfe ohne Spannung
Allerdings gibt es einige negative Faktoren, die viele Spieler vom Kauf abhalten können und die auch von mir keineswegs ignoriert werden können. Dazu zählt vor allem die leblose, lemminghafte KI, die strunzdumm von links nach rechts marschiert und nur bei Kontakt auflebt (wenn überhaupt!). Aber gut, es ist ein Spiel für Kinder. Trotzdem: Das ist ganz, ganz schwach. Erschreckenderweise sind auch die regelmäßigen Bosskämpfe keinerlei Herausforderung. Sie sind clever inszeniert, kreativ und abwechslungsreich - aber größtenteils kinderleicht. Bis auf den allerletzten Endboss hatte ich nie irgendwo im kompletten Spiel das Gefühl, wirklich gefordert zu werden. Eine kleine Ausnahme bilden die freischaltbaren Bonuslevels, die auch Veteranen noch herausfordern können - aber davon hätte es lieber mehr in der Kampagne geben sollen. Klonoa wurde von der Playstation auf die Wii deutlich vereinfacht und auch die Bosse sind nach wenigen Treffern bereits besiegt - eine Generalüberholung wäre hier auf jeden Fall nötig gewesen. Und nicht nur der Schwierigkeitsgrad schreckt ab, sondern auch der Umfang: Bei mir war nach rund 6 Stunden alles durch, inklusive dem freischaltbaren Reverse-Mode, der mich sämtliche Levels noch einmal gespiegelt spielen lässt. Für den ersten Ausflug ins Land der Träume habe ich gerade einmal 3 Stunden und wenige Minuten gebraucht, bis der Abspann über den Bildschirm flimmerte. Ernüchternd.
Immerhin haben mir in der kurzen und einfachen Spielzeit einige Dinge sehr gut gefallen. Die Levels sind abwechslungsreich und gut designt, das Artdesign kunterbunt und liebevoll - wenn man von einigen wenigen Ausnahmen mal absieht. Und auch die Technik kann begeistern.
Auch wenn es kompliziert aussieht: es ist viel zu leicht
Grafisch & akustisch auf der Höhe der Zeit
Technisch hat sich seit 1998 einiges getan: Die Grafik strotzt nur so vor Liebe zum Detail! Wunderschöne Kulissen, hübsche und flüssige Animationen und süße Charaktere rundherum - Klonoa gehört definitiv mit zu den schönsten Spielen auf der Wii. Der tolle Cel-Shading-Look macht auch gleichzeitig die Präsentation noch ansprechender. Und auch akustisch schwebt Klonoa auf der höchsten Ebene: bezaubernde Melodien und gute Soundeffekte wissen zu gefallen. Was allerdings enttäuscht, ist die emotionslose deutsche Sprachausgabe und die minimale Animation der Charaktere in den Zwischensequenzen. Reaktionen, Gesichtsverzüge? Fehlanzeige. Und - wie gesagt - die Sprachausgabe zieht die Dramaturgie noch zusätzlich nach unten. Im Spiel selbst dafür ist Klonoa einfach nur klasse.
Ebenso wie Grafik & Sound hat man bei NamcoBandai auch die Steuerung optimiert. Euch stehen vier verschiedene Varianten zur Verfügung: Wii-Fernbedienung + Nunchuk, quergehaltene WiiMote, Classic- und GameCube-Controller. Erfreulicherweise funktionieren alle Möglichkeiten sehr gut. Lediglich ein wenig mehr Anpassung an die Wii hätte ich mir gewünscht, aber so bin ich damit auch zufrieden.
Mein Fazit
Das ist verdammt schade. Was 1998 noch begeistern konnte, schwebt heute nur noch auf befriedigendem bis gutem Niveau. Versteht mich jetzt nicht falsch: Klonoa ist auch heute spielerisch noch ein Genuss. Und dank der hübschen Grafik und sehr guten Musik auch technisch gut gelungen. Trotzdem reichen diese wenigen Verbesserungen keineswegs aus, damit Klonoa mit Jump&Run-Größen wie Super Mario und Sonic mithalten kann - diese beiden haben sich nämlich wirklich weiterentwickelt und sich mehr und mehr an die heutige Zeit angepasst, was bei Klonoa leider nicht der Fall ist. Für heutige Verhältnisse kann und will ich eine so leichte und kurze Spielzeit nicht akzeptieren. Wenn bei mir nach genau 3 Stunden und 27 Minuten der Abspann über den Bildschirm flimmert, ohne dass ich auch nur ein einziges Mal an irgendeiner Stelle wirklich gefordert war oder gar zum Nachdenken angeregt wurde, ist da gewaltig was schiefgelaufen. Zum Vergleich: Ich habe mehrere Wochen gebraucht, bis ich Super Mario Galaxy durchgespielt hatte. Bei Klonoa war nach 1 1/2 Tagen Schluss. Aber immerhin haben mir die knapp 3 1/2 Stunden Spielzeit viel Spaß bereitet! Hätte man Klonoa nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich etwas mehr an die heutige Zeit angepasst, wäre das Spiel ein Hit geworden - so aber bleibt nicht mehr als ein kinderleichtes und viel zu kurzes Hüpfvergnügen übrig.
Pro-/
Contra-Punkte
+ coole 2,5D-Spielmechanik
+ sehr hübsche Grafik
+ schöne Musik
+ kreatives Artdesign
+ viele Zwischensequenzen
+ simple Steuerung
+ niedliche Präsentation
+ gutes Leveldesign
+ interessante Story
- viel zu kurz (max 5 Stunden)
- kinderleicht; Lemming-KI
- kaum inhaltliche Neuerungen
- meist emotionslose Sprachausgabe
- minimal animierte Charaktere (Zwischensequenzen)
Bewertung:
80%
(
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